Название: Psychodysphagiologie
Автор: Jörn Döhnert
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783737513937
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Doch auch orale Schluckstörungen können bereits eine neurologische Ursache haben. Muskuläre Unausgeglichenheiten oder Fehlbewegungen können ihre Ursache in der Übertragung der Nervenstränge haben. Ist ein Nerv durch eine Verletzung oder Quetschung im Gesichtsbereich geschädigt, kann dies zu einer Schluckstörung führen.
Weitaus schwerwiegender sind die neurologischen Probleme, die direkt im Gehirn ihren Ursprung haben. Der Schluckreflex ist nahe am Hirnstamm verortet. Eine Schädigung in diesen Regionen hat weitreichende Folgen, da die Vitalfunktionen direkt betroffen sind. Viele Betroffene haben nicht ausschließlich eine Schluckstörung, sondern auch Probleme mit der Atmung, Schweißausbrüche, Herzprobleme oder Ähnliches. Diese Probleme wiederum können durch verschiedene Problematiken hervorgerufen werden.
Tritt die Schluckstörung sehr plötzlich und sehr deutlich auf, ist häufig ein Hirninfarkt (Schlaganfall) die Ursache. Hierbei werden relativ plötzlich eine oder mehrere Regionen des Gehirns nicht mehr mit Blut versorgt, sodass dort Schäden auftreten. Schluckstörungen sind in der Akutphase (ca. bis zu 6 Wochen nach einem Schlaganfall) relativ häufig, sie vergehen aber oft auch im Laufe der natürlichen Heilung des Gehirns (Spontanremission) wieder. Manchmal bleiben sie aber auch länger bestehen, je nach Lokalisation des Anfalls.
Langsamer immer schlimmer werdende Schluckstörungen haben ihre Ursache dagegen eher in degenerativen Hirnerkrankungen oder Tumoren. Zu den degenerativen Erkrankungen zählen vor allem Parkinson, Multiple Sklerose (MS) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), aber auch dementielle Erkrankungen wie Alzheimer. Diesen Erkrankungen gemeinsam ist, dass das Nervensystem auf Dauer immer weiter geschädigt wird. Das Gehirn, als zentrales Organ des zentralen Nervensystems, wird besonders getroffen. Auf Dauer finden Abbauprozesse im Gehirn statt, die zumindest bisher nicht endgültig aufzuhalten sind. Je weiter die Zellen des Gehirns zerstört werden, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schluckstörung entsteht.
Gleiches gilt für Tumore, die im Gehirn lokalisiert sind. Während sie sich ausbreiten, verdrängen sie Teile des Gehirns und zerquetschen andere. Hierbei werden die gequetschten Bereiche funktional schwächer, bis sie ganz ausfallen. Auch hier können Bereiche betroffen sein, die das Schlucken steuern, und auch hier erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Schluckstörung mit dem Wachstum des Tumors.
Eine weitere neurologische Beeinträchtigung, die zu Schluckstörungen führen kann, sind Schädelhirntraumata. Hierbei wird das Gehirn durch einen Unfall mechanisch innerhalb kürzester Zeit gequetscht und/oder verletzt. Häufig schwillt das Gehirn durch die Krafteinwirkung im Anschluss an das Trauma an, sodass auch hier wieder ganze Bereiche von der Blutversorgung getrennt oder durch die Quetschung zerstört werden. Auch hier gilt: Je länger das Gehirn Zeit zum Anschwellen bekommt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schluckstörung entsteht. Die Möglichkeit der Heilung ist in diesem Fall jedoch dem Schlaganfall ähnlicher, anders als bei den degenerativen Erkrankungen kann es also zu einer Spontanremission kommen.
Im Alter wird das Schlucken schlechter. Dies liegt am allgemeinen Nachlassen der Muskelkraft. Somit lässt auch die Kraft der Schluckmuskulatur von den Lippen bis zur Speiseröhre nach. Wir kennen dies, weil mit zunehmendem Alter plötzlich alle anderen (!) anfangen, zu schnarchen. In diesem Fall ist das Gaumensegel schwächer geworden – was, wie wir gesehen haben, auch schon Auswirkungen auf das Schlucken hat. Eine Muskelschwäche kann aber auch eine schwere degenerative Schädigung sein, meist von den Genen ausgehend. Bei einer Muskeldystrophie werden die Eiweiße der Muskeln immer weiter abgebaut, sodass die Muskeln immer schwächer werden. Diese Krankheit beginnt im Kindesalter und führt in der Regel zu einem relativ frühen Tod der Betroffenen – eben weil auch die Muskulatur des Herzens und der Lunge sowie die Schluckmuskulatur geschwächt werden, bis sie ganz aussetzen. Menschen mit einer Muskeldystrophie haben Schluckstörungen, bei denen die Therapeuten den Verlauf lediglich verzögern können.
Schluckstörungen können also Symptome bei zahlreichen, meist neurologisch bedingten Erkrankungen sein. Sollte sich also bei einem Menschen im Laufe seines Lebens eine Schluckstörung zeigen, stellt sich folgende Frage:
Was ist bei einer Dysphagie zu tun?
Zunächst einmal heißt es wie immer: ruhig bleiben. Wer sich beim Essen das ein oder andere Mal verschluckt, muss noch keine Dysphagie haben. Genauso ist bestimmt nicht jede Lungenentzündung auf eine Aspiration zurückzuführen oder jeder Kopfschmerz auf eine muskuläre Problematik beim Kauen und Schlucken. Es gilt, sich selber und sein Umfeld zu beobachten – besonnen und ruhig, aber kompetent!
Sollte eines der auffälligen Symptome von Dysphagien häufiger auftreten, als es als „normal“ eingeschätzt wird, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann mit unterschiedlichen Untersuchungen feststellen, ob tatsächlich eine Schluckstörung vorliegt und wie gravierend sie ist.
Der Arzt der Wahl sollte hierbei nach dem Hausarzt, der die Vitalfunktionen untersucht, zunächst der Hals-Nasen-Ohrenarzt sein. Dieser sollte mit Geräten ausgestattet sein, die es ihm erlauben, Rachenraum und Kehlkopf auf Residuen, Penetration oder Zeichen von Lähmungen zu untersuchen. Das alles sind Hinweise auf eine Schluckstörung – aber noch nicht auf eine lebensgefährliche Dysphagie mit Aspirationen. Diese können erst ein Radiologe oder ein Lungenfacharzt mit Röntgengeräten bzw. Bronchioskopen feststellen.
Im Anschluss an die Feststellung einer Dysphagie muss Ursachenforschung betrieben werden. Auch wenn es nicht immer schöne Ergebnisse hervorbringt, lässt sich doch sagen, dass eine Dysphagie manche Krankheiten früher anzeigt, als das sonst der Fall gewesen wäre. Somit kann auch die Behandlung früher und somit effektiver begonnen werden. Im Folgenden werden kurz die Therapiemöglichkeiten bei Dysphagien beschrieben.
Wie kann eine Dysphagie therapiert werden?
Wie genau eine Dysphagie behandelt wird, ist selbstverständlich im Einzelfall zu entscheiden. Grundlage für die Entscheidung sind zum einen die (genaue) Diagnostik der Fachärzte sowie zum anderen die Absprachen mit den Betroffenen und ihren Angehörigen. Im Folgenden werden vor allem einige wichtige Grundelemente der Therapie beschrieben.
In der Regel handelt es sich bei einer Dysphagietherapie um eine interdisziplinäre Therapie, d.h., mehrere Fachrichtungen arbeiten zusammen. Für dieses Störungsbild kompetent ausgebildete Sprachtherapeuten/Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten stellen die wichtigsten Gruppen dar. Auch Ernährungsberater spielen eine wichtige Rolle im Therapieverlauf. Wer von den Therapeuten genau welche Aufgabe übernimmt, ist unterschiedlich, je nach Region oder (Reha-)Einrichtung.
Die eigentliche Therapie des Schluckaktes übernehmen die Sprachtherapeuten/Logopäden, in einigen Fällen aber auch die Ergotherapeuten. Physiotherapeuten und Ernährungsberater sind vor allem für die Verbesserung der Rahmenbedingungen zuständig (Haltung, Ernährungszustand etc.).
Ebenso vielfältig wie die Schluckstörung an sich ist auch ihre Therapie. Je nach Schädigung kommen andere Therapieinhalte, aber auch andere Therapieziele zum Tragen. Das Hauptziel einer Dysphagietherapie ist die orale Nahrungsaufnahme. Hier kommt es zu Abstufungen:
Die orale Nahrungsaufnahme ist nicht mehr möglich
Sind die Schädigungen, die zu der Dysphagie geführt haben, zu gravierend, kann eine Wiederherstellung СКАЧАТЬ