Автор: Wilhelm Stekel
Издательство: Bookwire
Жанр: Медицина
Серия: gelbe Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski
isbn: 9783752909722
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Rot ist Digitalis (Der rote Fingerhut Digitalis purpurea ist eine Heil- und Giftpflanze). Blau ist die Zyane, also Zyankali. Er hatte einmal einen Hund mit giftigen Samen von „Datura stramonium“ (giftiger Stechapfel) umgebracht. Er ist derselbe Patient, der einen Kupferkreuzer in die Milchkanne warf, um die Geschwister umzubringen. (Vgl. „die Träume der Kinder“.
Der Traum spricht von Brandstiftung und Vergiftung. Die bewussten kriminellen Phantasien werden vom Kranken zugegeben. Seine Rettungs-, Erlösungs- und Christusphantasien sind die Reaktion auf seine hypertrophische Kriminalität. Sein Altruismus das Gegenspiel seines grenzenlosen Egoismus (In der „Jüdin von Toledo“ lässt Grillparzer den König Alphons die Verse sprechen:
Obgleich der Mensch, der wirklich ohne Fehler,
auch ohne Vorzug wäre, fürcht‘ ich fast;
denn wie der Baum mit lichtentfernten Wurzeln
die etwa trübe Nahrung saugt tief aus dem Boden,
so scheint der Stamm, der Weisheit wird genannt,
und der dem Himmel eignet mit den Ästen,
Kraft und Besteh‘n aus trübem Irdischen,
dem Fehler nah Verwandten aufzusaugen.
War einer je gerecht, der niemals hart?
Und der da mild, ist selten ohne Schwäche,
der Tapfre wird zum Waghals in der Schlacht.
Besiegter Fehl ist all‘ des Menschen Tugend,
und wo kein Kampf, da ist auch keine Macht.).
Durch die Psychoanalyse werden die Wurzeln der kriminellen Phantasien freigelegt. Sie stehen auch im Dienste der Erotik. Er wollte seine Großmutter töten, um in dem Momente zwischen Leben und Tod seinen Gelüsten zu frönen. (Relative Nekrophilie. (Nekrophilie bezeichnet eine Sexualpräferenz, die auf Leichen gerichtet ist.)) (Immer wieder erscheinen zwei Motive in den kriminellen Phantasien: Geld und Sexualität. Beide lassen sich in Formel „Besitz“ pressen. Der Neurotiker ist ein grenzenloser Egoist. Er möchte „alles und alle“ besitzen. Die kriminellen Phantasien stehen im Dienste der Aggression (Adler). Denn die ersten Aggressionen sind ein Ergreifen und In-Besitz-nehmen.)
Dieser Träumer hat reiche Anlagen und berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Denn starke Kriminalität ist oft nur ein Zeichen großen Talentes...
Die nächsten Träume wurden von Herrn Zampa, den wir schon aus der vortrefflichen Jurany-Analyse (Traum Nr. 173) kennen, selber analysiert. Lassen wir also dem Träumer das Wort:
(449) I. „Ich stieg mit einer Dame, Fräulein Erna Sommersdorf, und einem Herrn die Treppe zum Speisesaal eines Hotels hinunter, um zu speisen. Um der Dame beim Herabsteigen der Treppe behilflich zu sein, reichte ich ihr die Hand. Doch wurde mir gesagt, dass dies unzulässig sei. Ich befestigte nun an einem kleinen Tisch ein Tischtuch mittelst einer Klammer, während dies für die Dame und den Herrn der Kellner besorgte, der dafür von beiden je 16 Heller Trinkgeld erhielt. Der Dame brachte der Kellner Geld zurück. Ich dachte, du brauchst dem Kellner kein Trinkgeld zu geben, denn du hasst ihn ja nicht in Anspruch genommen. Der Herr war dann hinausgegangen und hatte mich zuvor ersucht, während seiner Abwesenheit auf sein Portemonnaie zu achten.“
(450. II. „Ich hatte mir eine Droschke genommen, um von Bonn nach Coblenz zu fahren. Unterwegs fiel mir ein, dass ich doch nur bis zum Bonner Bahnhof fahren könnte. Ich sagte dies dem Kutscher; dieser stieg vom Bock. Das Pferd — ein alter, abgetriebener Gaul — zog plötzlich an. Ich ergriff die Leine, um das Pferd zum Stillstehen zu bringen. Es erfolgte aber trotzdem ein leichter Zusammenstoß mit einem leeren, großen Möbelnagen. Ich sah dann, dass das Pferd hingefallen und die Deichsel zerbrochen war. Ich schob den Möbelwagen etwas zurück und ergriff das Pferd beim Kopf, wodurch es wieder auf die Beine kam. Die etwa 15 — 16jährige Tochter des Kutschers wünschte ich zu koitieren, hielt dies aber im Einverständnis mit dem Vater geheim. Später kam meine Schwester und sagte tränenden Auges zu mir: „Ich glaube, du wirst auch noch deine eigene Schwester koitieren.“ Mir waren diese Worte zwar peinlich und ich zupfte verlegen an einem Pflaster, mit dem eine in der Innenfläche der Hand befindliche Wunde verdeckt war; ich dachte aber, dass ich mich trotzdem keinen Augenblick besinnen würde, die Schwester zu koitieren.“
„Die Analyse dieses Traumes führt zu folgendem Ergebnis:
I. Ich beabsichtige, mit meiner verheirateten Schwester, die als Fräulein Erna Sommersdorf erscheint, in einem Hotel zu speisen, d. h. sie zu koitieren. Um ihr das Herabsteigen von der Treppe, den Sündenfall, zu erleichtern, reiche ich ihr Beistand leistend die Hand, indem ich damit gleichzeitig die Inbesitznahme der Schwester andeute. Doch der Schwager steht der Verwirklichung meiner Absicht hindernd im Wege, er muss beseitigt werden. Die Tischtücher bedeuten Leichentücher, der schwarz gekleidete Kellner ist der Tod bzw. in Anlehnung an einen früheren Traum Charon, der greise Fährmann der Unterwelt, der die Schatten der Toten gegen Erlegung eines Obolus, des „Trinkgeldes“, über die Flüsse der Unterwelt setzt. Gleichwie ich für meine Person nicht die geringste Lust verspüre, die Unterwelt aus eigener Anschauung kennen zu lernen, denn ich nehme die Dienste des Fährmanns nicht in Anspruch, muss natürlich auch die Schwester für meine Zwecke am Leben bleiben. Sie erhält daher von Charon das Fährgeld zurück. Die Wunscherfüllung liegt in dem „Hinausgehen“ des Schwagers, das gleichbedeutend ist mit seinem Tod, so dass ich nunmehr ungehindert die in dem zurückgelassenen Portemonnaie (Vagina) der Schwester bestehende Erbschaft des Schwagers antreten kann.
II. Der zweite Teil des Traumes besagt zunächst, dass ich ungeachtet aller Anstrengungen mein Ziel, die Erfüllung der Inzestwünsche, nicht erreichen werde. Die darauf hinzielenden Phantasien sind deshalb mit Schmähungen auf die Eltern durchsetzt. Der Kutscher bedeutet: 1. den Vater, 2. mich selbst. Der alte, abgetriebene Gaul stellt selbstverständlich wiederum den Vater dar, den ich bei der „Leine“, den Penis, ergreife, um ihm den Koitus zu wehren. Gleichwohl erfolgt ein „leichter Zusammenstoß mit einem leeren großen Möbelwagen“, der Mutter, deren Leib infolge ihres Alters „leer“, d. h. unfruchtbar und deren Vagina durch zahlreiche Geburten „groß“ geworden ist. Aber auch der Vater vermag die Geschlechtsfunktionen nicht mehr auszuüben; er bringt es nur zu einem leichten Zusammenstoß, seine „Deichsel“ ist gebrochen. Für die Befriedigung meines ungestümen Sexualbedürfnisses kann meine Mutter wegen ihres Alters nicht mehr in Betracht kommen; es ist daher naheliegend, dass sich mein Begehren auf die junge Schwester richtet.
III. Schließlich ziehen sich durch den Traum starke Vergiftungskomplexe. Ich stehe an Stelle des Kellners und reiche dem verhassten Schwager den mit Morphium gefüllten Giftbecher. Ich bemerke hierzu, dass mir ein Arzt vor Jahren ein Fläschchen mit Morphium unter Erläuterungen über dessen Wirkungsweise gezeigt hatte. Dieses Fläschchen, das mir erst kürzlich ein Traum in Gestalt einer „mit Benzin („Benzin“ verrät noch die Pläne einer Explosion, um die Spuren seiner Verbrechen zu verwischen.) angefüllten Phiole“ (Eine Phiole ist ein birnenförmiges Glasgefäß mit langem, engem Hals, das bereits von den Alchemisten der Antike benutzt wurde) vorgeführt, hatte zu jener Zeit meine Gedankenwelt lebhaft erregt. Nun gestattet der Name „Sommers-dorf“ die Ableitung in Morphium (mors durch Morphium). Weitere von Herrn Dr. Stekel vorgenommene interessante Assoziationen, die zu dem Wort Morphium geführt haben, muss ich hier leider verschweigen. Bei der Analyse des gegenwärtigen Traumes erinnerte ich mich der Worte Fausts:
Ich grüße Dich, du einzige Phiole,
die ich mit Andacht nun herunterhole! …
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