Ben Hur. Lewis Wallace
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Название: Ben Hur

Автор: Lewis Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754184103

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СКАЧАТЬ von der Zukunft sprach und von künftigen Ehren, von Macht und Reichtum träumte. Sich selbst unbewußt, war Judah mit verletztem Stolze und von einem leicht erklärlichen Ehrgeiz erfüllt heimgekehrt. Sie aber, die wachsame Mutter, sah es, und da sie nicht wußte, wohin ihn dieser Drang führen könne, erwachte in ihr die Jüdin. Wie, wenn diese Gedanken ihn dem Glauben der Väter entfremdeten? In ihren Augen wäre dies schrecklicher als alles andere, was sonst daraus folgen konnte. Sie wußte nur ein Mittel, diese Gefahr abzuwenden, und sie wendete es an mit der ganzen Kraft ihres Geistes, die noch ihre zärtliche Liebe erhöhte. Daher nahmen ihre Worte den Ausdruck männlicher Entschiedenheit und öfters dichterischen Schwung an, als sie sprach:

      »Es hat nie ein Volk gegeben, das nicht davon überzeugt war, jedem andern zumindest ebenbürtig zu sein, nie eine bedeutende Nation, die sich nicht für die größte hielt. Wenn der Römer mit Verachtung auf Israel herabsieht, so wiederholt er nur die Torheit der Ägypter, Assyrer und Makedonier, und da die Verachtung sich gegen Gott kehrt, werden auch die Folgen bei den Römern ähnliche sein.«

      In noch entschiedenerem Tone fuhr sie fort: »Es gibt kein Gesetz, das einem Volke einen Vorrang vor anderen zugesteht. Hat ein Volk sich zur Macht erhoben und seine Aufgabe vollbracht, so geht es zu Grunde, um einem andern Platz zu machen, das seine Macht erbt und neue Namen auf die alten Denkmäler schreibt. Das ist die Weltgeschichte. Ich will nicht behaupten, daß es im Fortschritt der Nationen keinen Unterschied gibt, kein Volk gleicht vollkommen dem andern. Das größte Volk ist aber jenes, das Gott am nächsten steht. Dein Freund – oder dein ehemaliger Freund – hat, wenn ich dich recht verstehe, behauptet, wir hätten keine Dichter, Künstler und Krieger, damit wollte er, glaube ich, sagen, wir hätten überhaupt keine großen Männer. Fehlt es uns nun wirklich an großen Männern? Ein großer Mann, mein Kind, ist derjenige, dessen Leben den Beweis liefert, daß er von Gott, wenn nicht ausdrücklich berufen, so doch in seinem Wirken geleitet wurde. Ein Perser ward das Werkzeug Gottes zur Bestrafung unserer Väter, da sie von ihm abfielen, er führte sie in die Gefangenschaft. Ein anderer Perser wurde auserwählt, ihre Kinder in das heilige Land zurückzuführen. Größer als beide indes war Alexander, durch den der Herr die Verwüstung Judäas und die Zerstörung des Tempels rächte. Der besondere Vorzug dieser Männer bestand darin, daß sie von Gott zur Vollstreckung seines Willens ausersehen wurden; daß sie Heiden waren, kann ihren Ruhm nicht schmälern.

      Allgemein herrscht die Ansicht, daß der Krieg die edelste Beschäftigung des Mannes sei, daß der höchste Ruhm nur auf dem Schlachtfelde errungen werden könne. Wenn auch die Welt diese Ansicht angenommen hat, laß dich durch sie nicht täuschen. Der Mensch muß etwas Höheres über sich anerkennen und verehren; das ist ein Gesetz, das so lange gelten wird, als es Dinge gibt, die seinem Verstande unfaßbar sind. Das Gebet des Barbaren ist ein Aufschrei der Furcht vor einer überlegenen Kraft, der einzigen göttlichen Eigenschaft, die er klar erkennt. Wir aber waren die ersten, die über diesen rohen, barbarischen Glauben hinausgingen. An die Stelle der rohen Kraft setzten unsere Väter Gott, der Erguß der Furcht wich in unserem Kult dem Hosiannagesang und den Psalmen. Die Herrschaft der Römer ist weiter nichts als ein Rückfall in die alte Barbarei. Die Römer setzen den Krieg über alles, und nirgends außer im Kriegswesen hat Rom Selbständiges geschaffen. Seine Spiele und Schaustellungen sind griechische Einrichtungen, denen nur die Grausamkeit der Römer einen blutigen Charakter gegeben hat. Roms Religion – wenn man von einer solchen überhaupt sprechen kann – setzt sich aus Gebräuchen und Lehren aller anderen Nationen zusammen. Seine höchst verehrten Götter – Mars und selbst Jupiter nicht ausgenommen – entstammen dem griechischen Olymp. Der Römer ist gegen die Vorzüge anderer Völker blind, seine Selbstsucht verhüllt sein Auge wie mit einem dichten Schleier, der ebenso undurchdringlich ist wie sein Brustpanzer. O die ruchlosen Räuber! Unter ihrem Tritte erdröhnt die Erde wie eine mit Dreschflegeln bearbeitete Tenne. Unter anderen Völkern – ach, daß ich es dir sagen muß, mein Sohn! – sind auch wir gefallen. Sie haben unsere höchsten, unsere heiligsten Stellen besetzt, und niemand kann sagen, wie das alles noch enden wird. Allein soviel ist gewiß: mögen sie Judäa zermalmen, wie man Mandeln zerstampft, und sein Öl und Mark, Jerusalem, verzehren, der Ruhm der Männer Israels wird in unerreichbarer Höhe am Himmel leuchten, denn ihre Geschichte ist Gottes Geschichte. Durch ihre Hände schrieb er, durch ihren Mund redete er und er war mit ihnen in allem Guten, auch dem geringsten, das sie jemals taten. Ist es möglich, mein Sohn, daß jene, mit denen Jehova in solcher Weise verkehrte, nichts von ihm lernten, daß in ihrem Leben und Wirken die gewöhnlichen menschlichen Eigenschaften nicht von der Göttlichkeit durchdrungen und beeinflußt wurden, daß ihr Geist nicht – selbst nach Jahrhunderten noch – ein schwaches Abbild des göttlichen bewahrte?« Eine Zeitlang war das Rauschen des Fächers allein vernehmbar in der Stille, die nach diesen Worten eintrat.

      »Beschränkt man«, sprach sie weiter, »die Kunst auf Bildhauerei und Malerei, dann ist es allerdings wahr, daß Israel keine Künstler hat. Aber man darf nicht vergessen, daß die Kunstfertigkeit unserer Hände unterbunden wurde durch das Verbot: ›Du sollst dir kein Bildnis machen noch irgendein Gleichnis von dem, was im Himmel oben oder auf der Erde unten oder was unter der Erde im Wasser ist!‹ ein Verbot, das die Sopherim über seinen Zweck und seine Geltung hinaus ausgedehnt haben. Noch darf man vergessen, daß lange, bevor Dädalus in Attika erschien, zwei Israeliten, Beseleel und Soliab, die Werkmeister der ersten Stiftshütte, die Cherubim zu beiden Seiten des Gnadenthrones über der Bundeslade gebildet hatten. Sie waren aus getriebenem Gold, nicht gemeißelt; es waren nicht rein menschliche, sondern himmlische Gestalten. Wer wagt es zu behaupten, daß sie nicht schön waren oder daß sie nicht die ersten Statuen waren?«

      »O, ich begreife jetzt,« fiel Judah lebhaft ein, »warum die Griechen uns übertroffen haben. Und die Bundeslade – Fluch über die Babylonier, welche sie zerstörten!«

      »Nein, Judah, sei doch gläubig! Nicht zerstört wurde sie, sondern allzu sicher in irgendeiner Bergeshöhle versteckt, daß sie verloren ging. Eines Tages wird sie, wie Hillel und Schammai versichern, nach dem Willen des Herrn wiedergefunden und ans Tageslicht gebracht werden, dann wird Israel wieder vor ihr tanzen und singen wie in der alten Zeit. Und jene, welche dann das Antlitz der Cherubim schauen werden, werden die Hand jedes Israeliten küssen wollen aus Ehrfurcht vor dem Genie seines Volkes, das durch Jahrtausende untätig schlummerte.«

      Die Mutter war ganz in leidenschaftlichen Eifer geraten. Nun machte sie eine Pause, um sich zu sammeln und ihre Gedanken zu ordnen. »Du bist so gut, Mutter,« sprach Judah im Tone der Dankbarkeit. »Ich werde niemals ermüden, es zu sagen. Schammai und Hillel hätten nicht besser reden können. Ich bin jetzt wieder ein wahrer Sohn Israels.«

      »Schmeichler!« entgegnete sie. »Du weißt freilich nicht, daß ich bloß wiederholte, was ich von Hillel hörte, als er eines Tages in meiner Gegenwart mit einem römischen Sophisten stritt.«

      »Nun, die Herzlichkeit der Sprache ist doch dein Eigentum.« Sie wurde sofort wieder ernst.

      »Wo bin ich stehn geblieben? Ja, ich beanspruchte für unsere Vorfahren die ersten Statuen. Die Fertigkeit des Bildschnitzers ist aber nicht die einzige Kunst, gleichwie die Kunst selbst nicht die einzige Größe ist. Ich denke mir immer die großen Männer aller Jahrhunderte als einen langen Heereszug, der nach den verschiedenen Nationen in Gruppen abgeteilt ist: hier Inder, dort Ägypter, dort Assyrer; unter Trompetengeschmetter und mit fliegenden Fahnen ziehen sie einher, während all die zahllosen Geschlechter vom Anbeginn an als ehrfurchtsvolle Zuschauer zu ihrer Rechten und Linken stehn. Und fortwährend ergießt sich über die ganze Reihe von einem bis zum andern Ende, von der grauen Vorzeit bis in die ferne Zukunft, ein Licht, das den Streitenden den Weg weist, ohne daß sie es kennen – das Licht der Offenbarung! Und wer ist sein Träger? Unser Volk, Judah! Wie schwillt einem jedem Israeliten die Brust bei diesem Gedanken! An diesem Lichte erkennen wir sie. Dreimal selig ihr, unsere Väter, ihr Diener Gottes und Hüter des Bundes! Dort ist auch dein Platz, Judah, und wäre auch jeder Römer ein Cäsar, du sollst ihn nicht verlieren!«

      Judah war tief bewegt. »Ich bitte dich, Mutter, fahre fort!« rief er aus. »Deine Worte sind für mich wie Siegesgesang. Ich warte СКАЧАТЬ