Wilde Welt. Gerstäcker Friedrich
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Название: Wilde Welt

Автор: Gerstäcker Friedrich

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753135984

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СКАЧАТЬ daß ich, um ganz sicher zu sein, ihr auch noch den zweiten Schrotlauf gab und sie dann liegen ließ und zu Bett ging. Die zweite Hyäne war nach dem Schuß verschwunden.

      Irgend ein anderes erlegtes Thier wäre nun von diesen Bestien schon vor Tagesanbruch vollständig zerrissen und verzehrt gewesen. Ihr eigenes Geschlecht rühren sie aber nicht an, bis es wirklich in Verwesung übergeht und den ihm eigenthümlichen Geruch verloren hat - dann fressen sie es ebenfalls. Es war eine gefleckte Hyäne gewesen, die in dieser Gegend ausschließlich vorzukommen scheint; alle wenigstens, /109/ die unsere Gesellschaft gesehen oder erlegt hatte, gehörten dieser Gattung an. Am nächsten Morgen kamen aber schon die Aasgeier in Schwärmen herbei, und gleich nach Sonnenaufgang, als sie nur die erste Scheu überwunden hatten, fielen sie darüber her, ihr ekles Mahl zu halten.

      Ueber die Farbe der verschiedenen Augen der Thiere bei Feuerlicht möchte ich nur noch ein paar Worte erwähnen. Am schärfsten leuchten natürlich und glühen mit rothem Licht die Augen sämmtlicher Raubthiere, vorzüglich der Katzenarten. Die Lichter der Hyäne strahlten ebenfalls groß und roth, aber schienen nicht so concentrirt. Das amerikanische Rothwild hat einen prächtigen rothen Feuerschein, aber ebenso Pferd und Hund, und wo diese frei draußen herumlaufen, muß man sich in Acht nehmen, sie für ein Wild zu halten. In Nordamerika hat schon mancher Farmer Nachts aus Versehen sein eigenes Füllen erschossen, das er für einen Hirsch hielt. Die Augen des Rindviehs dagegen leuchten mit einem sehr matten, grünlichen Licht, das man nur auf geringe Entfernung sieht. Ebenso ist es mit dem Hasen der Fall. Der Alligator hat Augen, die wie rothglühende Kohlen leuchten; Wiesel und Marder wie helle Johanniskäfer. /110/

      Der verlorene Ring.

      Erstabdruck: Hausblätter, a.a.O.,4. Bd. Seiten 72-80. 1864

      Im August des Jahres 1860, wo ich in Ecuador auf das englische Schiff wartete, das von London aus Einwanderer und Ansiedler bringen sollte, mußte ich notgedrungen der Jagd obliegen, wenn ich überhaupt Fleisch wollte zu essen haben, hätte mich nicht schon meine eigene Neigung dazu getrieben. Die Jagd war freilich in jenen furchtbaren Wäldern weit mehr eine Arbeit, als eine Erholung, und es dabei oft ein Kunststück, die Büchse in den ewigen Regen und nassen Büschen trocken und schußfähig zu erhalten.

      So war ich auch am 22. August Morgens mit einem Begleiter, dem Alcalden des kleinen Indianerdorfes aber sonst einem intelligenten und wirklich liebenswürdigen Burschen, aufgebrochen, um den Seyno's oder wilden Schweinen den Krieg anzukündigen. Allerdings gab es deren dort genug, aber der Wald war auch so furchtbar dicht, daß es ungemein schwer hielt, geräuschlos und unbemerkt an sie anzukommen, und zwei- oder dreimal mißglückte es vollständig. - Endlich, etwa um zwei Uhr Nachmittags hörten wir wieder das Geräusch der brechenden Thiere, die aber, wie wir bald ausfanden, von uns fortzogen, und denen wir deshalb folgen mußten.

      Bis dahin hatten wir uns in einer sogenannten trocha - einem mit Messerhieben angezeigten Pfad, oder doch wenig-/111/stens in dessen unmittelbarer Nähe gehalten. Jetzt half es nichts weiter, wir mußten mitten in den Wald hinein, und während ich, mit der Büchse im Anschlag, unbesorgt auf den Fährten folgte, denn ich führte ja meinen Compaß bei mir und wußte, daß ich die trocha immer wieder finden könne, - knickte der vorsichtigere Eingeborene, der der kleinen Messingkapsel nicht so recht trauen mochte, hier und da einen Zweig ein, um sich an diesen sehr schwachen Merkmalen im Nothfall wieder zurück zu finden.

      Etwa eine halbe Stunde mochten wir den Thieren, fast eben so viel nach dem Geruch wie auf der Fährte gefolgt sein, denn sie tragen eine Stinkdrüse auf dem Rücken, die mit dem Winde weithin ihren Duft verbreitet - als wir ihr Brechen wieder in den Büschen hörten, und ich meinen Begleiter nun zurückließ, um allein an sie anzubürschen. Es liegt indessen nicht in meiner Absicht, hier eine Schweinsjagd genauer zu beschreiben, und ich will nur kurz bemerken, daß ich nach einigen Schwierigkeiten eine junge Bache erlegte und nachher auch noch einen ziemlich starken Keiler hätte erlegen können. In jener feuchten und heißen Zone ist es aber fast unmöglich, frisches Fleisch lange gut zu erhalten, außerdem hatten wir an der Bache gerade genug durch diesen Wald zu tragen, und als ich meine Büchse wieder geladen hatte, zerwirkten wir das Stück Schwarzwild, schulterten jeder unseren Theil und wanderten heimwärts.

      Allerdings wollte mein Begleiter jetzt seinen eingeknickten Zweigen zurückfolgen; das würde uns aber zu lange aufgehalten haben, denn wir hatten noch drei gute Stunden zu marschiren, und nach Dunkelwerden ist es unmöglich, durch diese Dickichte und Dornen, Sümpfe und Lagunen zu dringen. Ich schlug daher nach meinem Compaß einen geraden Cours ein, der uns bald, sehr zum Erstaunen meines Begleiters, wieder in die trocha führte, und von dort hatten wir ein verhältnismäßig leichteres Gehen mit unserer Last.

      Etwa noch eine halbe Stunde Weges von der Seeküste entfernt, wo das kleine Indianerdorf San Lorenzo lag, das meine jetzige Heimath bildete, trafen wir ein Volk pavas - die ecuadorianischen kleinen Truthühner, die nicht größer als /112/ ein amerikanisches Prairiehuhn sind und auch mit diesen einige Ähnlichkeit haben - in den Bäumen sitzen. Der Abend rückte allerdings schon scharf heran, aber ich warf doch meine Last ab und holte noch einen der Burschen herunter. Die übrigen flogen fort. Jetzt wollte ich wieder laden, aber ein jäher Schreck zuckte mir durch die Glieder, denn ich fand mein Lademaß nicht, und an dem Lademaß war mein Trauring befestigt.

      Wohl ist das ein wunderlicher Platz, ihn zu tragen als ich mir aber vor Jahren in Tyrol auf der Gemsjagd den Goldfinger der linken Hand zerschossen hatte und den Ring nicht an die rechte Hand bringen konnte, knüpfte ich ihn damals, um ihn nicht zu verlieren, an die grüne Schnur meines Pulvermaßes und hatte ihn daran die langen Jahre behalten und sorgsam bewahrt. Jetzt war das Lademaß fort und mit ihm der Ring, und ich zweifelte keinen Augenblick, daß ich ihn dort verloren haben mußte, wo ich das Seyno geschossen nnd meine Büchse wieder geladen hatte.

      Was nun? - An diesem Abend war es allerdings nicht möglich, an einen Rückweg zu denken; wir mußten tüchtig zumarschiren, um nur noch das nahe Dorf vor einbrechender Nacht zu erreichen, da noch eine wohl kurze, aber sehr böse Sumpfstrecke zu passiren blieb, während wir den Platz, wo ich geschossen, gar nicht mehr hätten finden können; aber ich beschloß am nächsten Morgen in aller Frühe wieder draußen zu sein und, mit Lebensmitteln versorgt, jene Stelle so lange abzusuchen, bis ich das Verlorene wieder finde. Mein Indianer hielt dazu treulich bei mir aus, und kaum dämmerte im Osten der Tag, trotzdem daß es wieder einmal wie mit Kübeln vom Himmel goß, so waren wir schon, ich meine Büchse, er seine Lanze geschultert, auf dem Weg.

      Die ersten Stunden schritten wir, um kein Wild uns kümmernd, rasch vorwärts, bis wir die ungefähre Gegend erreichten, wo wir vom Weg aus links, im Dickicht drin, die Scynos zuerst gehört und dann, ihnen nach, abgebogen waren. Es zeigte sich aber gar nicht so leicht, den Platz jetzt genau wieder anzugeben, denn der ganze Wald bestand aus nichts als niederen wellenförmigen Hügeln mit schmalen, von /113/ Negrito bewachsenen Sumpfstellen dazwischen, die einander stets vollkommen gleich sehen. Außerdem hatte gestern keiner von uns Beiden genau, oder auch nur überhaupt darauf geachtet, wo wir abbogen. Ein paar Stellen, die wir für die richtigen hielten, wurden deshalb vergebens abgesucht, um in der Nähe der Trocha eingeknickte Zweige zu finden, und es war schon fast wieder Mittag geworden, als mein Begleiter sich eines Baumes mit gebrochenem Wipfel erinnerte, der ganz in der Nähe von dort gestanden haben sollte. Kaum hundert Schritt weiter entdeckten wir denselben wirklich, und dort begannen auch die ersten Spuren durch einen eingeknickten Busch.

      Es war keine leichte Arbeit, jetzt der Bahn zu folgen, denn nur alle zehn bis fünfzehn Schritt trafen wir wieder auf ein ähnliches Zeichen, und oft verloren wir in dem furchtbaren Dickicht diese schwachen Merkmale und mußten weit umhersuchen, ehe wir sie wieder fanden. Einer von uns Beiden ging in dem Fall stets zu dem letztgefundenen Merkmal zurück, um dieses nicht auch zu verlieren, während der Andere weiter suchte und bei glücklichem Fund das Zeichen durch ein lautes „aqui" gab.

      So rückten wir allerdings sehr langsam, aber doch vollkommen sicher vorwärts, und nach СКАЧАТЬ