Maidan. Joachim Gerlach
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Maidan - Joachim Gerlach страница 3

Название: Maidan

Автор: Joachim Gerlach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737530552

isbn:

СКАЧАТЬ welchen Motiven heraus auch immer. So bleibt das von uns fälschlicherweise tot geglaubte Russland und erscheint nun allmählich wieder wie Phönix aus der Asche. Nur eben nicht mehr als Konkurrent in Sachen Ideologie sondern, und das scheint mir unter den eben gehörten Umständen in hohem Grade maßgeblicher, in Sachen Ressourcen. Und erhebt zudem, auch wie eben vernommen, Ansprüche. Ansprüche, die wir nicht ohne weiteres vom Tisch fegen können, nicht mit Argumenten, mit Waffen schon gar nicht. An den gegebenen Umständen können wir auch nichts ändern, alle aktuellen Verträge der Russen vornehmlich mit der EU, aber auch mit anderen Ländern und Regionen haben langfristigen Charakter, daran lässt sich nichts rütteln, wollen wir wenigstens einigermaßen glaubhaft bleiben. Dies zumal in den Augen unserer europäischen Verbündeten, unabhängig wie miserabel wir deren Position und Haltung auch gegenwärtig einschätzen. Wo ich aber Möglichkeiten sehe und auch dringlichst Aktivitäten anrate, sind Maßnahmen, welche den Russen ihren offenbar beabsichtigten Zugriff auf die arktischen Ressourcen erschweren oder im günstigsten Falle ganz zunichte machen. Ich sehe da vordergründig Maßnahmen finanzpolitischer Natur, aber auch Sanktionen und Liefersperren für alle Güter und Dienstleistungen, welche sowohl der Ausbeutung der Ressourcen im arktischen Raum als auch dem militärischen Schutz solcher Wirtschaftstätigkeit nützlich sein könnten, Das allerdings wird nicht von heute auf morgen gehen, wir brauchen dazu einen längeren Atem. Auch muss damit gerechnet werden, dass die Russen nicht klein beigeben und ihre uns bereits so augenscheinlich demonstrierten Ansprüche auf die Arktis ohne weiteres abtreten werden. Spannungen nicht unerheblicher Art sind folglich vorprogrammiert. Der ganze Plot im Interesse der Erhaltung der Lebensweise der Vereinigten Staaten, und nur darum geht es hier, muss klug vorbereitet und so die Umstände es erlauben, sehr weise umgesetzt werden. Dies dann auch natürlich nur in weitgehend vollständiger Übereinstimmung mit all den Ländern, welche wir im weitesten Sinne zu den westlichen zählen.“

      Nachdem sich der Vize wieder gesetzt hatte, bedankte sich der Präsident bei ihm für seine Beitrag und fasste das Meeting mit einigen abschließenden Worten zusammen:

      „Wir alle haben in den vergangen Stunden unsere heutigen Beratung den Ernst und die Problematik gesehen und verstanden. Solange es keine anderen verlässlichen und nachhaltigen Energiesysteme gibt, sind wir auf die Ressource Öl mit Gedeih und Verderb ausgeliefert. Die sichere Bereitstellung dieser Ressource im Interesse unserer Bürger ist eine der Hauptaufgaben einer jeden unserer Regierungen. Die Menschen im Land werden das heute so noch nicht sehen. Wer aber von uns wird ihnen, wenn morgen die Stromnetze zusammenbrechen und die Tankstellen geschlossen haben, vor die Augen treten mögen und eingestehen, dass wir, die von ihnen Gewählten und mithin die Verantwortung Tragenden, heute die strategische Versorgung mit energetischen Ressourcen achtlos vernachlässigt haben? Ich frage Sie noch einmal: Wer?“ Der Präsident hielt inne.

      In der „Kammer“ herrschte atemlose Stille, nicht das leiseste Knistern war zu hören. Nach ein paar weiteren Augenblicken fuhr der Präsident fort: „ Okay, in media res also. Ich beauftrage Sie hiermit, alle erdenklichen Maßnahmen in Ihrem Verantwortungsbereich zu ersinnen, welche darauf abgezielt sind, die Russen an der Nutzbarmachung der arktischen zu hindern bzw. diese gänzlich zu vereiteln, um statt dessen eigene Aktivitäten direkt oder indirekt zur Abschöpfung dieser Bodenschätze im Interesse des amerikanischen Volkes anzugehen. Das Mindestziel sollte eine Destabilisierung der politischen Verhältnisse und damit Schwächung der ohnehin nicht extrem starken geopolitischen Position von Russland sein. Und ich denke, eine Schlüsselposition unserer diesbezüglichen Bemühungen dürfte es sein, einen zweckdienlichen Keil zwischen Russland und die westeuropäischen Länder zu treiben, wobei mir da vornehmlich sogleich Deutschland einfällt. Bitte bedenken Sie aber unter allen Umständen dabei stets, dass es, solange sich die Weltlage sich nicht gravierend ändert, keinerlei Abstriche an unserer Politik gegenüber den Russen seit dem Zerfall der Sowjetunion geben kann und darf. Die von Ihnen zu erarbeitenden Maßnahmen können und dürfen also erst dann wirksam werden, wenn dafür der politisch optimale Zeitpunkt vorliegt. Erst dann, wenn hinreichend Aussicht darauf besteht, die Russen infolge eines völkerrechtlichen Übertritts, sagen wir mal faux pas, überzeugend weitgehend politisch und wirtschaftlich von der Weltgemeinschaft zu isolieren Und das kann dauern. Ungeachtet der Ungewissheit dieses optimalen Zeitpunktes wäre es jedoch in hohem Maße sträflich, die Dinge auf die lange Bank zu schieben, denn so Gott will, tritt der geopolitisch günstige Zeitpunkt schon morgen ein. Somit weise ich an, dass Sie mir Ihre Vorschläge bis spätestens zum Ende des nächsten Monates übergeben, Zustellung ausschließlich per Sonderkurier versteht sich. Nach der Durcharbeitung Ihrer Gedanken werde ich Ihnen Ort und Zeit unseres nächsten Meetings in dieser Angelegenheit mitteilen. Ich darf Sie abschließend nochmals mit allem gebotenen Nachdruck an die absichtslose Einhaltung der Geheimhaltungsstufe erinnern. Für Ihre Tätigkeit zum Wohl des amerikanischen Volkes wünsche ich Ihnen und uns allen den allerbesten Erfolg. Ich danke Ihnen für Ihre Teilnahme am Meeting, Ihnen und Ihren Familien einen guten Abend und eine geruhsame Nacht:“

      Das geplante zweite Meeting fand Ende November 2011 statt, einen Tag nach Thanksgiving, der Sicherheitsstufe wegen wiederum in der „Kammer“. Hinsichtlich der finanziellen Absicherung der zu planenden Maßnahmen wurde der Kreis der Teilnehmer um den Finanzminister Arthur Mc Hommler erweitert. Entscheidend für die Entscheidungsfindung des Gremiums waren die Beiträge des Wirtschafts- und Finanzberaters des Präsidenten sowie des Außenministers, Harry Westphal.

      Carl Treater sah die Achillesferse der Russen nach wie vor in ihrer im Großem und Ganzen auf Rohstoffexport ausgerichteten Volkswirtschaft, wobei dem Erdölexport eine besonders explizite Bedeutung zukam. Er verwies darauf, dass bereits in der Mitte der 80er des letzten Jahrhunderts nach Absprachen zwischen den USA und den Saudis die Saudis ihre Fördermenge derart erhöhten, dass die Ölschwemme auf dem Weltmarkt den Erdölpreis für etliche Monate in den Keller rauschen ließ, was der damaligen Sowjetunion die Devisenverluste um mehr als ein Drittel bescherte. Finanzielle Einbußen dieser Art in dieser Größe konnte die Sowjetunion auf dem Weltmarkt mit ihrer durchgängig ineffizienten Wirtschaft nicht durch andere Produkte oder Dienstleistungen ersetzen. Die Bereiche, welche noch einigermaßen effizient und qualitätsgerecht arbeiteten, gehörten zur Militär-, Luft- und Raumfahrttechnik und damit in die Schattenzone strikter Geheimhaltung, zu Sowjetzeiten also keinesfalls sofort und schon gar nicht ohne weiteres als Devisenbringer einsetzbar. Die Folge des Dilemmas waren unter anderem auch erheblich Abstriche am Rüstungsbudget sowie bei der Unterhaltung der Ostblockländer, was nicht zuletzt ganz erheblich zum teilweisen Abfall dieser und zum Zusammenbruch des Ostblocks letztendlich insgesamt beitrug. So die Recherchen Treaters noch zutrafen und inzwischen nicht gänzlich auf Sand gebaut waren, konnte man weiterhin auf die Waffe „Erdöl“ im Kampf mit den Russen um die Verteilung globaler Ressourcen mit durchaus hinreichender Zuversicht bauen.

      Harry Westphal, hilfreich unterstützt dabei vom Direktor der CIA, nahm vor allem Bezug auf die Ereignisse in Georgien im Jahr 2008. Georgien, welches nach dem Einmarsch der Roten Armee 1921 Bestandteil der Sowjetunion wurde, erklärte sich im April 1991 für unabhängig. Das führte in den nördlichen und damit an der russischen Grenze liegenden Provinzen mit deren stark russlandbezogener Bevölkerung Abchasien und Südossetien zu Sezessionskriegen. Bis 2008 schwelte in dem zerrissenen, wirtschaftlich schwachen und durch und durch von Korruption beherrschten Land der Konflikt, gefördert noch durch den „Individual Partnership Action Plan“, ein Abkommen, welches das Land als Beistandsvertrag mit der NATO zum Schutz gegen den übermächtigen Nachbarn im Norden abschloss und welcher von den russlandtreuen Bevölkerungsteilen strikt abgelehnt wurde. Im August 2008 eskalierte der Südossetien-Konflikt erneut, und es kam zum offenen Krieg mit Russland, in dessen Folge Russland nach dem militärischen Einmarsch die Unabhängigkeit Abchasiens und Südossetiens anerkannte. Das ganze führte zu erheblichen Spannungen, wobei Russland auf internationalem Parkett den schwarzen Peter zugeschoben bekam. Die Befindlichkeiten der Russen, die sich zunehmend von NATO und EU eingekreist sahen, spielten in diesem Rahmen keine Rolle. Der Westen hielt sich damals, abgesehen von medialem Zorn und einer Reihe belehrender diplomatischer Noten, in seinen Aktivitäten relativ bedeckt . Es zeigte sich aber, dass die internationale Gemeinschaft aus diversen Motiven heraus ziemlich schnell geneigt war, gegen Russland Stellung zu beziehen, Dies, so der Außenminister, könne man СКАЧАТЬ