Название: Vendetta Colonia
Автор: Peter Wolff
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754170120
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Bernhard und Antonella ziehen gemeinsam in eine Wohnung am Rathenauplatz, nur gute zwei Kilometer entfernt von der Wohnung ihrer Schwester in Braunsfeld.
Trotz der räumlichen Nähe hält sich der Kontakt der Schwestern in Grenzen. Von Kindesbeinen an stehen sich die beiden nicht sonderlich nah, zu verschieden sind ihre Wesenszüge. Während Antonella sich als gern als „Grand Dame“ präsentiert, viel Wert auf Kleidung, Kosmetika und gesellschaftliche Reputation legt, und gerne hofiert wird, ist Clarissa eher der natürliche Typ Frau, sie liebt die Natur, packt gern im Haushalt mit an, interessiert sich für Sport, liebt Hunde und Pferde und bewegt sich auch selbst viel.
Antonella versucht hin und wieder, den Kontakt der beiden ein wenig zu intensivieren. Ab und an lädt Sie ihre Schwester und deren Mann zu sich nach Hause ein. Nur selten jedoch sagt Clarissa zu.
Sie wird nicht müde, zu betonen, dass ihre Schwester und sie einfach kaum etwas gemeinsam hätten.
Und entgegen Ihrer Empfindungen und Überzeugungen zu handeln, regelmäßigen Kontakt zur Schwester nur zu halten, weil es halt ihre Schwester ist, widerstrebt Clarissa.
So leben beide ihr Leben, ohne viel vom Befinden der jeweils anderen mitzubekommen.
Schon in der elterlichen Wohnung, in der sie knappe zwanzig Jahre gemeinsam lebten, hatten sie sich wenig zu sagen. Jetzt, wo sie beide einen eigenen Haushalt führen, ist es noch weniger.
15
In Jugoslawien wird derweil der nächste Umzug ins „gelobte Land“ vorbereitet. Davor Krupcic, Bruder des sechs Jahre älteren Borna, wird gleichfalls seine Zelte in der Heimat abbrechen und dem Ruf Deutschlands nach Arbeitskräften folgen. Die Produktion im Ford-Werk Köln läuft blendend, Borna Krupcic hat sich durchaus bewährt, sodass Kurt Fröhlich, Produktionsleiter und Chef Bornas, dessen Wunsch, seinen Bruder nach Köln zu holen, nachkommt und Davor Krupcic eine Stelle anbietet.
Davor kann es kaum erwarten, mit seinem Bruder in der großen deutschen Firma zu arbeiten. Er vergöttert Borna, ist dieser doch genau so, wie er gern wäre, aber nicht ist. Groß und stark, ein guter Sportler, selbstbewusst, bei allen beliebt, beruflich erfolgreich.
Davor selbst ist eher schüchtern und zurückhaltend und hat bislang im Leben nicht viel erreicht. Er lebt mit sechsundzwanzig Jahren noch bei den Eltern, hat keine Freundin und vor kurzem den Job verloren.
Lange hat sich Davor geziert, seine Heimat zu verlassen und als Gastarbeiter in Deutschland sein Geld zu verdienen. Jetzt, wo er in der gleichen Firma wie sein Bruder arbeiten und sogar erst einmal bei diesem in der Wohnung leben darf, ist er endlich dazu bereit.
Enver Krupcic hilft seinem Sohn, die Sachen für den Umzug zu packen.
„Davor, willst Du diese Kiste mit den Büchern wirklich mitnehmen?“
„Borna hat einen Keller!“
„Denkst Du wirklich, Du findest die Zeit, zu lesen?“
„Papa...“ „Fühlt sich das für Dich nicht an, als würden wir Dich verlassen, einer nach dem anderen“.
„Ihr tut das Richtige, glaub' es mir. Das ist das Beste für Eure Zukunft.“
„Vielleicht zwei, drei Jahre, Papa, dann kommen Borna und ich zurück.“
„Ich bin mir gar nicht sicher, dass Borna zurückkehren wird.“
„Wie kommst Du darauf?“
„Er will ja Ana und die Kinder nach der Grundschule zu sich holen. Deutschland hat viel zu bieten, gerade auch für junge Menschen. Gut möglich, dass die Kinder und auch Ana am Ende gar nicht zurückwollen.“
„Aber Borna will zurück – bestimmt!
„Er hat einen guten Job bei Ford. Den gibt man nicht so einfach auf.“
„Mag sein. Aber ich – ich komme zurück, Papa. Auf jeden Fall.“
„Warts mal ab. Vielleicht gefällt Dir die Arbeit so gut, Du lernst in Deutschland auch ein Mädchen kennen und willst gar nicht mehr weg.“
„Nein, Papa. Ich komme zurück nach Hause.“
„Die Tür steht Dir jederzeit offen, mein Sohn.“
16
Francesca Tardea fällt nach der Beerdigung ihrer Schwester in ein tiefes Loch. Erst jetzt bemerkt sie, wie sehr sie sich in den letzten Jahren mehr Kontakt zu der Verstorbenen gewünscht hätte, wie viel zwischen beiden letztendlich unausgesprochen blieb.
Erst als sie erfährt, dass Clarissa schwanger ist, hellt sich ihre Stimmung ein wenig auf.
Der Lago di Bolsena ist in den 60er Jahren ein Insiderziel für Italiener.
Hier findet man urige italienische Dörfer, unberührte Natur, und malerische Landschaften am Rande der Toskana.
Francesca Tardea sitzt im Ferienhaus der Familie und strickt. Es ist eine alte Sitte in der Familie, Neugeborene mit selbst gestrickten Kleidungsstücken auf der Erde willkommen zu heißen.
Das Telefon klingelt.
„Ciao, zia preferita.“
„Lieblingstante? Du hast doch nur eine...“, Francesca lacht. „...ciao, Clarissa.“
„Wie geht es Dir und was wachst Du gerade schönes?“
„So langsam geht es wieder, danke. Ich stricke. Die ersten Söckchen sind fertig. Jetzt mache ich mich an ein Schlabberlätzchen.“
„Ach, Francesca, da bist Du aber früh dran.“
„Es gibt ja noch genug andere Sachen, die man erledigen muss, bevor der principe oder die principessa kommt.“
„Du bist lieb, Francesca. Manchmal fehlt Ihr mir doch alle sehr.“
„Du wolltest es ja nicht anders, Clarissa.“
„So einfach war es nicht. Ich konnte ja nicht nur an mich denken.“
„Werner hätte auch hier arbeiten können. Wir haben gute Kontakte, das weißt Du.“
„Ja, sicher. Aber er hat sich hier gerade in der Zeitung etwas aufgebaut. Ich verstehe, dass Werner das nicht aufgeben möchte.“
„Und wenn wir ihm eine Arbeit besorgen, wo er weniger arbeiten müsste, um genau so viel zu verdienen?“
„Auch dann würde er sich für die Zeitung entscheiden.“
„Euch ist nicht zu helfen“, lacht Francesca.
„Ja, so sind „wir-Kölner“, auch Clarissa lacht.
„Wir-Kölner? Fühlst Du Dich etwa schon als СКАЧАТЬ