Hadschi Murat. Лев Толстой
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Название: Hadschi Murat

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752994605

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СКАЧАТЬ zu können, daß er so handelte, wie es seine Pflicht gebot.

      »Solange du in meinem Hause weilst und mein Kopf mir noch zwischen den Schultern sitzt, wird niemand dir etwas anhaben,« sprach er zu Hadschi Murat.

      Hadschi Murat sah ihm in die blitzenden Augen, und als er darin las, daß Sados Worte aufrichtig gemeint waren, sprach er mit einiger Feierlichkeit:

      »Freude und langes Leben mögen dir zuteil werden.«

      Sado kreuzte schweigend die Arme über der Brust zum Zeichen seines Dankes für die wohlmeinenden Worte.

      Nachdem er die Fensterläden geschlossen und im Kamin Holz nachgelegt hatte, verließ er in ganz besonders froher und angeregter Stimmung das Gastzimmer und begab sich nach jenem Teil der Behausung, in dem die Seinigen wohnten. Die Frauen schliefen noch nicht, sondern sprachen von den gefährlichen Gästen, die im Gastzimmer nächtigten.

      1 Distriktschef

      2 Mohammedanische Sekte

      3 Lehrer, Meister

      2

      In derselben Nacht hatten drei Soldaten und ein Unteroffizier die fünfzehn Werst von dem Dorfe, in dem Hadschi Murat nächtigte, entfernte Festung Wosdwischenskoje durch das Schachgerinische Tor verlassen. Die Soldaten trugen kurze Pelze nebst Fellmützen und bis über die Knie reichende Stiefel, wie sie damals die kaukasischen Soldaten zu tragen pflegten; der gerollte Mantel war über den Rücken gehängt. Die Soldaten marschierten zunächst mit dem Gewehr über der Schulter auf der Straße daher; nach etwa fünfhundert Schritten bogen sie ab, gingen, mit den Stiefeln das trockene Laub aufwühlend, noch etwa zwanzig Schritte nach rechts und machten neben einer umgebrochenen Platane, deren Stamm auch im nächtlichen Dunkel noch sichtbar war, halt. An dieser Platane wurde in der Regel ein Geheimposten ausgestellt.

      Die funkelnden Steine, die, solange die Soldaten durch den Wald marschierten, über die Baumwipfel dahin zu eilen schienen, hatten jetzt gleichfalls halt gemacht und blinkten hell zwischen den entlaubten Zweigen der Bäume hindurch. »Da wären wir,« sagte der Unteroffizier Panow trocken, während er das lange Gewehr mit dem aufgepflanzten Bajonett von der Schulter nahm und gegen einen Baumstamm lehnte, daß es nur so klirrte. Die drei Soldaten folgten seinem Beispiel.

      »Nun hab' ich sie weiß Gott verloren!« sagte Panow ärgerlich. »Entweder habe ich sie zu Hause vergessen, oder sie ist mir unterwegs herausgefallen.«

      »Was suchst du denn?« fragte einer der Soldaten mit munterer, kecker Stimme.

      »Meine Pfeife – weiß der Teufel, wo ich sie gelassen habe!«

      »Hast du wenigstens das Pfeifenrohr?« fragte dieselbe Stimme.

      »Ja, hier ist's.«

      »Wart, dann wollen wir gleich Abhilfe schaffen, du kannst aus der Erde rauchen.«

      Es war eigentlich verboten, auf dem Geheimposten zu rauchen, aber dieser Geheimposten hier war eigentlich gar kein solcher, sondern eher eine vorgeschobene Wache, die lediglich darauf zu achten hatte, daß die Bergbewohner nicht, wie es früher geschehen war, unbemerkt ihr Geschütz an die Festung heranbrächten und diese beschössen. Panow sah nicht ein, weshalb er sich unter solchen Umständen das Vergnügen des Rauchens versagen sollte, und so ging er auf den Vorschlag des munteren Soldaten ohne weiteres ein. Der Soldat nahm sein Messer aus der Tasche und grub damit ein Loch in dem Waldboden aus. Nachdem er die Erde an allen Seiten glatt angedrückt hatte, setzte er das Pfeifenrohr hinein, füllte das Loch mit Tabak, drückte ihn fest hinein, und die Pfeife war fertig. Das Feuerzeug blitzte auf und erhellte für einen Augenblick das knochige Gesicht des Soldaten, der auf dem Bauche dalag. Ein Pfeifen ließ sich in dem Rohre vernehmen, und Panow zog mit Behagen den angenehmen Duft des glimmenden Tabaks ein.

      »Na, hast du es fertig gebracht?« fragte er den Soldaten.

      »Und ob – da, sieh doch!« antwortete dieser.

      »Bist doch ein tüchtiger Kerl, Awdjejew – ein ganz durchtriebener Bursche.«

      Awdjejew rückte zur Seite, um Panow Platz zu machen. Während noch eine letzte Rauchwolke seinem Munde entstieg, legte Panow sich lang hin auf den Bauch, wischte das Mundstück des Pfeifenrohres mit dem Ärmel ab und begann drauflos zu dampfen.

      Als alle der Reihe nach drangewesen waren, kamen sie ins Gespräch.

      »Der Kompaniechef soll wieder mal in die Kasse gegriffen haben. Mächtig viel soll er verspielt haben,« sagte einer der Soldaten in lässigem Ton.

      »Er wird's schon zurückgeben,« meinte Panow.

      »Gewiß doch, er ist ein braver Offizier«, bestätigte Awdjejew.

      »Was heißt brav!« versetzte düster der Soldat, der die Sache aufs Tapet gebracht hatte. »Ich meine, die Kompanie sollte ihn zur Rede stellen – wenn er's schon genommen hat, dann mag er sagen, wie viel, und wann er's zurückzahlen wird.«

      »Darüber muß die Kompanie entscheiden,« sagte Panow, die Pfeife aus dem Munde lassend.

      »Das versteht sich, dafür hat sie ihren Verstand, gerade so gut wie der einzelne Mensch,« pflichtete Awdjejew ihm bei.

      »Es muß Hafer gekauft werden, und zum Frühjahr brauchen wir neue Stiefel – woher soll das Geld genommen werden, wenn er es wegnimmt?« murrte der Unzufriedene.

      »Ich sage ja: die Kompanie mag's entscheiden«, wiederholte Panow. »Es wäre nicht das erste Mal, daß er's nimmt und wieder zurückgibt.«

      In jener Zeit verwaltete beim kaukasischen Heere jede Kompanie ihre ökonomischen Angelegenheiten durch erwählte Vertrauensleute. Sie erhielt aus der Kasse sechs und einen halben Rubel auf den Mann und verproviantierte sich dafür selbst, pflanzte Kohl, mähte Heu, hatte ihren eigenen Fuhrpark und war stolz auf ihre wohlgenährten Pferde. Das Geld der Kompanie befand sich in einer Schatulle, deren Schlüssel der Kompaniechef in Verwahrung hatte, und es kam häufig vor, daß dieser Anleihen bei der Schatulle machte. Ein solcher Fall lag auch diesmal wieder vor, und eben davon sprachen die Soldaten. Der mürrische Soldat – Nikitin hieß er – wollte, daß der Chef Rechenschaft ablege, während Panow und Awdjejew der Ansicht waren, daß dies nicht nötig sei.

      Nach Panow kam Nikitin an die Reihe, ein paar Züge aus der Pfeife zu tun, worauf er seinen Mantel neben einem Baume ausbreitete und, mit dem Rücken gegen den Baumstamm gelehnt, sich niedersetzte. Die Soldaten verstummten. Man hörte nur das Rauschen des Windes hoch oben in den Wipfeln der Bäume. Mitten durch dieses ununterbrochene leise Geräusch hindurch ertönte plötzlich das Heulen, Winseln, Weinen und Lachen der Schakale.

      »Da – wie sie lachen, die Biester!« sagte Awdjejew.

      »Sie lachen dich aus, weil deine Schnauze schief ist,« ließ der vierte Soldat, ein Kleinrusse, seine feine, singende Stimme vernehmen.

      Wieder wurde es still, nur der Wind strich durch das Geäst der Bäume und bewegte diese, daß die Sterne am Himmel abwechselnd verdeckt und wieder sichtbar wurden.

      »Sag' mal, Antonytsch,« fragte plötzlich der muntere Awdjejew den Unteroffizier, »kommt es dir auch mal vor, daß die Sehnsucht dich erfaßt?«

      »Was für eine Sehnsucht?« fragte Panow griesgrämlich.

      »Mich СКАЧАТЬ