Klein, aber (nicht immer) fein - Teil 2. Manfred Stuhrmann-Spangenberg
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Название: Klein, aber (nicht immer) fein - Teil 2

Автор: Manfred Stuhrmann-Spangenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия: Klein, aber (nicht immer) fein

isbn: 9783750230781

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СКАЧАТЬ mit Bayern einen Motor hat.“ „Na ja, Baden-Württemberg ist auch nicht schlecht“, wende ich ein, aber Xavier redet schon weiter: „La Merkel hilft Bayern, weil Bayern für Deutschland wichtig ist. Aber in Spanien ist das anders. Die Spanier verstehen nicht, wie wichtig Katalonien ist. Und dazu zählt auch unsere Sprache. Katalanisch ist unsere Muttersprache!“

      Xavier ist nicht nur Schwimmtrainer. „Ich bin fast Doktor. Ich habe studiert und meinen Master gemacht. Ich habe sogar zwei Master und ein Diplom für ‚weiterführende Studien‘. Außerdem habe ich ein Doktorat absolviert. Ich habe nur keine Zeit gefunden, die Doktorarbeit zu schreiben.“ Jetzt ist Xavier 56 Jahre alt, da wird es wohl nichts mehr mit dem Doktortitel. Trotzdem arbeitet er auch wissenschaftlich. Nicht nur über das Schwimmen, auch über Radfahren und Rudern. Er arbeitet mit an einer Internetplattform für Trainingsmethoden. Aber seine Hauptaufgabe ist natürlich die Nationalmannschaft der Schwimmerinnen und Schwimmer Andorras. „Und was erhoffen Sie sich von den nächsten Olympischen Spielen?“ „Nichts, gar nichts.“ „Keine einzige Finalteilnahme?“ „Nein, davon sind wir weit entfernt. Es wäre aber sehr schön, ein B-Finale zu erreichen. In Andorra haben wir gerade einmal etwa 200 Aktive in sieben Clubs. 13, 14 Schwimmerinnen und Schwimmer sind in der Nationalmannschaft. Seit ich hier bin, haben wir eine regelmäßige Trainingsgruppe. Vorher war hier…“ Xavier macht eine Geste, die nicht missverstanden werden kann. Offenbar gab es hier viele Missstände zu beseitigen.

      Aber Xavier ist Optimist. „Ich fordere immer ein wenig mehr, als ich tatsächlich erhalten kann. Die Reisen sind teuer. Wir erhalten auch Unterstützung vom internationalen Schwimmverband. Zur Weltmeisterschaft habe ich vier Schwimmer gemeldet und drei konnten dann teilnehmen. Ich habe auch Vorschläge für den Wiederaufbau unseres Schwimmstadions gemacht. Es wird teuer.“ „Aber in zwei Jahren finden doch die Spiele der kleinen Staaten in Andorra statt. Bis dahin wird es doch fertig sein?“ Davon geht Xavier aus. Und er erhofft sich genauso viele Medaillen wie in Montenegro: eine goldene und fünf bronzene. Für ihn sind allerdings die danach folgenden Spiele in Malta und Monaco wichtiger. Langfristige Planung kann nachhaltige Erfolge bringen. Natürlich müssen auch die Medaillengewinnerinnen aus Montenegro dabei bleiben. Die seien jetzt 26 und 22 Jahre alt. „Es ist alles eine Frage des Erfolges, ob sie weitermachen. Und neue Talente werden mit den Jahren kommen. Und die müssen dann hart arbeiten. Talent alleine reicht nicht. Es ist wie in der Musik, der Wissenschaft, der Medizin. Talent und Arbeit bringt den Erfolg!“

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      mit Xavier im Sportzentrum Ordino

      Der Berg ruft

      Es ist kurz vor 12.00 Uhr, als ich das Sportzentrum Ordino verlasse und zur Bushaltestelle komme. Von hier aus will ich zum Nationalpark Sorteny fahren, der sich nahe der Grenze zu Frankreich, ganz im Norden der Gemeinde Ordino, befindet. Um den Bewohnern seiner Gemeinden Mobilität zu gewähren, gibt es in Andorra Kleinbusse, die in den sieben Gemeinden des Zwergstaates auch die abgelegenen Dörfer anfahren. Punkt 12.00 Uhr kommt der Kleinbus nach Sorteny. Ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen, als mir der Busfahrer den Preis nennt. „Zwanzig.“ Wie, hat er wirklich zwanzig gesagt? Zwanzig Centavos? „Na ja, das ist ein symbolischer Preis, zwanzig Euro-Cents. Sie fahren bei uns also eigentlich umsonst.“ Der Bus von Andorra la Vella nach Ordino war mit 1,75 Euro ja auch nicht sonderlich teuer, aber der kommunale Bustarif ist im wahrsten Sinne des Wortes nur sehr schwer zu unterbieten.

      Nachdem in Sornas der erste Fahrgast, ein Schuljunge, ausgestiegen ist, sitzt außer mir nur noch eine Frau im Bus, die auf dem Weg zur Arbeit ist, wie ich aus dem Gespräch zwischen ihr und dem Busfahrer heraushöre. Durch eine sehr schöne Landschaft fahren wir hier. Vorbei an Arans und Llorts und dann steigt auch meine Mitfahrerin aus. Hinter El-Serrat verlässt der Bus die Hauptstraße, die übrigens vor einigen Jahren als zweite Verbindung nach Frankreich angelegt worden war. Da auf französischer Seite der Bau der Anbindungsstraße auf starken Widerstand stieß, verzichtete man dort auf den Bau derselben, so dass man von hier aus nach wie vor nur zu Fuß nach Frankreich gelangen kann. An der Schranke am Eingang zum Nationalpark müssen Autofahrer vier Euro Eintritt bezahlen, aber da ich ja schon den unglaublichen Fahrpreis für den Bus entrichtet habe, komme ich natürlich umsonst in den Park. Noch eineinhalb Kilometer, dann hat der Bus seine Endstation erreicht – den Parkplatz des Nationalparks Sorteny. „Lassen Sie sich an der Information dort drüben eine Karte vom Nationalpark geben. Die sind sehr freundlich und können Sie beraten, welche Tour für Sie die beste ist.“ Mit etwa diesen Worten verabschiedet sich der ebenfalls sehr freundliche Busfahrer von mir und wünscht mir dann noch viel Spaß beim Wandern.

      Der Parkranger ist tatsächlich äußerst sympathisch und schlägt mir vor, zum Estany de l´Estanyó zu wandern, einem See am Fuße des 2915 m hohen Pic de l´Estanyó. „Der See ist von hier aus etwa vier Kilometer weit entfernt und liegt auf 2340 m Höhe, also 557 m höher als wir jetzt sind. Das sollten Sie in etwa zwei Stunden schaffen. Falls Sie nicht so hoch steigen möchten, können Sie auch nur bis zum Refugio laufen und von dort ins Nachbartal, vorbei an einem See und dann wieder hierher zurück. Auf diesem knapp fünf Kilometer langen Rundweg hätten Sie keine 200 Höhenmeter zu bewältigen. Der Weg hoch zum See zweigt kurz vor dem Refugio vom Rundweg ab, so dass Sie es sich unterwegs ja noch überlegen können, welche der beiden Touren für Sie die beste ist.“

      Ich brauche nicht lange zu überlegen, der Berg ruft. Die Bedingungen sind ausgezeichnet. Warm, aber nicht heiß, so etwa 20, 21 Grad. Und es ist ja noch früh, 12.32 Uhr. Ich marschiere los. Nicht lange nach einer Wegkehre verlasse ich den Forstweg und klettere einen steilen Fußweg am Rand eines Flüsschens hoch. Noch zweimal quere ich den Forstweg und bin dann schon bald an einem winzigen Botanischen Garten angelangt. Meine Göttergattin würde jetzt mit Sicherheit hier ein Weilchen verschnaufen wollen, aber ich habe anderes im Sinn: Ich habe vor, die prognostizierten zwei Stunden deutlich zu unterbieten. Ich bin fit, gut drauf, habe ja in San Marino und Monaco so einige Höhenmeter zurückgelegt, von meiner legendären Athos-Wanderung ganz zu schweigen. Maximal eine Stunde und 45 Minuten, das ist mein Ziel. Vom Botanischen Garten aus geht es noch ein kleines Stück auf dem Forstweg weiter, bis dieser an einem Zaun endet. Kurz darauf zweigt der Weg zum See nach rechts vom Hauptweg ab. Ein kleines Stückchen bergab zum Flüsschen und dann, nach Überquerung desselben auf einer kleinen Holzbrücke, auf der anderen Seite leicht ansteigend bergauf.

      Was für ein herrlicher Weg. Über eine Blumenwiese so ganz leicht bergan. Hinten sehe ich jetzt auch bereits den Pic de l´Estanyó. Viel näher, als ich dachte. Am Ende der Wiese wird es dann doch etwas steiler, durch den Wald wird es dann schon recht steil. Jetzt muss ich doch mein durchaus zügiges Tempo drosseln. Immerhin überhole ich zwei Familien, die wegen zweier älterer Damen nicht so recht vorankommen. Die zu den Familien gehörigen Teenager warten ein paar Kehren weiter oben. Als ich dem Jungvolk gerade berichten möchte, dass ihre Großmütter den Tross etwas aufhalten, hören wir von weiter unten einen Vater rufen. „Zurück, wir kehren um.“ Maulend trollen sich die Kids nach unten, ich höre etwas, was wie „Sch… -Idee“ oder so ähnlich klingt, aber vielleicht habe ich mich ja auch verhört. So langsam lichtet sich jetzt der Wald und es kommen immer mal wieder flachere Abschnitte mit Wiesen. Hin und wieder schieße ich mal ein Foto, aber meinen Proviant (fünf Aprikosen, ein halbes trockenes Croissant und eine kleine Flasche mit Wasser) rühre ich noch nicht an. Das hebe ich mir für oben auf, als Belohnung, wenn ich den See erreicht haben werde.

      Steilere Abschnitte wechseln ständig mit fast ebenen Abschnitten ab und dann sehe ich auch schon so etwas, was wie eine Einzäunung aussieht. Dahinter muss der See sein. Ich schaue nicht auf die Uhr, denn ich will mich ja auch nicht unter Stress setzen. Aber ich bin sicher höchstens eineinhalb Stunden bis hierher gelaufen, höchstens. Voller Stolz und Freude steige ich über die Einzäunung und sehe dahinter – eine weitere Wiese. Na gut, dann kommt der See halt nach der nächsten Steigung. Und so geht es immer weiter. Steigung, Wiese, Steigung, Wiese. Kaum zu glauben, Ich bin doch schon so nahe am Berg. Die Landschaft ist wirklich traumhaft schön. Der Weg zieht sich СКАЧАТЬ