Название: Ein König und seine Frauen
Автор: Walter Brendel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754168820
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Richmond Palace
Von diesem einst prächtigen Palast, den Heinrich Tudor nach seiner Thronbesteigung erbaute, ist heute nur noch das Torhaus erhalten. Hier wohnten Vater und Sohn zum ersten Mal in ihrem Leben Tür an Tür zusammen. Für beide hätte es nun die Gelegenheit gegeben, einander näher zu kommen. Aber anstatt seinen Sohn Wärme und Trost nach dem Tod der Mutter zu schenken, konzentrierte sich Heinrich Tutor auf den Fortbestand der Dynastie.
Die gegensätzlichen Charaktere treten immer deutlicher zutage. Heinrich VII. war ein sehr gewissenhafter und umsichtiger Administrator. Ein strenger, sorgfältiger König mit sehr viel Liebe zum Detail. Persönlich hat er Rechenschaftsberichte unterzeichnet. Sein Sohn aber war das glatte Gegenteil, ein Angeber, der Anerkennung suchte. Der Prinz hatte eine kurze Aufmersamkeitsspanne. Ordentliche Verwaltungsarbeit fand er langweilig.
Prinz Heinrich und seine Vater sind so verschieden, wie Tag und Nacht. Unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Man fragt sich, ob sie sich überhaupt gegenseitig gemocht haben. Prinz Heinrich hatte aus seiner Perspektive nicht nur mit seinen Vater zu kämpfen, sondern auch mit dessen Ratgebern. Unter ihnen Sir Richard Empson und Sir Edmund Dudley, die für Steuern und Finanzen zuständig waren. Unnötig zu sagen, dass man sich nicht besonders gut verstand. Für Historiker gelten sie als dunkle Gestalten. Der eine ist Anwalt und der andere Beamter eines Londoner Verwaltungsbezirks. Beide zeigen sich überaus geschickt darin, Geld aus der Stadt, den Bürgern und den Hochadel herauszupressen.
Beide haben sich unbeliebt gemacht, als Steuereintreiber, als Vollstrecker königlicher Regeln. Sie knöpften der ohnehin schon gebeutelten Bevölkerung jeden einzelnen Groschen ab. Es gibt viele Steuereintreiber in der englischen Geschichte, die sich bei der Bevölkerung extrem unbeliebt gemacht haben.
Sir Richard Empson (links), mit Heinrich VII. und Sir Edmund Dudley
Prinz Heinrich weiß, wie wichtig sie sind, aber er weiß auch, dass sie eine Menge Leute sehr verärgert haben. Der Kontakt mit Empson und Dudley gab Heinrich Einblick in weniger erfreuliche Aspekte der Herrschaft seines Vaters. Allerdings hat Heinrich Tudor seinen Sohn auch mit einem Mann bekannt gemacht, der mehr nach dem Geschmack des Thronfolgers war. Einer der jungen Männer, die sein Vater mit Heinrichs Betreuung beauftragte, war Charles Brandon, sieben Jahre älter als der Thronfolger. Er ähnelte aber Heinrich so sehr, dass man Charles Barstadtbruder von Heinrich nannte. Rasch wurde er zu einem Favoriten des Thronfolgers.
Charles Brandon
Charles Brandons Vater war Fahnenträger in der entscheidenden Schlacht von Bosworth gewesen und hatte sein Leben im Dienst Heinrich Tudors verloren. Heinrich Tudor war überzeugt, dass Charles loyal zu ihm stand und seiner Gunst würdig sei und so stellte er ihm als Vorbild an die Seite des jungen Prinzen.
Charles Brandon war allerdings nicht der Mann, für den ihn Heinrich VII. ihn gehalten hatte. Vielleicht war dem König nicht klar, was für ein Typ Charles Brandon war. Er war ein Raufbold, ein Trinker, ein Schürzenjäger und vermutlich hatte er das, was man einen unheilvollen Einfluss auf junge Prinzen nennen konnte. Er war der Busenfreund des jungen Heinrich. Heinrich Tudor sollte noch feststellen, mit wem er seinen hoffnungsbeladenen Sprössling zusammen gebracht hatte. Sein Sohn jedenfalls war von so einer anrüchigen Gesellschaft nicht schockiert. Ganz im Gegenteil. Heinrich vergötterte Charles.
Wie der Sohn mit einem dominant agierenden Vater wollte Heinrich rebellieren. Er war sicherlich auch frustriert, dass er jetzt von seinen Vater und dessen Ratgebern bevormundet wurde und zwar aus seiner Sicht nur, weil sein Bruder gestorben und er der künftige Thronerbe war. Schon bald blieb Heinrich mit Brandon und den anderen jungen Männern des Hofes auf, trank und tanzte. Leider bekam sein Vater bald Wind davon. Er und seine Minister beendeten darauf die Aktivitäten des Prinzen und seiner Favoriten.
Charles sollte jedoch eine Schlüsselrolle im Leben des zukünftigen Herrschers spielen. Das erstickende Protagonistmus seines Vaters erreichte seinen Höhepunkt, als er Prinz Heinrich das lebensgefährliche Lanzenstechen untersagte. Heinrich, der sehr gut darin war, wollte bewusst dieses Risiko eingehen. Darum das väterliche Verbot. Arthur hätte getan, was ihm gesagt wurde, wäre einsichtig gewesen, aber Heinrich ist viel temperamentvoller als sein Bruder.
Und dann Katharina von Aragon. Heinrich Tudor beabsichtigte, Katharina selbst zu heiraten, um sich ihre Mitgift zu sichern. Prinz Heinrich war noch zu jung. In diesen Jahren wurde Heinrich Tudor bei seinem Volk immer unbeliebter. Von der Beliebtheit seines Sohnes ganz zu schweigen. Man freute sich auf eine Zukunft ohne ihn. Den 16jährigen Prinzen sah man längst als Hoffnungsträger an. Er präsentierte eine junge majestätische Alternative zu seinen sauertöpfischen Vater und dessen habgierigen Gehilfen, die nach wie vor die Steuerpflichtigen gnadenlos auspressten.
Der pubertierende Heinrich wird immer selbstbewusster. Er ist unbändig und zeigte schon bald die extrovertierte charismatische Art, die er während seiner gesamten Regierungszeit an den Tag legen wird. Heinrich Tudor ist nach unseren Maßstäben nicht besonders alt, aber durch seine unablässigen Bemühungen England unter Kontrolle zu bringen, ziemlich ausgelaugt. Man hält ihm für knauserig und misstrauisch.
Das Verhältnis dieses vernunftgeleitenden Vaters zu seinem lebenslustigen Sohn ist angespannt. Schaut der Thronfolger etwa erwartungsvoll in eine Zukunft ohne seinen Vater? Am 21. April 1509, um 11 Uhr Abends, war Prinz Heinrich diesen kontrollierenden Vater für immer los. König Heinrich VII. starb und bald wurde deutlich, dass die Versuche des alten Königs, den 17jährigen Nachfolger nach seinen Vorstellungen zu formen, wirkungslos geblieben waren. Zwar trugen beide denselben Namen, doch damit enden die Gemeinsamkeiten.
Der 17jährige Prinz Heinrich war über Nacht König Heinrich VIII. geworden. In den nächsten 37 Jahren sollte sich der liebenswürdige Prinz als tyrannischer König entpuppen. Ein König, wie es Heinrich VII. niemals war.
Der neue König liebte Prunk und Pracht im Stil eines Renaissancefürste. Er würde sechs Mal heiraten, die englische Kirch von Rom loslösen und unzählige Menschen aufs Schafott schicken. Was sich aber auch zeigen wird ist, wie bedeutsam die Männer des Königs waren, für das was sich entfaltete. Sie würden nicht nur seine Wünsche erahnen und seine Befehle ausführen, sondern auch seine Ansichten formen, insbesondere in sein Leben eingreifen, seine turbulente Herrschaft lenken. Heinrich im Gegenzug würde ihnen vertrauen, sie mit Ehren überhäufen und reich belohne. Aber wenn sie ihren Zweck erst einmal erfüllt hatten, würde er sie gnadenlos fallen lassen.
Lange dauerte es nicht, bis diese grausame Seite zum Vorschein kam und einmal geübt und entfesselt sollte aus ihm nach kurzer Zeit der brutale Tyrann werden, als der er bis heute in Erinnerung geblieben ist. Von Anfang an zeigte Heinrich deutlich, dass er nicht wie sein Vater war.
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