Название: Peterchens Mondfahrt
Автор: Gerdt von Bassewitz
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752992397
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»Eins, zwei, drei – eins, zwei, drei,
Fiel eine Biene in den Brei;
Plumsdibums,
Dideldumdei!
Alle Käfer sitzen drum herum,
Lachen sich schief,
Lachen sich krumm,
Brumm, brumm!
Vier, fünf, sechs – vier, fünf, sechs,
Macht eine Fliege einen Klecks;
Putschpitschpatsch,
Klickklackklecks!
Pfui, ruft jeder rechte Käfermann,
Seht sie an,
Was sie kann,
Heran, heran!
Sieben, acht, neun – sieben, acht, neun,
Tanzen alle kleinen Käferlein;
Ringelreih,
Dideldudeldei!
Um die dicke Linde mit Gesumm,
Rechts herum,
Links herum,
Brumm, brumm!«
Dabei wurde er so fidel, daß er ganz vergaß, wo er war, und sehr erschrak, als Peterchen und Anneliese plötzlich laut auflachten, weil er gar so komisch herumsprang bei seinem Tanz. Er hatte sie nämlich mit seiner Musik aufgeweckt und gar nicht bemerkt, daß sie ihm schon eine ganze Weile zusahen. Eigentlich hatte er Angst und wollte sich schnell totstellen, aber die Kinder lachten so vergnügt, daß er sich wieder ein Herz fasste. Er legte also seine Geige auf den Tisch, strich seine schöne, schwarz-weiße Weste glatt, richtete die kleinen Fühlhörnchen an seinem Kopf auf, machte eine Verbeugung und stellte sich vor: »Herr Sumsemann!«
Die Kinder waren aus ihrem Bettchen geklettert, und da sie wußten, was sich gehört, machte Peterchen auch eine Verbeugung, Anneliese einen Knicks, und sie stellten sich ebenso vor. Nun aber waren sie schrecklich neugierig, beguckten und befühlten den Sumsemann überall, bewunderten die kleine silberne Geige und wollten alles wissen.
Dem dicken Maikäfer wurde ganz schwindlig von all den Fragen nach der Grille Zirpedirp und nach der toten Frau, die das Huhn gefressen hatte. Plötzlich hatte Peterchen auch entdeckt, daß ihm ein Beinchen fehlte. Der wußte nämlich ganz genau, wieviel Beinchen ein ordentlicher Maikäfer haben muß, und darum fragte er nun.
So war also wirklich der große Augenblick für den Letzten der Sumsemanns gekommen: Zwei gute Kinder fragten ihn nach seinem Beinchen. Viel hundert Jahre hatten seine Ahnen und Vorfahren dies ersehnt und waren totgeschlagen worden. Und jetzt – jetzt!!
Ihm wurde ganz grün vor den Augen, seine Flügel zitterten vor Aufregung, und beinahe wäre er auf den Rücken gefallen. Aber er beherrschte sich doch, so gut es ging, holte tief Luft, wischte sich mit einem grünen Lindenblättchen, das er immer als Taschentuch benutzte, den Schweiß von der Stirn, machte eine sehr geheimnisvolle Miene und sagte: »Ja, das ist eine sehr traurige und wunderbare Geschichte!«
Nun wollten die Kinder natürlich die Geschichte hören, schleppten drei Schemelchen herbei, und gleich darauf saßen sie, der Maikäfer in der Mitte, Peterchen links und Anneliese rechts dicht neben ihm. Es war totenstill in der Stube und sehr geheimnisvoll. Der Mond sah groß und gelb durch die Blumen vor dem Fenster, und der Maikäfer erzählte langsam und feierlich mit einem leisen brummenden Stimmchen die Geschichte vom Beinchen, von der Nachtfee und vom Mondmann. Staunend hörten die Kinder zu. Ja, das war wirklich eine wunderbare und geheimnisvolle Geschichte!
Es war ihnen ganz seltsam zumute. als der Maikäfer nun mit dem Erzählen fertig war und sie mit zwei großen Tränen in seinen runden Glotzäugelchen fragend anguckte. Peterchen war sehr gerührt, und Anneliese wischte sich mit ihrem Hemdzipfelchen sogar die Augen, weil ihr immer die Tränen kamen. Dann aber fasste sich Peterchen ein Herz und sagte, daß er das Beinchen schon recht gern mit Anneliese vom Mond herunterholen möchte; aber der Mond – das hatte er schon mal gehört vom Vater –, der wäre sehr weit fort, da oben irgendwo ganz hoch in der Luft; und wer nicht fliegen könnte, würde wohl niemals hinaufkommen. Anneliese wußte zwar noch weniger vom Mond als Peterchen; aber hoch war er sicher, vielleicht noch höher als der Schornstein auf dem Haus, und sie hatte doch ein klein bißchen Angst, daß man kaputtgehen könnte, wenn man da hinaufwollte, ohne richtig fliegen zu können. Sie sah ganz verlegen aus. Der Sumsemann aber wußte: wenn die Kinder nur wollten, so war es schon gut; wenn sie den guten Willen hatten, zu helfen, dann konnte er sie sogar das Fliegen lehren. So stand es nämlich in der Familiengeschichte der Sumsemanns deutlich mit weißer Tinte auf grünen Blättern geschrieben. Er hatte es auswendig gelernt. Selig umarmte er die beiden Kinder und sagte, daß sie das Fliegen sehr leicht von ihm lernen könnten, wenn sie nur ein bißchen aufpaßten, wie er es mache. Na, das war was für Peterchen und Anneliese!
Sie fingen laut an zu lachen und tanzten wie toll in ihren Hemdchen im Zimmer herum. Aber es galt keine Zeit zu verlieren, wenn sie noch nach dem Mond fliegen wollten. Und so setzte der dicke Maikäfer sich in Positur, um den Kindern etwas vorzufliegen. »Aufgepaßt!« sagte er, nahm seine kleine silberne Geige ans Kinn, spielte und sang dazu:
»Rechtes Bein – linkes Bein,
Rechtes Bein – linkes Bein,
Rechtes Bein und linkes Bein,
Summ! – dann kommt das Flügelein
Summ – Summ – Summ!«
Da flog er auch schon im Zimmer herum, und die Kinder klatschten vor Vergnügen laut in die Hände. Jetzt sollten sie es nachmachen. Es war ein feierlicher Augenblick!
Peterchen stellte sich in Positur, und Anneliese daneben, mit ein ganz klein wenig Herzklopfen. Der Maikäfer stand vor ihnen mit der Geige, sie mußten die Ärmchen ausbreiten, und während er geigte und sang, machten sie gehorsam die komischen Schritte nach, die er vorhin vorgemacht hatte. Plötzlich als er sang: »Summ! – dann kommt das Flügelein.« Was war das? Sie hoben sich von der Erde in die Luft ... ja ... sie flogen richtig rund im Zimmer herum!
Zuerst waren sie so erstaunt, daß sie nur die Augen ganz weit aufrissen und auch die Mäulchen. Dann aber konnte es Anneliese nicht mehr aushalten vor Vergnügen; denn es war wirklich zu schön, so wie ein richtiger Käfer in der Luft herumzusummen. Sie lachte laut auf, strampelte mit den Beinchen und klatschte begeistert in die Hände... Bauz!! Da lagen sie beide auf der Nase!
Sie guckten den Herrn Sumsemann sehr erstaunt an. »Das kommt vom Klatschen«, sagte der. Natürlich, wenn man fliegen will, darf man nicht in die Hände СКАЧАТЬ