Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg. Gerstäcker Friedrich
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Название: Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg

Автор: Gerstäcker Friedrich

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754154243

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СКАЧАТЬ Besonders leistete der gewöhnlich stets theoretische Deutsche darin Außerordentliches.

      Verschiedene deutsche Compagnien bildeten sich solcher Art, mietheten für enormes Geld Wagen, kauften Lebensmittel und rückten in Trupps in die Berge, um sich - dort oben angekommen, schon nach wenig Tagen wieder zu zerstreuen und ihr ,,Glück" einzeln oder doch wenigstens in Paaren zu versuchen.

      In Sidney lebte in dieser Zeit ein deutscher Mechanikus, Zachäus mit Namen, ein außerordentlich fleißiger und geschickter Mann in seinem Geschäft, aber im gewöhnlichen Leben auch zu gar nichts zu verwerthen. Wo er aber Feile und Zirkel in die Hand bekam, gewann unter seinen Händen Alles Form und Gestalt, und er hätte in kurzer Zeit ein reicher Mann werden können, wenn er eben bei seiner Arbeit geblieben und sich auf die Anfertigung solcher Instrumente beschränkt hätte, die verkäuflich waren und gesucht wurden. Statt dessen experimentirte er aber fortwährend, hatte den Kopf voll neuer, oft ganz sinnreicher Erfindungen, die ihm aber immer nur Zeit und Geld kosteten, und vernachlässigte dabei sein übriges /43/ Geschäft, denn mit einem solchen neuen Plan in Aussicht, ließ er sich auf nichts Anderes ein, und selbst bestellte und angenommene Arbeiten waren nicht von ihm zu bekommen.

      Natürlich construirte Zachäus augenblicklich, sobald nur die wirkliche Entdeckung des Goldes festgestellt war, eine neue Maschine zum Goldwaschen, in der auch das kleinste, unbedeutendste Stäubchen Gold festgehalten werden sollte, und richtete es mit Rädern und Schrauben so sinnreich ein, daß ein Kind die ziemlich schwere Construction mit Leichtigkeit in Gang halten konnte. - Zachäus war entschlossen, selber damit in die Minen zu gehen.

      Die einzigen stillen und theilnahmlosen Menschen in diesem bewegten, wilden Leben waren eine Anzahl von Eingesperrten in dem Stadtgefängniß, die hinter ihrem eisernen Gitter wohl den Lärm von draußen hörten und zu deren Ohren auch wohl das Gerücht des gefundenen Goldes drang, denn der Schließer hätte es ja nicht über das Herz bringen können, etwas Derartiges zu verschweigen, die aber selber jedem Zweifel, jeder Unentschlossenheit, ob sie gehen oder bleiben sollten, enthoben wurden und deshalb auch all' den dumpfen Gerüchten ziemlich theilnahmlos und gleichgültig lauschten. Was half ihnen das Gold in den Bergen!

      Unter ihnen war ein alter Schäfer, ein Convict seit Gott weiß wie langen Jahren, der aber seine Strafe abgebüßt und seinen Entlassungsschein in der Tasche hatte. Natürlich trank und spielte er aber, so wie er nur ein paar Pfund Sterling sein eigen nannte, und schien in neuerer Zeit eben mehr ausgegeben zu haben, wie er eingenommen. Mit zwanzig oder fünfundzwanzig Pfund in Schulden, die er nicht bezahlen konnte, ward er dann einfach eingesteckt.

      Der Mann hatte den Schließer besonders geärgert, denn als dieser zu ihm hereingekommen war, um ihm die wunderbare Entdeckung des Goldes zu erzählen und dafür - das Wenigste, was er doch verlangen konnte - unbegrenztes Erstaunen zu ernten - schüttelte der Alte den Kopf nur verächtlich herüber und hinüber und sagte: - sind sie jetzt endlich auch dahinter gekommen?"

      /44/ „Na, Du hast die Geschichte wohl schon gewußt, nicht wahr?" frug der Schließer entrüstet.

      „Hab' ich auch," brummte der Mann störrisch vor sich hin, „und wenn sie mich hier hinausließen, wollte ich ihnen die lumpigen paar Pfund in gelbem Gold bezahlen. Hier freilich ist nichts zu finden - als höchstens Flöhe."

      Der Schließer wollte ihn erst verhöhnen, weil er es für Prahlerei hielt, und versuchte dann, als der Alte ihn reden ließ, aus ihm heraus zu bringen, was er etwa wußte. Aber der Schäfer blieb von da an in Allem, was Gold betraf, stumm, nickte nur manchmal vor sich hin, und das Einzige, was er noch darüber äußerte, war: „Wenn ich nur erst wieder hinaus bin!"

      Es dauerte denn auch keine drei Tage, so war das Gerücht verbreitet, im Gefängnisse säße Schulden halber ein alter Convict, der die reichsten Stellen in den Bergen wüßte und schon viel Gold gefunden und zum Verkauf hereingebracht hätte, ohne daß man je erfahren, woher er es habe.

      Andere alte Gerüchte tauchten ebenfalls auf, besonders wurde eine Thatsache von Mund zu Mund erzählt, die sich auf die Entdeckung des Goldes schon in jener Zeit bezog, als Australien erst zu einer Strafcolonie besiedelt worden.

      Damals hatte nämlich ein Convict oder Sträfling ein Stück Gold von mehreren Unzen Gewicht einem Goldschmied zum Verkauf angeboten und war augenblicklich festgenommen und befragt worden, woher er das Gold habe. Er behauptete damals, er hätte es in den Bergen zwischen den Steinen gefunden, aber man hielt das für eine Lüge. Der obere Beamte entschied, daß er jedenfalls irgendwo eine goldene Uhrkette oder dergleichen gestohlen und nachher zusammengeschmolzen habe, und da er nicht bekennen wollte, wo er den Diebstahl begangen, wurde er gepeitscht bis auf's Blut - ja er soll sogar unter den Schlägen gestorben sein.

      Er wäre nicht der einzige Unglückliche gewesen, der unschuldig unter der despotischen Regierung der Gouverneure Bligh und Macquarie, von denen besonders der Erstere (derselbe Capitain Bligh, gegen den sich die Mannschaft der Bounty empörte und später die Pitcairn-Insel besiedelte) so durch seine /45/ Grausamkeit und Rechtlosigkeit auszeichnete, daß sich die Colonisten endlich gegen ihn empörten und ihn heimschickten.

      Sidney war aber in dieser Zeit gerade besonders empfänglich für die Erinnerung solcher Anekdoten, und der alte Schäfer deshalb gerade jetzt eine zu wichtige Persönlichkeit, um lange unbeachtet und vergessen in seiner dunkeln Zelle zu liegen. Wie er hieß und wem er verschuldet sei, ließ sich sehr leicht herausbekommen, und eines Abends, kurz vor Sonnenuntergang, kam der Schließer in seine Zelle und sagte:

      „Na, Smith - 's ist vornehmer Besuch draußen, der Dich sprechen will; zieh Deinen Frack an, daß Du die Herren ordentlich und anständig empfangen kannst."

      „Ja - wäre mir gerad' so," grinste der Alte vor sich hin - „wer mich sprechen will, kann in Hemdsärmeln kommen. Ich bin nicht stolz, und was die „Swells" betrifft, so mögen sie zum Teufel gehen, so rasch es sie freut. Verdammt wenig Gutes, was die einem armen Teufel bringen, wenn sie sich einmal mit ihm einlassen."

      „Ob's nicht von wegen des Goldes ist," meinte der Schließer, der seinen gegründeten Verdacht hatte. Der Alte gab aber keine Antwort mehr, und es dauerte nicht lange, so öffnete sich die Thür wieder und zwei „Swells", wie sie Smith richtig vorhergesehen, in moderner Tuchkleidung, mit Cylinderhüten auf und glanzledernen Stiefeln, kamen herein und sahen sich vergebens nach ein paar Stühlen um, auf denen sie sich hätten niederlassen können.

      „Guten Abend, Smith," sagte der Eine.

      „Guten Abend," lautete die lakonische Antwort, und der Alte, der, beide Ellbogen auf seine Kniee gestützt, auf seiner Pritsche saß und mürrisch vor sich nieder schaute, veränderte seine Stellung nicht um eines Zolles Breite und sah nur finster durch die buschigen Augenbrauen nach den beiden Fremden hinaus. Diese schienen sich aber aus dem unfreundlichen Empfang nicht viel zu machen, oder kannten auch vielleicht schon das Wesen derartiger Gesellen, die cordial sind, wo sie einem schmutzigen, zerrissenen Kittel begegnen, sich aber scheu wie eine Schnecke in ihr Haus vor reiner Wäsche zurückziehen. Der /46/ Eine von ihnen nahm deshalb gleich die Unterhaltung wieder auf und sagte ohne weitere Umstände:

      „Seid Ihr der Smith, der lange oben in den Bergen bei Bathurst gelebt hat und eine Zeit lang auch einmal Schäfer bei Mr. Wentwirth war?"

      „Und wenn ich's wäre?" brummte Smith.

      „Dann seid Ihr es auch, der schon da oben - ehe sie es jetzt wieder entdeckt haben, Gold gefunden hat."

      Smith hielt nicht für nöthig, auf diese nur theilweise als Frage gestellte Bemerkung etwas zu erwidern, und klopfte langsam mit dem einen Fuß den Boden.

      „Damit kommen wir nicht zum Ziel," sagte aber jetzt der Andere, „und wir versäumen nur die schöne СКАЧАТЬ