Das Geheimnis von Cloomber Hall. Arthur Conan Doyle
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Название: Das Geheimnis von Cloomber Hall

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754179178

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СКАЧАТЬ nicht wahr?«

      »Wohl möglich,« entgegnete ich, »es gibt wenig Nachtwandler hier.«

      »Und Sie haben nicht viel von Vagabunden und dergleichen Gesindel zu leiden?«

      »Ich finde es ziemlich kalt hier,« unterbrach Frau Heatherstone ihren Gatten fröstelnd, indem sie ihren mit Seehundsfell gefütterten Mantel fester um sich zog. »Und außerdem halten wir Herrn West auf!«

      »Das ist wahr, Schatz, du hast recht! Vorwärts, Kutscher! Gott befohlen, Herr West!«

      Der Wagen rasselte davon, dem Schlosse zu, und ich trabte nachdenklich weiter nach der kleinen Landstadt.

      Als ich Hig-Street hinaufritt, kam Herr Mc. Neil aus seinem Bureau gelaufen und winkte mir zu, anzuhalten.

      »Unsere neuen Pächter sind hinübergezogen,« sagte er, »heute morgen fuhren sie fort.«

      »Ich weiß,« antwortete ich, »ich traf sie auf dem Wege.«

      Als ich mir den kleinen Verwalter näher ansah, bemerkte ich, daß sein Gesicht gerötet war und daß er augenscheinlich ein Glas über den Durst getrunken hatte.

      »Mit solchen Leuten lassen sich noch Geschäfte machen,« lachte er, »da versteht man einander. Wieviel soll ich's machen? fragt der General, nimmt ein Scheckformular aus seiner Brieftasche und legt es auf den Tisch. Zweihundert Pfund, sage ich, dabei fällt dann für mich noch ein kleines Diskonto ab.«

      »Ich dachte, der Eigentümer bezahlt Ihnen das?« bemerkte ich.

      »Nun freilich. Aber doppelt hält besser! Er füllt also den Scheck aus und wirft ihn mir auf den Tisch, als ob es eine Briefmarke wäre. Das nenne ich Geschäft zwischen ehrlichen Leuten! Wollen Sie nicht einen Augenblick eintreten und einen Tropfen zu sich nehmen?«

      »Danke sehr!« sagte ich. »Ich habe Geschäfte zu besorgen!«

      »Recht so! Das Geschäft muß immer vorgehen. Frühmorgens sollte man überhaupt nichts trinken. Es bekommt einem nicht. Ich selbst trinke morgens nie etwas, außer vielleicht einen Tropfen vor dem Frühstück, um mir Appetit zu machen, und einen oder zwei nachher, der Verdauung wegen. Ich glaube selbst, daß ich vielleicht in dieser Sache ein wenig zu penibel bin, aber besser ist besser. Was denken Sie denn von Ihrem neuen Nachbar, Herr West?«

      »Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, ihn genauer kennen zu lernen,« entgegnete ich.

      Herr Mc. Neil deutete mit dem Mittelfinger auf seine Stirn.

      »Wollen Sie wissen, was ich von ihm denke?« fragte er vertraulich. »Verrückt ist er! Was würden Sie zum Beispiel als ein Zeichen von Verrücktheit ansehen, Herr West?«

      »Einem Wigtowner Hausagenten einen leeren Scheck anzubieten,« sagte ich.

      »Spaßvogel Sie! Aber ernsthaft! Wenn jemand Sie fragte, wieviel Meilen es bis zum nächsten Hafen seien, ob dort Schiffe aus dem Orient hinkämen, ob sich hier Vagabunden umhertreiben und ob es gegen den Mietskontrakt sei, eine hohe Mauer um das Grundstück auszuführen – wofür würden Sie einen solchen Menschen halten?«

      »Für sehr exzentrisch jedenfalls!« antwortete ich, und Herr Mc. Neil blinzelte mir vielsagend zu.

      »Wenn der Mann dort wäre, wohin er gehört, brauchte er sich kein Kopfzerbrechen wegen der hohen Mauer zu machen.«

      »Und wo ist das?« fragte ich.

      »Im Wigtowner Irrenhause!« rief der kleine Mann, laut auflachend über seinen eigenen Witz, und ich ritt weiter.

      *

      Die Ankunft der neuen Familie in Cloomber Hall rief keine bemerkenswerte Änderung in der Einförmigkeit unseres Stillebens hervor. Anstatt an den einfachen Vergnügungen, die das Landleben darbot, teilzunehmen oder, wie wir gehofft, sich für unsere Bemühungen zu interessieren, das Los der armen Fischer und Kätner im Dorfe zu verbessern, schienen sie im Gegenteil alle Annäherung ängstlich zu meiden und sich kaum aus dem Tore des Gutes hinauszuwagen.

      Es wurde auch bald klar, daß des Agenten Behauptung hinsichtlich der Umzäunung des Grundstücks nicht grundlos gewesen war, denn eine ganze Schar von Arbeitern begann auf einmal rastlos daranzugehen, dieses mit einem hohen Staket zu umgeben.

      Als es fertig und mit scharfen Eisenspitzen versehen war, war Cloomber-Park, außer für einen ungewöhnlich gewandten und waghalsigen Kletterer, unnahbar. Es war, als ob bei dem alten Soldaten das Kriegführen zu einer fixen Idee geworden wäre, so daß er es auch in Friedenszeiten nicht lassen konnte.

      Er ging sogar noch weiter. Das Schloß wurde verproviantiert, als ob ihm eine langwierige Belagerung bevorstände, und Begbic, der größte Viktualienhändler in Wigtown, erzählte mir selbst, daß der General hunderte von Dutzenden aller möglichen Konserven bei ihm bestellt hätte.

      Man kann sich leicht denken, daß diese Vorfälle nicht ohne Eindruck auf das abergläubische Landvolk blieben. Im ganzen Kreise bildeten die neuen Bewohner von Cloomber-Hall das Tagesgespräch. Aber der einzige Schluß, zu dem die Leute kommen konnten, war die unter diesen Umständen sehr naheliegende Annahme, daß entweder der alte General und seine ganze Sippschaft verrückt seien, oder daß er irgendein entsetzliches Verbrechen begangen und sich hierher vor seinen Verfolgern geflüchtet habe.

      Es ist wahr, daß der General sich bei unserem ersten Zusammentreffen wie ein Geistesgestörter benommen hatte, aber niemand hätte vernünftiger sein können, als er sich bei unserer zweiten Begegnung zeigte. Außerdem führten seine Frau und Kinder ganz dieselbe abgeschlossene Lebensweise; der Grund konnte deshalb nicht in seiner gestörten Gesundheit liegen.

      Die Theorie, daß er ein Justizflüchtling sei, war noch unhaltbarer. Wigtownshire war zwar einsam genug, aber doch nicht so weltabgelegen, daß ein weitbekannter Offizier hier spurlos zu verschwinden hoffen konnte.

      Ein Mann, der die Öffentlichkeit scheute, würde sich auch nicht in der Weise, wie der General es getan zum Tagesgespräch gemacht haben. Im großen und ganzen war ich geneigt, anzunehmen, daß des Rätsels Lösung in einer krankhaften Sucht nach Einsamkeit zu suchen sei. Wir erfuhren bald an uns selbst, bis zu welchem Grade die Familie von dieser Sucht nach vollkommener Einsamkeit besessen war.

      Mein Vater war eines Morgens mit dem Schatten eines großen Entschlusses auf seiner Stirn zum Vorschein gekommen.

      »Du mußt heute dein rosa Kleid anziehen, Esther,« sagte er, »und du, John, mußt dich auch etwas herausmachen; wir werden heute nachmittag zusammen nach Cloomber fahren, um dem General und seiner Gemahlin einen Besuch abzustatten.«

      »Hurra, wir gehen nach Cloomber!« rief Esther, fröhlich in die Hände klatschend.

      »Ich bin hier,« sagte mein Vater würdevoll, »nicht nur der Verwalter des Gutsherrn, sondern auch sein Verwandter. Und als solcher bin ich überzeugt, daß wir seinem Willen gemäß handeln, wenn wir diesem Fremden alle Freundlichkeiten, die in unseren Kräften stehen, erweisen. Gegenwärtig müssen sie sich einsam und freundlos vorkommen. Denn wie spricht der große Firdusi: ›Eines Mannes köstlicher Schmuck sind seine Freunde!‹«

      Meine Schwester und ich wußten aus Erfahrung, daß, wenn unser Vater erst anfing, seine Entschlüsse mit Zitaten aus seinen persischen Dichtern zu begründen, nichts mehr daran zu ändern war.

      Und so sahen СКАЧАТЬ