„Ein Evolutionsforscher, Dawking oder Dawkins, ich weiß es nicht mehr genau, ging davon aus, dass sich nicht alle Phänomene unseres Lebens mit unseren Genen erklären lassen. Vor allem nicht die kulturellen Angelegenheiten, verstehen Sie?“ Was genau sie mit kulturell meine, wollte der Schöne wissen. - Moden zum Beispiel, oder Melodien. Oder bestimmte Verhaltensweisen, wie eben diese Handtuchmethode. - Und was dafür verantwortlich sei, wenn nicht die Gene? - Es seien die sogenannten Meme, erwiderte die andere. Durch Imitation oder auf anderen Wegen, die aber nicht genetisch sind, würden bestimmte Verhaltensweisen weitergegeben. Jeder wolle zum Beispiel einen Liegestuhl haben, und die Methode, ihn durch das Handtuch rechtzeitig zu reservieren, setze sich durch, weil sie Erfolg habe und wegen der Mehrzahl derjenigen, die sie anwenden, praktisch die einzige sei, um an eine Liege zu kommen.
Die nächste halbe Stunde sprachen die beiden über die kleinen Sünden des Alltags, um die man leider nicht herumkomme und so weiter - es war ermüdend, ich versuchte nicht hinzuhören. Zurück würde ich fliegen, dachte ich. Bloß keine lange Zugfahrt. Wieso eigentlich war ich nicht gleich geflogen? Ich blickte aus dem Fenster. Viel sehen konnte ich nicht, es war längst dunkel. Hin und wieder sah ich die Lichter eines Hauses vorbeiziehen oder die Scheinwerfer eines Autos und verfolgte sie mit den Augen. Die Alte holte bald eine Zeitschrift aus ihrer Handtasche, die neben ihr auf dem Nachbarplatz lag. Eine der sinnlosen Zeitschriften, die auch Daniel immer las. Ich band mir kurzerhand meinen Schal um den Kopf, das war fast wie Licht aus, und merkte, wie müde ich war und wie anstrengend die vergangenen Tage.
„Was ist“, hörte ich den Schönen sagen, ich war schon beinahe eingeschlafen, jetzt war ich wieder wach, „haben Sie Lust, ins Bordtreff zu gehen?“ Er hatte tatsächlich Bordtreff gesagt! Manche Menschen nehmen einfach jeden Schwachsinn bereitwillig auf, selbst die idiotische Terminologie der Deutschen Bahn. Und war nicht aus dem Bordtreff inzwischen das Zugrestaurant geworden? Ich war wirklich froh, dass er mir nicht gefiel. Die beiden gingen, ich atmete auf. Vermutlich würde sie im Bordtreff auf mich warten, aber das interessierte mich jetzt nicht mehr. Endlich hatte ich meine Ruhe. Nach einer halben Stunde war ich eingeschlafen. Irgendwann in der Nacht wachte ich auf und bemerkte, dass die beiden das Abteil gewechselt hatten, jedenfalls war ihr Gepäck verschwunden. Ich hatte es gar nicht bemerkt. Dann schlief ich wieder ein.
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