Название: Verheiratet mit einem Seebären
Автор: Maria Rohmer
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
isbn: 9783847640141
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Weiter geht´s, nächste Abfahrt, nächster Versuch. Hier sehe ich nur große Pötte. Die "Stephanie" hat nur 999 BRT und ist ganze 82 Meter lang. Hier werde ich auch nicht fündig. Als nächstes sehe ich meine Rettung: ein Taxi. Der Fahrer versteht immerhin so viel, daß ich ein Schiff mit dem Namen "Stephanie" suche. Wie bestellt studiert er gerade das Schiffsmelderegister des heutigen Tages. "Stephanie" liest er - Kai Nr. 504. Was denn, so schnell schon soll ich das Schiff gefunden haben? Hier stimmt doch etwas nicht !!!
Er also als Lotse vor mir her. Mit Tempo 80-90 km/h durchs Gelände. Immer hübsch über dicke Pflastersteine. Schade, daß die guten alten Zeiten der Postkutsche vorbei sind. Aber der Mann kennt sich aus. Nach nur 20 Minuten sind wir am Ziel. Nur ein grün-oranges Schiff sehe ich nirgendwo. Liegt das vielleicht an meiner daheim vergessenen Brille ???
Der hilfsbereite Fahrer erkundigt sich im nächsten Büro und überrascht mich mit der "erfreulichen" Mitteilung: Die "Stephanie" ist bereits wieder weg! Meine Nerven!
Ich gehe selbst hinauf und frage noch einmal nach dem Schiff. Der junge Mann telefoniert, bleibt dann aber dabei: Sie war zwar hier, ist aber jetzt bereits in Duisburg.
Ich stelle mich stur und beharre weiterhin darauf: Sie muß hier irgendwo im Hafen sein. Warum wäre ich sonst hier? Und überhaupt, was soll sie denn in Duisburg? (Man sieht, heute lasse ich mich nicht mehr so leicht verwirren wie bei meinen ersten Abenteuern in diversen Häfen.)
Einem nun sichtlich verstörten jungen Mann bleibt keine andere Wahl. Er greift zum Hörer und erfährt (vielleicht von kompetenterer Stelle?), die "Stephanie" läuft morgen erst ein. Nun doch etwas irritiert (ich sehe mich schon wieder nach Hause fahren), wage ich zaghaft zu fragen: "Und wann morgen?" Das wiederum ist ihm nicht verraten worden, aber um den Zeitpunkt herauszufinden, nimmt er mich mit in ein anderes Büro und erkundigt sich dort. Sein Kollege blickt ganz erstaunt auf. "Wieso morgen? Die 'Stephanie' ist doch längst hier, liegt an Kai 57." Man hätte eben gleich den richtigen Mann fragen sollen!
Ich hätte ihn umarmen können, bitte ihn statt dessen aber nur, mir ein Taxi zu bestellen. Wer weiß, wo ich ohne Lotse in diesem riesigen Hafengelände lande.
Nach nur 45 Minuten biegt ein Wagen um die Ecke. Dessen Fahrer verfügt über eine reichliche Auswahl an Karten, mit deren Hilfe wir den Platz 57 ausfindig machen. Er schätzt noch einmal ca. 30 Minuten Fahrt bis dahin. Meine Hoffnungen wachsen wieder, meinen Ehemann doch noch zu finden!
Also über die nun schon gewohnten Pflastersteine - für Lkws kein Problem.
Kai Nr. 45 - wir nähern uns unserem Ziel. Nur noch um verschiedene Hallen, und da endlich Wasser und Platz Nr. 57 mit einem Schiff in leuchtendem Orange mit dem wunderschönen Namen "Stephanie".
Geschafft !
Der Taxifahrer freut sich genauso wie ich, daß wir das Schiff gefunden haben.
An Deck mein geliebter Seemann, und endlich, endlich liegen wir uns in den Armen. "Na, hast du uns gut gefunden?" Aber sicher, kein Problem, wie immer ...
Erwähnen muß ich noch, daß uns der Kapitän gegen 21.00 Uhr mit der Nachricht überraschte, daß Schiff müsse um ca. 23.00 Uhr nach Kai Nr. 504 verholen. Das kam mir doch bekannt vor !!!
Gegen 0.30 Uhr ist die "Stephanie" dort festgemacht. An Bord ein ganz normaler Arbeitstag!
Kann es sein, daß manche Tage mehr als 24 Stunden haben? Mir jedenfalls kam es so vor.
Wieder daheim, heißt es nun Kräfte sammeln für die nächste Fahrt zum nächsten Hafen. Wie wäre es vielleicht mal wieder mit Antwerpen ???
3. Kapitel
Vom Telefonieren im allgemeinen und im besonderen
Wohl jeder nimmt an, das Telefonieren - in der heutigen Zeit - sei ein Kinderspiel. Man nehme den Hörer ab, werfe die entsprechende Münze ein (einen guten Tag hat man erwischt, verfügt man über das nötige Kleingeld), wähle die Nummer des gewünschten Teilnehmers, und schon ist dieser in der Leitung. So mag das an Land zugehen, bei der Seefahrt ist das alles ein bißchen anders.
Immer wieder eine Herausforderung stellen auch Anrufe zu diversen Ämtern und Behörden dar. Hier empfiehlt es sich, seinen Spruch vorher auswendig zu lernen. Aufsagen muß man ihn im günstigsten Falle nur zwei- bis dreimal. Es wird zuerst einmal geprüft, wer denn wohl für dieses Ansinnen zuständig sein könnte. Hin und wieder gerät man dabei an einen Menschen, der einen so behandelt, wie er im umgekehrten Fall sicher auch behandelt werden möchte.
NICHT in diese Kategorie gehörte die "freundliche" Dame, mit der ich kürzlich zu tun hatte. Dieses Vorbild an Liebenswürdigkeit war der, wie ich als unerfahrener Laie annehme, aus eigener, jahrelanger Erkenntnis heraus resultierenden Meinung, es dürfe in unserem Zeitalter wohl kein Problem mehr darstellen, einen Seemann zu erreichen, der sich auf Fahrt befindet. Hüten werde ich mich, diese Meinung einer Fachfrau anzuzweifeln! Aber wundern darf ich mich schon, dauert es mal wieder zwei Tage, bis ein Seefunkgespräch zwischen meinem Mann und mir zustande kommt. Müssen die Herren sich auch ständig außerhalb der Reichweite der verschiedenen Küstenstationen aufhalten? Oder wollen sie keinen Kontakt zur Außenwelt, schalten aus diesem Grund das Funkgerät erst gar nicht ein?
Hat man nun einen Ehemann, der sich zur Zeit nur auf Kleiner Fahrt befindet, also nach Spanien, Portugal, Finnland, Norwegen, Schweden, Belgien oder die Niederlande, so hegt man verständlicherweise die Hoffnung, daß es diesem gelingt, seine Ehefrau telefonisch zu erreichen. Aber weit gefehlt! Da treten doch gewisse Schwierigkeiten auf ...
Von Bord ist eine Unterhaltung ziemlich uninteressant und auch zu teuer. Würde ein Seemann das verdienen, was ein Landmensch ihm ohne weiteres zugedenkt, ja dann ...
Wer sagt seiner Frau schon gerne "Du fehlst mir", oder "Ich vermisse dich", wenn noch ein paar andere mithören? Mein Mann ist dann jedenfalls nicht sehr gesprächig. Diese Möglichkeit bleibt also dem Notfall vorbehalten. Aber gibt es nicht Gott sei Dank in jedem fernen Land die altbewährte Telefonzelle? Warum nur sind die in bestimmten Häfen so dünn gesät? (Beispiel Rotterdam: Nach nur zehnminütiger Autofahrt hatte ich doch tatsächlich eine entdeckt!).
Fazit: Ein Seemann muß gut zu Fuß sein, was ihm nach einem anstrengenden Arbeitstag sicher nicht weiter schwer fällt!
Was nimmt man nicht alles aus Liebe zu seiner Ehefrau auf sich. Da darf einem einfach kein Weg zu weit sein, kein noch so langer Fußmarsch einen vom Telefonieren abhalten.
Das Beste natürlich ist, der Kapitän sieht zu, einen Liegeplatz mit Telefon in nächster Nähe zu bekommen. Was bestimmt nicht so schwierig sein kann ...
Vor einiger Zeit lief die "Stephanie" (wie mir mein Mann berichtete) nachts kurz nach 23.00 Uhr in Antwerpen ein. Er machte sich sogleich auf den Weg zum dortigen Seemannsheim (45 Min.), in der Hoffnung, dort zu dieser Stunde noch telefonieren zu können. Vielleicht auch um sich ein paar Bierchen zu gönnen?
Aber leider, aus beidem wurde nichts - geöffnet nur bis 24.00 Uhr.
Also wieder unverrichteter Dinge zurück an Bord. Die eineinhalb Stunden in frischer Luft haben ihm bestimmt gut getan! Vielleicht sollte man die Einlaufzeiten der Schiffe besser mit den Öffnungszeiten der Seemannsmissionen abstimmen ...
Befindet man sich im Ausland (was bei einem Seemann СКАЧАТЬ