Robert Louis Stevenson - Gesammelte Werke. Robert Louis Stevenson
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Название: Robert Louis Stevenson - Gesammelte Werke

Автор: Robert Louis Stevenson

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746750095

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СКАЧАТЬ seht mal, da ich nun mal Rebellenarzt bin, oder Gefängnisarzt, wie ich es lieber nenne,« sagte Dr. Livesey in seiner gemütlichen Weise, »so ist es für mich eine Ehrensache, keinen Mann für König Georg (Gott erhalte ihn!) und den Galgen zu verlieren.«

      Die Burschen sahen einander an, schluckten aber die boshafte Bemerkung hinunter, ohne ein Wort zu sagen.

      »Dick fühlt sich nicht gut, Herr,« sagte einer.

      »Nicht? Na, denn kommt mal her und laßt mal Eure Zunge sehen. Nein – das würde mich allerdings wundern, wenn er sich gut fühlte. Vor dem seiner Zunge könnten die Franzosen Angst kriegen. Noch ein Fieberfall!«

      »Na, siehst du!« sagte Morgan; »das kommt davon, wenn man Bibeln kaputt schneidet!«

      »Das kommt davon – wie ihr das nennt–, daß ihr dumme Esel seid!« antwortete der Doktor; »und davon, daß ihr nicht Vernunft genug habt, anständige Luft von Gift zu unterscheiden und trockenes Land von einem elenden Pestmorast. Ich halte es für höchst wahrscheinlich – obgleich das natürlich nur so eine Meinung von mir ist –, ihr werdet alle noch eine Teufelsgeschichte haben, bis ihr die Malaria wieder aus euren Knochen loswerdet! Sich in einem Morast lagern! Silver, ich muß mich über Euch wundern. Ihr seid doch nicht so ein Dummkopf wie die meisten; aber Ihr scheint mir auch keine Ahnung zu haben, was für die Gesundheit nötig ist!«

      Hierauf gab er jedem von den Leuten etwas Medizin zu schlucken, und sie hörten seine Vorschriften mit einer wirklich komischen Gefügigkeit an, mehr wie Waisenknaben als wie mit Blutschuld belastete Meuterer und Seeräuber. Als er damit fertig war, sagte er:

      »Nun, für heute wäre es erledigt. Und jetzt möchte ich wohl mal ein paar Worte mit dem Jungen sprechen, wenn ich bitten darf.«

      Und er nickte nachlässig nach der Richtung, wo ich stand.

      George Merry stand an der Tür und spuckte, um den Geschmack von der Medizin loszuwerden; aber kaum hatte der Doktor gesprochen, so bekam er einen roten Kopf, drehte sich um und schrie mit einem wilden Fluch:

      »Nein!«

      Silver schlug mit der flachen Hand auf das Branntweinfaß und brüllte:

      »Ru–he!«

      Und dabei sah er wirklich wie ein Löwe aus; dann fuhr er in seinem gewöhnlichen Ton fort:

      »Herr Doktor, ich dachte auch schon dran, denn ich weiß ja, daß Sie den Jungen gern hatten. Wir sind Ihnen alle untertänigst dankbar für Ihre Freundlichkeit, und haben Vertrauen zu Ihnen, wie Sie sehen, und schlucken Ihre Medizin, wie wenn's Grog wäre. Und ich denke, ich habe was ausfindig gemacht, was uns allen passen wird. Hawkins, wirst du mir dein Ehrenwort als ein junger Gentleman geben – denn ein Gentleman bist du, obgleich armer Leute Kind –, dein Ehrenwort, daß du nicht das Ankertau kappen willst?«

      Ich gab ohne Besinnen das verlangte Wort.

      »Dann, Herr Doktor,« sagte Silver, »stellen Sie sich man auf die andere Seite von den Palisaden da, und sobald Sie draußen sind, will ich den Jungen nach der Innenseite herunterbringen, und ich rechne, Sie können durch die Sparren Ihr Garn mit ihm spinnen. Guten Tag, Herr Doktor, und unsere besten Empfehlungen an den Squire und Käpp'n Smollett.«

      Die Mißbilligung, die nur Silvers furchtbare Blicke lange unterdrückt hatten, brach sofort los, als der Doktor das Haus verlassen hatte. Silver wurde rundheraus beschuldigt, ein doppeltes Spiel zu treiben – sie sagten, er versuche einen Sonderfrieden für sich zu schließen und opfere die Interessen seiner Verbündeten und Opfer. Mit einem Wort: sie warfen ihm ganz genau das vor, was er wirklich tat!

      Dies schien mir so auf der Hand zu liegen, daß ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie er auch diesmal wieder ihres Ärgers Herr werden könnte.

      Aber er war allen übrigen mehr als doppelt überlegen, und sein Sieg in der letzten Nacht hatte ihm wieder ein großes Übergewicht gegeben. Er nannte sie Dummköpfe und Esel; sagte, es sei notwendig, daß ich mit dem Doktor spräche; fuchtelte ihnen mit der Karte vor den Gesichtern herum und fragte sie, ob sie vielleicht den Vertrag an demselben Tage brechen wollten, an dem sie auf die Schatzsuche ausgehen sollten.

      »Nein, beim Donner!« rief er; »den Vertrag müssen wir brechen, wenn die Zeit dazu da ist. Und bis dahin will ich den Doktor an der Nase herumführen, und wenn ich seine Stiefel mit Branntwein ölen sollte.«

      Hierauf befahl er ihnen das Feuer anzuzünden und humpelte auf seiner Krücke hinaus, die andere Hand auf meine Schulter gelehnt. Die Meuterer blieben ganz verdutzt zurück; er hatte sie durch seine Zungenfertigkeit zum Schweigen gebracht, obwohl eigentlich nicht überzeugt.

      »Langsam, Junge, langsam!« sagte er. »Sie könnten im Handumdrehen über uns herfallen, wenn sie sähen, daß wir es eilig hätten.«

      So gingen wir denn ganz gemächlich über den Sand bis an die Stelle, wo der Doktor auf der anderen Seite der Palisade auf uns wartete, und sobald wir in bequemer Sprechweite waren, blieb Silver stehen und sagte:

      »Sie werden mir auch dies auf die gute Seite schreiben, Doktor, und der Junge wird Ihnen erzählen, wie ich sein Leben rettete und sogar deswegen abgesetzt wurde, und darauf können Sie Gift nehmen. Herr Doktor, wenn ein Mann so nahe am Wind steuert wie ich – sozusagen mit dem letzten bißchen Luft im Leibe um sein Leben spielt –, dann würden Sie es vielleicht nicht für zu viel halten, ihm ein einziges gutes Wort zu geben? Sie wollen bitte dran denken, daß es jetzt nicht bloß um mein Leben geht, sondern auch um das des Jungen obendrein; und Sie werden mir ein freundliches Wort sagen, Doktor, und mir um des Himmels und um Gottes willen ein bißchen Hoffnung geben, damit ich's aushalten kann!«

      Silver war ein ganz anderer Mann geworden, sowie er dem Blockhaus und seinen Freunden den Rücken gewandt hatte; seine Wangen schienen eingefallen zu sein, seine Stimme zitterte; er meinte es todernst.

      »Nanu, John, Ihr habt doch keine Angst?« fragte Dr. Livesey.

      »Doktor, ich bin kein Feigling – ganz gewiß nicht! Nicht so viel!« und er schnippste mit den Fingern. »Wenn ich's wäre, so würde ich es nicht sagen. Aber ich gestehe Ihnen offen, mir klappern die Gebeine, wenn ich an den Galgen denke. Sie sind ein guter Mensch und ein aufrichtiger; ich habe niemals einen besseren Mann gesehen! Und Sie werden nicht vergessen, was ich Gutes getan habe – ebensowenig, wie Sie das Böse vergessen werden, das weiß ich. Und ich geh auf die Seite – sehen Sie hier, und lasse Sie mit Jim allein, und auch das werden Sie mir auf die gute Seite schreiben – denn es ist eine lange Rechnung; ja, das ist es.«

      Mit diesen Worten trat er ein Stückchen zur Seite, bis er außer Hörweite war; da setzte er sich auf einen Baumstumpf und begann zu pfeifen, indem er sich von Zeit zu Zeit auf seinem Sitz herumschob, um bald mich und den Doktor im Auge zu behalten, bald seine unbotmäßigen Schufte, die auf dem Sande zwischen dem Feuer, das sie wieder anzündeten, und dem Hause hin und her gingen, aus welchem sie Schweinefleisch und Brot herausbrachten, um das Frühstück zu bereiten.

      »So, Jim,« sagte der Doktor und machte ein trauriges Gesicht, »also da bist du. Was du dir eingebrockt hast, mußt du ausessen, mein Junge. Weiß der Himmel, ich kann es nicht übers Herz bringen, dich zu tadeln; aber so viel will ich dir sagen, magst es freundlich oder unfreundlich aufnehmen: als Kapitän Smollett gesund war, da hättest du nicht an Land gehen dürfen; aber als er krank war und dich nicht daran hindern konnte – bei George! da war es einfach eine Feigheit von dir!«

      Ich will gestehen, daß ich zu weinen anfing.

      »Doktor,« СКАЧАТЬ