Selbstmord muss nicht sein -. Anton Weiß
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Название: Selbstmord muss nicht sein -

Автор: Anton Weiß

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

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isbn: 9783847648291

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СКАЧАТЬ keine eigene Kraft, nie gehabt, auch wenn es das vorgibt. Auch der Verstand steht ihm nicht zur Verfügung, was das Ich ebenfalls nicht glauben kann, was aber jedes Vergessen z. B. eines Namens, beweist. Und über die Emotionen sind die meisten überhaupt nicht Herr, sondern ihnen hilflos ausgeliefert, wie jeder Wutausbruch zeigt. Was das Ich eines Menschen ausmacht, ist nur die Vorstellung von einem Ich, nur die Vorstellung, dass ich mein Leben gestalten kann, wie ich es will, die nun in der Depression zusammengebrochen ist, und damit ist das Ich zusammengebrochen, das diese Vorstellung hatte. Aber das war immer schon eine Illusion, und wer sich selber auf den Grund geht, der weiß es auch. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass man sein Leben in der Hand hat und alles in den Griff bekommen kann. Wir haben überhaupt nichts in der Hand, es ist alles gefügt. Wir ignorieren das nur. Jedes Kennenlernen des künftigen Partners ist gefügt und man hat selber überhaupt nichts dazu getan. Man ist vielleicht zum Tanzen gegangen, aber man kann es nicht tun, in der Absicht, den Menschen kennen zu lernen, der der künftige Lebenspartner werden wird. Der Verfasser des Lola-Prinzips erzählt von sich, dass er erst dann den Partner seines Lebens gefunden hat, als er es aufgegeben hat, danach zu suchen. Genau das vermittelt die richtige Sicht und gibt die Erkenntnis wieder, die mit Wuwei – Nicht-Handeln - gemeint ist: Die Dinge, die wichtig sind im Leben, kann man nicht willentlich herbeiführen. Ich kann vielleicht ein Studium willentlich beginnen, wobei die meisten sich keine Rechenschaft darüber geben, warum sie gerade dieses Studium gewählt haben. Meistens hat das ganz tiefliegende Gründe, die den wenigsten bewusst sind, wie z. B. dass sie sich vor vielen Jahren über einen ungerechten Richterspruch erregt haben, was so sehr im Hintergrund gewirkt hat, dass sie nun Jura studieren. Auch hier könnte man zeigen, wie sehr die willentliche Entscheidung von Faktoren beeinflusst ist, die einem nicht bewusst sind. Ob der Arbeitsplatz einem später zusagen wird, dahingehend hat man überhaupt nichts willentlich in der Hand. Es ist reine Fügung, wenn man wohin kommt, wo es einem eine bedeutende Lebensqualität bringt; ihr gegenüber ist die einzig richtige Haltung Dankbarkeit.

      Da wir das alles aber nicht sehen und unbeirrt daran festhalten, unser Schicksal selber aus eigener Kraft meistern zu können, versetzt es dem Menschen einen regelrechten Schock, wenn er gezwungen wird, anerkennen zu müssen, dass sein Leben nun einen Weg eingeschlagen hat, wo er nichts mehr in der Hand hat und der alles andere als seinen Wünschen und Vorstellungen entspricht. Dass er nichts in der Hand hat, hätte er aber immer schon begreifen können, weil er sieht, wie viele Menschen von einer tödlichen Krankheit betroffen werden, wie ein Partner oder das eigene Kind tödlich verunglücken kann. Da stürzt für uns ja immer eine Welt zusammen, weil wir heute so weit davon entfernt sind zu sagen: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, gepriesen sei der Name des Herrn. Aber genau das würde die richtige Haltung ausdrücken, genau zu dieser Haltung muss sich der Mensch durchfinden. Sie können sich selber testen, wie Sie in Ihrem Ich stehen, wenn Sie sich prüfen, wie Sie diese Haltung anmutet! Je weiter Sie so eine Haltung von sich weisen und als unmöglich ablehnen, umso mehr stehen Sie im Ich. In der Unmöglichkeit, so eine Haltung einnehmen zu können, erleben Sie Ihr Ich-Sein. Und Sie werden Ihre Haltung nicht aufgeben, es sei denn, Sie werden dazu gezwungen, wie es in der Depression der Fall ist.

      Wer an diese Grenze kommt, der muss! D. h. es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder man zerbricht oder man stellt sich. Stellen kann man sich nur, wenn man überzeugt ist, dass es nicht Sinn des Lebens sein kann, zu zerbrechen. Da heute bei den meisten Menschen kein tragfähiger religiöser Hintergrund mehr vorhanden ist, an dem sie Halt finden könnten, ist das Zerbrechen näher gerückt

      Die Depression zeigt nur, was ist

      Doch es ist nie zu spät! Die Kraft, die einer aufbringt, sein Leben zu beenden, indem er z. B. ins Wasser geht, wie es in früheren Zeiten unverheiratete Mädchen machten, die schwanger geworden waren, reicht aus, um dieser Situation standzuhalten, wenn man weiß, dass solch ein tiefer Fall notwendig ist, damit das sichtbar wird, was der Mensch eigentlich ist: ein Wesen, das viel mehr ist als nur ein Ich, das den Irrungen und Wirrungen des Lebens hilflos ausgeliefert ist. Und dieses Mehr wird eben erst sichtbar, wenn der Mensch nichts mehr hat, wenn er alles verloren hat, was ihm etwas bedeutet hat, wenn es nichts mehr gibt, woran er einen Halt oder Sinn findet. Es ist der Prozess einer radikalen Demontage deines Wesens, um zu sehen, was danach noch übrig bleibt (VE 141). Eben ein jämmerliches Häufchen Elend! Damit bist du deiner Wahrheit aber ganz nahe gekommen und es ist nichts Beunruhigendes, sondern ein Neubeginn, eine neue Sicht des Lebens setzt sich durch. Keiner gelangt zur Wahrheit, ohne zuvor einen langsamen und qualvollen Prozess der Selbstvernichtung durchlaufen zu haben. VE 155

      Depression ist der Zustand, dass man gezwungen worden ist, das Ruder loszulassen, und nun wird das Schiff unkontrolliert von den Wellen hin- und hergeworfen. VE 142

      Wer dem standhält – und das erfordert ein Kämpfen, zu dem man die Hilfe sämtlicher Götter anflehen muss – dem öffnet sich eine Türe, die vorher nicht zu sehen war. Er erfährt ein Geborgensein und eine Kraft, die erst sichtbar werden, wenn der Mensch nichts mehr in Händen hält. Das ist das „Selig die Armen im Geist“ des NT, das kaum jemand versteht und meistens missverstanden wird. Aber es ist identisch mit dem Leerwerden, das von Meister Eckhart gepredigt wurde. Ein Mensch in der tiefsten Depression ist völlig „arm im Geist“ und völlig „leer“, er hat nichts mehr, was ihn erfreut, was ihm etwas bedeutet, was ihm das Leben lebenswert macht.

      Kampf muss sein

      Wir sind es nicht mehr gewohnt, zu kämpfen. Gerade in einer Zeit, in der alles leicht gemacht wird, in der es für jedes Wehwehchen ein Medikament gibt, der Zahnarzt eine Spritze setzt, bevor er bohrt, gegen jedes kleine Kopfweh eine Schmerztablette und gegen Schlaflosigkeit ein Medikament genommen wird, bleibt es völlig unverständlich, dass man jetzt selber etwas tun muss. Auch neigen wir dazu, die Ursache für unser Unbehagen immer bei anderen zu suchen: Mir geht es nicht gut, weil mich mein Chef gerügt hat, ein Kollege sich lustig über mich gemacht hat, meine Frau nicht mein Lieblingsgericht gekocht hat usw. Immer machen wir andere dafür verantwortlich, wie es uns geht und wir kommen überhaupt nicht auf die Idee, uns selbst in einer Tiefe zu verankern, die es uns ermöglicht, dass uns die Rüge des Chefs nicht umhaut, wir dem Kollegen humorvoll erwidern können und der Frau dankbar sind, dass wir uns auf unser Lieblingsgericht das nächste Mal richtig freuen werden. Dass wir die Ursache für unsere Unzufriedenheit immer an äußeren Umständen und anderen Menschen festmachen, anstatt sie in uns zu suchen, halte ich für eine grundlegende Tatsache des Ich-Seins. Hier eine Änderung herbeiführen zu wollen, halte ich für ein Erfordernis eines anspruchsvollen Menschseins. Damit würde eine Auseinandersetzung beginnen, die einen an den Rand des Menschseins bringt, in deren Gefolge sich Depression, Schizophrenie oder Selbstmordgedanken befinden, weil das eben die Folge ist, wenn man aus einem Geflecht von Lebenslügen heraus nun anfängt, sich seiner Realität zu stellen.

      Man müsste Durchhalten und die Erfahrung machen, dass das, was gedroht hatte, auseinander zu brechen, nicht auseinander bricht. SuE 241 Wer keinen Ausweg mehr sieht, müsste die Neugierde aufbringen, sehen zu wollen, wie es nun weiter geht. Und dieses Sehen wollen ist möglich. Es ist die Fähigkeit, die den, der am Ende ist, doch die Schritte tun lässt, die den Selbstmord herbeiführen. Er ist also noch zu etwas in der Lage, er ist nicht völlig gelähmt; er weiß nur nicht, dass die Ausweglosigkeit, vor der er sich sieht, nur eine Ausweglosigkeit des Ichs ist und nicht seines Menschseins.

      Weil unser ganzes Leben so ausgerichtet ist, dass man immer Leistung bringen muss, ist man überzeugt, dass man wertlos ist in den eigenen Augen und in den Augen der anderen, wenn man seine Schwächen und Unzulänglichkeiten klar sieht. Es scheint einem unmöglich, weiter zu leben mit diesen Defiziten, die man hat, die man aber immer schon gehabt hat, nur jetzt schieben sie sich so in den Vordergrund, man sieht sie so klar, dass man davor nicht mehr bestehen kann. Man ist sich selbst unerträglich. Aber das Scheitern ist nur ein Scheitern der Vorstellungen, mit denen man bisher sich selbst und andere beurteilt hat. Und anstatt die Vorstellungen zu überprüfen СКАЧАТЬ