Menschen, Göttern gleich. H. G. Wells
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Название: Menschen, Göttern gleich

Автор: H. G. Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783746746517

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СКАЧАТЬ ungeheuer das technische Können der Menschen.

      Schon früher hatte es in Utopia Perioden gegeben, in welchen sich die wissenschaftliche Erkenntnis Bahn gebrochen hatte, aber niemals zuvor war sie so günstigen äußeren Umständen begegnet oder hatte lang genug gewährt, um nachhaltige praktische Folgen zu zeitigen. Nun, nach einigen kurzen Jahrhunderten fanden sich die Utopen, die bis dahin wie träge Ameisen auf ihrem Planeten herumgekrochen waren oder wie Parasiten sich auf größeren und schnelleren Tieren fortbewegt hatten, in die Lage versetzt, blitzschnell durch die Luft zu fliegen oder augenblicklich von jedem beliebigen Punkt ihres Planeten aus nach einem anderen hin zu sprechen. Sie waren auch im Besitz technischer Fähigkeiten, die alle früheren Erfahrungen überstiegen, und nicht nur technischer Fähigkeiten; den Spuren der Physik und Chemie folgte die Physiologie, dann die Psychologie, und es eröffneten sich den Utopen außerordentliche Möglichkeiten, den eigenen Körper und das soziale Leben in ihre volle Gewalt zu bekommen. Aber als es schließlich so weit war, kam alles so plötzlich und verwirrend, daß sich nur eine kleine Minderheit der Möglichkeiten bewußt wurde, welche diese ungeheure Ausdehnung von Wissen zum Unterschied von den greifbaren Errungenschaften in sich barg.

      Der Rest nahm diese Erfindungen, eine nach der anderen, aufs Geratewohl an, indem er seine Denk- und Lebensweise so wenig wie möglich den veränderten Notwendigkeiten, die durch diese Neuerungen bedingt waren, anpaßte. Die erste Reaktion der Masse der utopischen Bevölkerung auf die sich eröffnende Aussicht auf Macht, Muße und Freiheit war erhöhte Fruchtbarkeit. Sie benahm sich genauso gedankenlos und mechanisch wie es irgendein Tier oder eine Pflanzenart getan hätte. Die Bevölkerung wuchs an, bis sie die reicheren Lebensmöglichkeiten, die sich ihr eröffnet hatten, wieder vollständig überwucherte. Sie erschöpfte die Gaben der Wissenschaft ebenso schnell, wie sie ihr zuteil geworden waren, nur in einer unverständigen Vervielfältigung des Lebens. Im letzten Zeitalter der Verwirrung war die Bevölkerung eines Tages auf über zweitausend Millionen angewachsen …

      »Und wie groß ist sie jetzt?« fragte Mr. Burleigh.

      Ungefähr zweihundertfünfzig Millionen, berichteten ihm die Utopen. Dies sei bis vor kurzem die höchste Bevölkerungszahl gewesen, die auf der Oberfläche Utopias ein voll entwickeltes Leben habe führen können. Aber jetzt, mit zunehmenden Hilfsquellen, sei man im Begriff, die Bevölkerung zu vergrößern.

      Ein Stöhnen des Entsetzens entrang sich Pater Amerton. Schon seit einiger Zeit hatte er diese Offenbarung gefürchtet. Sie verstieß gegen seine moralistischen Grundsätze.

      »Und ihr wagt es, die Vermehrung zu regulieren?! Ihr kontrolliert sie? Eure Frauen sind damit einverstanden, Kinder zu gebären, wenn sie benötigt werden – oder sie unterlassen es?«

      »Natürlich«, sagte Urthred, »warum nicht?«

      »Gerade das habe ich befürchtet!« sagte Pater Amerton, und vornübergebeugt bedeckte er das Antlitz mit den Händen und murmelte: »Ich fühlte es in der Atmosphäre. Die menschliche Zuchtfarm! Sie lehnen es ab, Seelen zu gebären! Eine solche Gottlosigkeit, oh, mein Gott!«

      Mr. Burleigh betrachtete die Aufregung des geistlichen Herrn durch seine Brille mit einem leicht entrüsteten Ausdruck. Er haßte Schlagworte. Aber Pater Amerton repräsentierte sehr wertvolle konservative Elemente in der Wählerschaft. Mr. Burleigh wandte sich wieder den Utopen zu:

      »Das ist außerordentlich interessant!« sagte er. »Unsere Erde bringt es sogar gegenwärtig zustande, eine Bevölkerung auf sich zu tragen, die mindestens fünfmal so groß ist.«

      »Aber ungefähr zwanzig Millionen werden in diesem Winter Hungers sterben, erzähltet ihr uns soeben, in einem Gebiet, welches ihr Rußland nennt, und ein nur sehr kleiner Teil der übrigen führt ein Leben, welches nach euren Begriffen vollwertig und bequem genannt werden kann?«

      »Trotzdem ist der Gegensatz sehr auffallend«, sagte Mr. Burleigh.

      »Es ist fürchterlich!« sagte Pater Amerton.

      Die Utopen blieben dabei, daß die Übervölkerung des Planeten im letzten Zeitalter der Verwirrung das grundlegende Übel gewesen sei, aus dem alle die anderen erwachsen seien, unter denen die Menschheit zu leiden gehabt habe. Eine überwältigende Flut von Neuankömmlingen ergoß sich über die Welt und untergrub jede Anstrengung, welche die gebildete Minderheit machen konnte, um einen genügenden Teil von ihnen so auszubilden, daß sie den Anforderungen der neuen und schnell wechselnden Lebensbedingungen gewachsen seien. Und die gebildete Minderheit war selbst nicht fähig, das Schicksal der Bevölkerung in die Hand zu nehmen. Die große Masse der Menschen, die ins Leben hineingestoßen wurden, beherrscht von fadenscheinigen und verbrauchten Traditionen und den plumpsten Anregungen zugänglich, war die natürliche Beute und ein Opfer für jeden Abenteurer, dessen Wesen marktschreierisch genug und dessen Auffassung von Erfolg grob genug war, um auf sie zu wirken. Das Wirtschaftssystem, recht und schlecht und in fieberhafter Eile erneuert, um den neuen Bedingungen mechanischer Güterproduktion und Verteilung zu genügen, wurde zu einer immer grausameren und schamloseren Ausbeutung der vielfältigen Bedrängnis des gemeinen Mannes durch die räuberische und erwerbstüchtige Minderheit. Dieser allzu einfältige »Gemeine Mann« wurde von der Wiege bis zum Grab durch Elend und Unterwerfung gehetzt; er wurde beschwatzt, belogen, gekauft, verkauft und beherrscht von einer schamlosen Minderheit, die kühner und zweifellos tatkräftiger, aber in keiner anderen Hinsicht besser war als er selbst. Für einen Utopen von heute sei es schwer, sagte Urthred, den Grad der ungeheuren Dummheit, Verschwendung und Gemeinheit zu schildern, zu dem diese reichen und mächtigen Männer des letzten Zeitalters der Verwirrung gelangt waren.

      (»Wir wollen Sie nicht bemühen«, sagte Mr. Burleigh, »leider – wissen wir es … wir wissen es. Nur zu gut wissen wir es!«)

      Über diese mit Krankheitskeimen durchsetzte und übertrieben dichte Bevölkerungsmasse fielen schließlich Unglücksfälle her wie ein Schwarm Wespen über einen Haufen verfaulter Früchte. Es war ihr natürliches, unentrinnbares Schicksal. Ein Krieg, der nahezu den ganzen Planeten in Mitleidenschaft zog, brachte das schwache Finanzsystem und die Wirtschaftsmaschinerie aus den Fugen, so daß keine Möglichkeit bestand, sie wieder in Ordnung zu bringen. Bürgerkriege und unüberlegte Versuche einer sozialen Revolution setzten das Werk der Desorganisation fort. Jahrelang anhaltende Witterungsunbilden vertieften noch den allgemeinen Niedergang. Die ausbeuterischen Abenteurer, zu dumm, um zu begreifen, was geschehen war, fuhren fort, das Volk zu betrügen und zu belügen, und verhinderten so jedes Sich-Aufraffen anständiger Männer, so wie Wespen weiterfressen, selbst wenn ihnen der Leib abgetrennt worden ist. Der Antrieb zum Schaffen war aus dem utopischen Leben verschwunden, siegreich verdrängt vom Rafftrieb. Die Produktion schrumpfte fast auf den Nullpunkt zusammen. Der angehäufte Wohlstand schwand dahin. Ein bedrückendes Schuldensystem, ein Schwarm von Gläubigern, moralisch unfähig, hilfreich zu verzichten, vernichtete jede neue Initiative.

      Die bedeutenden Fortschritte, welche in Utopia zugleich mit den großen Entdeckungen begonnen hatten, gingen in plötzlichen Stillstand über. Was in der Welt noch an Überfluß und Vergnügen vorhanden war, rafften die Glücksritter der Hochfinanz und Spekulation in gierigster Weise an sich. Die organisierte Wissenschaft war schon seit langem kommerzialisiert worden und wurde nun hauptsächlich auf die Jagd nach gewinnbringenden Patenten und Monopolen auf Lebensnotwendigkeiten »angewandt«. Die verwahrloste Leuchte reiner Wissenschaft schwand dahin, flackerte und schien ganz und gar zu verlöschen, Utopia einem neuen Mittelalter überlassend, wie vor dem Zeitalter der Entdeckungen …

      »Es ist wirklich wie eine düstere Diagnose unserer eigenen Aussichten«, sagte Mr. Burleigh, »außerordentlich ähnlich. Wie hätte sich Dechant Inge über all dies gefreut.«

      »Einem Ungläubigen seiner Sorte würde dies zweifellos erfreulich vorkommen«, sagte Pater Amerton ein wenig ohne Zusammenhang.

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