Der EMP-Effekt. Peter Schmidt
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Название: Der EMP-Effekt

Автор: Peter Schmidt

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783847656333

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СКАЧАТЬ kam heute morgen über die üblichen Kanäle.» Er reichte ihm ein Blatt Papier.

      Whyler las es schweigend. Dann gab er es an Eathscott weiter. «Die Amerikaner favorisieren den direkten Weg», meinte er mit trockener Stimme.

      «Sagen sie es so geradeheraus?»

      «Natürlich nicht, man muss es zwischen den Zeilen lesen. Sie bezweifeln, dass er auf Dauer kontrollierbar sein wird, ganz gleich, was wir mit ihm anstellen. Sie stellen es einfach in den Raum und lassen uns die Schlüsse daraus ziehen.» Er stützte sich schwer mit einer Hand auf den Tisch und schüttelte den Kopf. «Nicht mit mir. Wie denken Sie darüber, Hohler?»

      «Ich bin Deutscher – wir haben eine heikle Vergangenheit.»

      «Also weiter wie bisher.»

      «Hier in Schottland oder drüben in den Staaten mag man das ganz anders sehen. Es gibt Prioritäten, auch wenn man es in keinem Parlament offen aussprechen würde.»

      «Sie reden denen doch nicht das Wort, Holler?»

      «Ich bin für Fairness. Jedenfalls, soweit es sich realisieren lässt. Meiner Meinung nach ist dieser Bursche völlig unbedarft. Er weiß noch gar nichts von dem Los, das er gezogen hat.»

      «Damit stehen Sie aber ziemlich allein.»

      «Zwei meiner Leute wurden von ihm in der Wohnung überrascht. Sie machten ihm Andeutungen wegen seiner Vergangenheit, aber ohne Reaktion.»

      «Er ließ sich nicht provozieren, wollen Sie sagen?»

      «Im Laufe der Jahre bekommt man ein Gefühl für Ehrlichkeit. Er müsste ein ausgezeichneter Lügner sein.»

      «Da wäre er nicht der erste.»

      «Mag sein. Vielleicht irre ich mich, es gibt genügend Verdachtsmomente.»

      «Selbst wenn es sie nicht gäbe», sagte Whyler. «In einer Angelegenheit von dieser Tragweite spielt Unschuld keine Rolle.»

      «Unschuld … nein.»

      «Also doch eine Fehleinschätzung?»

      «So krass würde ich es nicht ausdrücken.»

      «Was glauben Sie, Eathscott?»

      «Ich neige eher Hollers Auffassung zu – dass er noch nicht vom Osten gekauft wurde. Dagegen spricht schließlich auch die Rührigkeit der Rumänen. Warum sollten sie seine Hotelzimmer präparieren, wenn er längst zu ihnen übergelaufen wäre?»

      «Aus Gewohnheit. Und aus Misstrauen.»

      «Natürlich würden sie jede Gelegenheit nutzen, ihn noch weiter in Abhängigkeit zu bringen – selbst wenn sie ihn schon hätten. Da bin ich ganz Ihrer Meinung.»

      «Demnach wäre unsere Strategie falsch?»

      «Ich habe Garling in London …»

      «Keine Namen, Eathscott. Auch nicht, wenn wir unter Freunden sind», sagte er mit einem entschuldigenden Seitenblick zu Holler.

      Eathscott wandte ihm langsam das Gesicht zu. Mit seinen beiden vorstehenden großen Schneidezähnen erinnerte er Whyler immer an einen dieser albernen amerikanischen Komiker, dessen Namen er vergessen hatte.

      «Verzeihung, Sir. Um ehrlich zu sein …»

      «Ich bitte darum.»

      «… habe ich unseren Vorgesetzten in London gegenüber die Auffassung vertreten, dass man die Gefahr an der Wurzel beseitigen sollte.

      Leider bleibt für diese Lösung nur eine Möglichkeit. Aber man meinte,

      Sie hätten die Leitung. Sie trügen auch die Verantwortung. London,

      Washington und unsere Freunde in Köln hätten sich darauf geeinigt,

      Ihnen freie Hand zu geben.»

      «Fahrzeug auf der Landstraße, wahrscheinlich PKW», meldete sich eine Stimme aus dem Zimmerlautsprecher oben an der Decke. Der eigentliche Funkraum, zugleich Überwachungsstand der Umgebung, war in der Etage über ihnen untergebracht.

      Eathscott ging zum Funkgerät auf der Kommode. «Verstanden – bis auf Sichtweite herankommen lassen.»

      «Fahrzeug identifiziert. Unser Londoner Kennzeichen», kam es fünf Sekunden später zurück.

      «Das wird mein Wagen sein», sagte Holler. Er stand auf und nahm den Mantel von der Stuhllehne.

      Whyler drückte mit deutlicher Sympathie seine Hand. «Sagen Sie denen in Köln, dass wir bei unserem Plan bleiben.»

      «Sie leiten die Aktion, darauf kommt es an.»

      «Das will ich wohl meinen …», bestätigte Whyler. «Ich leite sie, bis die Falken sie uns aus den Händen reißen», murmelte er undeutlich zur Seite gewandt, während Eathscott mit Holler das Haus verließ, um ihn zum Fahrzeug zu begleiten.

      Whyler beobachtete, wie sie den Wagen bestiegen, einen im Lack schon etwas blinden Rover.

      Der Deutsche hatte eine unauffällige Art, sich zu bewegen. Selbst neben den beiden Engländern – Eathscott und dem Fahrer – wirkte er nicht wie ein Fremder, sondern gesellte sich unter sie, als sei er nur eine Nummer in der nicht vorhandenen Menge.

      Der richtige Mann für uns, nickte Whyler. Die Deutschen würden das alles schon in den Griff bekommen. Nicht auszudenken, wenn Karga in Frankreich gelebt hätte. Oder in Japan. Seine Stirn zog sich in sorgenvolle Falten. Auch Eathscott war seiner Aufgabe gewachsen.

      Trotzdem sah er Probleme. Dieser Eathscott war jung, jung und tüchtig. Er würde sein Nachfolger werden, wenn er einen groben Fehler machte. Fehler bei der Abschirmung waren an der Tagesordnung, und nicht erst für die Schweden mit ihren Hoheitsgewässern. Eathscott war guten Willens – guten Willens, aber verführbar. Er hatte nicht lernen können.

      Die nach dem Krieg geborene Generation kannte alles nur vom Hörensagen. Jeder begann immer wieder von vorn. Man stelle sich nur vor, es gäbe einen, der das ganze Menschheitswissen ererbt und verinnerlicht hätte, überlegte er – alle Erfahrungen. Der Lamarckismus wäre die einzige ernst zu nehmende Chance für die Welt gewesen.

      Aber Eathscott lernte noch, und er lernte schlecht. Er lernte außerhalb der Erfahrung: von bedrucktem Papier und mündlich vorgetragenen Verzerrungen und Übertreibungen.

      Deshalb würden sein Ehrgeiz und seine Begabung ihn dazu verleiten, andere, zuverlässigere Mittel anzuwenden, sobald unvorhergesehene Probleme auftraten.

      Wenn man ihn anwies, Kargas Schwachstellen zu finden, jene Sollbruchstelle gewissermaßen, an der sie ihn behutsam in ihrem Sinne zurechtbiegen würden, falls er nicht zerbrechen wollte, verstand Eathscott das automatisch so, als werde zur freien Jagd geblasen.

      Einer weniger, würde man sagen, was heißt das schon? Und vielleicht hatten sie sogar recht.

      Eine weniger im Chor der Seelen. Wer würde ihn vermissen? Seine Freundin? Er würde nicht einmal sich selbst vermissen, dazu fand sich keine Gelegenheit.

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