Bambi. Felix Salten
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Название: Bambi

Автор: Felix Salten

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752992434

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СКАЧАТЬ er eines Abends mit seiner Mutter wieder hinaus auf die Wiese trat, glaubte er, daß er nun alles kenne, was es da zu sehen und zu hören gab. Allein es zeigte sich, daß er im Leben doch nicht so gut Bescheid wußte, wie er gemeint hatte.

      Zunächst war es ja wie beim ersten Mal. Bambi durfte mit der Mutter Fangen spielen. Er fuhr im Kreise umher, und der weite Raum, der hohe Himmel, die freie Luft erfüllten ihn wieder mit einem Rausch, daß er ganz rasend wurde. Nach einer Weile merkte er, daß die Mutter stillstand. Er hielt mitten in einem Bogen inne, so plötzlich, daß seine vier Beine weit auseinander grätschten. Um sich einen anständigeren Halt zu geben, tat er einen hohen Luftsprung, und nun stand er richtig. Die Mutter drüben schien mit jemandem zu sprechen, aber es ließ sich im hohen Grase nicht ausnehmen, wer das sei. Neugierig trollte Bambi näher. Da bewegten sich im Gewirr der Halme dicht vor der Mutter zwei lange Ohren. Graubraun waren sie und mit schwarzen Streifen hübsch gezeichnet. Bambi stutzte, aber die Mutter sagte: »Komm nur her, das ist unser Freund Hase … komm nur ruhig her und laß dich anschauen.«

      Bambi ging sogleich ganz heran. Da saß nun der Hase und war sehr honett anzuschauen. Seine langen Löffelohren stiegen mächtig hoch empor und fielen dann wieder ganz schlapp herunter, wie von einer plötzlichen Schwäche angewandelt. Bambi wurde ein bißchen bedenklich, als er den Schnauzbart erblickte, der dem Hasen so stramm und gerade nach allen Seiten den Mund umstarrte. Aber er bemerkte, daß der Hase ein sehr sanftes Gesicht hatte, überaus gutmütige Züge, und daß er aus seinen großen, runden Augen bescheidene Blicke auf die Welt richtete. Er sah wirklich aus wie ein Freund, der Hase. Bambis flüchtige Bedenken verschwanden sofort. Merkwürdigerweise verlor sich sogar der Respekt, den er anfänglich empfunden hatte, alsbald vollständig.

      »Guten Abend, junger Herr«, grüßte der Hase mit ausgesuchter Höflichkeit.

      Bambi nickte nur »guten Abend«. Er wußte nicht, warum, aber er nickte nur. Sehr freundlich, sehr artig, doch ein wenig herablassend. Er konnte nicht anders. Vielleicht war es ihm angeboren.

      »Was für ein hübscher junger Prinz!« sagte der Hase zur Mutter. Er betrachtete Bambi aufmerksam, stellte dabei bald das eine Löffelohr hoch, bald das andere, bald wieder alle beide, und manchmal ließ er sie schnell und schlapp herunterfallen, was aber Bambi nicht gefiel. Diese Gebärde schien zu sagen: es lohnt nicht.

      Indessen fuhr der Hase fort, Bambi mit großen, runden Augen sanft zu betrachten. Seine Nase und sein Mund mit dem prächtigen Schnauzbart bewegten sich dabei unaufhörlich, wie jemand mit Nase und Lippen zuckt, der gegen das Niesen kämpfen will. Bambi mußte lachen. Sogleich lachte auch der Hase bereitwillig, nur seine Augen wurden nachdenklicher. »Ich beglückwünsche Sie«, sagte er zur Mutter, »aufrichtig beglückwünsche ich Sie zu diesem Sohn. Ja, ja, ja … das wird einmal ein prächtiger Prinz … ja, ja, ja, so was sieht man gleich.«

      Er richtete sich in die Höhe und saß nun in den Hinterbeinen aufrecht da, worüber Bambi maßlos erstaunte. Nachdem er mit steilen Ohren und großartig bewegter Nase überall umhergespäht hatte, saß er wieder manierlich auf allen vieren. »Ja, nun empfehle ich mich den verehrten Herrschaften«, sagte er, »ich habe noch allerlei zu tun heute Abend … untertänig empfehle ich mich.« Er machte kehrt und hoppelte davon, mit angedrückten Ohren, die ihm bis zur Schulter reichten.

      »Guten Abend«, rief ihm Bambi nach.

      Die Mutter lächelte: »Der gute Hase … so schlicht und so bescheiden. Er hat es auch nicht leicht auf der Welt.« Es war Sympathie in ihren Worten.

      Bambi spazierte ein wenig umher und überließ seine Mutter ihrer Mahlzeit. Er hoffte seinen Bekannten vom ersten Mal wieder zu begegnen und war auch gerne bereit, neue Bekanntschaften zu machen. Denn ohne daß es ihm recht deutlich wurde, was ihm eigentlich fehle, war doch beständig ein Erwarten in ihm. Plötzlich hörte er von ferne ein feines Rauschen auf der Wiese, spürte ein leises rasches Klopfen, das den Boden berührte. Er sah auf. Dort drüben, am anderen Saume des Waldes, huschte etwas durchs Gras. Ein Wesen … nein … zwei! Bambi warf einen schnellen Blick auf seine Mutter, doch die kümmerte sich um nichts, sondern hatte den Kopf tief im Grase stecken. Dort drüben jedoch ging's in jagenden Kreisen rundum, genau so, wie er selbst vorhin im Kreise umhergetobt hatte. Bambi war so verblüfft, daß er einen Satz nach rückwärts machte, als wollte er entfliehen. Dadurch wurde die Mutter aufmerksam und hob das Haupt.

      »Was ist dir denn?« rief sie.

      Aber Bambi war sprachlos, er fand keine Worte und stammelte nur: »Dort … dort …«

      Die Mutter schaute hinüber. »Ach so«, sagte sie, »das ist meine Base, und, richtig, auch sie hat jetzt ein Kindchen … nein, sie hat zwei.« Die Mutter hatte voll Heiterkeit gesprochen, nun wurde sie ernst: »Nein … daß Ena zwei Kinder hat … wirklich zwei …«

      Bambi stand und gaffte. Dort drüben sah er jetzt eine Gestalt, die genau seiner Mutter glich. Er hatte sie früher gar nicht bemerkt. Er sah, wie es dort drüben weiter in Doppelkreisen durchs Gras dahinfuhr, aber nur die roten Rücken waren sichtbar, dünne rote Streifen.

      »Komm«, sagte die Mutter, »wir wollen hingehen, da ist einmal Gesellschaft für dich.«

      Bambi wollte laufen, weil aber die Mutter ganz langsam ging und bei jedem Schritt nach allen Seiten umherspähte, hielt auch er sich zurück. Doch er war in der heftigsten Aufregung und sehr ungeduldig.

      Die Mutter redete weiter. »Ich habe mir schon gedacht, daß wir Ena doch einmal treffen müßten. Wo steckt sie nur? habe ich mir gedacht. Ich wußte doch, daß sie auch ein Kind hat. Nun, das war leicht zu erraten. Aber daß es zwei Kinder sind …«

      Sie waren längst bemerkt worden, und die anderen kamen ihnen entgegen. Bambi mußte die Tante begrüßen, aber er hatte nur Augen für ihre Kinder.

      Die Tante war sehr freundlich. »Ja«, sprach sie zu ihm, »das ist nun Gobo, und das ist Faline. Ihr könnt immer miteinander spielen.«

      Die Kinder standen steif und still und starrten sich an. Gobo eng bei Faline, Bambi ihnen gegenüber. Keines rührte sich. Sie standen und gafften.

      »Laß nur«, sagte die Mutter, »sie werden sich schon befreunden.«

      »Was für ein hübsches Kind«, erwiderte Tante Ena, »wahrhaftig, ganz besonders hübsch. So kräftig und so gut in der Haltung …«

      »Nun, es geht«, meinte die Mutter bescheiden. »Man muß zufrieden sein. Aber daß du zwei Kinder hast, Ena …«

      »Ja, das ist mal so, mal so«, erklärte Ena. »Du weißt ja, meine Liebe, ich habe schon öfters Kinder gehabt …«

      Die Mutter sagte: »Bambi ist mein erstes …«

      »Siehst du«, tröstete Ena, »vielleicht kommt es nächstens auch bei dir einmal anders …«

      Die Kinder standen noch immer und betrachteten einander. Keines sagte ein Wort. Plötzlich machte Faline einen Sprung und fegte davon. Die Sache war ihr zu langweilig geworden.

      Augenblicklich stürzte sich Bambi hinter ihr her. Gobo folgte sogleich. Sie flogen in halben Kreisen, sie machten blitzschnell kehrt, purzelten übereinander, jagten kreuz und quer. Es ging prächtig. Als sie dann unvermittelt und ein wenig atemlos stehen blieben, waren sie schon ganz vertraut miteinander. Sie begannen zu schwatzen.

      Bambi erzählte, daß er mit dem guten Heupferdchen und mit dem Weißling gesprochen habe.

      »Hast du auch mit dem Goldkäfer geredet?« fragte Faline.

      Nein, СКАЧАТЬ