Название: Der Derbysieger
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752947793
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»Nicht alle«, erwiderte Sir George belustigt. »Wenigstens kenne ich drei, die hier in aller Ruhe vor dem Palace-Hotel sitzen. Aber ich gebe Ihnen recht, Toady. Es wäre ein Skandal, wenn dieses schöne Geld in fremde Hände fallen sollte, nachdem wir uns so große Mühe gegeben und so viele Pläne ausgearbeitet haben. Von Rechts wegen gehörte es uns eigentlich schon.«
»Ich begreife die Geschichte nicht«, mischte sich Bud Kitson ein. »Ich dachte, dieser Mensch wäre einer von uns. Was ist denn nun eigentlich los?«
Sir George sah ihn lächelnd an.
»Die Sache ist furchtbar einfach«, sagte er liebenswürdig. »Monsieur Soltescu ist unheimlich reich und hat große Ländereien und Fabriken in der Nähe von Bukarest. Er hat schon einige unserer interessanten Unternehmungen finanziert, und an einer der letzten sind Sie ja auch persönlich interessiert. Aber wenn er auch gewissermaßen unser Teilhaber ist, so bleibt er doch im Grunde genommen ein dummer Kerl. Jawohl, das stimmt, obwohl er zu den größten und reichsten Geschäftsleuten Europas gehört, hinter vielen fragwürdigen Affären steckt und heute oder morgen eine Erfindung kaufen will, die ihn vielleicht zu einem der reichsten Leute der Welt macht. Sie haben Bud das wahrscheinlich noch nicht auseinandergesetzt?«
Wilton schüttelte den Kopf. Er hatte es nicht für nötig gehalten, diesem primitiven Menschen, den er nur als ein Werkzeug betrachtete, auch noch Erklärungen zu geben.
»Also dann will ich es Ihnen sagen«, begann Sir George, neigte sich etwas vor und sprach jetzt vollkommen ernst. »Soltescu besitzt die größten Glasfabriken in ganz Südeuropa. Seit Jahren hat er den Versuch gemacht, bruchsicheres, biegsames Glas herzustellen – Glas, das man biegen kann wie ein Stück Pappe, ohne daß es bricht. Die Chemiker der ganzen Welt arbeiten seit Jahrzehnten an der Lösung dieses Problems, aber ohne den geringsten Erfolg. Soltescu ist aber felsenfest davon überzeugt, daß man solches Glas fabrizieren kann, und hat deshalb einen Preis von fünfundzwanzigtausend Pfund für die Erfindung ausgesetzt. Und jetzt ist er einer solchen Erfindung auf der Spur. Ich weiß nicht, wer sie ihm angeboten hat.« Er zuckte die Schultern. »Der Mann muß aber hier in der Nähe leben und verhältnismäßig arm sein. Soltescu hat schon längere Zeit über die Angelegenheit verhandelt und auch bereits Proben des neuen Glases erhalten. Er ist hergekommen, um den Vertrag abzuschließen. Ist Ihnen die Sache jetzt klar?« Bud Kitson nickte.
»Er gehört zu den unvorsichtigen Menschen, die immer große Geldsummen mit sich herumtragen«, erklärte Sir George weiter. »Wahrscheinlich hat er im Augenblick sechzigtausend Pfund in der Tasche, denn er will den Mann gleich in bar auszahlen. Das heißt, er wird die Erfindung natürlich um eine viel geringere Summe kaufen können, so daß noch eine schone Portion von dem Geld übrigbleibt.« Er klopfte mit dem Mittelfinger auf den Marmortisch. »Die Vorsehung schickt uns nun nicht jeden^ Tag einen so reichen Mann in den Weg, und da ist es mir ziemlich gleich, ob er ein Fremder oder ein Geschäftsfreund ist. Geld ist eben Geld, und eine so günstige Gelegenheit darf man nicht vorübergehen lassen«, meinte er mit einem Schulterzucken. »Außerdem steht er meistens unter Alkohol, und ich sehe nicht ein, warum wir nicht doppelt an ihm verdienen sollten.«
»Was wollen Sie damit sagen?« fragte Bud leise. »Sollen wir ihm auflauern und ihm das Geld sofort abnehmen?«
»Nein, ganz so gewinnsüchtig sind wir doch nicht«, entgegnete Sir George lächelnd. »Er soll ruhig erst sein Patent kaufen. Es hat keinen Zweck, dem armen Erfinder das Geld wegzunehmen. Aber was übrigbleibt, ist auch noch eine sehr große Summe.«
»Verstehe vollkommen.« Bud Kitson nickte.
»Also, um es Ihnen weiter zu erklären«, begann der Baronet wieder, fing aber einen warnenden Blick von Toady Wilton auf und schwieg.
Ein Herr von etwa fünfundvierzig Jahren stieg die breite Marmortreppe zur Hotelterrasse herauf. Er war etwas untersetzt, hatte einen kahlen Kopf und einen schwarzen Spitzbart. Den Hut hielt er in der Hand und trocknete sich die Stirn mit einem seidenen Taschentuch. Er strauchelte und wäre beinahe gefallen. Sir George und Toady bemerkten sofort, daß er zu viel getrunken hatte.
»Ach, da sind Sie ja!« rief Soltescu auf Englisch. Er beherrschte diese Sprache sehr gut, denn er war in England erzogen worden. »Freue mich sehr, Sie zu sehen.«
Er gab dem Baron beide Hände und hätte ihn auch geküßt, wenn ihm Sir George nicht ausgewichen wäre.
»Ich habe Sie leider warten lassen müssen«, sagte er schnell und liebenswürdig. »Ich bitte das zu entschuldigen. Aber ich hatte auch viele Schwierigkeiten zu überwinden. Obendrein sind alle Straßen in diesem verdammten Monte Carlo so voller Menschen, daß man kaum vorwärtskommt. Mein Auto ist außerdem nicht hier. Ich habe mir schon den ganzen Weg lang Vorwürfe gemacht, daß ich nicht zu der verabredeten Stunde hier sein konnte!«
Je länger er sprach, desto mehr Fehler machte er. Wie die meisten Rumänen suchte er London selten zu seiner Erholung auf, da er die Annehmlichkeiten von Paris dem nüchternen Leben in der Themsestadt vorzog.
»Ich habe aber nur wenig Zeit, weil ich heute Abend noch nach Nizza muß, um mit meinem Erfinder zu sprechen.«
»Was sind Sie doch für ein tüchtiger Geschäftsmann«, erwiderte Sir George anerkennend. »Wir Engländer könnten noch viel von Ihnen lernen.«
Soltescu zuckte die Schultern.
»In vielen Dingen müssen wir uns aber immer wieder die Engländer zum Vorbild nehmen«, entgegnete er mit einem höflichen Lächeln.
Es unterlag keinem Zweifel, daß er schon viel Alkohol zu sich genommen hatte, aber trotzdem konnte er noch vollkommen klar denken.
»Wir waren schon besorgt um Sie, Monsieur Soltescu«, sagte Toady Wilton verbindlich.
»Besorgt um mich?« wiederholte der Rumäne überrascht.
»Ja. Wir halten es nämlich nicht gerade für sehr ratsam, zu dieser Zeit in Monte Carlo mit einer so großen Summe in der Tasche spazierenzugehen«, erklärte Sir George.
Monsieur Soltescu lachte und klatschte in die Hände, um den Kellner zu rufen. Er bestellte eine Flasche süßen Sekt, und der Baron schauderte bei dem Gedanken, daß er eventuell auch ein Glas mittrinken müßte.
»Sehen Sie, hier ist mein Geld.« Soltescu zog seine Brieftasche heraus.
Sir George hätte schon bemerkt, wie stark der Rock des Mannes auf der rechten Seite aufgebauscht war, und er atmete erleichtert auf.
»O nein, mein Geld habe ich mir nicht stehlen lassen«, erklärte Soltescu stolz und schlug mit der Ledertasche auf den Tisch, daß Gläser und Kaffeetassen in Gefahr gerieten. Er entschuldigte sich allerdings auch sofort dafür.
Kitson, dessen Blicke magnetisch von der schwarzen Ledertasche angezogen wurden und der in diesen Dingen Fachmann war, sah aber, daß der Rumäne trotz der liebenswürdigen Entschuldigung die Tasche fest in der Hand hielt.
»Heute Abend gehe ich nach Nizza zu der entscheidenden Besprechung. Es ist bereits alles arrangiert. Endlich komme ich in den Besitz der chemischen Formel und der Beschreibung des Herstellungsprozesses. Ich sage Ihnen, die Welt wird staunen!« Er strahlte vor Freude. »Vor allem die Fachwelt wird staunen! Die Sache gehört zu den wichtigsten Erfindungen, die während des letzten Jahrzehnts gemacht wurden, und wird geradezu eine Revolution auf dem Wirtschaftsmarkt СКАЧАТЬ