Название: La Fontaines Fabeln
Автор: Jean de la Fontaine
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9783754176740
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Ein andrer: »Ich kann's nicht!« Ohn' eine Tat zu wagen,
Trennt man sich. Der Versammlungen gar viel
Sah ich, wie diese, ohne Zweck und Ziel,
Nicht nur von Ratten, nein, von weisen Magistraten,
Selbst von geschulten Diplomaten.
Handelt sich's nur um weisen Rat?
An Ratsherrn wird es nie gebrechen.
Doch gilt's entschloßner frischer Tat –
Ja, Freund, dann ist kein Mensch zu sprechen!
3. Der Affe als Richter zwischen Wolf und Fuchs
Einst klagt' ein Wolf, man habe ihn beraubt;
Den Nachbar Fuchs, 'nen Herrn von schlechtem Lebenswandel,
Klagt er des Diebstahls an, an den er selbst nicht glaubt.
Es führten vor des Affen Haupt
In eigener Person die zwei Partein den Handel.
Seit Affendenken saß noch nicht
In so verzwicktem Fall Frau Themis zu Gericht.
Der arme Schiedsmann schwitzt auf seinem Richterstuhle;
Doch durch ihr Schreien hin und her
Mit Schwur und Gegenschwur sah er
Daß alle beid' aus guter Schule.
Er sprach: »Ich kenn' euch zwei viel besser als ihr glaubt,
Und straf' euch beide unverhohlen;
Du, Wölflein, klagst, obgleich dir niemand was geraubt,
Du aber, Füchslein, hast trotz alledem gestohlen.«
Der Richter dachte sich: Wenn aufs Geratewohl
Man einen Schurken straft, so tut man immer wohl.
4. Die beiden Stiere und der Frosch
Zwei Stiere stritten einst um eine junge Kuh
Und auch der Oberherrschaft wegen.
Ein armes Fröschlein seufzt dazu.
»Was geht's dich an?« hat der Kollegen
Ihn einer fragend angequakt.
»»Siehst du«« sprach jener drauf behende –
»»Denn nicht des leid'gen Streites Ende?
Der eine muß hier fort. Vom anderen verjagt,
Beraubt der Herrschaft und des Eigentums an diesen
Ob ihrer fetten Weid' ihm werten blühnden Wiesen,
Wird er nach unsrem Schilf sein Reich verlegen und
Jagt dann mit plumpem Tritt uns in des Wassers Grund,
Erst den, dann den! Der Streit, der zwischen jenen beiden
Um die Frau Kuh entbrannt – wir müssen drunter leiden!««
Er hatte recht: der eine Stier
Barg sich in ihres Schilfes Grunde,
Zu ihrem Leid; das plumpe Tier
Zertrat an zwanzig jede Stunde.
Ja, ja! Man sieht es allezeit:
Der Großen Torheit bringt den Kleinen bittres Leid.
5. Die Fledermaus und die zwei Wiesel
Einst kam 'ne Fledermaus höchst unvorsicht'ger Weise
In eines Wiesels Nest; kaum hat sie Zeit zu ruhn,
Als jenes, das schon längst ergrimmt war auf die Mäuse,
Herbeieilt, um sie abzutun.
»Wie?« sprach's zu ihr »Du wagst vor mir hier zu erscheinen,
Du, deren ganz Geschlecht nur Schaden tut dem meinen!
Bist du nicht eine Maus? Wohl hab' ich dich erkannt;
Verleugn' es nicht, du bist's! Daß ich kein Wiesel wäre!«
»»Verzeiht!«« sprach zitternd die »»Auf Ehre,
Das ist wahrhaftig nicht mein Stand.
Ich, eine Maus? Das kann nur ein Verleumder sagen!
Ein Vogel bin ich unbedingt.
Sieh nur die Flügel, die mich tragen –
Hoch leb', was in die Luft sich schwingt!««
Sie sprach so gut, daß man ihr glaubte,
Und daß das Wiesel ihr erlaubte,
Frei fortzuflattern aus dem Nest.
Nicht lang', und Jungfer Leichtsinn klebte
Bei einem andern Wiesel fest,
Das mit den Vögeln just in Fehd' und Feindschaft lebte,
So daß zum zweitenmal nun in Gefahr sie schwebte.
Die lange Schnauze streckt der Hausherr lüstern vor,
Der, als 'nen Vogel, sie zu leckrem Fraß erkor;
Doch sie verteidigt sich und spricht gar treu und bieder:
»Ein Vogel, ich? Seht her! Nein, das ist nicht mein Fall!
Was macht den Vogel? Das Gefieder!
Maus bin ich. Hoch die Ratzen all'!
Der Teufel hol' die Katzen all'!«
So hat durch schlaues Antwortgeben
Zweimal gerettet sie ihr Leben.
Manch Kluger macht's wie sie: wenn die Gefahr ihm nah,
Schlägt er ein Schnippchen ihr, wechselt die Farb' ein wenig,
Und, je nachdem, ruft er: Hurra
Der Republik! Hurra dem König!
6. Der durch einen Pfeil verwundete Vogel
Tödlich getroffen lag, den Federpfeil im Herzen,