Название: Der Lügendetektor
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752946635
isbn:
»Nein – ich bin Lizzie, Enas Schwester.«
»Ach so!«
Eine Pause.
»Sie sind – Sie sind doch das junge Mädchen, das eine Stellung hat?«
Lizzie war die Frage unangenehm, sie fühlte sich in ihrem Stolz verletzt.
»Ich helfe bei Mr. Reeder im Haushalt aus«, erwiderte sie schnippisch.
Wieder entstand eine längere Pause. Ihre Antwort schien ihn nachdenklich gemacht zu haben.
»Sie haben eine Stellung bei Mr. Reeder? Bei welchem Mr. Reeder, wenn ich fragen darf?«
»Er wohnt in der Brockley Road. Aber was interessiert Sie das eigentlich alles?«
Sie sah, daß er die Stirn runzelte.
»Ach – nur so! Ist Miss Ena zu Hause?«
»Sie ist eben zu Bett gegangen. Kommen Sie vielleicht von Ernie? Ist ihm etwas zugestoßen?«
Er zögerte.
»Nein, zugestoßen ist ihm nichts. Aber ich bin ein Bekannter von Ernie und wollte Miss Ena etwas sagen: Ernie und Ena haben heute Abend den Text einer Zeitungsannonce aufgesetzt – ich wollte darauf aufmerksam machen, daß diese Annonce unter keinen Umständen erscheinen darf.«
Ena war an diesem Abend verhältnismäßig früh nach Hause gekommen, und man hatte die Sache mit der Zeitungsanzeige auch in der Familie ausgiebig besprochen. Ursprünglich war es Lizzies Gedanke gewesen, die Verlobung der beiden auf diese Weise bekanntzugeben. »Dadurch werden sie fester aneinander gebunden«, hatte sie mit weiblicher Schläue zu ihrer Mutter gesagt.
Schließlich einigte man sich auf folgenden Wortlaut:
›Mr. Ernest Jake Molyneux aus Overdeen, Birmingham, hat sich mit Miss Ena Panton in Brockley verlobt. Die Hochzeit wird in Kürze stattfinden.‹
Die Wohnung der Pantons in der Friendly Street lag in Deptford, aber Ena hielt Brockley für vornehmer.
»Haben Sie die Anzeige schon aufgegeben?«
»Nein, noch nicht«, erwiderte Lizzie, die immer weniger wußte, was sie von dem seltsamen Gast halten sollte. Aber warten Sie doch bitte einen Augenblick, ich werde Ena rufen. Wollen Sie nicht hereinkommen?«
Er dankte ihr höflich und blieb im Flur stehen.
Kurz darauf kam Ena, die sich schnell einen Morgenrock übergeworfen hatte, herunter. Sie war ein wenig verstört und verärgert, denn schon Ernie hatte wegen der Verlobungsanzeige alle möglichen Ausflüchte gemacht.
»Wer sind Sie denn eigentlich?« erkundigte sie sich nicht gerade sehr freundlich.
»Ich bin Ernies Vormund«, erklärte der Fremde.
Lizzie sah deutlich, daß er seiner Ungeduld nur mühsam Herr wurde.
»Meiner Meinung nach ist die Ankündigung Ihrer Verlobung in der Zeitung durchaus nicht notwendig«, fuhr er mit gepreßter Stimme fort. »Wahrscheinlich wissen Sie nicht, daß dadurch Ernies gutes Verhältnis zu einem seiner Onkel getrübt werden könnte. Der alte Herr, der sehr reich ist und Ernie zum Erben eingesetzt hat, wünscht nämlich nicht, daß sich sein Neffe schon verheiratet.«
Das machte Eindruck auf Ena. Ihr Bräutigam hatte zwar noch nie etwas von diesem Verwandten erwähnt, aber ein Onkel, von dem man etwas erben kann, ist schließlich immer eine große Annehmlichkeit.
»Nun ja, wenn es sich so verhält, dann zerreiße ich die Annonce eben«, entgegnete sie zögernd. »Eigentlich wollte ich sie morgen früh gleich an die Zeitung schicken, aber wenn Sie wirklich glauben, daß ich es besser nicht tun soll ...«
»Würden Sie so liebenswürdig sein und mir das Blatt geben, auf das Ernest den Text geschrieben hat?«
Sie hatte es in ihrem Zimmer, stieg die Treppe hinauf und brachte es herunter.
Der Fremde bedankte sich höflich, entschuldigte sich nochmals und ging dann.
Lizzie sah ihm durch das Fester nach, wie er auf der Straße in ein Taxi stieg, das dort offensichtlich auf ihn gewartet hatte.
»Merkwürdig«, sagte sie kopfschüttelnd.
»Da hast du recht«, stimmte ihre Schwester zu. »Au!«
Sie stieß einen Schrei aus und sprang zur Seite.
»Was hast du denn?«
»Ich glaube, ich bin gerade auf eine Maus oder so etwas Ähnliches getreten!« rief Ena bestürzt. Sie hatte keine Pantoffeln an.
»Rede doch keinen Unsinn! Haben wir jemals Mäuse im Haus gehabt? Warte, ich werde nachsehen.«
Lizzie suchte neugierig den Boden ab und entdeckte, daß neben der Tür tatsächlich etwas Dunkles, Weiches lag. Sie bückte sich und hob es mit spitzen Fingern auf.
»Um Himmels willen, schau mal her – ein schwarzer Schnurrbart! Den hat dieser Mensch getragen! Es kam mir gleich so vor, als ob er etwas verloren hätte, als er sich beim Abschied verbeugte.«
Die beiden jungen Mädchen schauten sich erstaunt an und wußten nicht, was sie davon halten sollten.
»Äußerst merkwürdig«, meinte Lizzie gähnend und schüttelte den Kopf.
Ena ließ sich nicht so schnell beruhigen. Sie setzte sich sofort hin und schrieb einen Brief an ihren Bräutigam, in dem sie ihn dringend um Aufklärung bat.
Sie hatte ihm schon häufig geschrieben, aber fast niemals eine Antwort darauf erhalten; er hatte ihr einmal lachend erklärt, daß er kein großer Briefschreiber sei und sich lieber persönlich mit ihr unterhielte. Sie konnte sich nur an eine Ausnahme erinnern, als er ihr unter der Woche eine Nachricht aus Birmingham schickte. Ihre eigenen Briefe richtete sie immer an eine Adresse in der Nähe von Haymarket in London. Sie hatte ihn dort, in seiner Stadtwohnung, noch nie besucht, gelegentlich eines Spazierganges aber festgestellt, daß es sich um ein großes Mietshaus mit vielen Einzelwohnungen handelte.
Nach diesem sonderbaren Ereignis erhielt Ena noch in der gleichen Woche einen Brief von Ernie, in dem er ihr mitteilte, es wäre alles ein großes Missverständnis, und obwohl er sie über alles liebe, wäre es doch besser für sie und für ihn, wenn sie sich trennten. Er gab ihr keine triftigen Gründe für diesen plötzlichen Entschluss an, sondern bat sie nur, sie möchte alle Geschenke behalten, die er ihr gemacht hatte.
Ena weinte lange über ihr Pech. Schließlich raffte sie sich auf und ging zu dem Haus in der Nähe von Haymarket; dort erfuhr sie aber nur, daß Mr. Molyneux seine Wohnung aufgegeben hatte. Der Portier konnte ihr nicht sagen, wohin er gezogen war.
Ena und ihre Schwester waren fassungslos – aber die ganze Sache sollte noch verwickelter und geheimnisvoller werden.
Ena erhielt einen weiteren Brief, der offensichtlich in größter Eile geschrieben worden war. Ernie versicherte darin, daß er sie immer noch über alles liebe.
Der СКАЧАТЬ