Moby Dick. Herman Melville
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Название: Moby Dick

Автор: Herman Melville

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752992410

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СКАЧАТЬ an der bestimmten Stelle oder saß auf seinem Schemel aus Walfischbein. Manchmal ging er auch mit seinem schweren Schritt auf dem Deck herum. Als der Himmel sich aufklärte und weniger schwermütig aussah, wurde er mehr und mehr ein Einsiedler, als ob der bleiche Schein des Winters ihn auf der See abgesondert hätte. Und so geschah es nach und nach, daß er fast immer draußen war. Aber was er sagte oder was er auf Deck tat, auf dem schließlich die Sonne leuchtete, schien keinen besonderen Sinn zu haben. Der »Pequod« machte jetzt nur eine Überfahrt, er war noch nicht auf einer richtigen Kreuzerfahrt. Den Maaten waren fast alle Vorbereitungen zur Walfischjagd überlassen. Für den Kapitän Ahab war also nichts zu tun, auch brauchte er nichts zu befehlen. So hingen denn die Wolken auf der Stirn des Kapitäns, Schicht auf Schicht, so wie sich die Wolken immer den höchsten Gipfel aussuchen.

      Trotzdem schien das eindrucksvolle, warme, heitere Ferienwetter, in das wir kamen, ihn allmählich aus seiner Schwermut aufzurütteln. Wenn der April und der Mai wie zwei rotbäckige, tanzende Mädchen in die winterlichen, griesgrämigen Wälder kommen, so wird auch schließlich die alte, raue, von Blitzen heimgesuchte Eiche einige grüne Sprösslinge treiben, um den lustigen Besuch willkommen zu heißen. So reagierte auch Ahab schließlich ein wenig auf das lustige Treiben der jungfräulichen Lüfte. Mehr als einmal leuchtete sein Blick auf, und bei einem anderen würde auf demselben Gesicht ein Lächeln sichtbar geworden sein.

      Dreizehntes Kapitel

      Einige Tage vergingen und das Eis und die Eisberge verschwanden am Achterdeck. Da fuhr der »Pequod« durch den leuchtenden Frühling von Quito, der an der Schwelle des August in der tropischen Zone seit ewiger Zeit nahezu zur Herrschaft kommt. Die warmen, wenn auch noch ein wenig kühlen, klaren, duftenden und von aller Pracht überquellenden Tage waren wie kristallene Becher, die mit persischem Sorbet gefüllt sind, und in die man Schneewasser von Rosenduft getan hat. Die sternbedeckten und herrlichen Nächte waren wie stolze Damen in Samtkleidern, mit Juwelenschmuck, die daheim in Stolz und Einsamkeit an ihre fernen Grafen, an die mit Goldhelmen versehenen Sonnen denken, die auf Abenteuer ausgezogen waren. Für einen Schlafenden war es schwer, sich zwischen solch lieblichen Tagen und solch herrlichen Nächten zu entscheiden. Aber aller Zauber des nicht nachlassenden wundervollen Wetters beeinflusste nicht nur die äußere Welt, er gab auch der Seele neue Spannkraft, besonders wenn die milden Abendstunden kamen. Dann trieb die Erinnerung ihre Kristalle, wie sich an stillen Dämmerabenden das helle Eis am leichtesten bildet. Und ganz besonders zeigte sich dieser Einfluss bei Ahab.

      Das Alter findet nie rechten Schlaf und ist immer auf dem Posten. Je länger man mit dem Leben verknüpft ist, um so weniger hat man mit dem zu tun, was wie der Tod aussieht. Unter den Kommandanten verlassen die alten Graubärte am häufigsten ihre Koje, um das in den Mantel der Nacht gehüllte Deck zu besuchen. Bei Ahab war es genau so. Er schien sich nun sehr viel in der freien Luft aufzuhalten, und zwar galten seine Besuche mehr der Schiffskabine, als dem offenen Deck, das er von der Kajüte aus betreten musste. »Es kommt einem so vor, als ob man in sein eigenes Grab marschierte,« brummte er vor sich hin, »wenn ein alter Kapitän wie ich zu diesem engen Loch heruntersteigt.«

      Wenn die Nachtwachen bestimmt waren, lösten die Leute an Deck die anderen, die unten im Schlaf lagen, ab. Wenn ein Tau am Vorderdeck hochgezogen werden musste, so warfen es die Matrosen nicht rücksichtslos wie am Tage herab, sondern ließen es mit der allergrößten Vorsicht an den bestimmten Platz herabfallen, um ja nicht den Schlaf ihrer Schiffskameraden zu stören. Als dies zur allgemeinen Regel wurde, saß auch der stille Steuermann in aller Ruhe da und sah nach dem Kabinenloch. Und bald darauf tauchte auch der Alte auf und hielt sich an dem eisernen Geländer fest, um seinem lahmen Bein etwas nachzuhelfen.

      Eine gewisse Menschlichkeit musste man ihm zuerkennen. Er legte keinen Wert darauf, zu solchen Zeiten das Achterdeck zu kontrollieren. Die müden Maaten hätte das Klappern seines elfenbeinernen Ganges schwere Träume gekostet, und sie hätten an die zermalmenden Zähne des Haies gedacht. Aber einmal dachte er in seiner Schwermut nicht an solche alltäglichen Dinge. Als er das Schiff vom Heck bis zum Hauptmast mit seinem schweren Tritt durchmaß, kam Stubb, der alte zweite Maat, von unten herauf. Mit seinem unbedachtsamen und geringschätzigen Humor wies er darauf hin, daß man nichts dagegen haben könne, wenn der Kapitän Ahab auf den Planken an Deck spazieren ginge. Aber das Geräusch ließe sich doch leicht dämpfen, und er wies etwas undeutlich und zögernd auf ein Stück Hanf vom Schiffstau hin, das man leicht um den elfenbeinernen Fuß wickeln könnte. Stubb, da hast du unseren Ahab aber schlecht gekannt!

      »Bin ich denn eine Kanonenkugel, Stubb,« sagte Ahab, »daß du mich auf diese Weise in Watte wickeln willst? Aber kümmere dich um deine Sachen! Mach, daß du in dein Loch kommst! Da könnt ihr euch eure Bettdecke mit Watte vollpacken. Los, Hund, kusch dich!«

      Der Zornesausbruch des Alten, der so ganz unerwartet kam, machte Stubb einen Augenblick sprachlos. Da sagte er in der Erregung: »Ich bin es nicht gewohnt, Kapitän, daß man mir gegenüber solche Ausdrücke gebraucht.«

      »Weg!« knurrte Ahab zwischen den Zähnen und ging fort, um einem Zornesausbruch aus dem Wege zu gehen.

      »Bis jetzt hat man mich noch nicht einen Hund genannt«, sagte Stubb, der nun etwas Mut gefasst hatte.

      »Dann laß dir gesagt sein, daß du ein Affe, ein Maultier und ein Esel bist, und daß du dich fortscheren sollst!«

      Bei diesen Worten ging Ahab mit einem solchen Ausdruck des verhaltenen Zornes auf ihn zu, daß Stubb unwillkürlich ein paar Schritte zurückging.

      »Ich habe immer noch jedem tüchtig herausgegeben«, brummte Stubb, als er wieder in das Kabinenloch herabstieg. »Das kommt mir ja seltsam vor. Halt! Ich weiß nicht, was ich tun soll, soll ich zurückgehen und ihm eins zwischen die Zähne schlagen, oder soll ich – was für ein blödsinniger Einfall! – vor ihm niederknien und ihn um Verzeihung bitten. Das wäre denn das allererste Mal! Es ist wirklich seltsam! Vorn und hinten betrachtet, ist das der merkwürdigste Alte, mit dem ich jemals zur See gefahren bin. Wie er mich ansah, als ob ihm Blitze aus den Augen schössen. Ist er am Ende wahnsinnig? Sicher ist da etwas nicht in Ordnung. Er liegt nur drei Stunden im Bett, und dann schläft er noch nicht einmal. Hat der Lausejunge, der Steward, mir nicht gesagt, daß seine Hängematte alle Morgen zerknüllt und durcheinandergebracht ist, daß das Bettuch an das Fußende getreten und die Bettdecke auf einen Haufen zusammengeknüllt ist, daß das Kissen schrecklich heiß ist, als ob ein heißer Backstein darauf gelegen hätte? Das muss ja ein merkwürdig heißblütiger Alter sein.

      Das reine Rätsel! Ich möchte bloß mal wissen, warum er jede Nacht, wie der Junge erzählt, hinten in den Kielraum geht, was er da nur zu suchen hat? Ist das nicht merkwürdig?«

      Vierzehntes Kapitel

      Als Stubb weg war, stand Ahab noch eine Zeitlang da und sah über die Reling. Dann rief er einen Matrosen von der Wache und schickte ihn nach unten, damit er den Schemel aus Walfischbein und die Pfeife hole. Er zündete die Pfeife an der Lampe im Kompasshäuschen an und stellte den Schemel an der Schlagseite des Decks auf, setzte sich hin und fing an zu rauchen.

      Wie die alten Schriften sagen, wurden die Throne der seefahrenden dänischen Könige in altnordischer Zeit aus den Hauern des Narwals hergestellt. Wenn man Ahab auf seinem Dreifuß aus Walfischbein dasitzen sah, wirkte er wie ein leibhaftiger König! Wie ein Khan in seinem Zelt und ein König des Meeres, so saß Ahab, der Herrscher der Leviathans, da! Einige Minuten vergingen. Der dicke Rauch kam in schnellen Zügen aus dem Munde und ging ihm wieder ins Gesicht. »Was ist denn los?« sagte er schließlich für sich hin und nahm das Rohr aus dem Munde. »Das Rauchen bekommt mir nicht mehr. Meine schöne Pfeife! Wie schlecht muss es mir gehen, wenn du mir nicht mehr schmeckst! Hier habe ich mich abgequält, ohne ein Vergnügen dran zu finden, und habe gegen den Wind, ohne es zu merken, die ganze Zeit geraucht. Gegen СКАЧАТЬ