Befreiungsschlag Humor. Antonio Rudolphios

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      Wieder den Umgang mit Humor lernen

      Deshalb müssen wir wieder lernen, humorvoll zu werden und lächelnd mit schwierigen Situationen im Leben umzugehen. Sie werden sich wundern, denn der Erfolg wird Sie verblüffen. Sie sind ein ganz anderer Mensch. Der Motzer mag zwar spontan einen Etappensieg erringen, Sie gehen aber ab sofort beständig leichter durchs Leben, auch wenn man Sie Softie schimpft. Lächeln Sie einfach öfter mal und ersticken damit im Keim brenzlige Situationen.

       Stellen Sie sich doch ganz praktisch mal ein paar Alltagssituationen vor. Die Politesse schreibt gerade ein Knöllchen, weil Sie im absoluten Halteverbot stehen. Sie erreichen eben noch hechelnd Ihren Wagen. Nun kommen Sie jetzt bitte nicht mit „Ich war doch nur zwei Minuten im Laden!“ Humorvoll geht das so: „Guten Morgen, ich schlage Sie zur schönsten Politesse vor, denn so charmant, wie Sie hier Knöllchen verteilen, kann man Ihnen gar nicht böse sein. Ich bin echt ein Trottel, wie konnte ich nur dieses Schild übersehen. Aber so ist das nun mal, wenn man schnell Pampers für das schreiende Kind zu Hause braucht – sorry. Ich lade Sie nächstes Mal zum Kaffee ein. Kann ich gleich bezahlen?“ Der Mann wird garantiert nicht zahlen müssen, denn er hat seinen Fehler eingesehen, wird sicher künftig nicht mehr zu den Stammkunden zählen und er bringt ein schlagendes Argument mit – das schreiende Kind zu Hause, das doch jeden erweicht. Und Humor hat er obendrauf auch noch.

       Humor ist, wenn man trotzdem lacht, obwohl einem zum Heulen ist. Warum gibt es Lachkurse, in denen die Menschen nichts anderes tun, als laut und lange zu lachen? Hier können Sie Ihren Humor wieder auffrischen. Eben weil viele das Lachen verlernt haben und weil Lachen so wichtig ist. Wer lacht, hat mehr vom Leben, dem geht es auch gesundheitlich besser.

       Warum treten Clowns in Kinderkrankenhäusern auf und bringen die frisch operierten Kleinen zum Lachen? Sie sind die beste Medizin und lassen Schmerzen vergessen. Depressive Menschen sollten sich eine lustige Comedy anschauen, ins Kino gehen oder ins Cabaret.

       Trainieren Sie vor dem Spiegel Ihre Gesichtsmuskeln. Ziehen Sie Grimassen, lachen Sie in verschiedenen Posen - vom Lächeln bis zum lauten Lachen mit offenem Mund. Vielleicht werden Sie am nächsten Tag Muskelkater im Gesicht verspüren, aber das ist ein gutes Zeichen, denn Sie haben lange nicht mehr so richtig gelacht. Prüfen Sie auch, was Ihnen besonders gut steht, das smarte Lächeln oder eher das extrovertierte, spontane, laute Lachen.

       Seien Sie ein Engel und bringen Sie durch irgendeine Aktion das Lächeln ins Gesicht anderer Menschen, und wenn Sie sie nur freundlich anlächeln oder einen witzigen Spruch auf den Lippen haben. Anfangs wird es Sie vielleicht noch viel Überwindung kosten, doch Ihr Lohn ist das Feedback, das Zurücklächeln. Es zeigt Ihnen doch, dass Sie es genau richtig gemacht haben und ermuntert Sie, genauso weiterzumachen und immer mutiger zu werden.

       Das einfachste Training ist es also, lächelnd durch den Tag zu gehen, anderen Menschen direkt ins Gesicht zu lächeln, Auge in Auge. Das dürfte Ihnen als schüchternem Menschen doch gelingen. Und von da an begegnen Sie Ihren Nachbarn, wildfremde Personen im Bus, Kollegen und der Familie mit einem witzigen, erheiternden Spruch. Lassen Sie sich etwas einfallen – und wenn´s nur der typische norddeutsche Gruß „Moin, Moin“ ist. Auch das verführt zumindest zum Schmunzeln. Ein „Hallo“, „Hi“ oder auch „Hello“ sorgt zumindest für Aufmerksamkeit und Gegenreaktion. Oder setzen Sie Ihr volles sympathisches Lächeln in Szene. Mensch, Sie haben doch ein so nettes Gesicht, damit müssen Sie wuchern. Stellen Sie doch Ihre Pfunde nicht immer unter den Scheffel. Raus damit, setzen Sie es ein. Jeder schaut gerne in ein süßes Gesicht, auch wenn er dabei gleich an Sex denkt.

       Das soll Ihnen doch egal sein. Auf jeden Fall geben Sie ihm zu denken und er hat noch den ganzen Tag etwas davon, vielleicht sogar in der Nacht mit seinen feuchten Träumen. Sie brauchen nichts anderes zu tun, als sich freundlich zu zeigen. Der Humor kommt schon von alleine. Und so entwaffnen Sie auch kritische Situationen. Stellen Sie sich vor, ein aufbrausender Choleriker stürmt auf Sie zu und will Ihnen gerade die Meinung sagen, weil Sie ihm den Parkplatz weggeschnappt haben. Lächeln Sie ihn unschuldig an, aber lachen Sie ihn nicht aus, machen Sie sich über ihn nicht lustig, weil der Trottel die Kurve nicht kriegte, das könnte die Situation eskalieren lassen. Lächeln Sie und sagen vielleicht noch „Guten Morgen, danke“. Was soll er schon machen, er kann nur „Guten Morgen, bitte“ antworten. Die Waffen einer Frau sind sowieso unschlagbar. Erstens ihr Aussehen, zweitens ihre generelle Hilfsbedürftigkeit als schwächeres Glied in der Gesellschaft, drittens ihr Charme und viertens ihre entwaffnenden Worte mit ihrem Gesichtsausdruck.

       Also gehen Sie auf die Piste und frischen Sie Ihren Humor wieder auf. Mit Witzen ist es so eine andere Sache. Nicht jeder versteht Witze gleich gut. Sie müssen schon einfach und absolut pointiert sein. Wenn man bei Witzen erst nachdenken muss, bevor der Groschen fällt, sind sie eher ungeeignet. Und Witze sind Geschmacksache. Nicht jeder mag sie. Dabei können die doch gerade so viel Frieden stiften und Versöhnung erreichen, die Gnade der Vergebung zelebrieren.

       Da ist es schon besser, sich auf seine Körpersprache zu verlassen. Ziehen Sie lustige Grimassen und bringen so andere zum Lachen. Unterstützen Sie beispielsweise Ihr „Hi“ mit einem lockeren Handwinken. Das ermuntert sogar Leute, die sonst stocksteif sind und nie winken. Oder lächeln Sie eine griesgrämige Oma im Supermarkt an. Sie werden sich wundern, wie die sich freut, denn so etwas ist ihr schon lange nicht mehr passiert, vor allem deswegen, weil sie es seit Jahrzehnten mit ihrem Hausdrachen aushalten muss. Wie unwürdig sind doch Senioren-Paare, die sich im Supermarkt um jede Kleinigkeit streiten! Humor kennen die doch schon lange nicht mehr.