Der Hirte von Norderbüll. Thomas Christen
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Название: Der Hirte von Norderbüll

Автор: Thomas Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754184301

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СКАЧАТЬ Zeit aber, die die Kinder Israel in Ägypten gewohnt haben, ist vierhundertunddreißig Jahre. Da dieselben um waren, tja ... 2. Mose, 12-40.

      Auszug. Nach vier, nicht vierhundert Jahren.

      Schafe gab es dort oben auch. Viele Schafe ...

      Er hatte mit Sophia gesprochen und sie hatte es zähneknirschend zur Kenntnis genommen.

      Das Gewitter konnte sich nicht entschließen über sie hereinzubrechen, oder aber weiterzuziehen. Den Mais beutelnde Windböen und immer wieder ein paar auf die Windschutzscheibe klatschenden Regentropfen. Vor ihm, auf der linken Seite, im dämmrigen Schummerlicht des Nachmittags, erschien die Leuchtreklame einer Freien Tankstelle. Hauke warf einen kurzen Blick auf die Tankanzeige und ließ den Wagen dann an eine der Zapfsäulen rollen. Ob er den Wagen in den nächsten Tagen brauchen würde, wusste er nicht. Aber besser so, als irgendwo in diesem grünen Meer zu stranden. Er war der einzige Kunde. Nachdem er den Tank wieder verschlossen hatte, angelte er sich seine Lederjacke vom Nachbarsitz und ging ins Kassenhäuschen. Hinter dem Tresen saß ein älterer Mann auf einem Hocker und las Zeitung. Als das Klingeln der Tür verebbte, faltete er umständlich die Zeitung zusammen, stand auf und schlurfte zur Kasse.

      „Moin“, nuschelte er und sah Hauke über seine Brille an.

      „Die Zwei“, antwortete Hauke und zückte seine Brieftasche.

      „Was Sie nicht sagen! Da wär’ ich jetzt bei dem Heidenbetrieb nicht drauf gekommen. Macht Zweiundvierzigeinundachtzig.“

      „Mit Karte“, meinte Hauke und legte die EC-Karte auf den Tresen neben die Schokoriegel.

      „Nee, Karte is’ nich’. Das Gerät funktioniert nich’“, erwiderte der Mann träge und mit einem Ratschen sprang die Kassenschublade auf.

      „Das macht nichts“, antwortete Hauke und der Mann grinste ihn an und erwiderte:

      „Na, da hab’ ich ja ziemliches Glück gehabt.“

      Hauke reichte ihm einen Fünfziger und der Mann zählte ihm das Wechselgeld auf den Tisch.

      „Könnten Sie mir sagen, wie ich zum Langerberg 6 komme?“, fragte Hauke.

      „Erste links. Das letzte Haus auf der rechten Seite. Aber wenn Sie zum Bürgermeister wollen, der dürfte jetzt noch nicht da sein“, erklang die unerwartet ausführliche Antwort.

      „Das geht schon in Ordnung. Danke. Auf Wiedersehen.“

      „Moin.“

      Als Hauke die Fahrertür schloss, schreckte er kurz zusammen, denn die Neonlichter der Preisanzeige und das große Hinweisschild erloschen urplötzlich, als hätte das Zuschlagen der Autotür einen Kurzschluss hervorgerufen. Und einen Herzschlag später war auch das Kassenhäuschen dunkel.

      Als er den Langerberg 6 gefunden hatte, schaltete er den Motor aus und blieb einen Moment einfach sitzen. ‚Also’, dachte er, ‚dann geht es jetzt los. Mal schauen.’

      Er klingelte und kurz darauf wurde die Tür von einem beleibten Mann mit Vollbart und Kurzhaarschnitt geöffnet. Dann zeigte ein Finger des Mannes auf ihn und mit sonorer Stimme fragte er lächelnd:

      „Sie müssen der neue Pfarrer sein. Habe ich recht?“

      Hauke nickte und reichte dem Mann die Hand.

      „Kommen Sie herein. Hereinspaziert! Ich habe Sie schon erwartet. Hatten Sie eine gute Reise? Sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh wir alle sind wieder einen Pfarrer unter uns zu wissen. Damit dürfte unser aller Seelenheil ja wieder außer Gefahr sein.“

      Er lachte und zog Hauke in den Flur.

      „Tycho Harmsen. Ich bin der Bürgermeister, Herr ...“

      „Steiner“, sprang ihm Hauke zur Seite.

      „Herr Steiner. Genau. Pfarrer Steiner. Wir haben miteinander telefoniert. Kommen Sie, gehen wir in mein Büro. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Einen Tee? Pharisäer? Einen Köm?“

      Hauke lehnte dankend ab.

      Harmsen öffnete eine Tür, ließ ihm kopfnickend den Vortritt und dann sprachen sie zwanzig Minuten über das Wetter, die unbeschreibliche Vorfreude aller im Dorf und Tycho Harmsen versicherte Hauke, dass er ihm jedwede Unterstützung zukommen lasse, die er wünsche. Und einen Köm hatte er ihm dann doch eingegossen.

      „Auch der wärmt die Seele“, lachte er, „und fragen Sie! Fragen Sie, wann immer Sie wollen. Und jetzt zeige ich Ihnen am besten erst einmal ihr neues Heim.“

      Als sie in den Flur traten, öffnete sich auf der anderen Seite eine weitere Tür und eine Frau trat heraus.

      „Darf ich vorstellen, meine Frau Friede. Die beste aller Frauen.“

      Harmsens Ehefrau zog die Stirn in Falten und winkte ab. Und dann ergriff sie mit beiden Händen Haukes Hände und schüttelte sie.

      „Wie wir uns gefreut haben, Herr Pfarrer. Wie sehr wir uns gefreut haben!“

      Einen kurzen Augenblick schaute sie skeptisch an ihm herab und Hauke musste lächeln.

      „Keine Sorge, Frau Harmsen. Im Gottesdienst werden Sie mich nicht wieder erkennen. Aber wenn ich nicht im Dienst bin, ist das sehr viel bequemer.“

      Friede Harmsen wurde einen Moment lang rot und in diesem Augenblick kam eine weitere Frau aus der Tür, die ganz offensichtlich zur Küche führte. Als Hauke erkannte, wer da in den Flur trat, wäre ihm fast das Herz stehen geblieben. Einen Moment lang öffnete er den Mund, nur um ihn sofort wieder zu schließen.

      „Sie hätten mir ruhig sagen können, dass Sie der neue Pfarrer sind“, meinte die junge Frau in einem gespielt spöttischen Ton.

      „Wenn – wenn ich gewusst hätte, dass ...“

      „Sie kennen Lefke, meine Tochter?“, fragte Tycho Harmsen und blickte irritiert von ihr zu Hauke und wieder zurück.

      „Nein, nein ... Ich habe nur ...“

      „Er hätte mich fast überfahren. Ich bin mit dem Fahrrad gestürzt, weil Fiete oder Hein mal wieder ihren Dreck nicht von der Straße gekratzt haben. Und dann hat er mir sehr nett geholfen, die Äpfel aufzusammeln.“

      Sie schenkte ihm ein Lächeln, das ihn schon auf der Straße aus der Fassung gebracht hatte.

      „Aber es ist ja nichts passiert. Soll ich dem Herrn Pfarrer das Pfarrhaus zeigen?“, fragte sie und Hauke lief ein Schauer über den Rücken.

      „Ich mach’ das schon, lass’ mal“, antwortet Harmsen und Hauke hoffte, dass man ihm seine Erleichterung nicht allzu sehr ansah.

      Es nieselte und sie fuhren die kurze Strecke mit dem Wagen. Er hatte die Kirche schon bei der Herfahrt gesehen. Sie lag gegenüber einer Bäckerei. Das kleine Haus daneben musste das Pfarrhaus gewesen sein und hinter dem Dach des Kirchenschiffs hatte man die Überreste einer alten Kirchenruine sehen können. Tycho Harmsen schloss die Tür zum Pfarrhaus auf und führte ihn herum.

      „Alles da! Ihre Sachen sind vor zwei Tagen gekommen. СКАЧАТЬ