Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley
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СКАЧАТЬ hatten, was gewöhnlich um 5 Uhr nachmittags geschah, musterte jeder Offizier seine Leute, die dann mit dem Hauen von Brennmaterial für den Bedarf am folgenden Tage beginnen mussten. Das war manchmal sehr schwere Arbeit und dauerte stundenlang bis in die Nacht hinein. Eine Anzahl Leute musste das Holz der abgestorbenen Bäume sammeln und zu den Holzhauern am Landungsplatze hin transportieren. Für einen Dampfer wie der „STANLEY“ brauchte man 50 Mann, die zwei Stunden lang Holz suchen und weiter befördern mussten, während ein Dutzend Leute es mit Äxten in ¾ m lange Stücke für den Feuerrost spalteten. Der „PEACE“ und der „HENRY REED“ brauchten halb so viel Äxte und die gleiche Zeit, um ihren Bedarf an Heizmaterial fertigzustellen. Letzteres musste dann in den Dampfern verstaut werden, damit am nächsten Morgen kein Aufenthalt entstand; darauf mussten noch einige weitere Arbeiten erledigt werden, ehe das der Nacht geziemende Schweigen eintrat. Inzwischen beleuchteten die angezündeten Feuer den Schauplatz, und lustig klang das Geräusch beim Brechen, Spalten und Zersplittern der Baumstämme.

       Der zu nichts brauchbare „PEACE“ fuhr auch am 4. Mai fort uns zu ärgern. Dies ist einer der langsamsten Dampfer, den man nur bauen konnte; die beiden anderen Dampfer ließen uns meilenweit zurück. Alle Dreiviertelstunden mussten wir haltmachen, um die Maschine zu ölen; manchmal mussten wir auch anhalten, um die Zylinder der Schrauben zu klaren, oder stoppen, um wieder mehr Dampf zu bekommen, oder den Rost von den verbrannten Kohlen zu reinigen. Wenn fünf Minuten später der Dampfdruck wieder auf 60° gestiegen war, fiel er gleich darauf wieder auf 40°, dann auf 35°, worauf unser armes, elendes Fahrzeug mit der Geschwindigkeit von einer Seemeile in der Stunde wieder stromabwärts trieb. Wir verloren durch den „PEACE“ sieben Tage im Stanley-Pool und einen weiteren Tag, als das Ruder brach; es war einmal unser Schicksal, überall Verzögerungen zu haben.

      Am folgenden Tage, 5. Mai, langten wir am Landungsplatze bei Msuata an. Der Major und Dr. Parke waren schon vier Tage vorher angekommen und hatten Mengen von Heizmaterial vorbereitet, sowie einen großen Haufen von Lebensmitteln, Brote aus Maniokwurzeln und Mais, angekauft.

      Am 6. Mai erteilte ich dem Major und seinen Gefährten den Befehl, mit ihren Leuten nach Kwamouth zu marschieren und den Dampfer dort zu erwarten. Der „STANLEY“ erhielt Ordre, nach Bolobo zu fahren, seine Passagiere dort auszuschiffen und dann nach Kwamouth zu gehen, um Barttelot und seine Leute zu holen, während wir die Kompanie in Bolobo reorganisierten.

       Am nächsten Tage erblickten wir den Dampfer „STANLEY“ ganz auf dem linken Ufer in der Nähe von Tschumbiri, und als wir herankamen, um uns nach der Ursache des Unfalls zu erkundigen, erfuhren wir, dass er auf ein Felsenriff gelaufen und schwer beschädigt war. Die zweite Abteilung war an vier verschiedenen Stellen durchlöchert, mehrere Nieten waren herausgestoßen und andere hatten sich gelöst. Wir machten uns daher mit den Maschinisten aller Dampfer an die Reparatur, wobei sich namentlich die Herren Charters und Walker, beide Schotten, durch ihre Tüchtigkeit auszeichneten. Wir zerschnitten einige alte eiserne Ölkannen und stellten daraus Platten her, welche an der Außenseite des Schiffes festgeschraubt wurden. Es war das eine sehr missliche Arbeit, deren Ausführung Geduld und große Sorgfalt beanspruchte, da im Schiffsraum zwei Fuß Wasser standen und man deshalb erst immer nach den Schrauben fühlen musste, ehe man die Mutter aufsetzen konnte. Dasselbe gilt von dem Durchschlagen der Löcher im Boden des Dampfers, wobei der Maschinist, bis zum Leibe im Wasser stehend, erst durch das die Kraft brechende Element auf seinen Meißel schlagen musste, sowie bei der Vorbereitung der Platten, die in Bezug auf die Bohrlöcher genau den Löchern im Schiffsboden entsprechen mussten, und dem Aufstreichen der Mennige, auf welche eine Lage Segeltuch und nochmals eine Schicht Mennige kam. Wenn alles zur Befestigung der Platte bereit war, wurde ein Taucher hinabgeschickt, welcher die Eisenplatte mit dem Segeltuch und den Mennigeschichten in die eine, das Ende eines an einem Loch der Platte befestigten Bindfadens in die andere Hand nahm. Der Taucher musste nun an der Außenseite des Schiffes das entsprechende Loch am Dampfer suchen, während der Maschinist im Raum bis zu den Hüften im Wasser stand und das Ende des Bindfadens zu ergreifen versuchte, worauf er, wenn dies gelungen war, letzteren langsam anzog und die Platte vorsichtig an ihre richtige Lage führte, sodass ein Bolzen durchgeschoben und er die Mutter anschrauben konnte. Diese langwierige Arbeit nahm viele Stunden in Anspruch, bis am Abend des 7. Mai der ein großer Riss repariert war, doch vergingen noch zwei weitere Tage, bis der Dampfer seine Fahrt fortsetzen konnte.

      Bereits am 10. Mai holte der „STANLEY“ den asthmatischen „PEACE“ ein und passierte zugleich mit dem „HENRY REED“ an uns vorüber. Einige Stunden später brach der „PEACE“ vollständig zusammen und wollte nicht mehr vorwärts. Wir konnten nur 30 Pfund Dampf halten und waren deshalb gezwungen, das Schiff am Lande festzulegen. Zu dieser Zeit hatte das Gesicht des Herrn Charters mehr Interesse für uns als sonst etwas in der Welt; wir horchten auf seine Worte, als ob sie ein Evangelium gewesen wären. Er war ein sanguinischer, fröhlicher kleiner Herr, der uns außerordentlichen Trost gab, da er überzeugt war, dass wir rechtzeitig in Bolobo eintreffen würden, obwohl wir nicht gerade sehr rasch vorwärts zu kommen schienen, solange wir am Ufer festlagen.

       Am nächsten Tage machten wir nochmals einen Versuch; wir brachen um 4 Uhr morgens auf und waren entschlossen, uns auszuzeichnen. Eine Stunde machte der „PEACE“ sich sehr gut, endlich zeigte er aber wieder Symptome des bevorstehenden Zusammenbruchs. Der Dampf fiel immer tiefer, und da wir schließlich keine 5 Pfund mehr halten konnten, ließen wir die Anker fallen. Als unsere Lage gegen 10 Uhr vormittags hoffnungslos zu sein schien, sandte ich Herrn Ward mit dem Walfischfänger-Boot nach dem „HENRY REED“, um Beistand zu holen, und um 8 Uhr abends traf dieser ein und ging etwa 60 m von uns vor Anker, nachdem wir den ganzen Tag mitten im Strom, ungefähr 500 m von den beiden Ufern und jeder Insel entfernt stillgelegen, müßig den dunklen braunen Strom dahinfließen und nur Flusspferde, grasartige Massen, Tang und Holztrümmer hatten vorbeitreiben sahen.

      Am 12. Mai trafen wir schmachvoll im Schlepptau des „HENRY REED“ in Bolobo ein.

      Hat der Reisende Ujansi erreicht, dann ist etwas wie eine Hungersnot kaum möglich, denn Bolobo ist, was Mannigfaltigkeit und Überfluss an Lebensmitteln anlangt, einer der besten Häfen am Fluss. Hier, wo wir uns in einem Distrikt befanden, in welchem die Leute sich wieder erholen und das Elend der verkürzten Rationen seit der Abreise von Lukungu vergessen konnten, war also der Platz, wo unsere Expedition in zwei Kolonnen geteilt werden musste.

      Da die Truppe nicht auf einmal nach dem Oberkongo befördert werden konnte, beschloss ich, die gesündesten Leute auszuwählen und nach Jambuja zu schicken, während die Schwächlichen als eine Abteilung der Kolonne des Majors Barttelot unter dem Befehl der Herren Herbert Ward und William Bonny in Bolobo zurückbleiben sollten, bis der Dampfer „STANLEY“ von Jambuja zurückkehren würde. Wir hatten noch den Ruf nach Eile, welcher uns bei der Abfahrt von England ins Ohr geklungen hatte, im Gedächtnis, und es geziemte uns daher, die Reise unter dem Gebot der Notwendigkeit so viel es die Verhältnisse gestatteten zu beschleunigen, in der Hoffnung, dass die Nachhut in 6 oder 7 Wochen unserer Route würde folgen können.

      Wir suchten demgemäß 125 Mann aus, welche die geringste Körperkraft zu haben schienen, und ließen sie in Bolobo zurück, damit sie sich an den Bananen, dem ausgezeichneten Brote der Eingeborenen, und an Fischen, die dort leicht zu beschaffen waren, mästeten, während der „STANLEY“ in der Zwischenzeit mit Major Barttelot, Dr. Parke und 153 Mann nach Kwamouth hinabgefahren war.

       Hier wurde auch die verwickelte Frage entschieden, wer den Befehl über die Nachhut übernehmen sollte. Da dieser Posten der nächstwichtigste nach dem meinigen war, richteten sich sämtliche Augen selbstverständlich auf den ältesten Offizier, Major Barttelot. Er soll eine Kolonne von 1.000 Mann von Kosseir am Roten Meer nach Kenneh am Nil geführt und sich auch in Afghanistan und im Sudan-Feldzuge ausgezeichnet haben. Wenn das auf Wahrheit beruhte, war er ohne Zweifel derjenige, welcher sich von den Offizieren am besten zum Befehlshaber der Nachhut eignete. Hätte ich noch eine Persönlichkeit von gleichem Range bei mir gehabt, so würde ich diese wahrscheinlich mit dem Posten betraut haben, nicht weil ich Barttelot für ungeeignet hielt, sondern weil dieser dringend wünschte, die Vorhut zu begleiten. Nachdem ich СКАЧАТЬ