Название: Der Pfadfinder
Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754179895
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„Daß es hier Stürme gegeben hat, zeigt die Gegend rund um uns her hinreichend, und, wenn auch nicht Fische, so sind doch Thiere unter diesen Blättern."
„Ich weiß das nicht!" erwiederte der Onkel mit dem absprechenden Tone eines Seemanns. „Man erzählte uns zu Albany manche Geschichten von wilden Thieren, mit denen wir zusammentreffen könnten, und doch haben wir nicht so viel gesehen, als ein Seekalb erschrecken könnte. Ich zweifle, ob eines von diesen Landthieren sich mit einem Aequatorhay vergleichen läßt."
„Seht!" rief die Nichte, welche sich mehr mit der Betrachtung des endlosen Waldes, als mit ihres Onkels Argumentationen beschäftigte, „dort ringelt sich Rauch über den Gipfeln der Bäume. Mag der wohl aus einem Hause kommen?"
„Ja, ja; 's ist das Aussehen von 'was Menschlichem in diesem Rauch," erwiederte der alte Seemann, „was mehr werth ist, als tausend Bäume. Ich muß ihn Arrowhead [Pfeilspitze] zeigen, der bei seinem Rennen wohl an einem Hafen vorbeifahren würde, ohne ihn zu erkennen. Wo Rauch ist, da muß auch wahrscheinlich ein Küchenraum sein."
Als er ausgesprochen, zog er die Hand aus dem Busen, berührte den Indianer, welcher in der Nähe stand, leicht an der Schulter und deutete auf eine dünne Dunstsäule, welche sich in der Entfernung von ungefähr einer Meile [Es sind durch das ganze Werk immer englische Meilen gemeint.] langsam aus der Blätterwildniß emporstahl und in fast unmerklichen Nebelstreifen in der bebenden Atmosphäre verlor. Der Tuscarora war eine von jenen edeln Kriegergestalten, welche man unter den Ureinwohnern dieses Kontinents vor einem Jahrhundert häufiger antraf, als dieses gegenwärtig der Fall ist, und ob er gleich oft genug mit den Kolonisten in Berührung gestanden hatte, um mit ihrer Sprache und ihren Sitten vertraut zu sein, so hatte er doch wenig oder gar nichts von der wilden Größe und der einfachen Würde eines Häuptlings verloren. Zwischen ihm und dem alten Seemann hatte zwar ein freundschaftlicher, doch etwas entfernter Verkehr stattgefunden, denn der Indianer war zu oft mit den Offizieren der verschiedenen militärischen Posten zusammengekommen, um nicht die subalterne Stellung seines gegenwärtigen Reisegefährten zu kennen. Die ruhige Zurückhaltung des Tuscarora hatte auch in der That ein solches Uebergewicht auf Charles Cap [Cap bedeutet in der Schiffssprache das dicke Holz an jedem Absatz eines Mastes, das sogenannte Eselshaupt.], denn so war der Name des Seemanns, geübt, daß Letzterer selbst in seiner fröhlichsten Laune oder in seinen dünkelvollsten Augenblicken sich keine Vertraulichkeit erlaubte, obschon ihr Verkehr bereits über eine Woche anhielt. Der Anblick des aufsteigenden Rauchs jedoch hatte ihn wie die plötzliche Erscheinung eines Segels auf der See ergriffen, und das erste Mal während ihres Zusammenseins wagte er es, den Krieger auf die eben bezeichnete Weise zu berühren.
Das schnelle Auge des Tuscarora warf einen raschen Blick auf den Rauch. Dann erhob er sich leicht auf die Zehenspitzen und stand eine volle Minute mit erweiterten Nüstern da, gleich dem Reh, das in der Luft Gefahr wittert, mit einem Blick, ähnlich dem des gut dressirten Hühnerhundes, der auf den Wink seines Herrn lauert. Dann senkte er die Ferse mit einem schwachen, kaum vernehmbaren Ausruf in der sanften Tonweise, welche einen so eigenthümlichen Contrast mit dem rauhen Kriegsgeschrei der Indianer bildet. Seine Züge waren ruhig, und sein schnelles, dunkles Auge flog über das Blätterpanorama, als ob er mit einem Blick jeden Umstand, der ihm Auskunft ertheilen konnte, erfassen wollte. Die lange Reise, welche sie durch den breiten Gürtel der Wildniß unternommen hatten, war, wie Onkel und Nichte wohl wußten, nothwendig mit Gefahr verbunden, obgleich sie nicht gerade bestimmen konnten, ob die Spuren von menschlicher Nachbarschaft gute oder schlimme Vorzeichen seien.
„Es müssen Oneida's oder Tuscarora's in unserer Nähe sein, Arrowhead," sagte Cap, indem er sich mit der gewöhnlichen Benennung an seinen indianischen Gefährten wandte. „Wird es nicht gut sein, Gesellschaft mit ihnen zu machen, um ein behagliches Nachtlager in ihrem Wigwam zu gewinnen?"
„Dort kein Wigwam," antwortete Arrowhead in seiner unbeweglichen Weise, „zu viel Baum."
„Aber Indianer müssen da sein; vielleicht einige von Euren alten Kameraden, Meister Arrowhead."
„Kein Tuscarora — kein Oneida — kein Mohawk — Blaßgesichtsfeuer."
„Der Teufel ist es! — Wohl, Magnet! Das übersteigt eines Seemanns Philosophie. Wir alten Seehunde können reden von eines Soldaten und eines Schiffers Tabakskaue, und das Soldatengat von der Hängmatte eines Kameraden unterscheiden, aber ich glaube nicht, daß der älteste Admiral von seiner Majestät Flotte einen Unterschied finden wird zwischen dem Rauch eines Königs und dem eines Kohlengräbers."
Der Gedanke, in diesem Meer von Wildniß menschliche Wesen zu Nachbarn zu haben, hatte das Roth aus den blühenden Wangen des schönen Geschöpfes, welches ihm zur Seite stand, und den Glanz ihrer Augen noch erhöht. Doch schnell kehrte sie den überraschten Blick zu ihrem Verwandten, und da sie Beide zu oft die Kenntnisse, wir möchten fast sagen, den Instinkt des Tuscarora bewundert hatten, so sprach sie mit Zögern:
„Ein Blaßgesichtsfeuer? Gewiß, Onkel das kann er doch nicht wissen?«
„Zehn Tage früher, Kind, würde ich darauf geschworen haben; aber jetzt weiß ich wahrlich nicht, was ich glauben soll. — Ich möchte mir die Freiheit nehmen, zu fragen, warum Ihr Euch einbildet, daß der Rauch, welchen wir sehen, der eines Blaßgesichts und nicht der einer Rothhaut ist?"
„Feucht Holz," erwiederte der Krieger mit einer Ruhe, ähnlich der eines Pädagogen, welcher seinem ungelehrigen Zögling eine arithmetische Demonstration klar zu machen sucht. „Viel feucht — viel Rauch; viel Wasser — schwarzer Rauch."
„Aber, Vergebung, Meister Arrowhead, der Rauch ist weder schwarz, noch ist dessen viel vorhanden. So viel ich erkennen kann, ist es ein so lichter und leichter Rauch, als nur je einer aus eines Kapitäns Theekessel stieg, wenn zum Brennmaterial nichts Anderes als einige Schnitzel von den Ballastunterlagen zu finden waren."
„Zu viel Wasser," entgegnete Arrowhead mit einem leichten Kopfnicken. „Tuscarora zu schlau, als zu machen Feuer mit Wasser, Blaßgesicht zu viel Buch, und brennt Alles; viel Buch — wenig Wissen."
„Vernünftig, ich geb' es zu," sagte Cap, der eben kein Freund von Büchern war, „das ist ein Stich auf dein Lesen, Magnet. Der Häuptling hat nach seiner Weise verständige Ansichten von den Dingen. Wie weit aber, Arrowhead, entfernt uns Eure Berechnung noch von der Pfütze, welche Ihr den großen See nennt, und auf die wir nun schon so viele Tage lossteuern?"
Der Tuscarora blickte auf den Seemann mit ruhiger Ueberlegenheit und sprach:
„Ontario gleich dem Himmel; eine Sonne und der große Reisende wird es erfahren."
„Wohl, ich kann's nicht läugnen, daß ich ein großer Reisender gewesen bin, aber von allen meinen Reisen war diese die längste, die am wenigsten einträgliche und die entfernteste auf dem Lande. Wenn dieser Frischwasserbehälter so nahe und zu gleicher Zeit doch so groß sein soll, Arrowhead, so sollte man doch glauben, daß ein Paar gute Augen ihn aufzufinden vermöchten; denn es hat den Anschein, als ob man Alles, was innerhalb des Raumes von dreißig Meilen liegt, von diesem Lug-aus sollte sehen können."
„Sieh," sagte Arrowhead, indem er einen Arm mit ruhiger Würde vor sich ausstreckte, „Ontario."
„Onkel, Ihr seid gewöhnt zu schreien ,Land ho'! aber nicht Wasser ho', und seht es deßhalb nicht," rief die Nichte mit Lachen, wie die Mädchen über ihre eigenen eitlen Einfälle zu thun pflegen.
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