Von Bagdad nach Stambul. Karl May
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Название: Von Bagdad nach Stambul

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746747835

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СКАЧАТЬ den Wald. Ich will mir ein Berg-Schaf erjagen.«

      »Zu welchem Stamme gehörst Du?«

      »Ich bin ein Bebbeh.«

      »Wohnest Du, oder wanderst Du?«

      »Wir wohnen zur Zeit des Winters; im Sommer aber führen wir unsere Heerden zur Weide.«

      »Wo wohnest Du im Winter?«

      »In Nweizgieh. Im Südost von hier. In einer Stunde kannst Du es erreichen. Meine Gefährten werden Euch gern willkommen heißen.«

      »Wie viel Männer seid Ihr?«

      »Vierzig, und bei andern Heerden sind noch mehr.«

      »Gib mir Deine Lanze!«

      »Warum?« frug der Mann erstaunt.

      »Und Deine Flinte!«

      »Warum?«

      »Und Dein Messer! Du bist mein Gefangener!«

      »Maschallah!«

      Dieses Wort war ein Ausruf des Schreckens. Sogleich aber blitzte es in seinen scharfen Zügen auf; er riß sein Pferd empor, warf es herum und sprengte zurück.

      »Fange mich!« hörten wir noch den Ruf des schnell handelnden Mannes.

      Da nahm der Khan seine Flinte zur Hand und legte auf den Fliehenden an. Ich hatte kaum Zeit, den Lauf zur Seite zu schlagen, so krachte der Schuß. Natürlich ging die Kugel an ihrem Ziele vorüber. Der Khan hob die Faust gegen mich, besann sich aber sofort eines Besseren.

      »Khyjangar! Was thust Du?« rief er zornig.

      »Ich bin kein Verräther,« antwortete ich ruhig. »Ich will nicht haben, daß Du eine Blutschuld auf Dich ladest.«

      »Aber er mußte sterben! Wenn er uns entkommt, so müssen wir es büßen.«

      »Lässest Du ihm das Leben, wenn ich ihn Dir bringe?«

      »Ja. Aber Du wirst ihn nicht fangen!«

      »Warte!«

      Ich ritt dem Flüchtigen nach. Er war nicht mehr zu sehen; aber als ich die Schlucht hinter mir hatte, bemerkte ich ihn. Vor mir lag eine mit weißem Crocus und wilden Nelken bewachsene Ebene, jenseits welcher die dunkle Linie eines Waldes sichtbar wurde. Wenn ich ihn den Wald erreichen ließ, so war er wohl für mich verloren.

      »Rih!« rief ich, indem ich meinem Rappen die Hand zwischen die Ohren legte. Das brave Thier war längst nicht mehr bei vollen Kräften; auf dieses Zeichen hin aber flog es über den Boden, als ob es Wochenlang ausgeruht habe. In zwei Minuten war ich dem Bebbeh um zwanzig Pferdelängen nahe gekommen.

      »Halt!« rief ich ihm zu.

      Dieser Mann war sehr muthig. Statt weiter zu fliehen oder zu halten, warf er sein Pferd auf den Häcksen herum und kam mir entgegen. Im nächsten Augenblick mußten wir zusammenprallen. Ich sah ihn die Lanze heben und griff zu dem leichten Stutzen. Da nahm er sein Pferd um einige Zoll nur auf die Seite. Wir sausten an einander vorüber; die Spitze seines Speeres war auf meine Brust gerichtet; ich parirte glücklich, nahm aber sofort mein Pferd herum. Er hatte eine andere Richtung eingeschlagen und suchte zu entkommen. Warum bediente er sich nicht seiner Flinte? Auch war sein Pferd zu wenig schlecht, als daß ich es unter ihm hätte erschießen mögen. Ich nahm den Lasso von der Hüfte, befestigte das eine Ende desselben am Sattelknopfe und legte dann den langen, unzerreißbaren Riemen in die Schlingen. Er blickte sich um und sah mich näher kommen. Er hatte wohl noch nie von einem Lasso gehört und wußte also auch nicht, wie man dieser so gefährlichen Waffe entgehen kann. Zur Lanze schien er kein Vertrauen mehr zu haben, denn er nahm sein langes Gewehr, dessen Kugel ja nicht zu pariren war. Ich maß die Entfernung scharf mit dem Auge, und grad, als er den Lauf erhob, schwirrte der Riemen durch die Luft. Kaum hatte ich mein Pferd zur Seite genommen, so fühlte ich einen Ruck: ein Schrei erscholl, und ich hielt an – der Bebbeh lag mit umschlungenen Armen am Boden. Einen Augenblick später stand ich bei ihm.

      »Hast Du Dir wehe gethan?«

      Diese meine Frage mußte unter den gegenwärtigen Umständen allerdings wie Hohn klingen. Er suchte seine Arme zu befreien und knirschte:

      »Räuber!«

      »Du irrst! Ich bin kein Räuber; aber ich wünsche, daß Du mit mir reitest.«

      »Wohin?«

      »Zum Khan der Bejat, dem Du entflohen bist.«

      »Der Bejat? Also gehören die Männer, welche ich traf, zu diesem Stamme! Und wie heißt der Khan?«

      »Heider Mirlam.«

      »Oh, nun weiß ich Alles. Allah möge Euch verderben, die Ihr doch nur Diebe und Schufte seid!«

      »Schimpfe nicht! Ich verspreche Dir bei Allah, daß Dir nichts geschehen soll!«

      »Ich bin in Deiner Gewalt und muß Dir folgen.«

      Ich nahm ihm das Messer aus dem Gürtel und hob die Lanze und die Flinte vom Boden; sie waren ihm beim Sturze entfallen. Dann löste ich den Riemen und stieg schnell zu Pferde, um auf Alles gefaßt zu sein. Er schien keinen Gedanken an Flucht zu hegen, sondern pfiff seinem Pferde und schwang sich auf.

      »Ich traue Deinem Worte,« sagte er. »Komm!«

      Wir galoppirten neben einander zurück und fanden die Bejat am Ausgange der Vertiefung auf uns warten. Als Heider Mirlam den Gefangenen erblickte, klärte sich sein finsteres Gesicht auf.

      »Herr, Du bringst ihn wirklich!« rief er.

      »Ja, denn ich habe es Dir versprochen. Aber ich habe ihm mein Wort gegeben, daß ihm nichts geschehen soll. Hier sind seine Waffen!«

      »Er soll später Alles wieder haben, jetzt aber bindet ihn, damit er nicht entfliehen kann!«

      Diesem Befehle wurde sogleich Gehorsam geleistet. Unterdessen war die zweite unserer Abtheilungen herangekommen, und ihr wurde der Gefangene mit dem Bedeuten übergeben, ihn zwar gut zu behandeln, ihn aber ebenso gut zu bewachen. Dann wurde der unterbrochene Ritt fortgesetzt.

      »Wie ist er in Deine Gewalt gekommen?« frug der Khan.

      »Ich habe ihn gefangen,« antwortete ich kurz; denn ich war verstimmt über sein Verhalten.

      »Herr, Du zürnst,« meinte er; »Du wirst aber noch erkennen, daß ich so handeln mußte.«

      »Ich hoffe es!«

      »Dieser Mann darf nicht ausplaudern, daß die Bejat in der Nähe sind.«

      »Wann wirst Du ihn entlassen?«

      »Sobald es ohne Gefahr geschehen kann.«

      »Bedenke, daß er eigentlich mir gehört. Ich hoffe, daß mein ihm gegebenes Wort nicht zu Schanden werde!«

      »Was würdest Du thun, wenn das Gegentheil geschähe?«

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