Friedrich Gerstäcker: Blau Wasser. Gerstäcker Friedrich
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Название: Friedrich Gerstäcker: Blau Wasser

Автор: Gerstäcker Friedrich

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: maritime gelbe Buchreihe

isbn: 9783753198323

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СКАЧАТЬ den Leuten, die ich mit hatte, war aber ein alter Matrose, der damals schon seine sechzig Jahre auf dem Rücken haben mochte und die ganze Zeit, von Kindheit auf, zur See zugebracht hatte, und der behauptete, dass ihm an dem nämlichen Abend der schwarze Mann an Bord erschienen sei.“

      „Der schwarze Mann?“ rief der Lohgerber, der mit offenem Munde der Erzählung lauschte.

      „Ja, der schwarze Mann,“ bestätigte der Koch, „auch so ein Wesen, das sich nur sehen lässt, wenn es mit einem von uns zu Ende geht, und der alte Bursche, sonst immer einer der Flinksten und Muntersten von allen, ließ den Kopf hängen und sprach kein Wort. Wir anderen jungen Burschen lachten ihn jetzt aus, neckten ihn, dass er einen Schluck zu viel genommen und den Pumpstock für den schwarzen Mann angesehen habe, und ich – ein junger Kehrdichannichts, der ich damals war – trieb es am tollsten, ja behauptete zuletzt sogar, es gäbe gar keine Geister, weder schwarze noch Klabautermänner, und rief, wenn wirklich welche da wären, sollten sie sich mir auch einmal zeigen, und dann wollte ich an sie glauben. Der Alte bat mich zwar nun, ich möchte still sein; wenn ich älter würde, erführ' ich das alles überdies noch zeitig genug; mit ein paar Gläsern Grog im Kopf machte ich mir aber aus der ganzen Sache nichts und trieb es toller als vorher. Unter der Zeit war es ziemlich dunkel geworden; das Dorf lag jedoch keine fünfhundert Schritt vom Fluss ab und ein breiter Fahrweg lief von der Landung gerade darauf zu, so dass wir gar nicht irre gehen konnten. Wir machten also unser Boot fest, stiegen ins Land und fanden auch glücklich den Platz, wo wir kauften, was wir brauchten, und dann mit den Sachen den Rückweg antraten.

      „Ziemlich schwer zu tragen hatten wir übrigens und gingen deshalb einzeln hintereinander her auf der Straße, ich hintennach, weil ich auf das Ganze sehen musste. Gerade halbwegs zwischen dem Dorf und Fluss lag ein kleines Erlendickicht, vielleicht hundert Schritt breit, wie denn überhaupt die ganze Entfernung vom Dorf bis nach der Weser ja kaum einen Büchsenschuss betrug. Als wir nun mitten im Erlenbusch drin sind, hör' ich links neben mir, vielleicht zehn Schritt vom Wege ab, den Alten fluchen und mich rufen; er wäre von der Straße abgekommen und hätte ein paar Hühner verloren. „Na, ja“, sag' ich, „und in der Dunkelheit – wie sollen wir die nur wieder finden!“, und dann rief ich ihm zu, er möchte stehen bleiben, wo er wäre, ich wollte zu ihm kommen. Den Korb, den ich trug, behielt ich übrigens umhängen und drängte mich durch die kleinen Büsche der Stelle zu, wo ich ihn noch immer hören konnte; – auf einmal war alles still. – „Steffen“, sagte ich – keine Antwort – „Steffen, wo steckst du denn – mach' keine Dummheiten –“ keine Antwort.

      „Jetzt wurde mir's unheimlich zu Mute, und was ich heute mit dem Alten gesprochen, fiel mir wieder ein; dann dachte ich aber auch daran, dass er mich wahrscheinlich zu fürchten machen wollte, weil ich nicht an Geister geglaubt hatte, und nun fing ich an zu lachen und rief ihm zu, so dumm wär' ich nicht, dass ich mich bange machen ließe. Wenn er das Maul nicht auftun wollte, damit ich ihn im Finstern fände, möcht' er stehen bleiben wo er wär', und arbeitete mich dann wieder rasch zurück auf die Straße – mit dem schweren Korb war's auch in den doch ziemlich dichten Büschen eben nicht angenehm zu marschieren.

      „Die Anderen konnten übrigens kaum hundert Schritt vor mir sein, und da mir's doch jetzt, wie alles so still und ruhig um mich war, ein wenig unheimlich zu Mute wurde, schrie ich ihnen laut nach, auf mich zu warten – keine Antwort. Ich schrie noch einmal, und wie ich jetzt immer noch nichts hörte, fing ich an auszukratzen und lief, so rasch ich mit meinem schweren Korbe nur vorwärts kommen konnte, dem Flusse zu. Es war jetzt so dunkel geworden, dass man keine Hand mehr vor den Augen sehen konnte, vor mir aber schimmerte ein Licht – wie ich glaubte aus meiner eigenen Kombüse an Bord – und ich fing jetzt wieder an ein wenig aufzuatmen und langsamer zu gehen. Sonderbar kam es mir freilich dabei vor, dass ich noch immer Büsche zur Seite hatte, und vorher war mir es doch, als ob das Ufer vollkommen frei von Buschwerk gewesen wäre. Ich dachte mir aber doch nichts weiter dabei und kam dem Lichte immer näher; – das Schiff war es aber nicht, und, Jungens, ich sage euch, der Schweiß trat mir in großen Tropfen auf die Stirn, als ich plötzlich vor einem kleinen niederen Hause stand, aus dessen Fenstern ein Licht schimmerte, und von Fluss oder Schiff auch nicht die Spur zu finden war.“

      „Natürlich“, lachte jetzt der Instrumentenmacher, „Sie hatten sich vorher in der Angst falsch herumgedreht und waren, anstatt nach dem Fluss zu wieder nach dem Dorf zurückgelaufen.“

      „Das dacht' ich auch“, erwiderte der Koch, der jetzt in der Erinnerung an das damals Geschehene selbst des Trinkens vergaß, „setzte den Korb nieder, um ein wenig auszuruhen, und wollte dann eben umdrehen, als ich aus dem Dorf heraus einen Wagen kommen hörte, der jedenfalls nach dem Strom zu fuhr. Die Schultern taten mir überdies von dem Schleppen weh, und ich beschloss, den Wagen abzuwarten und meinen Korb da aufzusetzen. Der Wagen kam auch und hielt, als ich ihn anrief, und der Fuhrmann, der erst dicht zu mir herantrat, um zu sehen, wen er vor sich hätte, sagte ganz freundlich, er wolle meinen Korb gern mitnehmen, und ich möchte mich dazu oben aufsetzen. „Aber wo wollt Ihr denn hin“, fragte er mich dann, „mit dem schweren Ding?“ – Blos bis zum Fluss, sagte ich. – „Zur Elbe?“ – Ih Gott bewahre, zur Weser. „Zur Weser?“ rief der Mann erstaunt aus, „an die Elbe meint Ihr wohl.“ – Nein, sagte ich wieder, an die Weser, mein Schiff liegt ja drüben, dicht unter Bremerhaven. – „Na, du lieber Himmel,“ rief da der Mann, „da habt Ihr noch einen weiten Weg vor Euch und bliebt am besten hier über Nacht, vielleicht könnt Ihr dann morgen früh eine Fuhre dorthin bekommen; durch den Ort durch müsst Ihr doch.“ Durch den Ort durch? rief ich erschreckt, ja das ist ja doch gar nicht möglich, ich kann doch nicht darum hingelaufen sein. „Das weiß ich nicht“, lachte der Fuhrmann, „aber die zehn Meilen seid Ihr doch nicht mehr im Stande, heut Abend mit der Last zu machen.“ Zehn Meilen? schrie ich, und ich konnte mich vor Schreck kaum auf den Füßen erhalten, so fingen mir die Knie an zu zittern: – das kann ja aber gar nicht sein, denn ich bin vor einer Stunde etwa – der Fuhrmann ließ mich aber gar nicht ausreden und meinte: „Kann nicht sein; – wenn Ihr sie mit dem Korb da laufen wolltet, würdet Ihr glauben, es wären fünfzehn. Von Buxtehude aus werden zehn gute Meilen nach der Weser gerechnet.“ – Aber das ist doch nicht Buxtehude? schrie ich, halb tot vor Schreck. – „Das ist Buxtehude, Freund“„ sagte der Mann; „doch ich muss fort jetzt, will noch die Nacht nach Harburg und habe ebenfalls einen langen Weg vor mir. Gleich links, wenn Ihr ins Städtchen kommt, ist ein gutes Wirtshaus, da könnt Ihr übernachten“, und damit schwang er seine Peitsche um den Kopf, trieb seine Pferde an und ließ mich allein auf der Straße stehen. Wie mir aber zu Mute war, könnt Ihr Euch denken – und der Mann hatte Recht. Ich musste die Nacht in Buxtehude bleiben, wo sie mir aber mein Unglück nicht glaubten und mich für einen Deserteur von einem Hamburger Schiff hielten. Dorthin wurde ich am nächsten Morgen geschickt und später erst mit meinem Korb nach Bremen ausgeliefert, mein Schiff war aber indessen natürlich abgesegelt und ich blieb zurück.“

      „Koch, Ihr gingt besser nach oben und wecktet den Kapitän“, unterbrach plötzlich Meier's tiefe und hochklingende Stimme das atemlose Schweigen, das der Erzählung des Kochs gefolgt war – „es ist die höchste Zeit.“

      „Höchste Zeit?“ rief der Koch, erschreckt aufspringend; „was ist nun wieder los?“

      „Noch nichts“, sagte Meier, „aber es kommt, der Wind hat sich nach Nordwesten gedreht und – es riecht draußen nach Schwefel.“

      „Ich hätte bald 'was gesagt“, brummte der Koch ärgerlich; „wenn der Steuermann den Alten wach haben will, wird er ihn schon selber wecken. Bis er nicht morgen früh das Frühstück verschläft, weck' ich ihn gewiss nicht.“

      „Wir werden morgen früh wohl kein Frühstück brauchen“, sagte Meier ruhig und setzte sich wieder auf den Platz in die Ecke.

      „Um Gottes willen, was ist vorgefallen?“ riefen ein paar der leicht geängstigten Frauen, die den Platz umstanden und der Erzählung des Kochs ebenfalls gelauscht hatten; „hat der Sturm wieder angefangen?“

      „Unsinn“, СКАЧАТЬ