Die verborgenen Geheimnisse. Marc Lindner
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Название: Die verborgenen Geheimnisse

Автор: Marc Lindner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Das Verborgene

isbn: 9783742769701

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СКАЧАТЬ die Reise freute. Die Mahnungen und Anweisungen der Äbtissin ließ sie geduldig über sich ergehen. Als sich die Nonne umdrehte und mit gemessenem Schritt fortging, glaubte Hönnlin ein Anflug von einem Lächeln zu erkennen. Doch als sie seinen Blick auffing, gefror ihr Gesicht und sie sah zu Boden. Als sie die Stadtmauern hinter sich ließen, verrieten ihre Augen ihr versteckte Vorfreude. Hönnlin musste schmunzeln. Deshalb hatte sie wohl auch so schüchtern den Blick gesenkt gehalten. Sie hatte wohl befürchtet, dass ihre Freude ihr anzusehen wäre.

      „Du freust dich aber viel“, brach Hönnlin das Schweigen.

      „Ich reise gerne“, gestand Clara nach anfänglichem Zögern.

      „Das ist aber selten für eine Novizin.“ Hönnlin sah prüfend zu ihr herab.

      „Gott hat sich nicht so viel Mühe gegeben, die Welt zu erschaffen, damit wir alle im Kloster bleiben“, lächelte sie ihn frech an. Das war eindeutig nicht das erste Mal, dass sie diese Antwort gab.

      Hönnlin nickte anerkennend und konnte sich lebhaft vorstellen, dass die Nonnen es nicht immer einfach mit Clara gehabt haben mochten.

      Hönnlin bemerkte wie Clara den Horizont mit ihren Blicken abtastete. Zwar verbot sie sich wohl ruckartige Bewegungen, doch auch so viel es ihm auf. Ihm selbst erging es nicht anders, wenn er lange an einem Ort verweilt hatte. Alles in ihm sehnte sich dann danach etwas Neues zu sehen und das Weite vor sich zu entdecken.

      „Du fragst gar nicht, wie lange wir unterwegs sein werden?“

      „Das tut nur, wer es eilig hat“, antwortete Clara sorglos.

      „Und du hast es nicht eilig?“, neckte Hönnlin.

      „Ich“, begann Clara. „Ich bin Novizin, ich muss nicht alles wissen“, versteckte Clara sich hinter einer Aussage, die nicht die ihre war.

      Hönnlin versuchte sich ein Schmunzeln zu verkneifen. Während der nächsten Stunde sprach keiner ein Wort.

      „Warum gehen wir in östlicher Richtung?“, fragte Clara nachdem sie bereits eine Weile abgebogen waren.

      „Woher kennst du die Himmelsrichtung?“, wunderte sich Hönnlin.

      Clara sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Sie antwortete aber nicht darauf. Wahrscheinlich konnte sie Hönnlin nicht genug einschätzen.

      „Na gut“, lenkte Hönnlin ein. „Es ist nur ein kurzer Umweg. Ich habe noch etwas zu erledigen.“

      Hönnlin wartete auf eine weitere Frage, doch die blieb aus.

      Vom Umweg unbekümmert schritt sie weiter und ließ ihren Blick hin- und her schweifen. Sie merkte aber, dass Hönnlin sie beobachtete und erwiderte einige Blicke mit einem zarten Lächeln.

      Hönnlin ging etwas langsamer, als wenn er alleine unterwegs gewesen wäre. Er wollte Clara nicht gleich am ersten Tag überfordern. Er fürchtete Klagen während der restlichen Reise hören zu müssen. Doch auch hierin überraschte ihn Clara.

      Noch etlichen Stunden erkannte er das Waldstück wieder, das er sich eingeprägt hatte.

      „Hier werden wir den Weg verlassen“, setzte Hönnlin an. Clara blickte ihn neugierig an. „Ich habe hier etwas zurückgelassen, was ich nun wieder abhole“, erklärte Hönnlin, um Clara nicht unnötig zu verängstigen.

      Clara nickte stumm und hielt ihre Fragen für sich. Doch es war keine Spur von Angst in ihren Zügen zu erkennen. Wahrscheinlich hatte sie der Äbtissin geglaubt, dass sie ihm vertrauen konnte. Vielleicht war sie aber auch stets so behütet gewesen, dass sie glaubte, jedem vertrauen zu können. Hönnlin nahm sich vor sie später während der Reise darauf anzusprechen. In dieser Welt konnte man nicht vorsichtig genug sein, besonders als junge Frau.

      Wie zu erwarten hatte sich der Wald in den wenigen Wochen beachtlich gewandelt und ein neues Kleid angelegt. Zum Glück hatte sich Hönnlin markante Bäume eingeprägt und so fand er zielsicher seine einstige Lagerstelle. Clara achtete nicht auf den Weg. Sie war fasziniert von all den Tieren, denen sie begegneten und die sie aufschreckten. Einige sah sie wohl zum ersten Mal bewusst. Hönnlin freute sich über die großen Augen, die sie dabei machte und erklärte ihr, was er wusste. Auch maß er seine Schritte bedächtig ab, um weniger Lärm zu verursachen. Doch sein Esel erinnerte sich an seinen störrischen Charakter und machte alles zunichte. Ihm gefiel es nicht, ständig stehen bleiben zu müssen und gab das lauthals kund. Unzählige Vögel flogen in den Himmel und weithin nahmen die Waldbewohner Reißaus oder versteckten sich.

      „Dummer Esel“, schüttelte Hönnlin den Kopf.

      Clara lachte nur.

      „Komm, du kannst mir suchen helfen. Hier irgendwo müsste eine alte Feuerstelle sein. Wahrscheinlich sind nun Blätter darüber.“

      Mit freudiger Aufregung half Clara beim Suchen. Hönnlin wusste in etwa, wo die Stelle sein musste, doch er ließ Clara sie finden.

      „Hier ist sie“, rief Clara mit für eine Novizin unangebrachter Begeisterung.

      Als Hönnlin sich umdrehte, waren die Blätter bereits weggewischt. Die Asche war größtenteils weggeweht und nur mehr grobe Stücke und geschwärzte Erde verrieten das einstige Lagerfeuer.

      Hönnlin nahm seine kleine Schaufel und wollte ansetzen das Loch erneut auszuheben, doch Clara bettelte förmlich darum, es selbst tun zu dürfen.

      Er wollte sie ermahnen vorsichtig zu sein, doch dazu ließ ihm Clara keinen Grund. Clara schien die geborene Schatzsucherin zu sein. Nur vergaß sie schnell ihr Novizinnentracht und so musste Hönnlin deswegen ihre Abenteuerlust zügeln.

      Vorsichtig hob Clara das in Leder eingewickelte Paket hervor und wischte vorsichtig, beinahe andächtig, die anhaftende Erde ab. Nach kurzem Betrachten reichte sie es Hönnlin, ohne zu wagen es zu öffnen.

      Hönnlin sah sie eine Weile ins Gesicht und auch wenn Clara es schaffte seinen Blick zu erwidern, stellte sie keine Frage, auch wenn ihre Neugier geweckt war.

      „Du möchtest nicht wissen, was darin ist?“, neckte Hönnlin, da es ihm egal sein konnte, wenn sie es wusste.

      „Doch“, lachte Clara. „Aber sie werden es kaum hier verstecken, wenn sie möchten, dass jeder weiß, was sie haben.“

      „Ja, das stimmt wohl“, zeigte sich Hönnlin beeindruckt. „Du hast einen wachen Geist.“

      Clara lächelte zufrieden und schloss das Loch.

      „Aber ich möchte überprüfen, ob alles unbeschadet ist und ich habe das Gefühl, dass mein Geheimnis bei dir gut aufgehoben ist.“ Clara würde nichts verraten können, denn in Frankreich würde er das letzte Mal als Bruder Johannes einkehren.

      Es waren rund zwei Dutzend Schriften, die Hönnlin hier vergraben hatte, davon waren aber nur die Hälfte als Bücher zu bezeichnen. Auch zwei Schriftrollen waren darunter und ansonsten waren es notdürftig zusammen gebundene Zeichnungen und Texte.

      Abermals konnte er sich an Claras großen Augen erfreuen und er ließ sie bereitwillig hineinschauen.

      „Aber das kann man doch nicht lesen, oder?“, wollte Clara verwundert wissen, als sie arabische Texte sah.

      „Doch, aber es ist eine СКАЧАТЬ