Am Rio de la Plata. Karl May
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Название: Am Rio de la Plata

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783746747392

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СКАЧАТЬ Theesammler doch wohl nicht gering. Die Lage des Mannes hatte meine Teilnahme erregt, und einem glücklichen Instinkte folgend, wollte ich ihm das Geld schenken, obgleich ich selbst keineswegs ein wohlhabender Mann war.

      »Ist das Ihr Ernst, Sennor?« fragte er. »Welchen Zweck verfolgen Sie dabei?«

      »Keinen andern als nur den, Sie in den Besitz Ihrer geschäftlichen Selbständigkeit zu bringen.«

      »Also Mitleid?«

      »Nein, sondern Teilnahme. Das Wort Mitleid hat eine Nebenbedeutung, welche nicht geeignet sein würde für den caballeresken Eindruck, welchen Sie auf mich machen.«

      Sein Gesicht, welches sich verfinstert hatte, erhellte sich.

      »Sie halten mich also trotz meiner Armut für einen Caballero?« fragte er. »Aber wie stimmt ein Almosen mit dem Worte Caballero überein?«

      »Von einem Almosen ist keine Rede.« »Also ein Darlehen?« »Wenn Sie es so nennen wollen, ja. Werden Sie dasselbe annehmen?«

      »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Welche Bedingung stellen Sie?«

      »Sie verzinsen mir die Summe zu drei Prozent. Kündigung ist auf ein Jahr. Jeder von uns beiden hat bei unsrer nächsten Begegnung das Recht, zu kündigen, worauf Sie das Geld nach Ablauf eines Jahres an mich zu entrichten haben.«

      »Und wenn wir uns nicht wieder treffen?«

      »So behalten Sie es oder schenken es nach fünf Jahren einem Manne, welcher ärmer ist als Sie.«

      Da streckte er mir die Hand entgegen, drückte die meine in herzlichster Weise und sagte:

      »Sennor, Sie sind ein braver Mann. Ich nehme Ihr Darlehen mit Vergnügen an und weiß, daß Sie keinen Peso verlieren werden. Darf ich fragen, wer und was der fremde Sennor ist, welcher sich so freundlich meiner annimmt?«

      Ich gab ihm meine Karte.

      »Ein Alemano!« sagte er im Tone der Freude, als er den Namen gelesen hatte. »Nehmen Sie auch die meinige, Sennor!«

      Er langte in seine zerfetzte Jacke, zog aus derselben ein sehr feines, kunstvoll gesticktes Visitenkartentäschchen hervor und gab mir aus demselben eine Karte. Auf derselben stand:

      »Sennor Mauricio Monteso, Guia y Yerbatero.«

      Also Fremdenführer und Theesammler war er. Das schien ein guter Fund für mich zu sein.

      »In welchen Gegenden seid Ihr bewandert, Sennor?« fragte ich ihn. »Ich will nach Santiago und Tucuman und stand im Begriff, mich nach einem zuverlässigen Führer zu erkundigen.«

      »Wirklich? Dann werde ich Ihnen einen meiner besten Freunde empfehlen. Er ist ein Mann, auf welchen Sie sich vollständig verlassen können, kein Arriero, dessen Sinn einzig nur dahin steht, den Fremden nach Kräften auszunützen.«

      »Sie selbst haben wohl nicht Lust oder Zeit, den Auftrag anzunehmen?«

      Er sah mich freundlich prüfend an und fragte dann:

      »Hm! Sind Sie reich, Sennor?«

      »Nein.«

      »Und dennoch borgen Sie mir Geld! Darf ich fragen, was Sie da drüben wollen? Sie gehen doch nicht etwa als Goldsucher oder aus andern spekulativen Gründen nach Argentinien?«

      »Nein.«

      »So, so! Will es mir überlegen. Wann aber wollen Sie hinüber?«

      »So bald wie möglich.«

      »Da werde ich wohl nicht können, denn ich habe noch einiges abzumachen, was nicht aufgeschoben werden darf. Uebrigens befindet sich der Freund, den ich Ihnen empfehlen will, auch nicht hier. Ich müßte Sie zu ihm führen, und das ist ein weiter Weg ins Paraguay hinein. Dieser Umweg würde sich aber gewiß lohnen, denn er ist ein Mann, an den kein zweiter kommt, der berühmteste und gewandteste Sendador, den es nur geben kann. Wollen Sie sich die Sache nicht wenigstens überlegen? Sie kommen trotz des Umweges mit ihm weit eher und wohlbehaltener ans Ziel, als mit einem Führer, mit welchem Sie sofort aufbrechen können, dessen Unkenntnis Ihnen aber bedeutende Zeit- und auch andre Verluste bereiten würde.«

      »Wann und wo kann ich Sie treffen, um Ihnen meinen Entschluß mitzuteilen?«

      »Eigentlich wollte ich nur bis morgen hier bleiben; aber ich will noch einen Tag zulegen. In meine Herberge mag ich Sie nicht bemühen; lieber komme ich zu Ihnen.«

      »Schön! Kommen Sie morgen am Mittag nach dem Hotel Oriental, wo Sie mich in meinem Zimmer treffen werden. Ich glaube, bis dahin eine Entscheidung getroffen zu haben.«

      »Ich werde mich pünktlich einstellen, Sennor. Darf ich fragen, ob Sie mit Sennor Tupido in geschäftlicher Verbindung stehen?«

      »Das ist nicht der Fall. Ich gab ein Empfehlungsschreiben ab.«

      »Hat er Sie eingeladen?«

      »Ja. Für heute abend acht Uhr in seine Privatwohnung.«

      »Die kenne ich. Sie befindet sich auf der Straße, welche nach La Union führt. Es ist eine kleine, prächtige Villa, welche Ihnen sehr gefallen wird. Leider möchte ich bezweifeln, daß die Bewohner Ihnen ebenso gefallen.«

      »Wenn sie dem Sennor ähneln, so werde ich mich bei ihnen nicht übermäßig amüsieren.«

      »So! Hm! Seine Person hat also auch Ihnen nicht behagt?«

      »Gar nicht. Es kam sogar zu einem kleinen Zusammenstoße zwischen ihm und mir.«

      Er hatte während der letzten Minuten den Blick meist draußen auf der Straße gehabt, als ob er dort nach etwas forsche. Da ich mit dem Rücken nach dieser Richtung saß, konnte ich nicht sehen, was seine Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch nahm. Jetzt fuhr er im Tone der Besorgnis auf:

      »Caramba! Haben Sie ihn etwa dabei beleidigt?«

      »Einige scharfe Worte hat es gegeben, aber von einer eigentlichen, wirklichen Beleidigung ist wohl keine Rede.«

      »Und Sie werden trotz der Differenz, welche Sie mit ihm hatten, zu ihm gehen?«

      »Ja. Warum nicht?«

      »Thun Sie es immerhin! Aber nehmen Sie sich in acht! Man vergißt Beleidigungen hier nicht so leicht. Die Rache trägt zuweilen ein außerordentlich freundliches Gesicht.«

      »Haben Sie Grund zu dieser Warnung?«

      Ich vermute es. Bitte, drehen Sie sich doch einmal um! Sehen Sie den Mann, welcher grad gegenüber an der Gitterthüre lehnt?«

      Der Mensch, welchen der Yerbatero meinte, stand vis-à-vis am verschlossenen Eingange des Hauses, ganz in der nachlässigen Haltung eines Mannes, dessen einzige Absicht es ist, zu seiner Unterhaltung das Treiben der Straße zu beobachten. Er war in Hose, Weste und Jacke von dunklem Stoffe gekleidet, trug einen breitrandigen Sombrero auf dem Kopfe und rauchte mit sichtbarem Behagen an einer Cigarette.

      »Ich sehe den Mann,« antwortete ich. »Kennen Sie ihn?«

      »Ja. СКАЧАТЬ