Название: Gilgul Neschamot: Das Experiment Gottes
Автор: Ralph Ardnassak
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738000863
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Es ist also eine Selbstentsagung und eine gewaltige Selbstkontraktion, dieser Rückzug. Es ist vergleichbar dem Versinken in den Schlaf oder in den Tod.
Schlaf und Tod sind eines. Sie trennen das Gefäß von der Flüssigkeit ab, so dass sich alles nach innen wendet, zum Atma hin und zum eigentlichen unzerstörbaren Selbst, welches in jenen Momenten, zwischen Wachen und Träumen, offenbar wird.
Allein auf dem Weg nach innen, offenbart sich dem Suchenden die wahre Natur der Dinge, wenn er sich niederlegt, in jenen Momenten, zwischen Wachen und Einschlafen, wie zwischen Leben und Sterben, dann lächelt ihm eine Ahnung seines Atmas zu.
Erst in jenen Momenten, nahezu losgelöst von allen Äußerlichkeiten des Gefäßes und nicht mehr gefangen in den Dingen der äußeren Welt, ist er in der Lage, sich auf die Flüssigkeit zu konzentrieren, die er in sich trägt und die sein eigentliches und unzerstörbares Wesen, sein Atma, repräsentiert.
Um wirklich die äußere Welt loszulassen und sich dem Atma zu stellen, bedarf es einigen Mutes. Doch ist das Leid der Welt zu groß, so findet jeder den Mut. Größer ist das Erschrecken vor der Welt und ihrem Leid, als das Erschrecken vor jenem, was er Loslassende jenseits des Gefäßes findet.
Zurückgeworfen auf das Leid seines Seins, ist er gezwungen, sein innerstes unzerstörbares Selbst, sein Atma, die Essenz seiner Existenz, zu erkennen. Dieser Zustand mag jenem Zustand am nächsten kommen, den die Buddhisten Erleuchtung nennen. Er ist eine Existenzform, in der das rein physische Leid seine Bedeutung verliert und sich das Leben dem Ausgesetztsein der Gier der anderen Individuen durch vollkommene Hinwendung nach innen und vollkommenes Loslassen entzieht.
Nicht wirtschaftliche Güter, nicht Erfahrung oder Status zählen hier, sondern allein die Quelle und die Essenz des eigenen Seins.
III
Es ist der Herbst 1415. Oktober, ein guter Monat zum Sterben. Wie fahle Leichentücher hängen die Nebel in den Feldern Frankreichs, in das wir gezogen sind, um den Anspruch unseres edlen Königs Heinrichs V. auf den Thron Frankreichs zu untermauern.
Ein Anspruch, der auf den Siegen Eduards III. bei Crécy und des Schwarzen Prinzen, Edwards of Woodstock, bei Maupertuis sowie dem nachfolgenden Friedenschlusse von Brétigny beruhte. Schließlich auch auf der Verschlagenheit der Franzosen, die in Brétigny getroffenen und als verbindlich angesehenen Abmachungen nicht bestätigt zu haben!
Das aber ist Politik. Und von Politik verstehe ich nichts, denn ich bin kein hoher Herr oder Gewappneter. Ich bin nur ein Gemeiner, der den Langbogen trägt und der im Heere Heinrichs V. in das hundsföttische Frankreich gezogen kam, geplagt von der Ruhr und der herbstlichen Nässe, um der Gier dieser französischen Herren ein Ende zu bereiten, die sich Gebiet um Gebiet um Gebiet zurück eroberten, zurück ergaunerten, um es schließlich durch feige und in hundsföttischer Absicht geschlossene Friedensverträge zu sichern.
Harry of Lancaster, der älteste Sohn Heinrichs des IV. und der Mary de Bohun, ein asketisch wirkender Jüngling mit einem an die mönchische Tonsur erinnerndem Haarschnitt, mit brennenden dunklen Augen, gewaltiger Nase und fleischigen roten Lippen, hatte als Heinrich V. von England als zweiter Souverän aus dem Hause Lancaster den Thron Englands bestiegen und entschlossen seine Forderungen an die hundsföttischen Barone Frankreichs immer weiter erhöht.
Ja, was er wollte war nicht nur die Anerkennung der Franzosen all der Friedensbedingungen von Brétigny, es war schlichtweg die komplette Wiederherstellung des alten Angevinischen Reiches, zu welchem auch die Normandie gehört hatte!
Es war die Restauration des kompletten und einst umfänglichen territorialen Besitzes des Hauses Plantagenet, zu dem nicht nur England gehörte, sondern auch der Festlandsbesitz, welcher die ganze westliche Hälfte Frankreichs maß! Ein Besitz, der vom 11. bis in das 13. Jahrhundert hinein Bestand gehabt hatte!
Neben dem Königreich England mit dem Königreich Schottland, den walisischen Fürstentümern und Ostirland, bildete diese westliche Hälfte, auf die wir nun endgültig erneut Anspruch zu erheben, als Reisige ausgezogen waren, die Grafschaften von Anjou, von Tours und Maine; das Herzogtum der Normandie; das Herzogtum Aquitanien und das Herzogtum Gascogne.
Ich verstehe nichts von Politik, denn ich bin nur ein Reisiger, leidend an der Ruhr, der seinen langbogen durch die Ebenen des hundsföttischen Frankreich trägt, immer bereit, zu sterben, aber neben der Wortbrüchigkeit der Franzosen mag die Tatsache ebenso entscheidend für unseren Feldzug gewesen sein, dass der König der Franzosen, Karl VI., geistesgestört war.
Es ist wie mit einer fetten Schafsherde, die von einigen lahmen und altersschwachen Hunden bewacht wird. Jede solche Schafsherde zieht die Wölfe an und verheißt ihnen leichte Beute.
Ein schwacher und ein unentschlossener König zieht die Feinde an wie der Honig im Bienenstock die jungen Bären.
Ein geisteskranker König aber ist ein Einfallstor in jede Feste, ist ein Pfahl im Fleische seines Volkes und eine Seuche. Er ist ein Hort des Krieges und der Not, fordert er doch alle Edlen in den benachbarten Ländereien auf, mit Gewalt über ihn herzufallen und ihn seines Besitzes zu berauben.
Gutwillig, schwach und sprunghaft soll sein Wesen sein, wie es heißt. Und regieren könne Karl VI. von Frankreich überhaupt nur, gestützt auf seine Berater, die Marmousets, wie ein Lahmer, der sich auf die Krücken stützt.
Jeder Edle der Erde wäre angesichts eines solchen Königs mit seinen Reisigen in dieses hundsföttische Land eingefallen! Jeder, so wahr mir Gott helfe!
Sichtbarstes Zeichen der geistigen Umnachtung dieses Königs war der Bal des Ardents gewesen, der Ball der Brennenden: Ein Brand angesichts eines vom König für eine Ehrendame veranstalteten Polterabends, bei dem vier seiner Freunde bei lebendigem Leibe in ihren Verkleidungen aus Federn, Pech und Werg verbrannten, wie Zunder!
Alle Verhandlungen mit Frankreich galten schon seit dem Sommer als gescheitert!
So dass wir uns Ende des Sommers sammelten: der englische Adel als Gewappnete in seinen Rüstungen und wir gemeines Volk als die englischen Bogenschützen mit dem Langbogen, zu 12.000 an den Küsten, um uns nach Frankreich einzuschiffen.
Wir landeten an der normannischen Küste und mussten die offene Feldschlacht mit dem gewaltigen französischen Heer meiden, das uns an Zahl und an Gewappneten weit überlegen war.
Geschwächt von der Geißel der Ruhr zogen wir in endlosen Märschen durch den Regen und durch das verfluchte Land der Franzosen. Immer wieder dezimierten Scharmützel unsre Reihen.
Wie ein gewaltiges Leichentuch lag der Nebel auf den öden Feldern und in den borstigen Kronen der Baumreihen. Jämmerlich bimmelten die Kirchenglocken aus den fernen französischen Kirchtürmen zu unserem Marsch.
Wir fühlten unsere Stärke in der Nässe und Kälte der Tage schwinden, wie hungernde Kinder, die zur Feldarbeit verdammt worden waren, ohne Nahrung erhalten zu haben.
Wir fühlten unsere Glieder erlahmen und unseren Geist sich verwirren. Wir fühlten die Furcht, die sich uns näherte wie ein dunkles böses Tier, das uns aus dem fremden Unterholz heraus ansprang und die Gewissheit ging uns auf, dass wir hier, in Frankreichs öden Fluren und Feldern, wohl unsere letzte Ruhe finden würden.
Wie um uns selbst auf unser Sterben einzustimmen, sangen wir gemeinsam, während wir in Regen und Nebel marschierten, das Deo Gratias Anglia:
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