Die neuen Alphafrauen. Группа авторов
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СКАЧАТЬ Appenzell hatten zu diesem Zeitpunkt die Frauen noch kein Wahlrecht.

       Wie sah es bei Ihnen aus, Frau Favoccia: Gab es spezielle Führungs- Trainings?

      Favoccia: Als Associate bei Hengeler Mueller hatte ich viele unterschiedliche Trainer und Vorbilder. Unsere jungen Anwälte arbeiten mit jeweils zwei Partnern. Nach ungefähr einem Jahr wechseln die Anbindungen. Da sieht man viele unterschiedliche Wege, ein Problem zu lösen. Der eine Partner macht die Dinge so, der andere anders. Beide haben Erfolg. Das hilft, den eigenen Weg zu finden, und es hat mir gezeigt: Erfolgreich ist, wer authentisch ist.

       Meine Damen, wenn jede von Ihnen einen Wunsch frei hätte, was müsste sich ändern, um tatsächlich mehr Frauen in Top- Jobs zu bekommen?

      Achleitner: Ich wünsche mir, dass wir das Thema Familie und Beruf insgesamt toleranter sehen. Wir müssen andere Entwürfe gelten lassen und aufhören, andauernd wertend übereinander herzufallen.

      Nemat: Mein Wunsch heißt: Entspannt euch. Seht die Erwartungshaltung anderer und deren Vorurteile gelassener.

      Koch-Mehrin: Für die Politik wünsche ich mir norwegische Verhältnisse in Deutschland. Dort sind derzeit zwei Kabinettsmitglieder in Elternurlaub. Das sind der Justizminister und der Minister für Gleichstellung: beides Männer, die mehrere Monate Elternzeit nehmen. Wir brauchen auch hier Väter in Top-Positionen, die sichtbar in der Verantwortung für ihre Familie stehen.

      Favoccia: Ich wünsche mir, dass die Diskussion, die wir derzeit führen, kein Strohfeuer ist. Das Thema Frauen in Führung darf in einem Jahr nicht von der Bildfläche verschwunden sein. Ich wünsche mir außerdem, dass alle Frauen, die Karriere machen wollen, auch Karriere machen können, unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht. Und drittens sollten Männer, die Teilzeit arbeiten möchten, nicht belächelt, sondern anerkannt und respektiert werden.

      Das Gespräch führte Inga Michler, erschienen am 27. März 2011

      Alphafrau mit Betamann

      Bei der Debatte um Quotenfrauen wird es oft übersehen: Ob eine Frau es an die Spitze schafft, hängt auch davon ab, was für einen Partner sie hat

      Die Eheleute Thatcher waren ihrer Zeit um mindestens 30 Jahre voraus. Während Margaret die Geschicke Großbritanniens lenkte, hielt ihr Mann Denis ihr den Rücken frei. In Interviews nannte er sie "The Boss", und sie schrieb später in ihrer Autobiografie: "Ich hätte niemals mehr als elf Jahre lang Premierministerin sein können, wenn ich nicht Denis an meiner Seite gehabt hätte."

      Die britische Premierministerin Margaret Thatcher und ihr Ehemann Denis (PA/dpa)

      Dabei ist es nicht so, dass der nur Hausmann gewesen wäre. Mister Thatcher war durchaus selbst erfolgreich, als Manager an der Spitze verschiedener Firmen. Entscheidend war jedoch seine Einstellung: Er brauchte es nicht für sein Ego, erfolgreicher zu sein als die eigene Frau. Der Stolz auf seine Margaret brachte ihm Erfüllung - so souverän kann nur ein Betamännchen sein.

      Das klassische Rollenverhältnis - Karrieremann im Vorder-, starke Frau im Hintergrund - scheint sich in der postmodernen Arbeitswelt aufzulösen. Stattdessen findet man in deutschen Chefetagen häufiger Arrangements, die dem im Hause Thatcher ähneln. Die Frau ist das Alphatier in der Familie, der Mann hat kein Problem damit. Vorgemacht haben es Frauen, die weltweit zu den wichtigsten Wirtschaftsführerinnen zählen. Der Mann von Indra Nooyi, der Vorstandschefin des Softdrinkkonzerns PepsiCo, gab seinen Job auf und wurde selbstständiger Berater, um sich besser nach Frau und Kindern richten zu können.

      Indra Nooyi ist Vorstandschefin des Softdrinkkonzerns PepsiCo (dpa)

      Ähnlich machten es die Ehemänner von Kraft-Chefin Irene Rosenfeld und Xerox-CEO Ursula Burns.

      Die Frage, wie Frauen es bis ganz nach oben schaffen, wird in Deutschland dieser Tage leidenschaftlich diskutiert. Gerade erst lieferten sich die wichtigsten Frauen in der Bundespolitik in aller Öffentlichkeit einen Streit darüber, ob eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote für Vorstände und Aufsichtsräte gebraucht wird oder nicht. Was in der Debatte um die "gläserne Decke" häufig übersehen wird, ist die große Rolle, die die Partnerwahl auch bei den heiß begehrten Chefinnen der Zukunft spielt.

      Die Berliner Managementberaterin Ulrike Wolff etwa stößt bei ihrer Arbeit immer wieder darauf, wie wichtig gerade für Menschen, die ein Spitzenamt innehaben, ein häuslicher Schutzraum ist. "Frauen haben, zu Hause und im Beruf, eine besondere Affinität zur Verantwortung", sagt sie. Deshalb sei es gerade für Topmanagerinnen eine große emotionale Entlastung, einen Partner an ihrer Seite zu wissen, der daheim die Hauptverantwortung übernimmt.

      Emanzipation und damit die große Karriere, so viel scheint festzustehen, fängt zu Hause an: Anders als Männer, die über Jahrzehnte hinweg wie selbstverständlich auf ihre treu sorgende Ehefrau im Hintergrund vertrauen durften, müssen viele Frauen sich diese Unterstützung seitens ihrer Lebenspartner im Alltag jeden Tag aufs Neue mühsam erkämpfen. Und damit nicht genug: Glaubt man Soziologen, müssen sie auch noch entgegen ihrem eigenen Naturell agieren, wenn sie beruflich nach ganz oben wollen. Mehr als eine Untersuchung legt nahe, dass sich Frauen besonders von erfolgreichen Männern angezogen fühlen, die gesellschaftlich noch höher gestellt sind als sie selbst. Dieser Versuchung nachzugeben kann für die eigene Karriere zum Bumerang werden - wenn nämlich der Alphamann darauf besteht, seine eigenen Ambitionen auszuleben.

      Ob karriereorientierte Damen, die sich ein Betamännchen als Partner suchen, deshalb automatisch bessere Aufstiegschancen haben, entzweit zwar die Experten - kaum einer oder eine lässt sich zu einer derart altmodisch wirkenden Feststellung hinreißen. Fakt ist aber: Unter den wenigen in höheren Hierarchieebenen vertretenen Managerinnen sind überdurchschnittlich viele dieser Spezies vertreten, wie der Personalberater Heiner Thorborg bestätigt. "Natürlich gibt es auch Powerpaare, bei denen Frau und Mann beide mit gleichem Eifer an der Karriere arbeiten", sagt er. Noch scheine die Zahl der Topmanagerinnen, deren Männer sich beruflich zurückgenommen hätten, um zu Hause die Konstanz zu wahren, aber zu überwiegen.

      Regine Stachelhaus und ihr Mann Willi sind so ein Fall. Als Personalchefin des Energieversorgers E.on, der sich just in dieser Woche eine Frauenquote von 22 Prozent verordnete, kann die 55-Jährige heute zwar trotz Familie alle Kraft in ihren Job investieren.

      Karrierefrau Regine Stachelhaus (picture-alliance/dpa)

      Doch dem war nicht immer so: Als ihr Sohn Moritz vor 25 Jahren geboren wurde, war die Juristin Managerin beim Computerkonzern Hewlett-Packard. Dass sie schon vier Monate nach der Geburt des Kleinen ihre Karriere fortsetzen konnte, hat sie auch ihrem Ehemann zu verdanken. Willi, der damals noch studierte, übernahm die Kindererziehung, widmete sich später ganz dem Hausmanndasein - und hat heute, da der Sohn erwachsen ist, seine Leidenschaft Musik zum Beruf gemacht.

      Auch in der Ditzinger Unternehmerfamilie Leibinger-Kammüller ist es die Frau, die das ganz große Rad dreht. Nicola Leibinger-Kammüller steht dem Maschinenbauer Trumpf vor, der ihrer Familie gehört. Ihr Vater Berthold Leibinger bestimmte nicht etwa Schwiegersohn Mathias zum Firmenchef, sondern entschied, dass seine Tochter die begabteste Führungspersönlichkeit in der nächsten Generation СКАЧАТЬ