Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg. Gerstäcker Friedrich
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Название: Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg

Автор: Gerstäcker Friedrich

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754154243

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СКАЧАТЬ bei uns."

      „Gebt Frieden," sagte Bill, der sich bis jetzt mit seinen eigenen düsteren Gedanken beschäftigt hatte - „und malt den Teufel nicht an die Wand. Und nun kommt, daß wir das Gold zählen; je eher wir das beendet haben, desto besser, damit nachher ein Jeder über seinen eigenen Antheil wachen kann."

      Der Aufforderung wurde rasch Folge geleistet, und Bill, der übrigens schon verschiedene kleine Pakete für sich selber in Sicherheit gebracht hatte, warf jetzt Alles auf die Decke, wo es Jim und der Trompeter aufzählen mußten, während er selber bei dem Schein des Feuers und seiner Laterne die Briefbeutel zerschnitt und die darin enthaltenen Papiere durchsah.

      Die Briefe wurden geöffnet und, wenn leer befunden, in die Flammen geworfen; hier und da fanden sich aber auch einzelne reich mit Banknoten beschwert, und diese, da Bob kein Auge von den Fingern des jungen Kameraden verwandte, /19/ kamen mit in die Masse. - Ein paar vorgefundene Wechsel wurden, als zu gefährlich, um sich mit ihnen zu befassen, ebenfalls verbrannt.

      Die Theilung selber nahm nicht lange Zeit in Anspruch, und als Jeder sein ihm zugewiesenes Part in sein Sacktuch fest eingebunden und geborgen hatte, suchten die Verbrecher ihr Lager, um noch vor Tag den Körper für die nächsten Anstrengungen durch ein paar Stunden Schlaf zu stärken. Nur „Bill" legte sich nicht. Als die Uebrigen schon lange, in ihre Decken eingewickelt, im Schutz eines vorspringenden Felsens laut und ruhig schnarchten, saß er noch immer, den Blick stier in die verglimmenden Kohlen geheftet, und raffte sich erst aus seinem düstern Brüten empor, als die über die Höhen streichende kalte Luft ihn daran mahnte, das fast schon niedergebrannte Feuer wieder aufzuschüren.

      Er warf ein paar frische Brände darauf, denn niedergebrochenes Gumholz gab es dort im Ueberfluß, und streckte sich dann erst selber dicht am Feuer aus, um noch ebenfalls kurze Zeit - weniger zu rasten, als der unruhigen Gedanken ledig zu werden. Aber auch jetzt schlief er nicht, und manchmal hob er den Kopf vorsichtig in die Höh' und horchte nach den Kameraden hinüber, bis er die Gewißheit erhielt, daß sie alle fest und sicher schliefen. Dann stand er auf, nahm das ihm gehörende Geldpaket unter den Arm, hing seine Waffen um, warf noch einen scheuen Blick über die Gruppe der Schlafenden und stieg leicht und geräuschlos, ohne Abschied von den Kameraden, den Hang hinunter, mitten in den Wald hinein.

      3.

      Das erste Gold.

      Die königliche Mail setzte indessen ihren Weg, den Berg hinunter fort, und der Maildriver oder Kutscher schien nicht übel Lust zu haben, das, wie gewöhnlich, in einem scharfen /20/ Trab zu thun, um von der überdies versäumten Zeit soviel wie möglich wieder einzuholen. Was kümmerte er sich um den verwundeten Passagier! Der alte Herr aber schien nicht gesonnen, das einmal begonnene Liebeswerk halb zu thun, und die Schulter des Kutschers mit der einen Hand fassend, während er im andern Arm den Verwundeten hielt, schwor er, daß er ihn in Sidney augenblicklich wegen absichtlicher Tödtung verklagen werde, wenn er nicht Schritt - und zwar langsamen Schritt bis zum nächsten Haus führe. „Der Geschossene," setzte er hinzu, „habe jedenfalls einen der Räuber erkannt - hier sei noch die Möglichkeit, der Bande auf die Spur zu kommen, wenn er am Leben erhalten würde - bei diesem tollen Fahren sei das aber nicht möglich, und er, der Kutscher, mache sich des Einverständnisses mit den Mördern verdächtig,

      wenn er nicht augenblicklich dem Befehl Folge leiste."

      Das half. Der Bursche fluchte zwar ingrimmig in den Bart hinein, aber er wagte doch nicht, dem angedrohten Gerichtshof gegenüber dem Befehl zu trotzen, und nach anderthalb Stunden etwa erreichten sie die erste menschliche Wohnung - ein kleines Haus dicht am untern Berghang, wo der Verwundete vom Wagen genommen werden mußte, denn einen

      weiteren Transport hätte er nicht ertragen.

      Selbst hier freilich würde er nur schlechte und ungenügende Pflege erhalten haben, denn der Platz war weiter nichts wie einer der zahlreich am Wege zerstreuten Grogshops oder Trinkhäuser, eine Art von Wirthschaft, wo aber die Reisenden nichts als geistige Getränke der schlechtesten Art bekommen konnten, und heute noch dazu mit einer Gesellschaft halbtrunkener Irländer gefüllt, die nach Bathurst hinauf wollten, um Arbeit zu suchen. Nicht weit davon lag aber die Station eines sehr wohlhabenden Heerdenbesitzers in einem kleinen freundlichen Thal, und der Stockkeeper war eben herübergekommen, um mit der Post von Bathurst erwartete Briefe des Eigenthümers in Empfang zu nehmen, so wie andere nach Sidney aufzugeben. Er stand mit den aus der Trinkstube herausgeströmten Iren am Wagen, als der Kutscher einen mehr aus Flüchen als Worten bestehenden kurzen Abriß des Ueberfalls gab, und erfuhr kaum, daß einer der Passagiere schwer verwundet, aber /21/ noch am Leben sei, als er auch augenblicklich Anstalt traf, ihn auf die Station schaffen zu lassen. Vier der Leute fanden sich auch bereit, den armen Teufel - gegen ein gutes Trinkgeld natürlich - hinüber zu tragen - einen Andern schickte der Stockkeeper gleich voraus, die Ankunft des Verwundeten zu melden, der alte Herr versprach ebenso, von Pendrith aus direct einen Wundarzt herüber zu schicken, und es war somit für den Augenblick Alles gethan, was nur geschehen konnte, um den Funken von Leben, der noch in dem Unglücklichen lag, zu erhalten und wieder zu wecken.

      Hier hatte man auch die beiden Pferde aufgefangen, die sich oben am Berg losgerissen, und gleich schon etwas Aehnliches vermuthet. Derlei Ueberfälle kamen aber häufig vor, und da sie nur höchst selten blutig abliefen, hatte man sich nicht so ernst darum gekümmert. Kutscher und Passagiere wußten sich bei solchen Gelegenheiten schon immer selber zu helfen, und den Räubern oder Bushrangern im Walde nachzusetzen, wäre eine sehr undankbare, und jedenfalls vollkommen nutzlose Arbeit und Anstrengung gewesen - von der Gefahr ganz abgesehen, der sie sich thörichter Weise dabei aussetzten.

      Die Post rasselte, eine halbe Stunde später etwa, jetzt durch nichts mehr behindert, in wilder Eile zu Thal, die Passagiere darin auf das Unbarmherzigste zusammenschüttelnd, und auf einer rasch hergerichteten Bahre trugen indeß vier Männer den schwer Verwundeten durch die Nacht nach der Station hinüber, wo indessen sorgende Frauenhände schon arbeiteten, ihm ein bequemes und weiches Lager herzurichten.

      Der von dem Stockkeeper abgesandte Bote hatte nämlich schon seine Meldung gemacht, und wohl in keinem Lande der Welt herrschte - besonders noch vor der Entdeckung des Goldes, die freilich alle Verhältnisse umstürzte - eine größere und unbeschränktere Gastfreundschaft, als in Australien.

      Jeder Reisende, der nicht gerade mit der Post fuhr, und dann natürlich auf die Gasthäuser angewiesen blieb, an denen die Pferde gewechselt wurden, ward freundlich, ja selbst herzlich aufgenommen, und gehörte er nicht den besseren Ständen an, daß ihm ein Zimmer im Herrenhause zugewiesen werden konnte, so durfte er wenigstens fest darauf rechnen, in der /22/

      Küche oder bei dem Stock- oder Hutkeeper sein Nachtquartier und so viel an Thee, Hammelrippen und dem australischen Brod (damper) zugetheilt zu bekommen, wie er eben verzehren konnte.

      Die Sutton'sche Familie auf dieser Station machte denn auch keine Ausnahme von der Regel. Kaum hörten die Mitglieder derselben, die eben in der untern Stube bei ihrem Thee saßen, von dem geschehenen Unglücksfall und dem Gast, den ihnen ihr Stockkeeper, ohne weitere Anfrage vorher, als etwas von selbst Verständliches, herüber schaffen ließ, als auch augenblicklich eins der kleinen Fremdenstübchen für ihn hergerichtet wurde, und eine Stunde später lag der noch immer Bewußtlose mit einem allerdings jetzt nur noch nothdürftigen Verband, wie ihn Mr. Sutton selber hatte anlegen können, auf seinem Lager ausgestreckt, und von jeder Bequemlichkeit und Sorgfalt umgeben, welche die Umstände hier nur irgend verstatteten.

      Ob die Wunde tödtlich sei, mußte jedenfalls erst eine ärztliche Untersuchung bestimmen. So viel ließ sich jetzt nur feststellen, daß die Kugel in die rechte Brust gedrungen und schräg unter dem rechten Schulterblatt wieder hinausgefahren sei. Hatte sie dabei edle Theile stark verletzt, so war der Tod freilich unvermeidlich.

      Weiter und weiter rasselte indessen СКАЧАТЬ