Orangen und Datteln. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Orangen und Datteln - Karl May страница 5

Название: Orangen und Datteln

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746750163

isbn:

СКАЧАТЬ Hassan el Kebihr, der große Hassan, fürchtet weder die Scheitans (Teufel) noch die bösen Djinns; er weiß, daß sie fliehen, wenn er den Surat en nas und den Surat el falak betet. Du aber bist ein Christ und kannst keinen Surat (Sure) beten, darum werden sie dich verschlingen, wenn du in das Serir kommst, wo sie wohnen.«

      »Warum hast du da den Sihdi Emir nach dem Bab-el-Ghud gehen lassen? Sie werden ihn verschlungen haben, ehe wir ihn erreichen!«

      Diese unerwartete Entgegnung brachte ihn doch in einige Verlegenheit, aber er wußte sich zu helfen.

      »Ich werde für ihn beten!«

      »Für einen Ungläubigen? Gut, Hassan, ich sehe, daß du ein frommer Sohn des Propheten bist; bete auch für mich: für ihn den Surat en nas und für mich den Surat el falak, dann brauchen wir uns vor den Djinns der Wüste nicht zu fürchten. Ich werde aufbrechen morgen, wenn die Sonne sich erhebt.«

      »Allah akbar, Gott ist groß, Sihdi! Er kann alles und darf alles; der Mensch aber muß ihm gehorchen und darf keine Reise antreten zur Zeit der Morgenröte. Die Zeit des Aufbruches ist drei Uhr nachmittags oder das heilige Assr, zwei Stunden vor dem Abend.«

      »Du vergissest, Hassan, daß diese Zeit nur den Karawanen gilt; der einzelne Reisende aber kann gehen, wenn es ihm beliebt.«

      »Sihdi, du bist wirklich ein großer und gelehrter Fakih (Gesetzkundiger), und ich beklage die Stunde, welche dir einen Franken zum Vater und eine Christin zur Mutter gegeben hat. Ich sehe, daß du ein Hafizh bist, der nicht allein den Kuran, sondern auch den Ilm tefsir el Kuran auswendig kennt, und werde dir treu und gehorsam sein und dich führen, wohin du willst!«

      »Was hast du für Tiere?«

      »Keines, Sihdi. Ich ritt mit zwei Djemmels (Kamelen) von Zinder ab; das eine stürzte mir in der Tehama (flachen Wüste) und das andere war, als ich hier anlangte, so abgetrieben, daß ich es verkaufen mußte.«

      »So werden wir mit der Steppenpost von hier nach Batna gehen und von dort mit der Wüstenpost über den Djebel-bouRezal nach den achtzehn Oasen des Siban, wo wir uns in Biskara mit guten Hedjihns (Reitkamelen) versehen können. Also halte dich bereit, früh mit der Sonne aufzubrechen, und überzeugst du mich bis Bab-el-Ghud von deiner Tapferkeit, so werde ich mich nicht weigern, dich Djezzar-Bei und el Kebihr zu nennen!«

      »Meinst du vielleicht, Sihdi, daß ich ein Tuschan bin? Ich fürchte weder den Löwen noch den Smum (Wüstenwind); ich fange die Assaleh (gefährlichste Schlange der Steppe) und den Vogel Strauß; ich jage die Gazelle und das Gnu, und ich töte den Panther und den Skorpion. Wenn meine Stimme erschallt, so zittert jedermann, und auch du wirst mir den Namen nicht versagen, der mir gebührt. Sallam aaleikum, Friede sei mit Euch!«

      Nach einer tiefen Verbeugung verließ er das Zimmer.

      Madame Latréaumont trat abermals auf mich zu und faßte meine Hand.

      »Also wirklich, Sie erfüllen unsere Bitte, Monseigneur, obgleich dieselbe so groß und so kühn ist? Und schon morgen wollen Sie fort, ohne zuvor unsere Gastfreundschaft zu genießen?«

      »Madame, wir befinden uns in einer Lage, welche schnelles Handeln erfordert, und wenn Sie mir erlauben, werde ich Sie nach unserer Rückkehr um Ihre Gastfreundschaft ersuchen. Vielleicht gestatten Sie mir, bis dahin diejenigen meiner Effekten, welche ich nicht mitnehmen kann, bei Ihnen einzustellen!«

      »Sûr, assurément, Monseigneur! ich werde sofort nach dem Schiffe senden, um alles, was – –«

      »Pardon, Madame, ich stieg bereits im Hotel de Paris ab.«

      »Wirklich, das thaten Sie? Wissen Sie, Monseigneur, daß dies eine große Beleidigung für uns ist?«

      Ich hatte einige freundliche Vorwürfe zu hören, dann wurde die Angelegenheit einem Diener übergeben. Eben war ich bereit, mich in das mir angewiesene Zimmer zurückzuziehen, als ein Araber gemeldet wurde, welcher mit Monseigneur zu sprechen wünsche. Der Mann wurde in meiner Gegenwart im Sprechzimmer empfangen.

      Er war von langer, hagerer und sehniger Gestalt. Sein Burnus war außerordentlich mitgenommen; die ausgefransten Kamelhaarschnüre hingen ihm in Fetzen um die Kapuze, und jeder Zollbreit an ihm zeigte den echten Wüstensohn, der vor keiner Gefahr zurückbebt und jede Entbehrung mit Gleichmut zu ertragen weiß.

      »Sal – aaleïk –!« grüßte er mit stolzer Abkürzung der beiden Worte. Nicht die leiseste Neigung seines Hauptes ließ sich bemerken; der Kolben seines langen Gewehres klang mit rücksichtslosem Tone auf den Marmorfließen, und sein dunkles Auge flog mit einem Blick, in welchem sich die Ueberlegenheit des freien Mannes und Rechtgläubigen aussprechen sollte, von einem zum anderen.

      »Sprechen Sie mit ihm, Monseigneur,« raunte mir Latréaumont zu. »Es ist der Tuareg, welcher wegen Rénald bereits bei mir war.«

      Nichts konnte mir lieber sein, als daß der Bote gerade heute noch kam.

      »Sal – aal –!« antwortete ich noch kürzer. Der Beduine giebt durch diese Art der Ausdrucksweise gern den Grad der Achtung zu erkennen, welche er dem andern widmet. »Was willst du?«

      »Du bist nicht der, mit dem ich zu sprechen habe!«

      »Du hast mit keinem andern als mit mir zu reden!«

      »Ich komme nicht zu dir.«

      »So kannst du wieder gehen!«

      Ich drehte mich um. Auch die andern wandten sich dem Ausgange zu.

      »Sihdi!« sagte er.

      Ich schritt weiter.

      »Sihdi!« rief er dringlicher.

      Ich wandte bloß den Kopf.

      »Was noch?«

      »Ich werde mit dir sprechen!«

      »So bemühe dich, höflich zu sein, sonst sende ich dich hinab auf die Straße. Wie ist dein Name?«

      »Ich heiße Mahmud Ben Mustafa Abd Ibrahim Jaakub Ibn Baschar.«

      »Dein Name ist länger als dein Gruß. Euer Prophet, der große Mohammed Ibn Abdallah el Haschemy, sagt: ›Seid höflich auch mit den Ungläubigen und Feinden, damit sie euren Glauben und die Kaaba achten lernen!‹ Merke dir das! Du bist ein Tuareg?«

      »Ein Tuareg und Imoscharh.«

      »Von welchem Stamme?«

      »Hedjahn-Bei, der Karawanenwürger, erlaubt seinen Kriegern nicht, den Franken ihren Stamm zu nennen.«

      Beinahe hätte mich ein kleiner Schreck erfaßt. Also Rénald war Gefangener des berüchtigten Hedjahn-Bei! Das war das Schlimmste, was ich erfahren konnte. Ich hatte selbst in der Ferne von diesem ebenso grausamen wie verwegenen Wüstenräuber gehört und wußte, daß er der Schrecken aller Karawanen sei. Niemand vermochte zu sagen, zu welchem Stamme er eigentlich gehöre; die ganze, weite Wüste war sein Jagdgebiet. Von der algerischen Steppe bis hinunter zum Sudan und von den ägyptischen Oasen bis hinüber nach Wadan und Walada in der westlichen Sahara war sein Name bekannt. Bald hier, bald dort auftauchend, war er stets ebenso schnell verschwunden, wie er gekommen war; doch stets und überall kostete sein Erscheinen Opfer an Gütern und Menschenleben. Er mußte СКАЧАТЬ