SIE. Henry Rider Haggard
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Название: SIE

Автор: Henry Rider Haggard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752907315

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СКАЧАТЬ von Leos fernem Vorfahren Kallikrates, sein teuflisches Gesicht erblickte, und ich zweifle nicht daran, dass er dort noch stehen wird, wenn so viele Jahrhunderte, wie zwischen ihrem und unserem Tag liegen, dem Jahr unseres Todes hinzugezählt werden.

      »Was sagst du dazu, Job?«, fragte ich unseren Diener, der, sich sonnend und düster vor sich hinstarrend, auf dem Bootsrand saß, und deutete auf den unheimlichen Kopf.

      »Oh, mein Gott, Sir«, erwiderte Job, der ihn jetzt erst erblickte, »der Teufel selbst muss dafür Modell gesessen haben.«

      Ich lachte und weckte damit Leo auf.

      »Nanu«, sagte er, »was ist denn mit mir los? Ich bin ja ganz steif - wo ist die Dhau? Gebt mir bitte einen Cognac.«

      »Sei froh, dass du nicht noch steifer bist, mein Junge«, antwortete ich. »Die Dhau ist untergegangen, und alle anderen, bis auf uns vier, sind ertrunken. Und du wurdest nur durch ein Wunder gerettet.« Und während Job in einem Spind nach dem Cognac suchte, berichtete ich ihm von unserem nächtlichen Abenteuer.

      »Großer Gott!«, sagte er leise. »Kaum zu glauben, dass gerade wir dazu auserkoren wurden, zu überleben!«

      Job brachte die Cognacflasche, und wir taten alle einen tiefen Zug daraus. Auch die Sonne gewann jetzt an Kraft und durchwärmte unsere starren Glieder, wofür wir sehr dankbar waren, denn immerhin waren wir nun seit über fünf Stunden völlig durchnässt.

      »Sieh da«, sagte Leo, als er tief aufatmend die Flasche vom Mund nahm, »da ist ja dieser Kopf, von dem die Inschrift auf der Scherbe spricht, der wie der Kopf eines Äthiopiers geformte Felsen.«

      »Ja«, sagte ich, »da ist er.«

      »Ausgezeichnet«, erwiderte er. »Dann ist auch alles andere wahr.«

      »Ich bin nicht so sicher, dass man dies daraus schließen kann«, sagte ich. »Dass dieser Kopf hier ist, wussten wir ja; denn dein Vater hat ihn gesehen. Höchstwahrscheinlich ist es aber nicht derselbe Kopf, von dem auf der Scherbe die Rede ist; und selbst wenn er es wäre, so würde das nichts beweisen.«

      Leo lächelte überlegen. »Du bist ein ungläubiger Thomas, Onkel Horace«, sagte er. »Nun, wir werden ja sehen.«

      »Das meine ich auch«, antwortete ich. »Doch jetzt richte bitte deine Aufmerksamkeit auf jene Sandbank, über die wir in die Flussmündung treiben. Nimm dein Ruder, Job. Wir wollen hineinrudern und uns nach einem Platz zum Landen Umsehen.«

      Die Flussmündung, in der wir uns jetzt befanden, schien nicht sehr breit zu sein, doch infolge der langen Nebelschwaden, die immer noch über ihren Ufern hingen, konnten wir ihre genauen Ausmaße nicht erkennen. Wie in den meisten ostafrikanischen Flussmündungen befand sich auch in dieser eine ausgedehnte Sandbank, die zweifellos bei Landwind oder Ebbe selbst für Boote mit sehr niedrigem Tiefgang unpassierbar war. Uns behinderte sie jedoch kaum, und wir gelangten leicht über sie hinweg. In etwa zwanzig Minuten hatten wir es geschafft und wurden von einem starken, wenn auch etwas veränderlichen Wind weiter stromauf getrieben. Mittlerweile hatte die heiß herniederbrennende Sonne den Nebel verscheucht, und wir sahen, dass die Flussmündung an dieser Stelle etwa eine halbe Meile breit war. Die beiden Ufer waren sumpfig und wimmelten von Krokodilen, die regungslos wie Baumstämme im Schlamm lagen. Ungefähr eine Meile vor uns entdeckten wir jedoch einen Streifen festen Landes, auf den wir zusteuerten. Nach einer weiteren Viertelstunde erreichten wir ihn und banden das Boot an einen schönen Baum, der breite glänzende Blätter und magnolienartige Blüten hatte, nur dass sie nicht rötlich waren. Wir stiegen an Land, zogen uns aus, wuschen uns und breiteten unsere Kleider sowie den Inhalt des Bootes in der Sonne zum Trocknen aus. Sodann ließen wir uns im Schatten einiger Bäume nieder, bereiteten uns aus den Büchsen mit eingemachter Zunge, von denen wir einen ansehnlichen Vorrat besaßen, ein kräftiges Frühstück und beglückwünschten uns, dass wir am Tag zuvor, ehe der Orkan die Dhau zerstörte, unsere Sachen und den Proviant in das Walboot umgeladen hatten. Als wir mit dem Essen fertig waren, schlüpften wir in unsere indessen getrockneten Kleider und fühlten uns wie neugeboren. Sieht man von unserer Müdigkeit und einigen Schrammen ab, so hatten wir das schreckliche Abenteuer, das unsere Gefährten das Leben kostete, heil überstanden. Leo war zwar halb ertrunken, doch für einen kräftigen jungen Mann von fünfundzwanzig Jahren ist das keine große Sache.

      Nach dem Frühstück hielten wir Umschau. Wir befanden uns auf einem zweihundert Meter breiten und fünfhundert Meter langen Streifen trockenen Landes, der auf der einen Seite vom Fluss und auf der anderen, so weit das Auge reichte, von endlosen öden Sümpfen begrenzt war. Dieser Landstreifen war etwa fünfundzwanzig Fuß höher als der Fluss und die ihn umgebenden Sümpfe, und es sah fast so aus, als sei er von Menschenhand angelegt.

      »Dies war einst ein Landeplatz für Schiffe«, sagte Leo mit Bestimmtheit.

      »Unsinn«, erwiderte ich. »Wer wäre denn so töricht, inmitten dieser schrecklichen Sümpfe in einem - falls überhaupt - von Wilden bewohnten Land einen Landeplatz zu bauen?«

      »Vielleicht waren hier nicht immer Sümpfe, und vielleicht haben hier nicht immer Wilde gelebt«, sagte er trocken und blickte das steile Ufer hinab. »Sieh dir das an«, fuhr er fort und deutete auf eine Stelle, wo der Orkan der vergangenen Nacht einen Magnolienbaum entwurzelt und ein großes Stück Erde aus dem Ufer herausgerissen hatte. »Ist das nicht Mauerwerk? Wenn nicht, so sieht es doch ganz ähnlich aus.«

      »Unsinn«, sagte ich wiederum, kletterte jedoch mit ihm zu der Stelle hinunter, und wir traten zwischen die herausgerissenen Wurzeln und das Ufer.

      »Nun?«, sagte er.

      Diesmal gab ich keine Antwort, sondern pfiff nur leise durch die Zähne, denn an dem Fleck, wo die Erde sich gelöst hatte, sah man deutlich solides Mauerwerk aus mit braunem Zement verbundenen Steinblöcken, und der Zement war so hart, dass er sich mit der Feile meines Jagdmessers nicht ritzen ließ. Doch das war noch nicht alles; irgendetwas schimmerte durch die Erde am unteren Rand des Mauerwerks, und als ich die Erde wegschob, kam ein riesiger Steinring zum Vorschein, der etwa einen Fuß im Durchmesser maß und ungefähr drei Zoll dick war. Ich war sprachlos.

      »Meinst du nicht auch, Onkel Horace, dass dies einmal ein Anlegeplatz war, an dem recht große Schiffe festgemacht haben?«, sagte Leo grinsend.

      Diesmal blieb mir mein Unsinn in der Kehle stecken - der Ring sagte genug. In fernen Zeiten mussten hier wirklich Schiffe gelegen haben, und diese Steinmauer war zweifellos der Rest eines massiven Kais. Vermutlich lag die dazugehörige Stadt unter den Sümpfen begraben.

      »Es scheint fast, als ob an der Geschichte doch etwas dran ist, nicht war Onkel Horace?«, sagte Leo triumphierend. Ich dachte art den mysteriösen Negerkopf und ging nicht darauf ein.

      »Gewiss«, sagte ich, »gibt es in einem Land wie Afrika mancherlei Überreste längst versunkener und vergessener Kulturen. Niemand kennt das Alter der ägyptischen Kultur, die sich sicherlich weit ins Innere des Landes ausgebreitet hat. Außerdem gab es die Babylonier und Phönizier und Perser und viele andere mehr oder weniger kultivierte Völker, ganz zu schweigen von den Juden, die heute in der ganzen Welt verstreut sind. Möglicherweise hatte eines dieser Völker hier Kolonien oder Handelsniederlassungen. Denke doch an die versunkenen persischen Städte bei Kilwa, die uns neulich der Konsul zeigte.«

      »Ganz recht«, sagte Leo, »aber vorhin hast du etwas völlig anderes gesagt.«

      »Schön - aber was wollen wir jetzt anfangen?«, fragte ich, das Thema wechselnd.

      Leo schwieg, und wir gingen zum Rand des Sumpfes und sahen uns dort ebenfalls um. Er schien grenzenlos, und hier und dort flatterten СКАЧАТЬ