Название: Geheimagent Nr. 6
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752946772
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Cäsar lachte.
»Das würde sicher sehr interessant werden. Sind Sie den ganzen Abend aufgeblieben, um mir das zu sagen?«
»Ja. Ich habe Ihnen eine ganze Menge zu sagen, und ich würde Ihnen noch viel mehr stecken, wenn der nicht hier wäre.«
»Dann warten Sie bis morgen früh.« Cäsar legte gutgelaunt die Hand auf Ernests Schulter. »Legen Sie sich zu Bett, mein Freund, und sagen Sie Madonna Beatrice, daß sie zu mir kommen soll.«
»Immer Madonna Beatrice!« erwiderte der Mann ärgerlich. »Die ist ja eine Schönheit!«
Cäsar schob den unangenehmen Besucher hinaus.
»Eine merkwürdige Eigenschaft von Dienern, daß sie sich einbilden, sie würden irgendwelche dunklen Geheimnisse ihrer Herren kennen und hätten sie in der Hand.«
Es klopfte, und Cäsar drehte sich schnell um.
»Kommen Sie herein, Madonna.«
Smith war auf die Frau gespannt. Cäsar stand in dem Ruf, viele Liebesabenteuer hinter sich zu haben, und Tre-Bong erwartete deshalb, eine junge, schöne Dame zu sehen. Aber die Frau, die hereinträt, war nicht jung und schön, sondern alt und korpulent. Das grauschwarze Haar hatte sie glatt aus der Stirn gebürstet und in einen Knoten aufgesteckt. Sie erschien in einem meergrünen Kleid mit großem, viereckigem Ausschnitt; um den Hals trug sie eine goldene Kette von ziemlich kitschigem Aussehen. Ihre dicken Finger waren mit Brillantringen geschmückt.
»Madonna, unser Freund hier bleibt einige Zeit bei uns«, wandte sich Cäsar in Spanisch an die Frau. »Bitte sorgen Sie dafür, daß ein Zimmer zurechtgemacht wird.«
Sie sah zu Smith hinüber und nickte. Er hatte inzwischen etwas entdeckt, was ihn mehr interessierte als ihre ungewöhnliche Aufmachung. Dieser aufmerksame Mann schaute auf ihre Füße und bemerkte, daß ihre festen Schuhe naß und schmutzig waren, als ob sie draußen umhergewandert wäre.
»Si, Señor«, entgegnete sie.
Smith hätte gern gewußt, warum Cäsar sie Madonna nannte, was in Italien früher als Anrede gebräuchlich war, während er sich doch in spanischer Sprache mit ihr unterhielt.
Cäsar schien seine Gedanken zu lesen und beantwortete die Frage, als die Frau gegangen war.
»Madonna Beatrice ist sowohl Spanierin wie Italienerin. Ich werde Ihnen das an einem der nächsten Tage erklären.«
Er erwähnte die Ereignisse des Abends nicht weiter, sprach aber noch eine Weile mit Smith über Verbrecher und Verbrechen im allgemeinen.
»Die kleinen Leute sind wirklich zu bedauern. Nehmen wir zum Beispiel diesen Ernest, den Sie eben gesehen haben. Er ist ein ganz gemeiner Kerl, ein Falschspieler und Dieb. Ich nahm ihn in meine Dienste und brachte ihn mit mir nach Frankreich, als die Polizei gerade nach ihm fahndete. Hätte man ihn erwischt, so wäre er nicht ohne eine mehrjährige Strafe davongekommen. Ich habe ihm genug Geld gegeben, und ich habe ihm sogar Französisch beigebracht.«
»Mit Geld kann man sich keine Treue kaufen«, entgegnete Smith kurz.
»Das gebe ich zu.« Cäsar nickte. »Aber mit Geld kann man sich die meisten anderen Dinge kaufen, die in dieser Welt begehrenswert sind. Und wenn ich genügend Geld hätte, könnte ich von diesem Haus aus die ganze Zukunft Europas ändern. Mit Geld kann man Parteien und Politiker kaufen.«
Er seufzte, wandte Smith den Rücken zu und betrachtete ernst das Wappen über dem Kamin.
»Welche Bedeutung hat es eigentlich?« fragte Smith plötzlich.
Cäsar drehte sich wieder um.
»Sie meinen das Wappen? Verstehen Sie etwas von Heraldik? Nein? Eines Tages werde ich es Ihnen erklären.«
Er brach die Unterhaltung ab und führte Smith in die Halle zurück.
»Ihr Zimmer ist fertig. Morgen sprechen wir über Ihre Zukunft. Es wäre nicht klug von Ihnen, hier in Frankreich zu bleiben. Außerdem brauche ich Sie in England!«
Das Zimmer, in das er seinen Gast brachte, war einfach, aber gut möbliert.
»Natürlich trinken Sie morgens Tee – Sie sind ja Engländer. Alle notwendigen Toilettengegenstände finden Sie auf dem Frisiertisch, und Madame Beatrice hat sicher einen Schlafanzug für Sie herausgesucht – ah, dort liegt er. Also, gute Nacht.«
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