Satan und Ischariot II. Karl May
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Название: Satan und Ischariot II

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746747439

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СКАЧАТЬ um sie dir zu zeigen. Paß auf!«

      Er trat zu der Tür, hinter welcher die Jüdin steckte, öffnete dieselbe und rief hinein:

      »Kommen Sie heraus, Fräulein; haben Sie die Güte! Es steht Ihnen eine freudige Überraschung bevor.«

      Sie kam heraus. Er führte sie zu dem auf dem Boden liegenden Indianer und fragte:

      »Kennen Sie diesen? Hoffentlich erinnern Sie sich noch, wer er ist!«

      »Die ›listige Schlange‹!« rief sie betroffen aus. »Sie haben ihn überwältigt!«

      »Ja, das habe ich! Sie sehen da, was für ein Held Ihr neuester Liebhaber ist. Er kam, um mich zur Rechenschaft zu ziehen und Sie zu befreien, und befindet sich nun selbst hierunter. Er wird die Sonne niemals zu sehen bekommen. Sie haben mir zu viel von ihm erzählt, als daß ich ihm das Leben schenken könnte.«

      »Sie wollen ihn ermorden?« fragte sie schaudernd.

      »Ermorden! Welch ein Ausdruck! Muß man es denn geradezu einen Mord nennen, wenn ich ihn ein wenig unter die Erde grabe und ihm eine so hübsche Decke gebe, daß er rasch einschläft? Wenn er dann nicht wieder aufwacht, so ist das seine Sache.«

      »Also lebendig begraben!«

      »Ja, wenn es Ihnen Vergnügen macht, es so und nicht anders zu nennen.«

      »Unmensch, der Sie sind!«

      »Ereifern Sie sich nicht! Ich werde Ihnen gleich beweisen, daß ich kein Unmensch, sondern ein Mensch, und zwar ein sehr gutherziger, bin. Sie lieben den roten Gentleman, und er ist Ihnen zugetan. Sie sollen, ehe er stirbt, zwei oder drei Stunden beisammen sein. Geben Sie Ihre Hände her, damit ich sie Ihnen auf den Rücken binde, sonst könnten Sie meine Güte mißbrauchen und Ihren Anbeter losbinden.«

      Sie zögerte und sagte:

      Denken Sie ja nicht, daß Sie straflos tun können, was Sie wollen! Die Yumas werden ihren Häuptling rächen.«

      »Fällt ihnen nicht ein. Sie wissen nicht, daß ich es bin, der ihn verschwinden läßt.«

      »Sie wissen aber doch, daß er jetzt bei Ihnen ist. Die Wächter haben ihn zu Ihnen gehen sehen.«

      »Sie werden ihn aber wieder fortgehen sehen. Es ist finster droben, so daß ich es leicht bewerkstelligen kann, daß sie mich für ihn halten; aber das ist gar nicht notwendig. Ich habe die Wächter, um jetzt herabgelassen zu werden, wecken müssen. Sie werden nachher weiter schlafen und müssen es glauben, wenn ich behaupte, daß der Häuptling inzwischen fortgegangen ist. Also her mit den Händen! Ich sage das zum letzten Mal!«

      Er hatte einen Riemen in der Hand. Ich war wirklich neugierig darauf, was sie tun würde. Sie wußte, daß ich hier war und ihr helfen würde. Ebenso wußte sie aber auch, daß ich sie, wenn sie sich binden ließ, dann befreien würde. Mochte sie ihm gehorchen oder mich rufen, mir war es gleich. Sie reichte ihm die beiden Hände hin und sagte:

      »Da, binden Sie mich! Ich will nicht mit Ihnen ringen, da es mir graut, Sie zu berühren. Aber der Strafe werden Sie nicht entgehen!«

      »Wollen Sie Prophetin sein, Judith? Das ist ein schlechtes Geschäft, denn die jetzige Menschheit besitzt keinen Glauben.«

      Er band ihr die Hände auf den Rücken und schob sie in den dunkeln Raum, in welchem sie gesteckt hatte. Sie ließ es ruhig geschehen. Sodann schleifte er den Indianer auch hinein, machte die Tür zu und schob den Riegel vor. Nun blieb er eine Zeitlang stehen und hielt das Ohr an die Tür, um zu lauschen. Der Schein seiner Laterne fiel auch auf sein Gesicht. Der Ausdruck desselben war ein teuflischer. Dann stieg er in den Kasten und gab mit einer herabhängenden Schnur ein Zeichen nach oben, auf welches man den Förderkasten aufwärts zu winden begann. Das Licht verschwand und mit demselben auch das Geräusch, welches der Kasten verursachte, indem er an die Wände des Schachtes stieß.

      Ich hatte den Menschen für vorsichtiger und klüger gehalten, als er sich jetzt zeigte. Mir an seiner Stelle wäre Judiths gegenwärtiges Verhalten aufgefallen; es hätte mich mißtrauisch gemacht; ich hätte mir sogleich gesagt, daß irgend ein Grund für sie vorhanden sei, seinen jetzigen Besuch in solcher Ruhe hinzunehmen, und ich wäre bemüht gewesen, den Grund kennen zu lernen. Daß dies bei ihm nicht stattfand, ließ seinen Scharfsinn in keinem rühmlichen Lichte erscheinen.

      Mein Mimbrenjo hatte, seit wir durch die Mauer gekrochen waren, kein Wort gesagt; jetzt aber wunderte er sich über mein Verhalten so sehr, daß er nicht zu schweigen vermochte, sondern, als wir uns hinter den Hölzern erhoben, zu mir sagte:

      »Der Weiße, den wir haben wollen, war da. Wir konnten ihn ergreifen. Warum hat Old Shatterhand ihn fortgelassen?«

      »Weil er mir sicher genug ist. Später wird sein Schreck ein doppelter sein.«

      Ich steckte das Licht wieder an und ging wieder zu der Tür, um sie zu öffnen. Die Jüdin hatte dicht hinter derselben gestanden, um zu horchen. Sie trat rasch heraus, holte tief Atem und sagte:

      »Gott sei Dank! Es war mir wirklich angst, ob Sie kommen würden!«

      »Was ich verspreche, halte ich. Haben Sie mit dem Häuptling gesprochen?«

      »Noch kein Wort. Ich konnte vor Sorge nicht reden. Sie haben gehört, was Melton sagte?«

      »Alles.«

      »Wie leicht konnte er Sie entdecken! Dann befand ich mich wieder in seiner Gewalt!«

      »Nein, sondern er hätte sich in der meinigen befunden. Wenn Sie noch nicht mit der ›listigen Schlange‹ gesprochen haben, so werde ich ihn aufklären. Wie gut, daß er von Melton überwältigt worden ist! Der Bösewicht hat mir dadurch einen Trumpf in die Hand gespielt, an dem seine Karte verloren gehen wird.«

      Ich trat zu dem Indianer und durchschnitt seine Fesseln. Er richtete sich schnell auf und fragte die Jüdin:

      »Wer ist das Bleichgesicht, welches sich in unserm Schachte befindet und doch nicht zu uns gehört?«

      »Mein roter Bruder wird sogleich erfahren, wer ich bin,« antwortete ich an des Mädchens Stelle. »Er hat nicht verstehen können, was Melton zu der weißen Tochter sagte, denn es wurde in einer ihm fremden Sprache gesprochen. Darum frage ich ihn, ob er weiß, was Melton mit ihm vornehmen will?«

      »Ich weiß es. Ich sollte sterben; er wollte mich hierunten in die Erde graben.«

      »Glaubt mein roter Bruder, daß er dies wirklich getan hätte?«

      »Er hätte es getan, denn nur mein Tod hätte ihm Sicherheit gegeben.«

      »Was wäre aus dem weißen Mädchen geworden, welches die ›listige Schlange‹ zur Squaw begehrt?«

      »Sie hätte hierunten sterben und verderben müssen, wie die andern Bleichgesichter, von denen keins wieder das Licht des Tages erblicken wird.«

      »Darin irrt mein roter Bruder, denn sie alle werden das Licht schon des nächsten Morgens sehen. Ich werde sie aus dem Schachte führen.«

      »Das wird Melton nicht zugeben!«

      »Er wird es nicht zugeben können, weil ich ihn nicht um seine Erlaubnis frage. Ich bin gekommen, alle Gefangenen СКАЧАТЬ