Veränderungen von Verhaltensstandards im Bereich familialer Erziehung und Sozialisation seit 1945. Winfried Wolf
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СКАЧАТЬ nach Arbeitsschluss in ihrer kleinen Wohnung ihr bescheidenes Nachtmahl auf dem Kocher zubereiten – für all die verschiedenen Frauen also, die aber in einem alle gleich sind: Im Wunsche, eine gute Hausfrau zu sein!“ (1/54/1).

      Das Titelbild:

      Die Titelbilder der Jahrgänge 1954, 55, 58, 60, 61, 68, 75, 78, 81, 82 und 83 lassen sich nach zehn verschiedenen Motivkategorien ordnen. Die einzelnen Titelbilder stellen häufig Kombinationen dieser Motive dar. Für die verschiedenen Motivkategorien wurden die Anteile in Prozenten ermittelt. 100 Prozent entsprechen jeweils der Summe aller Motivkategorien eines Jahrgangs. Die folgende Übersicht zeigt die Ergebnisse33.

      

Eine grundlegende konzeptuelle Änderung im Zeitverlauf ist aus der insgesamt uneinheitlichen Verteilung einzelner Motivkategorien innerhalb und zwischen den einzelnen Jahrgängen nicht abzulesen. Deutlich treten jedoch bestimmte Schwerpunkt-Motive hervor, wenn die einzelnen Jahrgänge nach Jahrzehnten zusammengefasst und die Motivanteile gemittelt werden. Die Motivkategorie „Kinder“ nimmt dann in den 50er und 60er Jahren die beherrschende Stellung ein34, während „Mode“ und „Haushalt, Rezepte“ noch ganz wegfallen. In den 70er und 80er Jahren verteilen sich die Motivkategorien anteilsmäßig wesentlich gleichförmiger. Am häufigsten sind jetzt Bildmotive zu „Familie“, „Mädchen, Frauen“, „Mode“ und „Haushalt, Rezepte“. Dies könnte auf einen vorsichtigen Wandel des Selbstbildes der Zeitschrift hindeuten. Betrachtet man jedoch die Titelbilder im Zusammenhang mit Inhalt und Werbung in eigner Sache, ist allenfalls eine Tendenz zu einer an der praktischen Raterteilung orientierten „Uniformierung“ auszumachen. Die Titelbilder gegen nun eher das wieder, was der Leser im Heft an Themen erwarten darf; Vorankündigungen auf der Titelseite, die zur wiedergegebenen Abbildung passen, unterstützen dies.

      Die Titelbilder der 50er und 60er Jahre waren demgegenüber in einem gewissen Sinne allgemeiner gehalten und weniger inhaltsbezogen. Sie glichen den bis heute üblichen Kalenderbildern des Einzelhandels, auf denen blühende Bergwiesen, südliche Landschaften und immer wieder Kinder in allen möglichen, meist recht niedlichen Positionen, Tiere und Blumen dargestellt sind. Die beliebteste Motivkombination für den frühen „Ratgeber“ ist: Kleinkind mit Tier im Arm vor schöner Landschaft, Beispiel „Bergbauernbub“.

      Gleichbleibend hoch ist bis in die 80er Jahre hinein der Anteil der „Familienbilder“ über die einzelnen Jahrgänge hinweg: Familie im Frühlingsgarten, Familie beim Wandern, Familie beim Baden, Familie beim Ausprobieren neuer Rezepte etc. Auffallend dabei ist, dass in den ersten beiden Jahrzehnten des Erscheinens der Zeitschrift die Familie nur aus Mutter und Kind zu bestehen scheint; der Vater tritt erst in den 70er Jahren als Familienmitglied hinzu, wobei nun der Vater mit seinem Kind häufig allein, die „neue“ Vaterrolle dokumentierend, abgebildet ist.

      Die Titelbilder der 90er Jahre werden von der Mode beherrscht, Bilder von kleinen Kindern, Essen und Trinken unterbrechen den modischen Reigen, Familienbilder sind selten geworden.

      Charakterisierung der Zeitschrift:

      Inhaltsverzeichnis, Eigenwerbung und Titelbild zusammen unterstreichen den Anspruch der Zeitschrift praktischer Ratgeber für Haushalt und Familie zu sein. Adressat ist die wirtschaftlich denkende Hausfrau, die ihrer Familie ein gemütliches Zuhause bereiten, den Kindern eine gute Mutter und dem Mann eine sorgende und attraktive Gattin sein will.

      Raumanteile der verschiedenen Themenkategorien:

      Die beiden folgenden Tabellen stufen den gesamten Inhalt der redaktionellen Seiten in die sieben Themenkategorien (s.o.) ein. Als materielle Grundlagen dienen in der Gegenüberstellung die Jahrgänge 1960 und 1982. Jedes dritte Heft eines Jahrgangs wurde ausgezählt. Die Tabellen enthalten Mittelwerte, die in Prozent den jeweiligen redaktionellen Anteil einer durchschnittlichen Ausgabe wiedergeben. Alle redaktionellen Seiten einer durchschnittlichen Ausgabe entsprechen 100%.

      Um die Vergleichbarkeit verschiedener, weit auseinanderliegender Jahrgänge zu gewährleisten, mussten Themenkategorien gewählt werden, die „breit“ genug sind, die vorgefundene Themenvarianz aufzunehmen. Die in den Inhaltsverzeichnissen des „Ratgebers“ angegebenen Sparten bzw. Themenkategorien sind mit den in den Tabellen gebrauchten nicht identisch, wenn auch die Abweichungen nicht gravierend sind. So wurden zur Sparte „Kind, Familie“ etwa auch Beiträge gezählt, die lt. Inhaltsverzeichnis in der Sparte „Allgemeines“ aufgeführt sind. Es handelt sich hier um Beiträge, die sich z.B. mit der Einschulung, dem Familienurlaub, Umgangsformen oder generell mit Themen beschäftigen, die für die qualitative Inhaltsanalyse der vorliegenden Untersuchung in Frage kommen. Nicht mitgezählt wurden hingegen Beiträge, die zwar lt. Inhaltsverzeichnis zur Sparte „Kind, Familie“ gehören, aber nicht eigentlich zum hier interessierenden Bereich ‚Kindererziehung’ und ‚Leitlinien der Erziehung’ gerechnet werden können.

      In der Sparte „Sonstiges“ finden sich Inhaltsverzeichnisse, Vorschauen und interne Haumitteilungen, Reportagen, Verbraucherhinweise, Rechtsbelehrungen, wirtschaftskundliche Hinweise etc.

      Die Prozentangaben der Stichproben weisen auf einen gleichbleibenden Anteil der Themenkategorie „Kind, Familie“ von durchschnittlich 12 % am gesamten redaktionellen Teil der Zeitschrift hin. Interessant ist in diesem Zusammenhang die vom Institut für Demoskopie, Allensbach für den „Ratgeber“ durchgeführte Studie zum Themen-Interesse und Themen-Angebot35. Danach gehören Beiträge zur Kindererziehung zu 45% zu den erwünschten Themen der Ratgeber-Leser, zu 73% aber zu den im „Ratgeber“ angebotenen. Diese nicht gerade hohe Übereinstimmung zwischen Themen-Erwartung und Themen-Angebot spricht zunächst einmal dafür, dass der „Ratgeber“ nicht der Erziehungsberatung wegen gekauft wird: diese wird vom Leser eher als „Beigabe“ angenommen. Dass der „Ratgeber“ aber wiederum auf diese Sparte nicht verzichtet oder sie umfänglich verkleinert hat, deutet auf ein gewisses „Aufklärungsbestreben“ auf diesem Gebiet hin. Darauf wird aber in der Interpretation später noch einzugehen sein.

      Der Bereich „Kind und Familie“ im „Ratgeber“

      Seit Erscheinen des „Ratgebers“ ist der Themenberiech „Kind und Familie“ in der Zeitschrift vertreten. Er nimmt konstant einen Anteil von 10 – 12% aller redaktionellen Seiten ein. Es soll nun untersucht werden, welche Inhaltsbereiche diese Sparte abdeckt und wie sich deren Gewichtung im Zeitverlauf von ca. 30 Jahren ausnimmt. Hierzu wurden alle dieser Sparte zurechenbaren Beiträge wieder zu Themenkategorien zusammengefasst und in Diagrammen dargestellt. Die Einteilung erfolgte nach 12 Kategorien:

      Bei dieser Einteilung wurde in kauf genommen, dass möglicherweise auch „Nullmengen“ auftreten, dass also u.U. bestimmte Kategorien inhaltlich nicht aufgefüllt werden können.

      Die folgenden vier Diagramme geben einen Überblick über die Gewichtung der Kategorien für die 50er, 60er, 70er und 80er Jahre. Die ausgezählten Beiträge entsprechen jeweils 100%. Die Zuordnung einzelner Beiträge ist nicht immer ganz eindeutig; bei offensichtlichen Überschneidungen, nehmen wir als Beispiel den Beitrag „Lassen Sie Ihre Tochter zur Tanzstunde gehen“ (8/57/572), wurden Mehrfachzuordnungen vorgenommen: (1) Geschlechtsrollen, (2) Freundschaft, Liebe, (3) Jugendprobleme. Beiträge, die keine oder nur mittelbar erziehungsrelevante Normen enthalten und mehr „technischer Natur“ sind, gleichwohl aber im redaktionellen Teil „Kind und Familie“ aufgeführt werden, finden keine Berücksichtigung.

      50er Jahre: Themenkategorien in Prozent

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