MITTELSCHICHT FÜR ALLE. Volker Schmitz
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Название: MITTELSCHICHT FÜR ALLE

Автор: Volker Schmitz

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783748513339

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СКАЧАТЬ Bevölkerung zumindest begrenzt an der Fülle der neuen Produkte teilhaben. Und, um etwas hinzuzuverdienen, auch ihre Arbeitskraft auf einem noch freieren und effizienteren Arbeitsmarkt ohne Mindestlöhne anbieten. Ein Anspruch auf Arbeit, der rechtlich noch nie bestand, ist ebenso wenig angedacht wie eine Verpflichtung etwas zu tun.

      Der Diskussionspegel innerhalb der Gesellschaft steigt. Einige Gruppen aus der Mittelschicht sehen mit dem Angebot der Digitalisierungseliten ihre Hoffnung auf ein Grundeinkommen steigen, das sie seit langem fordern. So entsteht eine ungewöhnliche Koalition aus politisch linken Gruppierungen, utopischen sozialreformerischen Kreisen, Menschen, die Sozialhilfe beziehen, Studierenden, freiberuflich Tätigen, Älteren mit Niedrigrenten, Teilzeitbeschäftigten sowie von Abstiegsangst verunsicherten Teilen der Mittelschicht. Sie alle befürworten das Grundeinkommen, allerdings bei reguliertem Arbeitsmarkt, in dem weiterhin Mindestlöhne gezahlt werden. Große Teile der Gewerkschaften und Parteien aus dem mittleren politischen Spektrum lehnen das Grundeinkommen dagegen vehement ab, gerade weil es die Arbeitsorientierung als Basis der Gesellschaft in Frage stellt. Ebenso viele ältere Beschäftigte kurz vor dem Ausscheiden aus dem Berufsleben, die ihre Anstellungsverträge durch Transformationsgarantien erhalten konnten.

      Der gesellschaftliche Diskurs spitzt sich zu. Gegnerinnen und Gegner der alternativen Wirtschaft machen mobil und starten eine Kommunikationsoffensive gegen das alternative Modell. Ihre Argumentation: Die Digitalisierung macht auch vor der alternativen Wirtschaft nicht Halt. Hochproduktive Arbeit für viele gleichmäßig zu verteilen wird in einer alternativen Wirtschaft immer schwieriger werden. Weil das Produktivitätswachstum mit der Weltwirtschaft nicht mithält, verschlechtert sich die internationale Wettbewerbsposition. Das Kapital wird seinen Preis für die Automatisierung fordern, die wirtschaftliche Ungleichheit auch im alternativen Modell steigen oder die Investitionen zurückgehen. Eine ethische Regulierung der Innovation ohne globale Übereinkünfte schneidet inländische Hersteller und Verbraucher von wichtigen technologischen Entwicklungen ab. Im globalen Vergleich fallen die Kompetenzen zurück, die Stellung im Welthandel verschlechtert sich weiter. Importe können schließlich nur noch bezahlt werden, indem man Kredit im Ausland aufnimmt. Irgendwann werden die internationalen Finanzmärkte unruhig. Die Einfuhr zu finanzieren und Kredite zurückzuzahlen lässt sich nur noch bewerkstelligen, indem man Vermögenssubstanz verkauft: Immobilien, Bodenschätze, Unternehmen und Infrastruktur gehen in ausländische Hände über. Die Wirtschafts- und Sozialpolitik wird von den globalen wirtschaftlichen Notwendigkeiten diktiert, nicht mehr von den Vorstellungen der alternativen Gesellschaft. Die Erinnerung an das „griechische Schicksal“ macht die Runde.

      Die Befürworter des alternativen Modells halten dagegen. Sie plädieren zwar für eine offene Gesellschaft, wollen die alternative Wirtschaft jedoch dem direkten Druck der Weltmärkte entziehen, indem sie den Außenhandel regulieren. Das führt aus ihrer Sicht nicht zu wirtschaftlichen Nachteilen, weil materielles Wirtschaftswachstum nicht gewollt ist. Als Vorteile führen sie neben dem Umweltschutz einen stärkeren sozialen Zusammenhalt und eine geringere wirtschaftliche Ungleichheit an.

      Viele Bürgerinnen und Bürger sind skeptisch und wägen ab. Im globalen Kontext ist eine alternative Nischenwirtschaft immer eine Wette auf die Zukunft der restlichen Welt. Wenn diese durch Digitalisierung und Innovation immer schneller wächst und ihrer Bevölkerung neue, attraktive Lebensformen, Produkte und Dienstleistungen bietet, steigt ihr weltpolitisches Gewicht – und vielleicht auch ihre Attraktivität für nachwachsende Generationen aus der alternativen Wirtschaft. Gleichzeitig ist nicht völlig auszuschließen, dass der digitale Kapitalismus eines Tages in eine finale Krise stürzt, verursacht durch überzogenes Wachstum, ausufernde soziale Ungleichheit und unkontrollierte Innovation. Dann könnte die alternative Wirtschaft zum globalen Vorbild werden. Vorausgesetzt, die weltweite wirtschaftliche Expansion hat zu diesem Zeitpunkt nicht bereits die globale Umwelt und Sicherheit so nachhaltig geschädigt, dass es auch für alternative Gesellschaften keine geschützten Rückzugsorte mehr gibt. Viele befürchten, dass ohne einen globalen Konsens die europäische Mittelschicht in einer alternativen Wirtschaft vom Rest der Welt abhängig wird. Allerdings hat auch das Modell der Digitalisierungseliten seine Nachteile. Auf immer neue Höhen treibt es den Wettstreit um globale Konkurrenzfähigkeit. Und während die europäische Elite um ihren Platz in der Welt kämpft, verliert die Mittelschicht ihre soziale Stellung. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungleichheit verschärft sich massiv. Dafür locken das Angebot des bedingungslosen Grundeinkommens und die Befreiung von der Pflicht, monotone, sinnentleerte und menschenunwürdige Tätigkeiten ausüben zu müssen.

      Phase 3: Die Arbeit wird verteilt

      Die Diskussionen dauern an, die Langzeitarbeitslosigkeit steigt weiter. Einige Staaten beschränken die offizielle wöchentliche Höchstarbeitszeit, um die Arbeit breiter zu verteilen. Je mehr die Arbeitszeit begrenzt wird, desto stärker werden die gesellschaftlichen Kontroversen. Im Niedriglohnbereich erreichen viele Gehälter trotz erhöhter Stundenlöhne kaum das Sozialhilfeniveau. Die Gruppe mit mittleren Einkommen beschwert sich über finanzielle Einbußen, Spitzenkräfte mit Topeinkommen wollen ihre Verdienstchancen nicht opfern. Sie verweisen darauf, dass gesellschaftlich wichtige Aufgaben unerledigt bleiben, weil es nicht ausreichend hochqualifiziertes Personal für die Arbeit gibt, die sie früher mit ihren 50-Stundenwochen abgearbeitet haben. Unternehmen klagen über Arbeitskräftemangel bei Spezialkräften, über Lohnsteigerungen und ihre sinkende internationale Wettbewerbsposition. Alle Angestellten bemängeln die soziale Ungerechtigkeit gegenüber den Selbstständigen, die ihre Berufe zeitlich unbeschränkt ausüben dürfen. Sukzessive wird die Arbeitszeitregulierung von Ausnahmen durchlöchert, am Ende meist aufgegeben. Die Einkommen werden immer ungleicher verteilt. Was nicht in die Unternehmensgewinne fließt, sammelt sich mehr und mehr bei den Erwerbstätigen mit Topeinkommen.

      Die Umweltbelastung hat inzwischen katastrophale Ausmaße erreicht: Die globale Erwärmung führt regional zu langen Trockenperioden, Wüsten breiten sich aus, der Meeresspiegel steigt und überschwemmt küstennahe Wohn- und Wirtschaftsgebiete. Die westlichen Industrieländer können diese Konsequenzen ohne allzu große wirtschaftliche Belastung auffangen. Wenn technische Sicherungsmaßnahmen nicht helfen, werden die betroffenen Bevölkerungsteile umgesiedelt. In Folge dieser Belastungen steigt die internationale Migration, regionale Konflikte in und zwischen den besonders betroffenen ärmeren Staaten nehmen zu. Dies löst weitere Migrationswellen aus. Die europäischen Sozialstaaten stehen vor einem Dilemma. Ihre humanitäre Hilfsbereitschaft kollidiert mit der Erfahrung, dass ihre gesellschaftlichen Systeme größere Einwanderungswellen nur schwer verarbeiten können. Die Sozialetats sind ohnehin schon extrem belastet. Europa versucht, diesen Konflikt durch verstärkte wirtschaftliche und technische Unterstützung vor Ort zu mildern. Es finanziert Sicherungs- und Umsiedlungsmaßnahmen sowie die Aufnahmebereitschaft von Nachbarstaaten aus betroffenen Regionen. Andere wirtschaftlich erfolgreiche Staaten reagieren ähnlich. Die Migration bleibt vor allem ein Problem der ärmeren Weltregionen.

      Doch auch die Industrienationen spüren die Folgen dieser Entwicklungen. Die Umweltzerstörung, die Natur, Gesellschaften und Politik destabilisiert, kommt so nahe wie nie zuvor. Was zunächst die vorausschauende Warnung einer Avantgarde war, dann zur weitverbreiteten Sorge wurde, ist nun in die kollektive Angst umgeschlagen, dass es zu spät sein könnte. Umweltschädliche Produktionsverfahren und Produkte werden gesetzlich weiter eingeschränkt, verteuert und besteuert, ein Umgehen der Gesetze scharf sanktioniert – mit dem Ergebnis weiterer Arbeitsplatzverluste. Als Ausgleich werden zum wiederholten Mal staatlich geförderte umweltschutzorientierte Forschungs- und Investitionsoffensiven gestartet. Sie sollen Innovationen fördern und die Wirtschaft noch mehr auf alternative Energien und digitale Produkte ausrichten, die nicht die Umwelt belasten.

      Phase 4: Letzter Ausweg Grundeinkommen

      Inzwischen durchziehen Digitalisierung und Innovation auch die letzten gesellschaftlichen Bereiche. Die Arbeitslosenquote wächst ungebremst. Viele europäische Länder haben bereits ihre Einkommenssteuersätze und die Mehrwertsteuer erhöht, um die steigenden Sozialausgaben zu finanzieren. Immer СКАЧАТЬ