Название: Wären wir bloß Jäger und Sammler geblieben
Автор: Rolf W. Meyer
Издательство: Bookwire
Жанр: Математика
isbn: 9783754952993
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Die in Afrika verbliebene Population des Homo heidelbergensis verbreitete sich über den ganzen afrikanischen Kontinent. Aus ihm hat sich vor 300.000 Jahren der Homo sapienssapiens („besonders verständiger Mensch“, auch „anatomisch moderner Mensch“ genannt) entwickelt. Dieser Menschenform gelang es als Einzige in der Entwicklungsgeschichte der Homininen alle Kontinente der Erde zu besiedeln – allerdings mit zunehmend verheerenden Auswirkungen für den blauen Planeten Erde. Kein anderes Lebewesen auf der Erde greift so zerstörerisch in den Naturhaushalt dieses Planeten ein, der für den Menschen aber seine Lebensgrundlage darstellt. Der moderne Mensch entwickelt sich immer mehr zum Homo rapiens („verwüstender Mensch“).
Die Evolution des Gehirns war ausschlaggebend
Die Vergrößerung des Gehirns erwies sich in der menschlichen Evolution als ein entscheidender Impuls. Allerdings benötigte dieses universell nützliche Organ auch große Mengen an Nahrungsenergie und eine besondere Durchblutung. Je intelligenter die ursprünglichen Savannenbewohner wurden, desto wirksamer nutzten sie auch weit verstreute Nahrungsressourcen. Durch die Sprachfähigkeit entstanden neue Formen des Sozialverhaltens. Biologische Voraussetzungen der Sprachfähigkeit sind eine ausreichende Gehirngröße sowie besondere Ausbildungen von Rachenraum und Kehlkopf. Durch Sprache wurde es möglich, dass das ständig anwachsende Wissen von Generation zu Generation weitergegeben werden konnte. Mit dem Gehirnwachstum nahmen auch weitere Fähigkeiten der Frühzeitmenschen zu: die Wahrnehmung des Lebensraumes und die Informationsspeicherung. Der Austausch von Informationen erwies sich als sehr vorteilhaft für das Zusammenleben in den Sozialverbänden. Mit Hilfe des Gehirns entstand ein kulturelles System der Informationsspeicherung mit einer ungeahnten Ausbaufähigkeit.
Für menschliche Gemeinschaften sind Verwandtengruppen, die über die Kleinfamilie hinausgehen, charakteristisch. Die Gruppengröße dieser kleinsten sozialen Einheiten umfasste bei frühzeitlichen Jägern und Sammlern weltweit durchschnittlich etwa 25 Individuen. Kleingruppen bildeten den Grundstein der kulturellen Entwicklung des Menschen.
Durch die Sesshaftwerdung änderte sich das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt
Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren setzten Klimaveränderungen ein, die unseren heutigen Bedingungen weitgehend ähnlich sind. Das Klima der Erde erfuhr eine Phase außergewöhnlicher Stabilität. Jagen und Sammeln, die bis dahin über 2 Millionen Jahre hinweg erfolgreiche Lebensform, verlor rasch an Bedeutung. In Verbindung mit der Sesshaftigkeit wurde, unter Veränderung natürlicher Lebensbereiche, durch die Domestikation von Pflanzen und Tieren Vorratswirtschaft durch Ackerbau und Viehzucht ermöglicht („Neolithische Evolution“). Regionen, in denen dies stattfand, war der Vordere Orient, Südostasien, Nordchina (Gebiet des Gelben Flusses, Huang He) sowie Mittel- und Südamerika.
Die erwirtschafteten Nahrungsüberschüsse ließen die Bevölkerung schnell anwachsen – ein Prozess, der sich immer mehr beschleunigte. Aus der Jagdgemeinschaft von weitgehend gleich berechtigten Sozialpartnerinnen und Sozialpartnern entwickelte sich eine hierarchische Gesellschaft, die Macht nach innen und außen ausübte. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte nahmen auch kriegerische Auseinandersetzungen zu.
Im Laufe seiner Kulturgeschichte hat der Mensch fünf Grundtypen von sozialen Systemen entwickelt, die bis in die jüngste Vergangenheit hinein noch nebeneinander bestanden: gleichberechtigte Jäger- und Sammler-Gruppen, einfache ackerbautreibende Kleingruppen ohne formelle Führerschaft, Häuptlingstümer, Königstümer und Staaten. In den Jäger- und Sammler – Gruppen wechselte die Führerschaft, wobei sie durch persönliche Autorität sowie soziales Geschick entstand. Diese flexible Hierarchie ermöglichte schneller auf Veränderungen des Umfeldes zu Gunsten des Sozialverbandes reagieren zu können.
Mit dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht wurde Führerschaft immer genauer geregelt. Dies hatte zur Folge, dass die Zunahme politischer Macht schließlich in der Herrschaft von Wenigen über die Gemeinschaft mündete. In demokratischen Staaten der Gegenwart unterliegt Führerschaft, wie zu Beginn der Menschwerdung, wieder der Kontrolle durch alle Mitglieder der Gesellschaft.
Bemerkenswert ist, dass der Zoologe und Verhaltensforscher Hubert Markl (19389 – 2015) seinerzeit hervorgehoben hatte, dass der Mensch „der nackteste aller Affen“ ist. [12] Der Evolutionsbiologe Charles Darwin (1809 – 1882) erklärte sich das Phänomen des fast völligen Fellverlustes damals als ein Ergebnis sexueller Selektion. Hubert Markl drückte es folgendermaßen aus: „Wenn Männer die nackteren Frauen und diese die nackteren Männer sexy fanden, dann sollte das rasch zu immer blanckerer Schönheit führen.“ [13]
Bekanntlich lebten die frühzeitlichen Vorfahren des anatomisch modernen Menschen in Afrika in der offenen Savannenlandschaft. Um damals an das begehrte, proteinreiche Tierfleisch für ihre Ernährung zu gelangen, mussten sie ihre Jagdbeute in der Tageshitze im Dauerlauf hetzen, oder sie versuchten beim Anschleichen an die begehrten, gejagten Tiere diese mit einfachen Waffen zu erlegen. [14]
Egal, welche Jagdstrategie sie angewendet haben, die menschlichen Savannenjäger liefen immer Gefahr, ihre Körper zu überhitzen. Die thermoregulatorische Wirkung war nun entscheidend. Denn ein weitgehend unbehaarter Körper gibt leichter Wärme ab. Zudem ist die menschliche Haut mit Schweißdrüsen übersät. Durch das Schwitzen wird der Körper abgekühlt. Der Mensch hat sich im Laufe seiner Evolution zum Kühlspezialisten entwickelt.
Für die verbliebene Kopfbehaarung gibt es auch eine Erklärung. Sie schützt den Kopf, in dem sich das hitzeempfindliche Gehirn (das hauptsächlich aus Proteinen aufgebaut ist) befindet, vor einer Überhitzung durch die Sonnen-Direkt-Bestrahlung. Denn die Folge wäre eine thermische Denaturierung der Gehirnproteine.
In diesem Zusammenhang ist es doch interessant, der Frage nachzugehen: „Warum gibt es heute noch glatzenköpfige Männer?“. Wichtig ist zu wissen, dass schon in der Frühzeit des Menschen in Afrika der aufrechte Gang eine Reihe von Vorteilen brachte. Zum Beispiel wurde bei Wanderungen in der Savanne überwiegend der Kopf von den Sonnenstrahlen beschienen. Kopfbehaarung war ein wirksamer Schutz gegen die Sonneneinstrahlung.
Es ist einsichtig, dass ein Glatzenträger sich nicht als Jäger und Sammler in der Savanne Afrikas eignete. Denn Hitzschlag oder Kreislaufkollaps des Glatzenträgers hätten nur den Sozialverband beeinträchtigt. Deswegen wird ein weitsichtiger Ranghöchster vor einer bevorstehenden Jagd zu dem Glatzenträger gesagt haben: „So lange wir mit dem Jagen und Sammeln beschäftigt sind, wirst du an der Feuerstelle bei den Frauen sitzen bleiben und auf sie aufpassen.“
Während nun die Nahrungs- und Spermienkonkurrenten in die mehrtägige Jagd eingebunden waren, hat sich der Glatzenträger sehr intensiv den Frauen zugewandt und seine genetische Fitness dadurch gesteigert, indem er seine Gene in die nächste Generation an Nachkommen investierte. So hatte er eine hohe Fortpflanzungsrate und das erklärt, warum wir heute noch männliche Glatzenträger haben.
Die Glatze ist demnach das Machtsymbol eines Mannes, der andere für sich arbeiten lässt und bei den Frauen eine hohe Anerkennung genießt. Das gilt natürlich nur für Natur-Glatzenträger.
In Verbindung mit den frühzeitlichen, menschlichen Sozialverbänden ergeben СКАЧАТЬ