Oliver Twist. Charles Dickens
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Название: Oliver Twist

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750299498

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СКАЧАТЬ unmittelbar vor seiner Nase befand, so folgte daraus mit Notwendigkeit, daß er überall auf dem Pulte nach ihm suchte, ohne es zu finden, und da er nun beim Suchen auch gerade vor sich hinblickte, so fiel sein Auge auf das bleiche, verstörte Antlitz Oliver Twists, der trotz aller ermahnenden Blicke und Püffe Bumbles das abstoßende Äußere seines zukünftigen Lehrmeisters mit einem aus Grauen und Furcht gemischten Ausdruck betrachtete.

      Der alte Herr hielt inne, legte die Feder aus der Hand und blickte von Oliver zu Mr. Limbkins hinüber, der mit unbefangener, heiterer Miene eine Prise Schnupftabak zu nehmen versuchte.

      «Mein liebes Kind!» sagte der alte Herr, sich über sein Pult lehnend. Oliver fuhr beim Klang seiner Stimme zusammen. Dies läßt sich entschuldigen, denn die Worte wurden in freundlichem Tone gesprochen, und ungewohnte Laute erschrecken jeden. Er zitterte heftig und brach in Tränen aus.

      «Mein liebes Kind,» begann der alte Herr von neuem, «du siehst bleich und geängstet aus. Was ist dir?»

      «Treten Sie ein wenig von ihm weg», sagte der andere Beamte, das Papier weglegend und sich mit einem Ausdrucke reger Teilnahme vorbeugend.

      «Nun, mein Kind, sage uns, was dir ist. Habe keine Furcht!» Oliver fiel auf die Knie, hob die gefalteten Hände empor und flehte schluchzend, man möge ihn in das finstere Gemach zurückbringen, hungern lassen, schlagen, ja totschlagen – nur aber mit dem schrecklichen Manne nicht fortschicken.

      «Nun,» sagte Mr. Bumble, indem er seine Hände mit der eindrucksvollsten Feierlichkeit erhob und seine Augen emporschlug, «von allen hinterlistigen, niederträchtigen Waisenkindern, die ich je gesehen habe, bist du der erbärmlichste Kerl, Oliver.»

      «Halten Sie Ihren Mund, Kirchspieldiener», rief ihm der zweite alte Herr zu, als Mr. Bumble seine Rede beendet hatte.

      «Ich bitte Euer Edeln um Verzeihung», erwiderte Bumble, der nicht recht gehört zu haben glaubte. «Haben Euer Edeln zu mir gesprochen?»

      «Jawohl. Halten Sie Ihren Mund!»

      Mr. Bumble war starr vor Entsetzen. Einem Kirchspieldiener zu befehlen, den Mund zu halten! Das war ja wirklich eine Umwälzung aller sittlichen Begriffe!

      Der Friedensrichter blickte auf seinen Kollegen, der in bezeichnender Weise nickte.

      «Ich muß dem Vertrage die Bestätigung versagen», erklärte er dann, das Pergament unwillig zur Seite schiebend.

      «Ich hoffe,» stotterte Mr. Limbkins, «Sie werden nicht geneigt sein, lediglich auf das Zeugnis eines Kindes der Meinung Raum zu geben, daß das Verfahren des Direktoriums einem Tadel unterliege.»

      «Ich bin als Friedensrichter nicht berufen, eine Meinung darüber auszusprechen», entgegnete der alte Herr. «Nehmen Sie den Knaben wieder mit sich und behandeln Sie ihn gut. Er scheint es zu bedürfen.»

      Man hatte den Anschlag heruntergenommen, am folgenden Morgen wurde jedoch Oliver abermals um fünf Pfund ausgeboten.

      4. Kapitel.

      Oliver Twist, dem eine neue Stellung angeboten wird, tritt in das bürgerliche Leben ein.

      Die Direktoren hatten Bumble befohlen, Erkundigungen einzuziehen, ob nicht etwa ein Stromschiffer eines Knaben bedürfe, wie man denn die jüngeren Söhne und ebenso die Waisenkinder gern zur See schickt, um sich ihrer zu entledigen. Gerade als der Kirchspieldiener zurückkehrte, trat Mr. Sowerberry aus dem Hause, der Leichenbestatter des Kirchspiels, der es trotz seiner Beschäftigung doch nicht wenig liebte, zu scherzen.

      «Ich habe soeben das Maß zu den beiden gestern abend gestorbenen Frauenzimmern genommen, Mr. Bumble», rief er ihm entgegen und bot ihm zugleich seine Dose, ein artiges kleines Modell eines Patentsarges.

      «Sie werden noch ein reicher Mann werden, Mr. Sowerberry», bemerkte Bumble.

      «Möcht's wünschen; aber die Direktoren zahlen nur gar zu geringe Preise.»

      «Ihre Särge sind auch gar zu klein, Mr. Sowerberry.»

      «Größere tun auch nicht not, Mr. Bumble, bei der neuen Speiseordnung.»

      Bumble mißfiel die Wendung, welche das Gespräch genommen; er suchte es daher auf einen anderen Gegenstand zu lenken, spielte mit einem seiner großen Rockknöpfe mit dem Kirchspielsiegelemblem – dem barmherzigen Samariter – und begann von Oliver Twist zu sprechen.

      «Beiläufig,» fing er an, «wissen Sie niemand, der einen Knaben braucht? Einen Parochiallehrling, der gegenwärtig eine bloße Last, ein dem Kirchspiel am Halse hängender Mühlstein, möchte ich sagen, ist. Sehr günstige Bedingungen, Mr. Sowerberry, sehr günstige Bedingungen!»

      Bei diesen Worten erhob Mr. Bumble seinen Stab zu dem Anschlage über ihm und schlug dreimal auf die Worte «fünf Pfund», die mit riesengroßen Buchstaben gedruckt waren. Dann fuhr er fort: «Nun, wie denken Sie darüber?»

      «Oh!» erwiderte der Leichenbestatter; «nun, Sie wissen, Mr. Bumble, ich bezahle eine anständige Summe zu den Armenlasten.»

      «Hm!» bemerkte Mr. Bumble. «Nun?»

      «Nun,» antwortete der Leichenbestatter, «ich glaube, daß, wenn ich so viel für die Armen bezahle, ich auch das Recht habe, so viel wie möglich aus ihnen herauszuschlagen, Mr. Bumble, und so – und so beabsichtige ich denn, den Knaben selber zu nehmen.»

      Mr. Bumble faßte den Leichenbestatter beim Arme und führte ihn in das Haus. Mr. Sowerberry blieb fünf Minuten bei den Direktoren, und es wurde abgemacht, daß Oliver noch am selbigen Abend «auf Probe» zu ihm gehen sollte, was soviel sagen will, als daß der Meister, dem ein Kirchspielknabe als Lehrling übergeben wird, denselben auf eine Anzahl Lehrjahre haben soll, um mit ihm zu tun, was ihm beliebt, wenn er nach kurzer Probezeit ersieht, daß ihm der Knabe genug arbeitet, ohne zu eßlustig und also zu kostspielig zu sein. Dem kleinen Oliver wurde gesagt, wenn er nicht gutwillig ginge oder sich im Armenhause wieder blicken ließe, so würde man ihn nach gebührender Züchtigung zur See schicken, wo er unfehlbar ertrinken müsse. Er zeigte wenig Rührung und wurde nunmehr für gänzlich verhärtet erklärt. Er hatte freilich in Wahrheit nicht zu wenig, sondern eher zu viel Gefühl, war aber durch die erfahrene Behandlung betäubt und für den Augenblick vollkommen abgestumpft. Auf dem Wege zu Mr. Sowerberry ermahnte ihn Bumble in seinem gewöhnlichen Tone. Oliver traten die Tränen in die Augen.

      «Was weinst du, Schlingel? Hab' ich's nicht immer gesagt, daß du die schlechteste, undankbarste Kreatur von der Welt bist? Was hast du? Sprich!»

      «Ich bin so verlassen, Sir – so ganz verlassen! Jedermann ist so schlimm gegen mich. Es ist mir, als wenn ich hier blutete und mich totbluten müßte»; – und er preßte die Hand auf das Herz und blickte mit nassen Augen seinem Führer in das Gesicht.

      Bumble hustete, sagte endlich: «Trockne nur deine Augen und sei ein guter Junge», und ging schweigend weiter.

      Der Leichenbestatter, der soeben die Fensterladen seines Geschäfts geschlossen hatte, machte gerade bei dem Scheine einer elenden Kerze einige Eintragungen in sein Rechnungsbuch, als Mr. Bumble eintrat.

      «Aha!» sagte er, von dem Buche aufblickend und mitten in einem Worte aufhörend, «sind Sie es, Bumble?»

      «Niemand anders!» erwiderte der Kirchspieldiener. «Hier ist er! СКАЧАТЬ