Название: Verdammte Konkurrenz
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752947663
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»Immer liegt sie dem Chef in den Ohren, daß er mehr annoncieren soll. Sie läßt ihm keine Ruhe. Ich habe selbst gehört, wie sie ihm zugesetzt hat. Glauben Sie vielleicht, der bekommt überhaupt noch ein Bein auf die Erde? Alles weiß sie besser. Und ständig fragt sie, warum wir diesen und jenen Artikel nicht führen. ›Miß Storr‹, habe ich neulich noch zu ihr gesagt, ›wenn die Leute eben nicht kaufen wollen, was wir haben, dann können sie ja in ein anderes Geschäft gehen. ‹Das tun sie auch‹, gibt mir die unverschämte Person zur Antwort. ›Sie gehen zum Beispiel zu Atterman, da bekommen sie alles – von einer Stecknadel bis zu einer komplett ausgestatteten Villa.‹ ›Aber Miß Storr, wir sind eine gediegene Firma‹, erkläre ich ihr. ›Unser Haus besteht seit hundertfünfzig Jahren, und alle Leute kennen uns! Wir haben es weder nötig, zu vulgären Geschäftspraktiken zu greifen, noch irgendwelchen billigen Plunder zu verkaufen!‹ ›Nötig haben Sie es schon‹, sagte sie darauf ganz frech, ›Sie wissen nur nicht, wie Sie es anfangen sollen!‹ Mein Gott, dieses Frauenzimmer tut wirklich, als ob ihr die ganze Firma gehörte, und als ob sie allein alles zu sagen hätte!«
»Ja, das stimmt tatsächlich«, bestätigte die Stenotypistin eifrig.
»Sie muß den Chef irgendwie in der Tasche haben, passen Sie nur auf. Sie werden noch an meine Worte denken. Neulich stand ein ähnlicher Fall in der Sonntagszeitung. Vielleicht haben Sie die Überschrift gelesen: ›Junges Mädchen hat alten Millionär in der Gewalt.‹ Genau so eine ist die auch!«
Eine Verkettung von merkwürdigen Umständen brachte an diesem Morgen Barbaras Abneigung gegen den Juniorpartner zum Siedepunkt.
Mr. Colesbergs Sekretärin hatte sich erkältet und war nicht im Geschäft erschienen. Barbara mußte deshalb zu Mr. Julius gehen, um sein Diktat aufzunehmen.
Vom ersten Augenblick an hatte sie einen instinktiven Widerwillen gegen diesen Menschen gefühlt. Besonders mißfiel ihr sein aalglattes Wesen. Er stand in den Dreißigern, sah aber noch jugendlich aus, ging stets elegant gekleidet und parfümierte sich. Barbara haßte Männer, die Parfüm gebrauchten und Diamantringe trugen, aber es war zwischen ihr und Mr. Julius Colesberg bisher noch nicht zu einem offenen Zusammenstoß gekommen.
»Guten Morgen.«
»Guten Morgen, Miß Storr«, sagte er nachlässig, als sie eintrat. Er saß an seinem luxuriösen Empireschreibtisch und sah mit müdem Ausdruck zu ihr auf. »Ist der Alte schon im Geschäft?«
»Mr. Maber ist noch nicht da.«
Er fuhr mit einem kostbaren Spitzentaschentuch nachdenklich über die Lippen.
»Die entscheidende Konferenz findet heute vormittag statt. Die Firma Atterman macht uns ein sehr – sehr günstiges Angebot. Mr. Maber wird alt – es wäre eine Torheit von ihm, wenn er nicht darauf einginge.«
Julius hatte kurze Zeit vorher in Mr. Attermans Villa in Regent's Park gefrühstückt und verschiedene Vereinbarungen mit ihm getroffen. Zwar hatte Mr. Colesberg nur ein fünfundzwanzigstel Anteil an der Firma und mit der Geschäftsleitung direkt nichts zu tun, aber Mr. Atterman hatte ihm einen größeren Anteil und einen Sitz in der Direktion versprochen, falls der Verkauf zu seinen Bedingungen zustande käme.
Barbara schlug ihren Stenogrammblock auf und zückte den Bleistift, um Mr. Julius an den Zweck ihres Kommens zu erinnern.
»Also, hören Sie, mein liebes Kind.« Der väterliche Ton, in dem er sprach, machte sie ganz krank. »Sie nehmen heute auch an der Konferenz teil, und Sie erweisen sich und allen anderen einen guten Dienst, wenn Sie Ihren zweifellos großen Einfluß auf Mr. Maber in der richtigen Weise geltend machen.«
»Wozu soll ich ihn denn beeinflussen?«
»Er muß das Geschäft verkaufen. Die Firma kommt immer mehr und mehr herunter. Wir brauchen einen viel tätigeren Chef. Vor allem muß ordentlich Reklame gemacht werden. In den Zeitungen müssen große Annoncen erscheinen – aber ein so altmodischer Mann wie Mr. Maber versteht das eben nicht!«
Sie kräuselte verächtlich die Lippen.
»Und dabei haben Sie dem Chef immer erklärt, daß eine Firma wie Maber & Maber unmöglich vulgäre Reklamemethoden anwenden könnte!«
»Unter den damaligen Umständen hatte ich auch vollkommen recht«, erwiderte er hastig. »Maber konnte das nicht tun, wohl aber Atterman. Begreifen Sie denn den Unterschied nicht, meine liebe Kleine?«
»Ich bin nicht Ihre liebe Kleine. Aber sagen Sie mir eins: Wenn Atterman die Firma übernimmt, engagiert er wohl eine Damenkapelle, die hier im Kaufhaus konzertieren soll?«
Das war eine anscheinend harmlose Bemerkung, aber sie hatte eine ganz bedenkliche Spitze gegen Mr. Atterman, und zwar wegen der Affäre mit der schönen, blonden Solotrompeterin.
Mr. Julius war sehr ärgerlich, daß Barbara Mr. Atterman durch eine solche Anspielung anzugreifen wagte.
»Die Geschworenen haben Mr. Atterman freigesprochen, und das Mädchen hätte sich überhaupt schämen sollen, einen so großen Geschäftsmann wegen Bruchs des Heiratsversprechens zu verklagen!«
»Aber Maudie hat ihn doch so geliebt«, entgegnete sie heftig. »Sie wohnt in meiner Nähe – ich gehe oft mit ihr zusammen nach Hause. Die Geschichte hat sie derartig mitgenommen, daß sie nur noch Choräle spielen kann!«
»Ich finde es etwas eigenartig, daß sie überhaupt Trompete spielt. Das ist kein Instrument für eine anständige junge Dame.«
»Sie wird noch Harfe spielen und Klagelieder dazu singen, wenn nicht bald etwas geschieht«, prophezeite Barbara düster. »Aber wollten Sie mir nicht Briefe diktieren?«
Als sie zwei Stenogramme aufgenommen hatte und auf ein neues Diktat wartete, legte er plötzlich wie geistesabwesend seine lange, knochige Hand auf die ihre.
Barbara erhob sich langsam.
»Ist das alles, Mr. Colesberg?«
»Das ist alles.«
Er ging zur Tür, und als er zur Seite trat, um ihr Platz zu machen, murmelte er etwas von »zum Diner einladen und ins Theater gehen«.
»Ach, eine Einladung von Mrs. Colesberg?« fragte sie interessiert.
»Ich bin nicht verheiratet«, erwiderte Julius ein wenig verlegen. »Eine Ehe könnte ich nicht ertragen. Sie verstehen doch ... immer an dieselbe Frau gebunden ... einfach schrecklich! Also, ich erwarte Sie heute Abend an der Ecke von Haymarket. Sagen wir um acht – ich liebe die Hetze beim Ankleiden nicht. Und tragen Sie ein gediegenes, einfaches Kleid. Am besten sieht eine junge Dame immer in Schwarz aus. In einem farbigen Kleid fällt sie auf und kompromittiert ihren Begleiter ...«
»An welchem Ende von Haymarket?«
»An der Ecke der Jermyn Street. Sie werden mich doch hoffentlich erkennen?«
»Vielleicht könnte ich Sie mit einem Regenwurm verwechseln«, entgegnete sie verbindlich. »Ich mache Ihnen deshalb den Vorschlag, sich Ihren Namen in elektrischen Leuchtbuchstaben um Ihren Zylinder montieren zu lassen. Oder noch besser, kommen Sie mit einer großen Fahne – blau ist meine Lieblingsfarbe. Oder Sie könnten einen rosa Golfanzug tragen. Ich wäre untröstlich, wenn ich Sie verfehlte.«
Colesberg wurde dunkelrot vor Wut.
»Unerhört, СКАЧАТЬ