Название: TARZANS RACHE
Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752919714
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Was hatte Tarzan veranlasst, seinen geruhsamen Aufstieg in der Nähe des sicheren Stammes plötzlich zu unterbrechen und dann einen gefährlichen Umweg durch die äußeren Äste zu nehmen? Kein menschliches Auge hätte in dieser Finsternis etwas zu unterscheiden vermocht. Nicht einmal die kleine Plattform, die sich einen Augenblick zuvor noch dicht über Tarzan befunden hatte und die jetzt schon ein beträchtliches Stück unter ihm lag. Man hörte ein drohendes Fauchen und als der Mond hinter einer Wolke für Sekunden hervortrat, ließ sich auf der Plattform ein dunkler Körper erkennen. Es war Sheeta, der Panther.
Der Affenmensch beantwortete das Fauchen der Katze mit einem gereizten Knurren, das grollend aus seiner mächtigen Brust stieg. Es war ein warnendes Knurren, um dem Panther klar zu machen, dass er sich in einem fremden Lager befand, wo er nichts zu suchen hatte. Aber Sheeta war nicht geneigt, den guten Platz ohne weiteres aufzugeben. Den schönen Kopf nach oben gerichtet, fauchte er zu dem großen, braunhäutigen Tarmangani hinauf.
Ganz langsam bewegte sich der Affenmensch dem Stamme zu, bis er sich direkt über dem Panther befand. In der Hand hielt er das Jagdmesser seines längst verstorbenen Vaters - jenes Messer, das ihm zu einem ersten Aufstieg über die Tiere des Dschungels verholfen hatte. Er hoffte indessen, dass er es nicht würde gebrauchen müssen. Denn Tarzan wusste gut, dass mehr Streitigkeiten im Dschungel mit wildem Fauchen und Knurren als mit tatsächlichem Kampf ausgetragen werden. Nur wenn es um das Fressen ging oder um ein Weibchen, griffen die großen Tiere einander mit Fängen und Tatzen an.
Tarzan stemmte sich fest gegen den Stamm des Baumes und lehnte sich näher zu Sheeta herab.
Der Panther setzte sich auf. Seine entblößten Reißzähne glänzten nur wenige Fuß vom höhnisch verzogenen Gesicht des Affenmenschen entfernt. Tarzan knurrte und fauchte wild. Einmal schlug er mit dem Messerrücken nach dem Gesicht der großen Katze.
»Ich bin Tarzan, der Affenmensch«, besagte sein Knurren und Fauchen. »Das Lager gehört mir. Geh, oder ich werde dich töten.«
Tarzan bediente sich der Sprache der großen Dschungelaffen. Deshalb war es zweifelhaft, ob Sheeta ihn verstehen konnte. Die große Katze begriff indessen sehr wohl, dass der riesige haarlose Affe von diesem guten Lager Besitz ergreifen wollte. Und gerade diesen Platz hatte Sheeta, der Panther, so sorgsam ausgesucht, weil drunten auf dem Pfad während der Nacht und zum Morgen hin allerlei jagdbares Getier vorüberkommen musste.
Wie ein Blitz ließ die Katze ihre riesige Tatze mit den scharfen Krallen emporzucken. Der furchtbare Schlag hätte Tarzans Gesicht zerrissen, wenn er sein Ziel erreichte. Der Hieb traf aber nicht. Tarzan war schneller als der Panther.
Breitbeinig behauptete Sheeta seinen Platz auf der Plattform. Tarzan löste den Speer aus der Schlinge und hielt die Spitze dicht vor das Gesicht der Großkatze. Sheeta schlug mit den Pranken nach der Waffe. Dabei setzten beide ihr Duett blutrünstigen Fauchens und Knurrens fort.
Halb verrückt vor Wut versuchte der Panther endlich, den Ruhestörer anzugreifen. So oft er aber zum Sprung nach dem Ast ansetzte, auf dem sich Tarzan befand, tanzte ihm die Spitze des Speeres vor dem Fang umher. Und so oft Sheeta zum Anlauf einige Schritte zurücktrat, wurde er mit der Speerspitze an seinen empfindlichsten Stellen gekitzelt. Schließlich überwand die Wut in ihm alle gebotene Vorsicht. Mit einem mächtigen Satz gewann der Panther Halt am rissigen Stamm und erreichte den Ast, den Tarzan zu verteidigen suchte. Nun standen sich die beiden auf gleicher Höhe gegenüber. Sheeta sah bereits eine schnelle Rache und ein Abendessen überdies vor sich. Der haarlose Affenmensch mit den winzigen Fängen und den lächerlich kleinen Pranken schien ihm hilflos ausgeliefert.
Der dicke Ast bog sich unter dem Gewicht der beiden riesigen Körper, als Sheeta vorsichtig vorwärts zu kriechen begann, während sich Tarzan, immer noch knurrend, langsam rückwärts zur Spitze des Astes hinschob.
Der Sturm hatte sich mittlerweile zum Orkan entwickelt. Sogar die Giganten unter den Urwaldbäumen schwankten sausend hin und her. Der Ast, auf dem sich Tarzan und Sheeta befanden, fegte auf und nieder wie ein Schiff, das in schwerer Dünung treibt.
Goro, der Mond, war jetzt vollkommen verschwunden. Weithin zuckten Flächenblitze über den Himmel und gossen in kurzen Abständen ihr Licht über den grimmigen Schlussakt eines leidenschaftlichen Kampfes im schwankenden Geäst.
Immer weiter kroch Tarzan zurück und lockte so Sheeta vom Stamm des Baumes hinweg. Immer unsicherer wurde der Halt für die Katze. Durch kurze Speerstöße zu wilder Wut aufgestachelt, vergaß der Panther alle Vorsicht. Er war bereits soweit vorwärts gekrochen, dass er auf dem dünner werdenden Ast kaum noch zu liegen vermochte.
Diesen Augenblick wählte Tarzan für seinen Angriff. Mit einem Brüllen, das sich mit dem rollenden Donner am Himmel vermischte, sprang er den Panther an. Sheeta konnte nur rasch eine seiner Pranken zum Schlag erheben, da er sich mit den Krallen der anderen Füße festhalten musste. Der Affenmensch kam nicht in den tödlichen Halbkreis, den die zuschlagende Pranke beschrieb.
Im Bogen übersprang er gewandt die drohenden Klauen und den schnappenden Fang. Mitten in der Luft warf sich Tarzan herum und landete rittlings auf dem Rücken der riesigen Katze. Im gleichen Augenblick stieß er das Jagdmesser tief in die lohfarbene Flanke des Gegners. Schmerz, Hass und Wut ließen Sheeta blindlings um sich schlagen und beißen. Er warf sich hin und her, um den unerwünschten Reiter loszuwerden. Es gelang ihm nicht. Seine wilden Bemühungen führten nur dazu, dass die Klauen und Pranken von dem Holz des schwankenden Astes abrutschten. Einen Augenblick noch hielt sich Sheeta, der Panther, mit den Krallen der Vorderpfoten. Zwischen Himmel und Erde schwebend, stieß er ein halb klägliches, halb wütendes Fauchen aus. Dann stürzte er ab. Tarzan aber saß noch immer auf seinem Rücken.
Krachend stürzten beide durch die zersplitternden Zweige. Nicht eine Sekunde lang dachte der Affenmensch daran, den Feind aus dem tödlichen Zugriff zu lassen. Dieser Kampf ging jetzt auf Leben oder Tod, getreu dem Gesetz des Dschungels. Einer von ihnen musste sein Leben lassen - oder beide.
Sheeta landete nach Art der Katzen auf allen vieren. Seine gespreizten Beine hatten nicht genug Kraft, das Gewicht des auf seinem Rücken festgeklammerten Tarzan abzufangen. Der Aufprall drückte Sheeta zu Boden. Abermals traf ihn das breite Messer in die Flanke. Noch einmal versuchte der Panther auf die Füße zu kommen. Er sank kraftlos in sich zusammen.
Tarzan fühlte, wie die Muskeln der großen Katze erschlafften. Sheeta war tot.
Der Affenmensch erhob sich und setzte einen Fuß auf den Körper des verendeten Gegners. Er hob sein Gesicht zum donnergrollenden Himmel empor. Ein Blitz zuckte auf. In Wildbächen schossen die Regenströme durch die Zweige abwärts. In das Tosen des Unwetters mischte sich Tarzans wilder Siegesruf, wie ihn die Bullen unter den großen Menschenaffen nach der Vernichtung des Gegners auszustoßen pflegen.
Sein Ziel war erreicht, der Feind vom Lagerplatz vertrieben. Tarzan sammelte einen Armvoll großer Farnwedel und klomm zu seinem vor Nässe triefenden Lager hinauf. Auf einer Schicht Farnkraut legte er sich nieder. Mit dem Rest deckte er sich zu, um wenigstens etwas Schutz vor dem Regen zu finden. Trotz des heulenden Sturmes und des grollenden Donners fiel er sofort in tiefen Schlaf.
Zweites Kapitel: In der Höhle des Löwen
Der Regen hielt vierundzwanzig Stunden an. Zeitweise erreichte er die Stärke eines Wolkenbruches. Die Spur, der Tarzan bisher gefolgt war, verlöschte unter der Wucht der Regenfälle. Der Affenmensch war höchst schlechter Laune. СКАЧАТЬ