Der Politiker. Geri Schnell
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Название: Der Politiker

Автор: Geri Schnell

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748560777

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СКАЧАТЬ sie auch nicht direkt mit ihr sprechen, so sind zumindest ihre Hände aktiv. Anfänglich berühren sich ihre Hände, später auch mal ihre Beine. Ihre Blicke sind auch mit ihrem Dekolleté beschäftigt. Durch ein leichtes Vorbeugen erleichtert sie, es den Männer, das zusehen, was sie wollen.

      Nach dem dritten Glas Wein, wird sie auch schon mal herzlich umarmt, dabei wird auch ihr Busen gestreift. Ab und zu spielt sie eine Abwehrbewegung vor, aber immer nur so heftig, dass die Männer nicht am nächsten Versuch gehindert werden. Sie ist schon erregt, sowas hatte sie, seit ihr Mann in den Krieg gezogen ist, nicht mehr erlebt. Genau genommen, hat sie noch gar nie eine solche Erregung gespürt. Sie ist zu einem Abenteuer bereit, nur weiss sie nicht, welchem der vier Herren sie ihre Gunst schenken soll, aber das ist nicht wichtig, die Herren werden sich ihre Beute schon aufteilen.

      Was das Bezahlen von Wein angeht, herrscht jetzt Gleichstand, jeder hat ihr ein Glas spendiert, entsprechen locker ist ihre Stimmung. Sie ist bereit und geniesst es, wenn eine Hand an ihrem Oberschenkel soweit hochfährt, dass es eigentlich gegen die gute Moral verstösst.

      Langsam leert sich die Kneipe und auch die Franzosen rüsten zum Aufbruch. Wie selbstverständlich wird sie von zwei Männer in die Mitte genommen und ohne gross zu fragen, marschieren sie los.

      Zwei Querstrassen weiter, bleiben sie vor einem Haus stehen. Einer steckt den Schlüssel ins Schlüsselloch und öffnet die Tür. Als ob es selbstverständlich ist, führen sie Lollo, wie die Franzosen sie inzwischen nennen, nach oben.

      Auf was hat sie sich da eingelassen? Das ist ja noch viel schlimmer, als sie es sich ausgedacht hatte. Die Möglichkeit, dass sie heute wieder einmal ein Mann spüren kann, steigt gewaltig.

      Die Überraschung wird noch grösser, als sie feststellt, dass sie nur ein sehr kleines Zimmer bewohnen, in dem vier Betten eng beieinander stehen. Das kann ja heiter werden. Die vier Gläser Wein und die lange Zeit der Enthaltsamkeit tun ihre Wirkung.

      Irgendwann muss sie dann eingeschlafen sein. Als sie wieder aufwacht, ist es draussen schon hell. So langsam begreift sie, was hier los ist.

      Irgendwie muss sie hier weg, nur wie? Sie gibt den Männern durch Zeichen zu verstehen, dass sie gehen muss. Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedet sie sich von jedem, dann geht's hinaus auf die Strasse. Der Bahnhof ist nicht weit. Sie bemerkt, dass ihr Korb mit Köstlichkeiten gefüllt ist! Sie wuchtet ihn auf den Kopf und marschiert los.

      Im Zug nach Worms schaut sie sich ihren Lohn nochmals an, das sind ja richtige Schätze. Dabei schämt sie sich und wäre am liebsten im Boden versunken. Sie lehnt sich im Sitz zurück. Das Zugsabteil ist leer. Nun kommen nochmals Schuldgefühle auf. Muss sie die Ereignisse der letzten Nacht dem Priester beichten? Sie könnte ja ein bisschen schummeln. Aber nein, besser gar nichts erwähnen. Das letzte Mal, als sie das heikle Thema der Wünsche einer Witfrau beichtete, verkaufte ihr der Priester eine dicke Kerze mit dem Hinweis, sie frühestens in einem Jahr anzuzünden. Die Kerze steht immer noch neben ihrem Bett.

      Am nächsten Montag steht sie wieder vor ihrer Klasse. Sie ist wieder die Lehrerin. Sonntagabend hatte sie mit den Geschenken einen Kuchen für die Kinder gebacken, den sie in der Pause verteilt. Wenn die Kinder eine Ahnung hätten, wie sie zu den Zutaten gekommen ist, sie würden sich wundern und noch mehr ihre Eltern.

      Mittlerweile kommt sie mit der Klasse gut zurecht. Die meisten können schon recht gut lesen. Willi macht sich gut, ihm gefällt es in der Schule besser als Zuhause. Sein Vater bevorzugt die strenge Erziehung. Eben wie zu Kaiserszeit. Ein deutscher Junge muss gehorchen. Disziplinen ist alles, dass der Spass auf der Streckte blieb, ist für den Vater unwichtig. Auch nachdem der Kaiser abgedankt hatte, ist er immer noch stolz, dass eine Cousine von ihnen, in die Kaiserfamilie eingeheiratet hatte. Doch eines hat Willi den anderen Kinder voraus, bei ihm Zuhause gibt es immer genug zu essen. Dafür ist die Tischzeremonie eher mit einer Kaserne zu vergleichen, als mit einem Familientreffen.

      Das erste Schuljahr geht zu Ende. Frau Kunz oder besser gesagt, Witwe Kunz, ihr in Worms üblicher Name, muss den Kindern Noten in die Zeugnisse schreiben. Etwas das sie gar nicht gerne machte, aber es muss sein. Seit ihrem Mannheimer Abenteuer ist sie ruhiger geworden. Ihre Schuldgefühle hat sie verdrängt. Anfänglich hatte sie Probleme mit der Feststellung, dass die Franzosen sie benutzt haben. Mittlerweile ist sie zur Überzeugung gelangt, dass sie die Männer benutzt hatte! Das macht es ihr wesentlich leichter, das Geschehene zu verarbeiten. Die Nacht in Mannheim ist aus dem Gedächtnis verschwunden.

      Mit der Übergabe der Zeugnisse ist auch ein Gespräch mit den Eltern verbunden. Nervös erwartet sie Willis Vater. Hoffentlich vergisst sie nicht seinen Sohn Wilhelm zu nennen, obwohl er in der Klasse nur der Willi ist. Sie ist sicher, dass sein Vater davon noch nichts weiss. Da Wilhelm ausschliesslich gute Noten bekommt, ist sein Vater sehr stolz und als Folge davon, auch mit der Lehrerin zufrieden.

      «Ich hoffe doch», meint er zum Abschluss des Gesprächs, «dass sie weiterhin sehr streng sind! Manchmal habe ich den Eindruck, dass er hier ein Herrenleben geniesst. Also nicht nachlassen und das Handgelenk entsprechend einsetzten.»

      «Machen Sie sich keine Sorgen», sagt sie und reicht ihm die Hand zum Abschied, «die Kinder wissen genau, wo die Grenzen liegen und das nächste Jahr wird noch strenger.»

      Der nächste Vater, welcher das Zeugnis besprechen muss, macht ihr mehr Sorgen. Der Vater von Joshua, er ist Uhrenmacher. Vor vier Monaten ist sein Frau bei der Geburt des zweiten Kindes samt Kind gestorben. Die Frau ist ihr am ersten Schultag aufgefallen, weil sie schwanger war. Den Mann hatte sie damals nicht gesehen. Natürlich war sie an der Beerdigung der Mutter und dem Kind von Joshua, hielt sich aber im Hintergrund. Sie hatte dem Mann kondoliert. Er war gebrochen. Keine Ausstrahlung und hatte keine Lebenskraft mehr.

      Nun wird sie ihn erneut treffen. Das Zeugnis gibt keine Probleme. Joshua ist ein guter Schüler. Trotzdem wühlt sie das Treffen innerlich auf. Immerhin ist es ein Mann und soweit sie ihn in Erinnerung hat, war er nicht vom Krieg gezeichnet. Es klopft an der Tür, das muss er sein.

      «Grüsse Gott Witwe Kunz», grüsst er und steckt ihr seine feingliedrige Hand entgegen, «ich bin Joshuas Vater.»

      «Grüsse Gott Herr Goldberg, setzen sie sich. Die Bänke sind für uns Erwachsene etwas klein, aber die sind ja für die Kinder gedacht», entschuldigt sie sich.

      Herr Goldberg ist eine stattliche Erscheinung, ihr fallen sofort seine dunklen Augen auf, welche sie freundlich mustern.

      «Ich möchte mich noch bedanken», beginnt Herr Goldberg das Gespräch, «bedanken dafür, dass sie an der Beerdigung meiner Frau waren. Sie blieben im Hintergrund, das ist auch angepasst. Trotzdem ich habe es bemerkt! – Danke!»

      «Das war doch selbstverständlich», erklärt Witwe Kunz, «wie kommen sie zurecht?»

      «Es geht so, meine Schwester hat für Joshua die Mutterrolle übernommen, so geht es einigermassen. Ich kann auch viele Uhren nachts reparieren, dann schläft der Kleine.»

      «Das ist natürlich ein Vorteil, wenn man einen eigenen Laden führt», meint sie und ist froh dass das Gespräch lockerer wird.

      Schliesslich kommen sie auf das eigentliche Thema, nämlich Joshua zu sprechen. Da gibt es mehrheitlich positive Dinge zu erwähnen.

      «Gut er ist noch etwas schüchtern, doch das ist kein Nachteil.»

      Das Gespräch verläuft eigentlich, wie mit den anderen Jungs und doch sie sitzt sehr unruhig auf ihrem Stuhl. Sie hat nicht mehr oft Gelegenheit mit einem Mann allein zu reden und das macht sie nervös. Manchmal ist ihre Hand nur Millimeter von seiner entfernt. Eine ungeschickte Bewegung und sie könnten sich СКАЧАТЬ