Die Macht der Geheimbünde. Walter Brendel
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Название: Die Macht der Geheimbünde

Автор: Walter Brendel

Издательство: Bookwire

Жанр: Социология

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isbn: 9783966512183

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СКАЧАТЬ geweihten Jungfrauen entwickelt hatte -, die sich dem religiösen Leben in Gemeinschaft widmen, werden im Unterschied zu den Eremiten (Anachoreten) als Koinobiten bezeichnet. Um 320 gründete Pachomios (um 292 - 346) in Oberägypten das erste christliche Kloster. Basilius von Caesarea verfasste um 350 in Anlehnung an Pachomios' „Engelsregel“ eine Mönchsregel, die heute noch für die Mehrzahl der Klöster der orthodoxen Kirche gilt und auch Grundlage für die von Benedikt von Nursia um ca. 540 verfasste Benediktsregel war. Die Regeln der frühen Mönchsgemeinschaften zielten in der praktischen Verwirklichung des Evangeliums auf ein Gleichgewicht zwischen Gebet und tätiger Arbeit (ora et labora) ab und schrieben ein anspruchsloses, brüderliches gemeinsames Leben vor.

      Schonfrüh wurden die drei Evangelischen Räte (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) als Synthese und Richtschnur dieser Lebensweiseangesehen und entwickelten sich zum unterscheidenden Merkmal und „Grundgesetz“ des Mönchtums und des Ordens-standes überhaupt. Sie sollten es den Religiosen ermöglichen, in der Nachahmung der Lebensweise Jesu (Imitatio Christi) zu leben und damit sowohl ihre persönliche Gottesbeziehung zu vertiefen als auch stellvertretend für das Seelenheil der Menschen ihres Umkreises zu beten. Die Benediktiner sind heute noch der größte und bedeutendste Mönchsorden des Abendlandes, der dieses Ideal zu verwirklichen sucht.

      Mittelalter

      In ihrem Bemühen, ihr religiöses Ideal mit einer nutzbringenden Arbeit zu verbinden und diese Aufgabe mit der geforderten Sorgfalt zu erfüllen, hatten die Orden, vor allem das benediktinische Mönchtum, großen Anteil an der Kultivierung Europas. Das in den Klöstern angesammelte Wissen ermöglichte es, die Kultur in den Bereichen Landwirtschaft, Gartenbau, Medizin, Literatur, Musik, Kunst und Philosophie auf einen annähernd so hohen Stand zu bringen, wie er im römischen Reich vor der Völkerwanderung bestanden hatte.

      Schenkungen, Erbschaften und erfolgreiches Wirtschaften führten in den Klöstern wie in der gesamten kirchlichen Organisation zu einem Anwachsen des Vermögens und der wirtschaftlichen und gesellschaftlich-politischen Macht. Im Lauf der Zeitkamen immer wieder Reformbewegungen auf, die zu den Ur-sprüngen des Mönchtums zurückkehren und die Klostergemeinschaft vor allem durch stärkere Askese und Disziplin gegen Verwässerung der religiösen Ideale und Verfall der Sittenschützen wollten. Dadurch kam es häufig zu Abspaltungen und Neugründungen. Im Zuge der Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts gewann das so erneuerte Mönchtum (speziell Cluny und seine Tochtergründungen) entscheidenden kirchenpolitischen Einfluss und stellte eine Reihe von Päpsten. Später war es die von dem Cluniazensermönch und Prediger Bernard von Clairvaux inspirierte Reformbewegung der Zisterzienser, die die benediktinische Lebensweise wieder zu ihrer alten Strenge zurückführen wollte. Durch massive Klostergründungen und Rodungen in bis dahin wenig besiedelten oder unzugänglichen Waldgebieten wurden besonders die Zisterzienser im 12. Jahr-hundert zu einem Motor der siedlungsgeschichtlichen Dynamik in vielen Gebieten Europas.

      Als Reaktion auf die sozialen Spannungen in der hochmittelalterlichen Gesellschaft, die von einer wachsenden Bedeutung der Städte und den Umbrüchen der entstehenden Geldwirtschaft geprägt war, kamen im 13. Jahrhundert die so genannten Bettelorden oder Mendikanten (vor allem Franziskaner und Dominikaner) auf. Ähnlich wie viele außerhalb der Kirche angesiedelte und von dieser als Häretiker bekämpfte Bewegungen, die den offensichtlichen Widerspruch zwischen dem Leben der reichen und mächtigen Kirchenfürsten und der von Jesus vorgelebten evangelischen Armut brandmarkten, stellten diese neuen Gemeinschaften die Armut und Bedürfnislosigkeit Jesu in den Mittelpunkt ihres Lebens, das sich nun nicht mehr in der Abgeschiedenheit der Klöster abspielte, sondern vornehmlich in den Städten und mitten unter der Bevölkerung. Die Predigt war die Hauptaufgabe der Brüder, die so in Konkurrenz zu den Vertretern häretischer Armutsbewegungen traten und diese durchüberzeugendes Auftreten und eine vorbildhafte Lebensweise zu verdrängen suchten. Während sich die Dominikaner besonders der Erneuerung der Priesterausbildung, der theologischen Wissenschaft und der Katechese widmeten, stand bei den Franziskanern die Seelsorge und die konsequente Beachtung des Armutsideals im Vordergrund. Beide Gemeinschaften sind als kirchliche Antworten auf die akuten Gefährdungen der Kirche durch Zeitströmungen zu begreifen. Sie nahmen daher auch in der Ketzerverfolgung und Inquisition wichtige Funktionen ein. Auch die Karmeliten (eigentlich ein Eremitenorden) und die Augustiner-Eremiten (Mitte des 13. Jahrhunderts aus norditalienischen Mendikantengruppen entstanden) gehören zu den Bettelorden.

      Frühe Neuzeit

      Martin Luther, der zunächst selbst dem Orden der Augustiner-Eremiten angehörte, lehnte in seinen reformatorischen Lehrenden Zölibat der Priester und die Verpflichtung durch Ordensgelübde ab (einer freiwilligen Ehelosigkeit stand er zumindest anfänglich jedoch nicht ablehnend gegenüber). Die Verstrickung mancher Orden in die Ausbeutung der unteren Bevölkerungsschichten (Unfreiheit der Bauern, Fürstäbte) führte dazu, dass in den Bauernkriegen viele Abteien geplündert wurden. Nonnen und Mönche, die sich der Reformation anschlossen, verließen ihre Ordensgemeinschaften. Häufig wurden die Frauenklöster aber auch in weltliche Stifte umgewandelt, in denen die Stiftsdamen keine Gelübde auf Lebenszeit ablegten. Klöster in den evangelischen Fürstentümern und Städten wurden geschlossen. Das Vermögen und die Gebäude der Orden und Klöster wurden dabei manchmal von den Fürsten beschlagnahmt, meist allerdings für die Bezahlung der neuen evangelischen Pfarrer oder die Einrichtung von Schulen und Spitälern reserviert. Im 16. Jahrhundert bildete der neu gegründete Orden der Jesuiten ein wichtiges ausführendes Organ der einsetzenden Gegenreformation.

      Die Eroberung Amerikas und die Ausbreitung der Europäer über die gesamte Welt brachte eine völlig neue Perspektive auch für das Christentum.

      Es wurde klar, dass die Bevölkerung der Erde größtenteils aus ungetauften „Heiden“ bestand. In der Folge vermischten sich redliche Bemühungen, die (aus der Sicht der Europäer) ungebildeten und damit der Hölle ausgelieferten „Eingeborenen“ mit dem christlichen Glauben bekannt zu machen, und die schamlose Ausbeutung der Menschen zu einer aus heutiger Sicht schändlichen Missionierung mit Feuer und Schwert. Die Franziskaner, die Jesuiten und die Dominikaner waren die ersten, die in Amerika missionierten, wobei es viele Priester gab, die Sklaverei und Zwangstaufen als Mittel zur Bekehrung und Zivilisierung der Bevölkerung ansahen. Die Orden gaben sich hier als ausführende Organe der erobernden Fürsten her, so dass politische Unterwerfung und christliche Evangelisierung untrennbar verbunden wurden. Es gab aber auch kritische Stimmen (z. B. Bartolome de Las Casas), die sich dieser Barbarei entgegenstellten. Heute wird Mission von den christlichen Kirchen völlig anders verstanden und ist meistens mit sozialem und auch politischem Engagement für die Menschen verbunden. Diese Sicht hat sich aber erst im 20.Jahrhundert durchgesetzt.

      Neuzeit

      Im 18. Jahrhundert führte die Aufklärung dazu, dass viele Fürsten, auch Kirchenfürsten, dem Ordensleben kritisch gegenüberstanden, sofern es nicht mit einer humanistischen oder sozialen Komponente verbunden war. So wurden beispielsweise reinkontemplative Gemeinschaften aufgefordert, sich an der Schulbildung der Bevölkerung zu beteiligen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte die Säkularisation zur Enteignung und Aufhebung vieler Klöster. Die Immobilien und das Vermögen der Orden floss den Fürsten zu, die damit für die Verluste durch die napoleonischen Kriege und die Neugestaltung der politischen Landkarte Europas (Wiener Kongress) entschädigt wurden. Viele Ordensgemeinschaften starben in der Folge aus, weil sie keine Novizen mehr aufnehmen durften. Nach der Säkularisation dagegen fand in der katholischen Kirche ein großer Neuaufbruch des Ordenslebens statt. Soziale Missstände wie mangelnde Krankenpflege, Volksbildung und Kinderfürsorge wurden aufgegriffen, in dem Weltpriester an vielen Orten Frauengemeinschaften gründeten, die häufig die Drittordensregel des Hl.Franz von Assisi oder die Regel der Barmherzigen Schwestern annahmen. Die evangelische Kirche griff dieses Anliegen in den mehrheitlich reformierten Gebieten unter anderem durch die Diakonissen und die von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel auf. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts macht das katholische Ordensleben eine personelle Krise durch, während evangelische Gemeinschaften erst langsam an Bedeutung zunehmen. In der säkularisierten Welt ist die Attraktivität des Ordenslebens gesunken, Neueintritte werden zumindest bei den apostolisch СКАЧАТЬ