Название: Schluss mit peinlich
Автор: Antonio Rudolphios
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783752907186
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In einem Park steht ein Softeis-Automat, der zu einer kostenlosen Nascherei einlädt. Man muss nur den Hebel betätigen oder Knopf drücken, das Waffelhörnchen drunter halten und schon haben wir Spaß. Denn per Fernbedienung steuert jemand die Eis-Gabe und lässt sie nicht mehr enden. Welch ein Gaudi. Die verdutzten Beschenkten wissen nicht mehr wohin mit dem plötzlichen Eis-Segen. Manche bleiben stehen und lassen sich überschütten, andere werfen das Hörnchen weg und rennen davon. Leute reinlegen, Missgeschicke produzieren und herzhaft darüber lachen, na das ist doch mal Entspannung pur.
Peinlich wird es aber erst dann, wenn wir bewusst etwas tun, uns also zu dieser Peinlichkeit bekennen, und dann daraus ein Desaster wird, weil wir so sind wie wir sind, manchmal einfältig, manchmal dumm, manchmal total auf der Leitung stehen und dann ins Fettnäpfchen treten.
Also der klare Unterschied zwischen Ungewolltem und bewusst Gewolltem, aber total daneben und deplatziert. Deshalb ja auch dieser Ratgeber, um Sie rechtzeitig zu sensibilisieren, bevor Sie in die Falle tappen. Denn vor Peinlichkeiten kann man sich schützen, vor Missgeschicken aber nicht.
Hochnot-Peinlich?
Jeder kennt das doch und hat es schon einmal erlebt. Denken Sie mal nach: Erinnern Sie sich noch an Ihre peinlichste Situation? Mir ist so ein Ding in jungen Jahren passiert. Ich war mit 25 jüngster Abgeordneter in einem Großstadtparlament und durfte gelegentlich auf Dienstreisen mitfahren. Einmal war ich mit dem Oberbürgermeister in einer Delegation zur Städtepartnerschaft in der heutigen Hauptstadt-region unterwegs.
Dazu gehörte auch eine Schifffahrt auf einem ganz berühmten See. Der verheiratete Stadtchef benahm sich nicht gerade diplomatisch und baggerte gleich mehrere Frauen an und benetzte sein Gesicht gegen die Sonnenstrahlen mit Bier. Nun kommt aber erst das richtig Peinliche. Auf einer Party mit jungen Leuten Wochen später berichtete ich von diesen Ereignissen und breitete genüsslich die Eskapaden unseres Bürgermeisters aus – und übersah dabei, dass seine Tochter anwesend war. Wie sollte ich nun aus dieser Nummer wieder rauskommen? Als ich es bemerkte, wand ich mich schnell wie ein Zitteraal und relativierte stotternd die Situation. Aber die Story stand nun mal im Raum. Es war – unbedacht – passiert.
Der Treuetester – aufgepasst!
Oder wie ist es, von der eigenen Frau/Freundin in die Falle gelockt zu werden und quasi die beste Freundin als Treuetester vorzuschicken. Sie fallen natürlich als jemand, der kein Kostverächter ist, prompt darauf rein und lassen sich vom Flirt der „Venusfalle (fleischfressende Pflanze)“ beeindrucken. Peinlich wird es dann, wenn Ihre Frau beim Seitensprung vorbeischaut. Apropos Seitensprung. Allseits bekannt sind die Geschichten vom Postboten oder Gasmann, den der gehörnte Ehemann – früher von der Dienstreise zurück als geplant – im Ehebett erwischt: Überraschung! Außerdem fischen wir ja immer schon gerne in fremden Gewässern. Natürlich, schöne Frauen ziehen die Blicke vieler Männer auf sich. Doch dass die Traumfrau vergeben ist, kann peinlich werden, wenn der Gatte plötzlich dazu stößt und fragt: „Kann ich helfen, worum geht´s?“
Was kann sonst noch alles peinlich sein? Sie treffen den Nachbarn, begrüßen ihn und erinnern sich nicht mehr an seinen Namen. Sie gehen in die Öffentlichkeit oder auf einen Empfang mit weit geöffnetem Hosenstall. Meistens findet sich ja jemand, der einen diskret darauf hinweist. Sie tragen eine rote und eine blaue Socke. Hier wäre ein Fashion-Berater wichtig oder eine nette Kollegin. Dazu fällt mir eine tolle Geschichte ein. Mein damaliger Chef, heute Boss eines Bundesliga-Fußballclubs, musste zu einem Empfang mit hohen Tieren vom Vorstand eines Dax-Unternehmens.
Kurz bevor er losging, mussten wir ihn allerdings darauf aufmerksam machen, dass sich der rechte Ärmel seines edlen Jacketts aus dem Rumpf gelöst hatte – wie peinlich wäre das gewesen, wenn er so erschienen wäre. Wir hatten gottseidank eine clevere Kollegin, die mit Nadel und Faden fix zur Stelle war und ihn vor der Peinlichkeit bewahrte. Fashion ist sowieso auch ein gutes Fettnäpfchen. Ob grüne Ringelsocken oder ein zu großer Hut, fast durchsichtige Blusen, durch die man die Nippel sieht, oder ein einladender Ausschnitt zum Reingreifen – na, da darf an sich aber nicht wundern. Bei Kleidung und Geschmack geht man immer ein hohes Risiko ein – passt die Wurst noch in die Pelle und laufen wir mit zu engem Jackett herum? Eine Nummer größer wäre doch vorteilhafter und weniger peinlich – oder wollen Sie unbedingt alle Blicke auf sich ziehen?
Es gibt so viele Beispiele auch aus Filmen. Etwa dieses hier: Der Vater ist zum Termin bei der Klassenlehrerin seines Sohnes gebeten, um über die schlechten Noten zu reden. Er kommt gegen die resolute Dame einfach nicht durch und verabschiedet sich am Ende, indem er ihr eine Münze auf den Tisch wirft und sagt, sie solle sich doch mal die Warze aus ihrem Gesicht entfernen lassen. Immer wieder peinlich sind auch die Streifen eines britischen Komikers, der englischen Humor zum Besten gibt – aber in ihrer Peinlichkeit auch wieder lustig. So eine Art ist Geschmacksache, man muss sie mögen oder nicht sehen. Viele sagen dazu einfach nur „doof“, andere relaxen dabei und lachen genüsslich ab. Wie es ja auch ein Ur-Instinkt der Menschheit ist, über die Fettnäpfchen anderer genüsslich zu lachen und in Schadenfreude zu ergehen.
Vorsicht Kinder
Peinlich ist es auch, wenn Sie Ihrem eigenen Kind glauben, dass ein Lehrer es geschlagen habe und Sie den Pädagogen deswegen massiv zur Rede stellen und mit einer Anzeige drohen. Und verdammt noch mal, dann erleben Sie doch allerdings nebenbei, wie Ihr Sprössling damit vor anderen Kindern prahlt – „Dem habe ich es aber gegeben!“ Die Geschichte war schlicht erfunden. Ihr Kind hat Sie reingelegt und in eine peinliche Situation gebracht. Bei so schwerwiegenden Anschuldigungen sollten Sie immer den Richter spielen, beide Seite anhören – möglichst zusammen – und sich daraus Ihr eigenes Urteil zu bilden, notfalls auch gegen das eigene Kind.
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