Charles Dickens. Charles Dickens
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Название: Charles Dickens

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754174937

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СКАЧАТЬ uns befanden sich in dem feuchten dumpfigen Zimmer eine Frau mit einem blaugeschlagenen Auge, die ein kleines ächzendes Kind am Feuer wiegte, ein Mann, ganz bedeckt von Lehm und Schlamm und von sehr liederlichem Aussehen, der lang hingerekelt auf dem Boden lag und eine Pfeife rauchte, ein athletischer junger Bursche, der einem Hunde ein Halsband umlegte, und ein frech aussehendes Mädchen, das in sehr schmutzigem Wasser irgend etwas wusch. Sie blickten alle auf, als wir hereintraten, und die Frau schien ihr Gesicht nach dem Feuer zu kehren, wie um ihr verletztes Auge nicht sehen zu lassen. Niemand hieß uns willkommen.

      »Nun, meine Freunde«, begann Mrs. Pardiggle, aber ihre Stimme klang durchaus nicht freundschaftlich und viel zu geschäftsmäßig und systematisch, »wie geht es euch allen? Hier bin ich wieder. Ich habe euch schon gesagt, ich bin nicht müde zu machen. Ich liebe Anstrengung und halte Wort.«

      »Kommen leicht noch mehr herein?« brummte der Mann auf dem Boden, den Kopf auf die Hand gestützt und uns anstierend.

      »Nein, mein Freund«, sagte Mrs. Pardiggle, setzte sich auf einen Stuhl und fegte den andern um. »Wir sind alle hier.«

      »Ich hab schon gmeint, es langt sonst net«, sagte der Mann mit der Pfeife im Mund und musterte uns.

      Der junge Bursche und das Mädchen lachten. Zwei Bekannte von ihnen, die unser Kommen angelockt hatte, standen, die Hände in den Taschen, draußen vor der Tür und lachten laut mit.

      »Ihr könnt mich nicht ermüden, liebe Leute«, sagte Mrs. Pardiggle zur Türe hinaus. »Ich habe Freude an angestrengter Arbeit, und je schwerer ihr sie mir macht, desto besser gefällt sie mir.«

      »Dann machen wir sie ihr leicht«, brummte der Mann auf dem Boden, »damits schon ein End hat. Ich laß mir die Frechheiten in meinem Haus nicht mehr lang gefallen. Ich laß mich nicht länger verhören wie einen Spitzbuben. Jetzt wollen Sie wie gewöhnlich herumschnüffeln und herumspitzeln; ich weiß schon, woraufs hinausgeht. Schon gut, ich werd Ihnen keine Gelegenheiten geben, anzufangen. Ich will euch die Müh ersparen. Wascht meine Tochter? Ja, sie wascht. Schauen Sies Wasser an. Stinkts? Das trinken wir. Wie gfallts Ihnen und was halten Sie von Schnaps? Is meine Wohnung schmutzig? Ja, sie is schmutzig, sie ist von Natur schmutzig und ungsund, und wir haben fünf schmutzige und ungsunde Kinder ghabt; schon tot alle, und das ist für sie das beste und für uns auch. Ob ich Ihner kleines Buch glesen hab? Nein, ich hab Ihner kleines Buch nicht glesen. Hier kann keiner lesen, und dann paßts für ein Wickelkind, und ich bin kein Wickelkind. Und wie ich mich aufgführt hab? Drei Tag bsoffen gwesen! Und ich hätt mich vier Tag lang bsoffen, wenns Geld glangt hätt. Ob ich niemals dran denk in die Kirch zu gehen? Fallt mir net ein. Sie warten dort net auf mich. Der Kirchendiener ist zu vornehm für mich. Und woher hat meine Frau das blaue Äug? Hm. Von mir. Und wenn sie sagt nein, so lügts.«

      Er hatte die Pfeife aus dem Mund genommen, während er sprach, legte sich jetzt auf die andre Seite und fing wieder an zu rauchen.

      Mrs. Pardiggle, die ihn durch ihre Brille mit einer erkünstelten Fassung, die meiner Ansicht nach nur dazu angetan war, seine Widerspenstigkeit zu vermehren, angesehen hatte, zog jetzt ein Buch heraus wie einen Konstablerstab und nahm die ganze Gesellschaft in Haft. In geistige Haft natürlich. Aber sie tat es mit der Miene eines unerbittlichen Polizeimanns.

      Ada und mir wurde es sehr unbehaglich zumute. Wir fühlten uns als Eindringlinge, und es kam uns beiden vor, als ob Mrs. Pardiggle viel mehr erreicht haben würde, wenn sie nicht so mechanisch zu Werke gegangen wäre. Die Kinder sahen mürrisch drein und starrten alles mit großen Augen an; die Familie nahm von uns nicht die geringste Notiz, außer, wenn der junge Bursche den Hund bellen ließ, was er meistens tat, wenn Mrs. Pardiggle mit besonderer Emphase sprach. Wir empfanden beide aufs schmerzlichste, daß zwischen uns und diesen Leuten eine eiserne unüberbrückbare Schranke bestand.

      Durch wen oder wie sie beseitigt werden könnte, wußten wir nicht, aber durch Mrs. Pardiggle nicht, das sahen wir ein. Selbst was sie vorlas und sagte, schien uns für solche Zuhörer schlecht gewählt zu sein, selbst wenn man es ihnen noch so rücksichtsvoll und mit noch so viel Takt beigebracht hätte. Was das kleine Buch, von dem der Mann auf dem Boden gesprochen hatte, betraf, so bekamen wir es später zu Gesicht, und Mr. Jarndyce sagte, er zweifle, ob Robinson Crusoe es gelesen haben würde, auch wenn er kein andres auf seiner wüsten Insel gehabt hätte.

      Unter diesen Umständen bedeutete es eine große, allgemeine Erleichterung, als Mrs. Pardiggle aufhörte. Der Mann auf dem Boden drehte wieder den Kopf und sagte mürrisch:

      »Also sind S jetzt fertig?«

      »Für heute ja, mein Freund. Aber ich werde nie müde. Ich werde regelmäßig wiederkommen«, antwortete Mrs. Pardiggle mit zur Schau getragener Leutseligkeit.

      »Wenn S nur jetzt schon gehen«, sagte er, verschränkte mit einem Fluch die Arme und schloß die Augen, »können S von mir aus tun, was S mögen.«

      Mrs. Pardiggle stand auf und erzeugte in dem engen Raum einen Wirbel, dem selbst die Pfeife des Mannes nur mit knapper Not entging. Sodann nahm sie zwei ihrer Jungen an der Hand, hieß die andern ihr auf dem Fuße folgen, sprach die Hoffnung aus, daß der Ziegelstreicher und sein ganzes Haus bei ihrem nächsten Besuche sich gebessert haben würden, und begab sich nach einer andern Hütte.

      Sie glaubte wahrscheinlich, wir folgten ihr, aber als sie draußen war, gingen wir zu der am Feuer sitzenden Frau hin, um sie zu fragen, ob das Kleine krank sei.

      Sie wandte keinen Blick von dem Kind, das jetzt auf ihrem Schoß lag. Wir hatten schon früher bemerkt, daß sie ihr verletztes Auge mit der Hand zudeckte, als wolle sie jede Erinnerung an Gewalttat und schlechte Behandlung von dem armen kleinen Wesen fernhalten.

      Ada, deren weiches Herz bei dem Anblick gerührt wurde, beugte sich herab, um das kleine Gesicht zu berühren. Da bemerkte ich, was vor sich ging, und zog sie schnell zurück.

      Das Kind starb.

      »Ach, Esther!« rief sie und sank auf die Knie. »Sieh her! Ach, liebe Esther, das kleine Wesen! Das hübsche kleine stille Wesen! Es tut mir so leid. Und die Mutter tut mir so leid. Ich habe noch nie so etwas Trauriges gesehen. Ach das arme, arme Kind!«

      Ihre Teilnahme und Milde, mit der sie sich weinend über das Kleine beugte und ihre Hand auf die der Mutter legte, hätten jedes Herz rühren müssen. Die Frau sah sie zuerst erstaunt an und brach dann in Tränen aus.

      Ich nahm ihr die leichte Last von Schoße, tat, was ich konnte, um die kleine Leiche hübscher und friedlicher aussehen zu machen, legte sie auf ein Brett und deckte sie mit meinem Taschentuche zu. Wir versuchten die Mutter zu trösten und flüsterten ihr die Worte zu, die unser Heiland über die Kinder gesagt hatte. Sie antwortete nichts, sondern blieb sitzen und weinte – weinte bitterlich.

      Als ich mich umdrehte, sah ich, daß der junge Bursche den Hund hinausgeführt hatte und an der Türe stand und auf uns blickte, mit trocknen Augen, aber still. Auch das Mädchen war stumm, saß in einer Ecke und blickte zu Boden. Der Mann war aufgestanden. Er rauchte noch immer mit trotziger Miene, aber er schwieg.

      Ein häßliches Weib, sehr ärmlich angezogen, kam rasch herein, während ich noch die Szene betrachtete, ging auf die Mutter zu und rief: »Jenny, Jenny.« Die Mutter stand bei diesen Worten auf und fiel ihr um den Hals.

      Auch diese Frau trug auf Gesicht und Armen die Spuren von Mißhandlungen. Sie hatte nichts Anmutiges an sich als die Anmut des Mitleids, aber wie sie die andere tröstete und ihr dabei die Tränen über die Wangen liefen, vermißte man die Schönheit nicht. Ich sage: tröstete; aber sie sagte nichts weiter als: »Jenny, СКАЧАТЬ