Название: BeOne
Автор: Martha Kindermann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: BePolar-Trilogie
isbn: 9783752906585
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»Er gehört jetzt zur Familie, in jeder Hinsicht und ich beschütze meine Familie – immer! Rheas Tod ist noch nicht aufgeklärt, aber das Gefühl, das Entin, das feige Schwein etwas damit zu tun hat, lässt mich nicht los. Ich habe sie nicht beschützen können, weil sie nicht beschützt werden wollte. Ich hätte es ignorieren müssen und ihre Pläne vereiteln, aber sie ließ mich im Dunkeln tappen, genau wie alle anderen und es hätte mehr als nur ein paar Handschellen gebraucht um deine Schwester von ihrer Theorie abzubringen. An Sturköpfen mangelt es nicht in der rothschen Dynastie.« Wir schmunzeln und Rafael legt meinen Kopf an seine Schulter.
»Roya, mach nicht denselben Fehler wie Rhea. Wenn du einen Verdacht hast, dann sprich mit uns, lass dir helfen und verbanne das Wort Alleingang aus deinem üppigen Wortschatz, verstanden?« Ich nicke und greife nach seiner starken Hand.
»Wir finden ihren Mörder, wir finden die Morenos, ihren kranken Plan und Tam.« Ein Schreck fährt mir durch die Glieder, doch Rafael scheint nicht sonderlich überrascht. »Ich bin nicht blind, Roya. Dein großes Herz schlägt für beide Brüder, aber sei vorsichtig. Rhea ist für Tam schon einmal ein viel zu großes Risiko eingegangen. Irgendetwas versteckt dieser Junge vor uns und ich bin nicht sicher, ob wir es schon herausfinden sollten.«
Ich kann nicht aufhören zu weinen – still und heimlich durchnässe ich meine Kleidung und hoffe, dass das Feuer sie trocknet, bevor Tristan und Fenja zurückkommen. Ist es so offensichtlich? Kann ein Herz überhaupt für zwei Menschen gleichzeitig schlagen? Die Antwort kenne ich, auch wenn sie mir nicht gefällt: Es kann, aber es wird daran zerbrechen. Ich muss eine Entscheidung treffen, die ich schon längst getroffen habe. Sie wird einen Teil meines Herzens verdunkeln und den anderen hell erstrahlen lassen. Tristan ist meine Liebe und er hat es nicht verdient, einen ständigen Nebenbuhler erdulden zu müssen. Wo Tam auch immer steckt, ich werde seine Befreiung delegieren und mich ganz auf die Initiation konzentrieren. Uns Schläfern steht ein heikles Unterfangen bevor und keiner, weder die Spielmacher, noch die Zuschauer und auch nicht unsere Eltern dürfen erahnen, was wirklich vor sich geht. Mircos Plan ist gut und ich bin stolz, meinen Teil dazu beitragen zu können.
»Bierchen gefällig?« Tristan ist zurück und hält mir grinsend eine neue Tasse entgegen.
»Danke«, entgegne ich und genieße das Kribbeln als sich unsere Finger bei der Übergabe berühren. Ich habe ihn so wahnsinnig, wahnsinnig vermisst.
»Gut, dann dreh ich mal meine Runde und seh euch später. Habt Spaß!« Rafael prostet uns zu und ist auch schon in der Menge verschwunden.
»Ich schleiche mich vor zu Elvis ans Feuer«, flüstert Fenja uns zu. »Ihr fühlt euch wohl in der zweiten Reihe?« Sie sieht so süß aus, wenn sie die Unterlippe zwischen die Zähne klemmt, ein Auge zukneift und die Nase kraus zieht, um zu zeigen, dass sie uns genau durchschaut hat. »Keine Antwort ist auch eine Antwort. Aber bleibt artig!« Und schon ist sie verschwunden.
Die Melodien werden beschwingter, das Trommeln lauter, die Texte feuchtfröhlicher und der Abstand zwischen Tristan und mir immer kleiner. Zuerst berühren sich unsere Schultern, dann finden sich unsere Hände und irgendwann liegt mein Kopf an seiner Schulter und unsere Füße vollführen ein selbstkonzipiertes Ballett der Verliebtheit. Ich genieße die verlorengeglaubte Vertrautheit mit jeder Faser meines Körpers und wünsche mir, dass diese Nacht niemals, niemals, niemals zu Ende geht.
Wir sagen kein Wort. Minutenlang. Stundenlang.
Die ersten Wächter ziehen sich zurück.
Das Feuer wird kleiner, die Musik leiser und irgendwann drückt uns Iso einen schwarzen Stock in die Hand und meint:
»Die letzten machen das Feuer aus.« Wir sind allein.
»Ich muss auf’s Klo.«
»Aha.« Tristan lacht. Ich lache.
»Ja, aber ich will nicht. Du bist so warm und es ist so wunderschön hier draußen.«
»Dann geh nicht.« Clevere Antwort.
»Das versuche ich schon zwei Stunden lang.« Er sieht mich an und seine blauen Augen glitzern im Schein der glühenden Kohlen so dunkel wie die schwärzeste See.
»Dein Ernst?« Ich nicke und weiche seinem Blick beschämt aus. »Soll ich mitkommen?«
»Was?« Das hat er nicht gefragt, oder doch?
»Du lässt auch keine Gelegenheit aus.« Mein Grinsen nimmt schmerzende Ausmaße an, so breit ist es.
»Tu doch nicht so, als hättest du nicht darüber nachgedacht, schließlich sind wir die letzten hier draußen und völlig ungestört. Na?« Ich weiß nicht, was ich tun soll. Dies ist eine Einladung zwischen zwei erwachsenen Personen zu einem Liebesabenteuer unter freiem Himmel und nicht die erste dazu. Warum fühlt es sich so abwegig an?
»Es tut mir leid!« Ich streiche seine glühende Wange und studiere die winzigen Bartstoppel, die die späte Stunde zu Tage fördern. »Mein Kopf ist zu voll und…«
»Zu voll mit ihm.«
»Nein!«, entfährt es mir viel zu laut, doch Tristans Kränkung ist nicht zu verkennen. »Nein«, sage ich nun etwas leiser und hebe beide Hände in sein Gesicht. »Hörst du! Nein! Tam ist mein Freund und ich sorge mich um ihn, aber das steht hier nicht zwischen uns. Ich möchte bei dir sein und das bis zur letzten Minute. Ich möchte deine Hand halten, dein kratziges Kinn streicheln und deine Eifersucht süß finden, aber mehr nicht. Ich weiß nicht einmal warum, ehrlich. Bist du sauer?«
Er sieht mich an. Ernst, ein wenig traurig und sehnsüchtig, aber voller Liebe.
»Du gehst jetzt aufs Örtchen und ich zerschlage eine weitere Tasse, verdränge meinen nervigen Bruder und versuche, nicht über deine kurzfristige Nacktheit nachzudenken.«
Ich werde rot. Tristan wird es im Feuerschein nicht bemerken, aber ich glühe heißer als jede Kohle und atme zitternd ein.
»Ich liebe dich, Roya!« Wow! Unsere Blicke haben sich heillos verhakt und schnüren mir die Kehle zu.
Sag es Roya! Los! Nicht grübeln, du weißt es doch auch!
»Ich liebe dich, Tristan.« Und dann finden sich unsere Lippen und machen jegliches Vorhaben, diesen traumhaften Ort in den nächsten Momenten zu verlassen, zu Nichte. Blasendruck wird eben doch überbewertet.
Caris
Tag 73
»Wie lange wird diese Behandlung dauern?« Eine Frauenstimme. Dunkelheit? Ein Traum? Ich kann mich nicht bewegen. Ich kann weder sprechen noch die Augen öffnen. Ich muss träumen.
»Kommt drauf an. Willst du ihre Erinnerungen verstecken oder komplett auslöschen?« Valentin? Mit wem redet er da? Wo bin ich? Mir ist immer noch kalt und so langsam glaube ich nicht mehr daran, in einem Traum zu sein. In einem Traum kommt definitiv keine andere Frau an Valentins Seite vor und ich spiele die Figur, die seine Fragen beantwortet.
»Mit СКАЧАТЬ