Название: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL
Автор: Nancy Salchow
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847601371
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„Und sonst so? Was macht das Berufsleben? Alles im Griff, Kumpel?“, fragte Rico, während er sich etwas vom Tomatensalat nahm.
„Man tut, was man kann. Im Moment arbeite ich an der Übersetzung des neuen Romans von Clara Haiges.“
Laura griff nach Simons Teller, um ihn zu befüllen.
„Das klingt doch prima“, sagte sie. „Ich bin mir sicher, dass dir die Arbeit guttut.“
Simon nickte.
„Und wie sieht’s sonst so aus? Irgendwelche Neuigkeiten?“, fragte Rico.
Simon überlegte, welche Art von Neuigkeiten er meinen könnte. Die einsetzende Stille begann, peinlich zu werden.
„Na ja“, fuhr Rico fort, als eine Antwort ausblieb. „Gehst du unter Leute? Hast du irgendwen kennengelernt? Triffst du dich mit jemandem?“
Laura warf ihrem Mann einen entsetzten Blick zu.
„Ob ich mich mit jemandem treffe?“, wiederholte Simon ungläubig.
„Na ja. Frauen vorzugsweise.“ Rico grinste, scheinbar immun gegen Lauras warnende Blicke, und streckte den Arm nach einer der Bierflaschen auf der Mitte des Tisches aus.
Simon legte die Serviette neben seinen Teller und schob den Stuhl ein kleines Stück zurück, als müsste er sich für die richtige Antwort ausreichend Platz verschaffen.
„Es ist gerade mal ein Jahr her, Rico. Ich weiß nicht, wie deine Vorstellungen von angemessener Verarbeitungsphase aussehen, aber ich kann nicht einfach so vom Witwer- in den Junggesellenstatus übergehen.“
„Das war es auch sicher nicht, was Rico gemeint hat“, sagte Laura, und Simon war sich sicher, das Geräusch eines Fußtrittes gegen ein Schienbein wahrzunehmen.
„Er wollte einfach nur wissen, ob du es irgendwie schaffst, dich abzulenken“, fuhr sie fort. „Vielleicht durch den Kontakt zu Kollegen, Meetings oder Dinge dieser Art.“
„Ich lese“, antwortete Simon.
„Du liest?“ Ihr Blick war fragend und verständnisvoll zugleich.
„Ja. Ich lese.“
Kapitel 4
Der weiche Stoff umschloss ihren Körper wie eine zweite Haut. Fast kam es ihr so vor, als würde das Lavendelblau des Kleides schimmern, geradezu strahlen.
„Also, ich weiß nicht“, brummte sie skeptisch. „Ist das nicht etwas übertrieben? Wir gehen schließlich nur essen und nicht in die Oper.“
„Es ist genau richtig.“ Claudia zupfte eine imaginäre Fussel vom Kleid, während sich Nita missmutig im Spiegel betrachtete. „Immerhin ist es deine erste Verabredung seit langem. Da solltest du dich wie eine Königin fühlen.“
„Wie eine Presswurst trifft es wohl eher.“
„Sei nicht albern, Nita. Du siehst wunderschön aus. Und Detlef sieht das ganz sicher genauso.“
Sie musterte ihr Spiegelbild mit hochgezogenen Augenbrauen. Das dunkle Haar fiel fließend, beinahe wie der Stoff ihres Kleides, auf ihre Schultern herab. Trotz Claudias ständiger Beteuerungen, ihren blonden Kurzhaarschopf ohne Zögern sofort gegen ihr langes Haar eintauschen zu wollen, hatte sich Nita, solange sie denken konnte, stets Locken gewünscht. Oder zumindest schwungvolle Lippen. Irgendetwas Spektakuläres. Das grünliche Blau ihrer Augen war das Einzige, das sie selbst als Attraktion ihres eigenen Äußeren durchgehen lassen würde.
„Du siehst gut aus“, wiederholte Claudia, als hätte sie ihre Gedanken gelesen.
„Warum muss er auch Detlef heißen?“
„Du willst mir nicht ernsthaft einreden, dass du dich aufgrund seines Namens nicht mit ihm treffen willst.“
„Die ganze Verabredung ist eine blöde Idee.“ Nita ließ sich auf das Bett fallen. „Egal, wie er heißt.“
Claudia setzte sich neben sie. „Du kannst dich aber nicht länger vor der Welt verstecken, Engelchen.“
„Und wenn es genau das ist, was ich möchte? Wenn ich mich verstecken will?“
„Willst du nicht. Abgesehen davon solltest du die Sache mit Detlef nicht allzu ernst nehmen. Was ist schon dabei? Ihr geht essen, habt ?nen netten Abend und hinterher ...“
Nita puffte ihr entsetzt in die Hüfte. „Hinterher? Sag mal, was denkst du von mir? Dass ich mir nichts dir nichts mit ihm in die Kiste springe?“
„Warum nicht? Es würde dich zumindest auf andere Gedanken bringen.“
„Also, wenn das deine Pläne für meinen Abend mit deinem Cousin sind, lassen wir es lieber gleich bleiben.“
Claudia lachte. „Ach, Nita. Du siehst das viel zu verbissen. Es geht lediglich um das Testen deines Marktwertes, sich wieder begehrenswert zu fühlen, von Detlef und sicher auch vielen anderen Männern, die im Restaurant anwesend sind, bewundert zu werden.“ Sie streichelte ihr schwesterlich über die Wange. „Du wirst sehen, das wird dir guttun und dich endlich aus deinem grauen Alltag herausholen.“
„Mein Alltag ist nicht grau.“
Claudia rückte ein Stückchen näher und legt den Arm um sie. „Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht verstehe. Du hast ein paar schlimme Monate hinter dir, und es wird auch sicher noch eine Weile dauern, bis ...“
„Falls du darauf hinaus willst, dass ich Patrick mit der Zeit schon vergessen werde, muss ich dich leider enttäuschen“, fiel Nita ihr ins Wort.
„Natürlich wirst du ihn nicht vergessen“, sagte sie. „Und das sollst du ja auch gar nicht. Aber du darfst auch dein eigenes Leben nicht vergessen, Nita. Ich meine, willst du wirklich den Rest deiner Tage zwischen eingestaubten Bücherregalen verbringen und abends dann über deinem Tagebuch sitzen, bis du wieder mal mit dem Kopf auf dem Schreibtisch eingeschlafen bist?“
Nita senkte den Blick. „Es ist kein gewöhnliches Tagebuch. Ich schreibe ihm. Und ich brauche das. Egal, was du davon hältst.“
„Das ist ja auch in Ordnung, Süße. Ich wäre die Letzte, die das verurteilen würde. Du darfst nur bei all den Gedanken an ihn nicht den Blick auf die Außenwelt verlieren. Er kommt nicht zurück. So schmerzhaft das auch ist. Und du wirst lernen müssen, das endlich zu verinnerlichen.“
Sie war Claudias direkte Art gewohnt. Und sie wusste, dass sie es gut meinte. Dennoch fühlte sie sich in Momenten wie diesen missverstanden. Wie konnte irgendjemand erwarten, dass sie ihr Leben mit Patrick einfach hinter sich lassen, einfach nach vorne schauen würde? Es war zwölf Monate her. Nur ein Wimpernschlag in der Zeit.
„Er ist nicht fort“, antwortete Nita leise. „Nicht wirklich.“
*
„Du siehst wirklich reizend aus.“
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